Zum Inhalt springen

Pfaffsche Form

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. März 2005 um 22:56 Uhr durch 84.151.171.94 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Doppeleintrag Diskussion bitte dort

Definition der Pfaffschen Form

Die Pfaffsche Form , auch Differentialform 1. Ordnung genannt, ist ein Begriff aus der Differentialgeometrie. Sie ordnet jedem Punkt aus einer offenen Menge einen Cotangentialvektor zu. Das heißt:

Ein Cotangentialvektor ist eine lineare Abbildung, welche die Elemente des Tangentialvektorraums auf abbilden.

Die Menge dieser linearen Abbildungen bilden einen Vektorraum mit derselben Dimension wie der Tangentialvektorraum, weshalb die Menge Cotangentialvektorraum genannt wird.

Der Tangentialvektorraum bezeichnet die Menge aller Vektoren , die Tangentenvektoren von in U liegenden, stetig differenzierbaren Kurven am Punkt sind. Da jeder beliebige Vektor Tangentialvektor am Punkt der stetig differenzierbaren Kurve ist, gilt . Die Existenz der Kurve in ergibt sich daraus, dass eine offene Menge ist.

Koordinaten-Darstellung

Für jede Pfaffsche Form existiert eine Koordinaten-Darstellung:

für alle bzw.


.


Die Funktionen sind beliebige Abbildungen aus der offenen Menge in den Körper der reellen Zahlen , d.h. .

Die Differentiale stellen jeweils Basisvektoren des Cotangentialvektorraums dar. Deshalb lässt sich jede Pfaffsche Form als Entwicklung der Differentiale darstellen, d.h. für jede Pfaffsche Form existiert genau eine Koordinatendarstellung.

Sei einer der Basisvektoren , ..., des Tangentialvektorraums . Jede der linearen Abbildungen ist eindeutig durch das Bild der Basisvektoren , ..., definiert. Es gilt:

==

Totales Differential

Das totale Differential der stetig differenzierbaren Funktion ist eine Pfaffsche Form bzw. eine Differentialform 1. Ordnung, die definiert ist durch:

==

Da definiert ist durch , gilt:


Kurvenintegral der Pfaffschen Form

Sei eine stetig differenzierbare Kurve in , dann ist das Integral der Pfaffschen Form entlang der Kurve definiert durch:

:=

Dabei gilt für =

Für das Kurvenintegral des totalen Differentials DF gilt:

= mit und

Das Integral des totalen Differentials hängt nicht von der Kurvenform sondern nur vom Anfangspunkt und Endpunkt der Kurve ab. Das Integral über eine geschlossene Kurve, d.h. =, ist immer gleich Null. Es gilt somit:

Geometrische Interpretation des Kurvenintegrals

Für die stetig differenzierbare Kurve stellt die Ableitung die Steigung der Kurve jeweils am Kurvenpunkt dar. D.h. die Ableitung stellt den Tangentenvektor am Kurvenpunkt dar.


Der Tangenten-Einheitsvektor am Punkt ist definiert durch:


Die Länge der Kurve ist gegeben durch:

:=

Deshalb wird ds als Streckenelement oder Bogenelement der Kurve bezeichnet. Weder "ds" noch "dt" stellen totale Differentiale dar. Durch dt wird lediglich ausgedrückt, dass über den Kurvenparameter t integriert wird. Die Bezeichnung dt ist motiviert durch die Definition der Partialsummen des Riemann-Integrals.

Für das Kurvenintegral gilt somit:

=

stellt die Projektion der Form auf den Tangenteneinheitsvektor dar, d.h.:

=


Stammfunktion einer Pfaffschen Form

Eine stetig differenzierbare Funktion heißt Stammfunktion der stetigen Pfaffschen Form , wenn gilt:

.

Die Pfaffsche Form besitzt nur dann eine Stammfunktion, wenn die Form geschlossen ist, d.h. es gilt:

für alle i,j.

Diese Bedingung ist jedoch nicht hinreichend. In einem einfach zusammenhängenden Gebiet besitzt jede geschlossene Pfaffsche Form eine Stammfunktion. Insbesondere gilt: Ist die geschlossene Pfaffsche Form auf dem gesamten definiert, so besitzt die Form eine Stammfunktion.

Physikalisches Beispiel für eine Pfaffsche Form

Die Pfaffsche Form stelle ein Kraftfeld dar. Ein Kraftfeld beschreibt die Kraft, die auf einen Gegenstand an einem beliebigen Ort ausgeübt wird. Beispielsweise bewegt sich die Erde im Kraftfeld der Sonne. Das Kraftfeld ordnet jedem Punkt eine Kraftvektor zu.

Es muss Arbeit geleistet werden, um einen Gegenstand in einem Kraftfeld entlang eines Weges von einem Ort zu einem Ort zu bewegen. Die Größe A der geleisteten Arbeit ist gegeben durch das Kurvenintegral entlang des Weges:

=

In einem konservativen Kraftfeld ist die Größe A der geleisteten Arbeit wegunabhängig. Eine konservative Kraft leistet auf einem geschlossenen Weg keine Arbeit. Das Kraftfeld ist genau dann konservativ, wenn gilt:

Die Stammfunktion eines konservativen Kraftfeldes wird Potential oder potentielle Energie der Kraft genannt. Also gilt:

Das Vorzeichen ist lediglich Konvention.

Wird das Kraftfeld in kartesischen Koordinaten dargestellt, wobei mit i=1,2 oder 3 die Einheitsvektoren in kartesischen Koordinaten sind, so gilt für die Koordinatendarstellung der Pfaffschen Form F:

.