Teilungen Polens
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Polen-Litauen lag jahrhundertelang im Konfliktgebiet zwischen Russland, Preußen und Österreich. Ende des 18. Jahrhunderts annektierten die Nachbarstaaten in den drei Teilungen Polens große Gebiete dieses Staates, bis er schließlich nicht mehr eigenständig existierte.
In diesem Zusammenhang wird manchmal auch die im Molotow-Ribbentrop-Vertrag von 1939 beschlossene Aufteilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion als "vierte Teilung Polens" bezeichnet.
Der Begriff "Polnische Teilungen" wird in der Geschichtswissenschaft heute nicht mehr verwendet, da er so ausgelegt werden könnte, als hätten sich die Polen selber geteilt.
Siehe auch: Geschichte Polens
Die erste Teilung von 1772
Polen war spätestens seit der Herrschaft von August II. dem Starken immer mehr unter den Einfluss Russlands geraten. 1764 setzte Katharina II. die Wahl ihres ehemaligen Liebhabers Stanislaus Poniatowski zum polnischen König durch.
Stanislaus führte Reformen durch, diese und der Einfluss Russlands führten zur Konföderation von Bar, die die Souveränität von Polen bewahren wollte und versuchte sich gegen die Besatzungsmächte aufzulehnen. Sie konnte jedoch mit Hilfe russischer Truppen zerschlagen werden.
Um Polen nicht völlig Russland zu überlassen, erklärten sich Preußen unter Friedrich dem Großen und Österreich unter Maria Theresia mit einer ersten Teilung einverstanden: Das Königreich Preußen erhielt die anderen Teile Preußens, welche ebenfalls ehemals vom Deutschen Orden regiert wurden, wie Ermland, Westpreußen, Kulmerland und Pommerellen sowie das Netzegebiet und damit eine Landverbindung von Brandenburg und Pommern nach Ostpreußen. Danzig blieb allerdings freie Stadt.
Russland annektierte die Gebiete östlich von Düna und Dnjepr. Österreich erhielt Galizien einschließlich des Gebietes von Lemberg.
In Polen wurden nach der ersten Teilung die Bemühungen um Reformen durch den König Stanisław August Poniatowski verstärkt. Nach der Französischen Revolution gab sich Polen am 3. Mai 1791 als erstes Land Europas eine Verfassung. Diese wurde von der Konföderation von Targowica (1792) abgelehnt, Russland wurde um Hilfe angegangen. Dies führte zur zweiten Teilung 1793. An dieser war Österreich nicht beteiligt.
Preußen erhielt die Freie Stadt Danzig sowie Großpolen (die spätere Provinz Posen), Russland Polesien und Wolhynien (heute Weißrussland) sowie den Rest der Ukraine, damit eine gemeinsame Grenze zu Österreich.
Der darauf folgende Kościuszko-Aufstand (1794) unter Tadeusz Kościuszko bot den Anlass, den Reststaat vollends zu liquidieren. Diesmal war auch Österreich wieder beteiligt: Es erhielt bei der Dritten polnischen Teilung Nordgalizien bis kurz vor Warschau.
Preußen annektierte Warschau und das Gebiet bis zur Memel, Russland erhielt Litauen sowie die Gebiete östlich der späteren Curzon-Linie.
Stanislaus II. August war damit gezwungen abzudanken.
1807 bzw. 1809 verloren Preußen und Österreich ihre Gewinne aus der zweiten und dritten Teilung Polens an das von Napoleon gebildete Großherzogtum Warschau, welches 1815 als Kongresspolen an Russland ging.
Die "vierte Teilung" von 1939
Nach dem Molotow-Ribbentrop-Vertrag und dem Einmarsch deutscher und sowjetischer Truppen wurde das 1918 wieder unabhängig gewordene Polen erneut geteilt. Die weißrussischen und ukrainischen Gebiete fielen an die Sowjetunion, eine vergrößerte Provinz Posen ("Reichsgau Wartheland") sowie ein Grenzstreifen wurden an Deutschland angeschlossen, die Bevölkerung teilweise vertrieben. Der Rest wurde als deutsch verwaltetes Generalgouvernement in das System des Nationalsozialismus eingebunden und Zentrum der Vernichtungspolitik gegen Juden und Slawen.
Literatur
Kaplan, Herbert: The first partition of Poland, New York 1962
Müller, Michael: Die Teilungen Polens 1772, 1793, 1795, München 1984
Lukowski, Jerzy: The partitions of Poland 1772, 1793, 1795, London 1999