Mobiltelefon

Ein Mobiltelefon (auch Pseudoenglisch Handy Vorlage:Lautschrift, Händi, Natel) ist ein kleines, tragbares Funk-Telefon. Bis zum Beginn der 1990er Jahre wurde das Autotelefon ebenfalls als Mobiltelefon bezeichnet.
Geschichte
Die Entwicklung des Mobilfunks begann eigentlich 1926 mit einem Telefondienst im Zug der deutschen Reichsbahn und Reichspost auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Dieser Telefondienst wurde nur den Passagieren der 1. Klasse angeboten, aber bereits 1918 rund fünf Jahre nach der Erfindung des Meißnerischen Röhrensenders wurden von der Deutschen Reichsbahn schon Versuche mit Funktelefonen im Raum Berlin durchgeführt.
Die ersten Autotelefone, die bundesweit verwendbar waren, gab es seit 1958. Die Geräte waren wegen der für die Funktechnik verwendeten Vakuumröhren recht groß. Gespräche wurden handvermittelt, und Gerätepreise lagen bei 50 % vom Wagenpreis. Ab 1985 gab es in Deutschland das kleinzellige analoge C-Netz. Es ermöglichte niedrigere Sendeleistung der Telefone. Daher gab es ab 1987 auch tragbare Funktelefone in der Größe eines Aktenkoffers.
1983 stellte Motorola das weltweit erste kommerzielle Mobiltelefon "DynaTAC 8000X" vor.
Durch die Einführung flächendeckender digitaler Mobilfunknetze (D-Netz ab etwa 1990 in Deutschland) konnte die benötigte Batterieleistung der Mobiltelefone und damit auch deren Gehäusegröße erneut vermindert werden. 1992 wurde das erste GSM-fähige Mobilgerät von Motorola, das International 3200, vorgestellt. Zur gängigen Bezeichnung für die neu eingeführten, handtellergroßen GSM-Mobiltelefone geriet im Deutschen das Wort "Handy", entlehnt aus dem Sprachgebrauch deutscher Funkamateure der 1980er aus US-Militärjargon (siehe unten).
(Siehe auch Abschnitt Mobilfunk in der Geschichte des Telefons sowie den Artikel Autotelefon.)
In Nordkorea wurde die Nutzung von Mobiltelefonen am 25. Mai 2004 verboten. Die Mobiltelefone wurden den Bürgern wieder abgenommen, wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldete. Rund 20.000 Nordkoreaner hatten den Mobilfunkdienst seit dessen Einführung im November 2002 genutzt.
Die Entwicklung geht zunehmend in Richtung eines kombinierten Multifunktionsgerätes mit Funktionen als Telefon, Uhr, Kamera, MP3-Player, Navigationsgerät, Rechner und Spielkonsole.
Aufbau und Technik
Wie das drahtgebundene Telefon besteht das Mobiltelefon aus einem Lautsprecher, einem Mikrofon, einem Bedienteil (Tastatur und Anzeige) und einer Steuerung (meist ein Microcontroller). Die Displays sind heutzutage bereits kleine Computerbildschirme. Zusätzlich hat es einen Funkteil (Sendeempfänger und Antenne) und eine eigene Stromversorgung (meist einen Akkumulator). Oft ist zum Betrieb eine SIM-Karte notwendig, die zur Identifizierung gegenüber dem Mobilfunknetz genutzt wird.
Wie alle Geräte mit integriertem Computer ist auch ein Mobilfunktelefon nicht frei von Softwarefehlern. Bislang sind einige wenige Handyviren für Symbian basierende Geräte bekannt, die Anzahl wird aber steigen. Vermeintliche Viren, die in der Lage sind, Mobiltelefone lahmzulegen, basieren meist auf Softwarefehlern. Gefahren bestehen v.a. in Form von Schadprogrammen, welche sich in Dienstmitteilungen unter falschen Namen ausgeben oder durch so genanntes Bluejacking, welches Fehler in der Bluetooth-Implementierung ausnutzt. Es empfiehlt sich, Bluetooth nur bei Bedarf einzuschalten oder sich zumindest für andere unsichtbar zu machen. Unerwartete Bluetooth-Nachrichten sollten einfach abgewiesen werden.
