Zum Inhalt springen

Victoria (Vereinigtes Königreich)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2008 um 00:20 Uhr durch Nallimbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ändere: zh:维多利亚 (英国)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
George Housman Thomas: Queen Victoria, Öl auf Leinwand, um 1890
Königin Victoria an ihrem goldenen Thronjubiläum 1887

Victoria (deutsch auch: Viktoria, eigtl. Alexandrina Victoria; * 24. Mai 1819 im Kensington Palace, London; † 22. Januar 1901 in Osborne House, Isle of Wight) war von 1837 bis 1901 Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland sowie von 1876 bis 1901 Kaiserin von Indien. Sie war die Tochter von Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn und Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld.

Königin Victoria war eine der mächtigsten Frauen der Geschichte. Mit ihrer Thronbesteigung endete, aufgrund des in Hannover geltenden salischen Gesetzes, dass Frauen von der Thronfolge ausschließt, die Personalunion zwischen Hannover und dem Vereinigten Königreich. Als konstitutionelle Monarchin war sie pro forma Herrscherin über mehr als ein Fünftel der Erde und ein Drittel der Weltbevölkerung. Victoria regierte 63 Jahre und 7 Monate, länger als jeder andere britische Monarch bisher. Sie wurde aufgrund ihrer langen Regentschaft Namensgeberin für das Viktorianische Zeitalter.

Familienhintergrund

Nachdem die mit Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld verheiratete präsumtive britische Thronfolgerin Prinzessin Charlotte Augusta im Jahre 1817 nach einer Totgeburt gestorben war, fehlte es dem herrschenden Königshaus an legitimen Nachkommen. Von den sieben überlebenden Söhnen Georg III. waren zu diesem Zeitpunkt nur der Prinzregent Georg sowie zwei seiner Brüder standesgemäß verheiratet. Die Ehen des Herzogs von York und des Herzogs von Cumberland waren bislang kinderlos geblieben und die des Prinzregenten mit Caroline von Braunschweig galt als derart zerrüttet, dass es wenig wahrscheinlich schien, dass aus dieser Verbindung noch weitere Kinder hervorgehen würden, da Caroline zudem bereits 50 Jahre alt war. Der Tod Charlotte Augustas war daher für die bislang unverheirateten Söhne Georg III. der Anstoß, unter den protestantischen Prinzessinnen Europas nach geeigneten Ehefrauen Ausschau zu halten. Der verwitwete Prinz Leopold machte 1814 seine Schwester Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die verwitwete Fürstin von Leiningen, mit Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn, bekannt. Am 13. Juli 1818 verheiratete sich in einer Doppelhochzeit der Herzog von Kent mit der Fürstin von Leiningen und Herzog von Clarence mit Adelheid von Sachsen-Meiningen. [1] Die Sicherung legitimer Nachfolger für das Haus Hannover war für den Herzog von Kent allerdings nicht der einzige Heiratsgrund. Hochverschuldet und wegen seiner pedantischen und häufig auch sadistischen Amtsausübung war er seit 1803 seiner militärischen Ämter enthoben. Mit der Heirat verband er auch die Hoffnung, dass seine Apanage deutlich erhöht werden würde.

Lebensgeschichte

Kindheit

Alexandrina Victoria wurde am 24. Mai 1819 im Kensington Palace geboren und stand zu diesem Zeitpunkt an fünfter Stelle in der britischen Thronfolge. Wenig sprach dafür, dass sie auf dem englischen Thron nachfolgen würde. Der vor ihr thronfolgeberechtigte Herzog von Clarence hatte nicht weniger als zehn illegitime Kinder. Es schien daher sehr wahrscheinlich, dass aus den Ehen der älteren Brüder ihres Vaters noch Nachkommen hervorgehen würden. Am 24. Juni 1819 wurde Alexandrina Victoria im Kuppelsaal des Kensington Palace getauft. Für diesen festlichen Anlass hatte man das königliche Taufbecken aus dem Tower gebracht.[2] Zuvor war es zu einem Eklat mit dem Prinzregenten Georg gekommen. Victorias Eltern hatten eine Reihe damals übliche Namen in der königlichen Familie vorgeschlagen (u.a. Charlotte und Georgina). Georg lehnte diese ab und ließ nur zwei, eher ungewöhnliche, Namen zu. Die Taufpaten der Prinzessin wurden der Prinzregent Georg, der russische Zar Alexander I. (ihm zu Ehren erhielt sie ihren ersten Vornamen), Victorias Tante väterlicherseits Königin Charlotte Auguste von Württemberg und die Großmutter mütterlicherseits Auguste von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Die kleine Victoria wurde innerhalb der Familie Drina gerufen, erst später wurde sie Victoria genannt, dem vermeintlich „englischeren“ der beiden Vornamen.[3]