Fast alle neueren Mobiltelefone enthalten einen Interpreter für die Programmiersprache Java in einer Minimalausgabe (Mobile Information Device Profile, MIDP), die aber die wesentlichen Funktionen von Java enthält. Eine wachsende Szene von Programmierern versorgt die Benutzer mit Freeware, Shareware und kostenpflichtigen Spielen.
Mobiltelefone in Europa funktionieren heutzutage nach dem GSM-Standard. Sie benutzen Frequenzen um 900 MHz beziehungsweise 1800 MHz. Neuere Triband-Handys können zusätzlich noch auf 1900 MHz operieren, was eine bessere Verbindungsqualität ermöglicht. Während die Basisstationen für Mobiltelefone Sendeleistungen um 50 Watt haben, kommen Mobiltelefone mit Sendeleistungen von max. 2 W (D-Netz) beziehungsweise 1 W (E-Netz) aus. Für die Übertragung wird als Modulationsart GMSK (Gaussian Minimum Shift Keying, eine optimierte Version der FSK) verwendet.
Die nächste Generation der Mobilfunkgeräte befindet sich in der Markteinführung. Es gibt zwei konkurrierende Standards, Universal Mobile Telecommunications System UMTS als eine Weiterentwicklung des GSM-Standards und CDMA2000 als Weiterentwicklung des besonders in den USA weit verbreiteten CDMA-Standards. Beide arbeiten bei Frequenzen um 1800 bis 1900 MHz, benutzen viele kleine Funkzellen und sind für höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit und höhere Nutzerzahl optimiert. Wegen der kleineren Funkzellen und bedingt durch weiterentwickelte Modulationsverfahren konnte die Sendeleistung der Mobiltelefone gegenüber GSM nochmals reduziert werden.
Ausrüstung
Handykamera
Seit 2000 werden immer mehr Mobiltelefone mit integrierter Kamera ausgestattet. Bei diesen Fotohandys befinden sich die Bildaufnahmegeräte an der Rückseite des Mobiltelefons. Jedoch ließ die Qualität der ersten Kamerahandys sehr zu wünschen übrig. Seit Mitte 2004 können jedoch einige Modelle mit einfachen Digitalkameras mithalten. In Deutschland war das Siemens S65 das erste Fotohandy mit einer 1-Megapixel Kamera. Die integrierte Kamera konnnte schon Bilder mit bis zu 1280 x 960 Bildpunkten aufnehmen. Vor allem bei hellerer Umgebung können ausreichend gute Bilder gemacht werden. Bei Dunkelheit allerdings erhalten die Bilder ein starkes Farbrauschen.
Seit neuestem können auch Videos, meist begrenzt auf bis zu 30 oder 60 Sekunden, aufgenommen werden. Die Qualität von Videos mit Fotohandys lässt jedoch sehr zu wünschen übrig. Auch Videos mit sehr schlechter Qualität von bis zu 176 x 144 Pixel können derzeit (Stand 2005) aufgenommen werden.
Die fotografierten Bilder werden auf dem Mobiltelefon gespeichert und können als Multimedia-Nachrichten versendet werden. Dabei fallen Gebühren an, die zur Zeit bei etwa 30 bis 100 Eurocent pro MMS liegen. Je nach Telefontyp können diese Bilder auch als eMail, über Infrarot, mit Hilfe von Bluetooth versendet oder über ein USB-Kabel übertragen werden. Viele Telefone sind nicht auf einfache Bilder beschränkt.
Auf der Cebit 2005 wurde mit dem Samsung SCH-V770 das erste 7-Megapixel-Handy der Welt vorgestellt. Es handelt sich bei dem Gerät eher um eine Digitalkamera mit Mobiltelefon, denn das SCH-V770 hat Weitwinkel- und Televorsatzlinsen, einen eingebauten optischen 3-fachen Zoom, zudem kann Schärfe, Brennweite (7,8 bis 23,4 mm) und die Verschlusszeit (von 15s bis 1/2.000 s) eingestellt werden. Die Vorderseite sieht aus wie ein Handy, während die Rückseite die meisten Digitalkamera-Funktionen beherbergt.
Musikplayer
Seit Anfang 2004 sind auch Mobiltelefone mit integriertem MP3-Player und Radio im Handel erhältlich. Zum Beispiel das Motorola E398, das Sharp V902, das Sony-Ericsson K700i oder das Siemens SX1 haben diese Funktion. Mit diesen Smartphones kann Musik wie auf einem MP3-Player auf den Telefon-Speicher Speichern. Es gibt auch Mobiltelefone bei denen man eine Speicherkarte den Telefon-Speicher erweitern kann.
Datenübertragung
Bei vielen Handys ist es möglich, Daten per seriellem oder USB-Kabel, Infrarot oder Bluetooth auf den Computer und zurück zu übertragen. Dadurch ist es möglich, das Telefonbuch zu synchronisieren, im Internet zu surfen oder Bilder und Klingeltöne auf das Handy zu übertragen. Die Übertragung von Java-Programmen ist von vielen Herstellern leider unterbunden worden (z.B. Sharp). Eine Übertragung ist dann nur per WAP möglich. Speziel für dieses Problem gibt es die WAP Media Folders.
Bezeichnungen
Die Bezeichnung Handy stammt aus der Unterscheidung der beiden militärisch genutzten Motorola-Produkte auf dem Gebiet der mobilen Funkgeräte. Das Rucksackfunkgerät wurde "Walkie-Talkie" getauft, das Handsprechfunkgerät "Handie-Talkie". Erstaunlicherweise hat sich eine Verschiebung des Wortes "Walkie-Talkie" auf Handsprechfunkgeräte der CB-Funk-Klasse ergeben.
Das Wort "Handy" als Bezeichnung für ein Mobiltelefon ist ein Scheinanglizismus, also kein englisches Wort. Wer dennoch sichergehen will, dass er von seinem englischsprachigen Gegenüber verstanden wird, sollte nach wie vor die Bezeichnung portable, cellular phone, mobile phone oder einfach nur mobile benutzen.
Inzwischen wird auch die eingedeutschte Schreibweise Händi verwendet, die mittlerweile auch vom Verein Deutsche Sprache empfohlen wird.
In der Schweiz ist noch die Bezeichnung Natel allgemein im Gebrauch (Nationales Autotelefon), die jedoch von der Telefongesellschaft Swisscom allein für ihre Dienste als geschützte Marke beansprucht wird.
Mobiltelefonindustrie
| Hersteller | Verkaufte Mobilfunktelefone (Stand 3. Quartal 2004, gesamt: 170 Mill.) |
|---|---|
| Nokia | 30,2 % |
| Sonstige | 29,9 % |
| Motorola | 13,7 % |
| Samsung | 13,4 % |
| Siemens | 6,5 % |
| Sony Ericsson | 6,3 % |
Derzeit ist die Mobiltelefonindustrie eine wachsende Branche: Alleine im Jahre 2003 stieg die Zahl der verkauften Handys um 23,3 % auf 533 Millionen. In den Jahren zuvor wurden noch nie mehr als 500 Millionen Mobiltelefone in einem Jahr verkauft. Damit profitierten die Hersteller der Geräte von einer starken Nachfrage vor allem in den Schwellenländern Asiens und Osteuropas. Außerdem ersetzten im Jahre 2003 viele Nutzer ihre alten Handys durch moderne Geräte.
Die Industrieländer gelten jedoch mittlerweile als gesättigte Märkte, auch wenn versucht wird, durch neue Verkaufsideen für hochwertige Handys (integrierte Digitalkameras, MP3-Player und Farbdisplay) Konsumenten zu gewinnen. In den Jahren 2003/04 gab es vor allem eine große Nachfrage nach günstigen Einsteigerhandys. In Schwellenländern wie der Volksrepublik China, Indien, Russland und Brasilien haben die Verkäufe 2004 die Erwartungen der Hersteller weit übertroffen. Auch verkauften die Netzbetreiber, in Deutschland zum Beispiel die Deutsche Telekom, O2, Vodafone subventionierte Geräte, um Marktanteile zu gewinnen.
Weltmarktführer bei den Handys ist die finnische Firma Nokia. Das Unternehmen besaß 2004 etwa 33% Weltmarktanteil. Jedoch fiel bei Nokia der Nettogewinn im Schlussquartal 2004 um 13 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor, und vor allem die asiatische Hersteller wie LG Electronics holen in Bezug auf den Marktanteil auf. Hinter Nokia erzielen Siemens und Samsung am Gesamtmarkt die höchsten Gewinne. Bei Samsung, weltweit die Nummer drei, sank jedoch die Gewinnmarge von 13% im dritten auf 3% im vierten Quartal. Zwischen Herstellern und Netzbetreibern herrscht ein starker Wettbewerb. Das Umsatzwachstum für Mobiltelefone in den Jahren 2002 und 2003 flaut derzeit ab. Vom ersten bis zum letzten Quartal 2004 hat sich das Wachstum fast halbiert. Für 2005 wird ein weltweites Wachstum von 8% nach 32% im Jahr zuvor erwartet. Es scheint schon jetzt so, als müssten sich die Mobiltelefonhersteller 2006 auf einstellige Wachstumsraten einstellen. Der Mengenabsatz werde zwar weiter steigen, aber die Gewinnmargen blieben unter Druck. Selbst in den Großstädten neuer Märkte wie Peking und Jakarta scheint sich schon 2005 eine leichte Sättigung bemerkbar zu machen.
Besonders kräftiges Wachstum verzeichneten Anfang 2005 die sogenannten Smartphones, also Handys mit Computerfunktionen wie Blackberry und Palm. Der Absatz dieser Geräte kletterte schon 2004 um 181 Prozent auf 9,6 Millionen.
Diebstahl
Mobiltelefone sind beliebte Diebesobjekte, wobei nicht nur angeschaltete, angemeldete Handys interessant sind (da der Dieb mit ihnen kostenlos telefonieren kann), sondern auch ausgeschaltete, über die PIN auf der SIM-Karte gesicherte Telefone. Die SIM-Karte kann jederzeit problemlos entfernt werden. Handelt es sich um ein schon entsperrtes Handy, muss lediglich eine neue SIM-Karte eingelegt werden, das heißt die Geräte können also auf dem freien Markt als vollwertige Hardware angeboten werden (zum Beispiel übers Internet). Bei Diebstahl einer Mobilstation empfiehlt sich also zweierlei:
- Beantragung der Sperrung der Nummer (SIM-Karten-abhängig, Angabe der eigenen Nummer und einem evtl. vereinbarten Passwort)
- Beantragung der Sperrung des gesamten Gerätes über die Angabe der geräteabhängigen IMEI-Nummer (oft auf dem Kaufvertrag oder der Originalverpackung angegeben)
Handytarife
Handytarife: Handytarife sind Gebühren pro telefonierter Gesprächszeit. Die einzelnen Anbieter (Provider) unterscheiden sich häufig in ihren monatlichen Gebühren, vielfach sind die Handytarife für Gepräche in der Nebenzeit billiger als in der Hauptzeit. Es gibt Angebote mit inbegriffenen Gesprächsminuten sowie verschiedenen Gebühren für Gespräche in verschiedene Netze.
Netzvorwahlen
| Anbieter | Netzvorwahlen |
| GSM-Netze | |
| T-Mobile (D1) | 0170, 0171, 0175, 0160 |
| Vodafone D2 | 0172, 0173, 0174, 0162 |
| E-Plus | 0177, 0178, 0163 |
| O2 Germany | 0179, 0176 |
| UMTS-Netze | |
| Group 3G (Telefonica/Sonera) | 0150 |
| T-Mobile (D1) | 0151 |
| Vodafone D2 | 0152 |
| KPN / E-Plus | 0155 |
| mobilcom | 0156 |
| O2 Germany | 0159 |
Gesundheit
Es gibt Diskussionen darüber, ob die durch Mobiltelefonie entstehende elektromagnetische Strahlung (siehe auch Elektrosmog) die Gesundheit beeinträchtigt.
siehe auch
- Mobiltelefone
- Short Message Service (SMS), MMS
- Klapphandy, Fotohandy
- Klingelton, Handylogo, Tastensperre
- SAR-Wert
- DECT, GSM, UMTS, GPRS, WAP, PCS
- Standortbezogene Dienste
- Handy-Weitwurf, Handy Booster
Weblinks
- http://www.xonio.com Testberichte auf Deutsch
- http://www.technik-handy.de Handytechnik
- http://www.who.int/peh-emf/en/ - Informationen von der WHO (auf Englisch)
- http://www.telefon-treff.de - Mobilfunkforum mit Infos zu allen Themen (vor allem) rund ums Handy
- Handy weblog- Nützliches und interessantes blog über Handys
- Das Wort 'Handy'
Werbung in eigener Sache
Wikipedia auf dem Handy: wap.Maxpedia.org, de.wap.freepedia.org oder de.wapedia.org bieten die Möglichkeit, Wikipedia auch vom Handy aus abzurufen. Dazu benötigt man ein WAP-fähiges Handy oder einen PDA.