Prinzessin Victoria im Alter von 4 Jahren, 1823 (Gemälde von Stephen Poyntz Denning)

Acht Monate nach der Geburt verstarb Prinzessin Victorias Vater, der Herzog von Kent. Die Herzogin von Kent musste angesichts des hohen Schuldenbergs das Erbe ihres verstorbenen Mannes ausschlagen. Bei der Familie ihres Mannes fand sie nur wenig Unterstützung. König Georg IV., der wenige Tage nach dem Tod des Bruders den englischen Thron bestiegen hatte, hatte der Ehe zwischen seinem Bruder mit der Fürstin von Leiningen skeptisch gegenüber gestanden. Er ignorierte seine Schwägerin und ihre Tochter und hätte es am liebsten gesehen, wenn die Herzogin mit ihrer Familie nach Deutschland zurückgekehrt wäre. Auf Anraten und mit der finanziellen Unterstützung ihres Bruders Prinz Leopold blieb die Herzogin weiter im Kensington Palace wohnen. Die Herzogin von Kent geriet zunehmend unter den Einfluss von John Conroy, den der Herzog von Kent als Nachlassverwalter eingesetzt hatte. John Conroy setzte darauf, dass aus den Ehen der älteren Königsbrüder keine Nachkommen hervorgehen würden und Prinzessin Victoria zu einem Zeitpunkt den englischen Thron besteigen würde, zu dem sie noch unmündig sein würde. In diesem Fall wäre die Herzogin von Kent als Regentin an Stelle der noch unmündigen Königin eingesetzt worden. Für John Conroy hätte dies bedeutet, über die Regentin zu Einfluss und Macht zu gelangen. Um seinen Einfluss zu sichern, sorgte er dafür, dass die Herzogin und ihre Tochter weitgehend isoliert von den englischen Hofkreisen blieben. John Conroy gelang es beispielsweise der Herzogin von Kent einzureden, dass der Herzog von Cumberland - nach Prinzessin Victoria der nächste in der Thronfolge - nach dem Leben der Prinzessin trachte und daher ein abgeschottetes und isoliertes Leben notwendig sei. Prinzessin Victoria wuchs dadurch in einer Umgebung auf, in der sie nur wenige Kontakte zu anderen Personen hatte. Zu ihren wenigen Spielgefährtinnen zählte John Conroys Tochter Victoire und ihre Halbschwester Feodora; als Erzieherin war die Baronin Louise Lehzen bestimmt, die nur wenig geeignet war, die Prinzessin auf ihre zukünftige Rolle als Monarchin vorzubereiten. Diese in den Geschichtsbüchern gelegentlich als Kensington System bezeichnete Machtsicherung setzte sich auch nach dem Thronwechsel zu Wilhelm IV. fort, der anders als sein älterer Bruder seine Nichte und immer wahrscheinlichere Thronfolgerin Prinzessin Victoria gerne häufiger in seinen Hofkreisen gesehen hätte.

Königin Victoria, 1845 (Gemälde von Alexander Melville)

Als zunehmend absehbar wurde, dass Prinzessin Victoria zum Zeitpunkt des Thronwechsels bereits volljährig sein würde, versuchte Conroy ihr 1835 die Unterschrift abzuringen, dass sie ihn nach dem Thronwechsel zu ihrem Privatsekretär ernennen würde. Die Rolle eines Privatsekretärs war die einflussreichste, die ein Bürgerlicher oder kleiner Adeliger erreichen konnte. Gleichzeitig war sie wegen der Verwaltung der Finanzen der königlichen Hofhaltung mit sehr viel Einfluss verbunden. Prinzessin Victoria konnte sich trotz des enormen Drucks, den auch ihre Mutter ausübte, dieser Beeinflussung entziehen. Es kam daraufhin zu einem vollständigen Bruch mit ihrer Mutter. Bis zum Zeitpunkt ihres Thronwechsels wechselte sie kaum noch ein Wort mit ihrer Mutter. Die Versuche, die Prinzessin zu manipulieren, führten auch am englischen Königshof zum Eklat. Während des Geburtstagsdinners anlässlich des 18. Geburtstags der Prinzessin - dem Tag, an dem sie volljährig wurde - erklärte König Wilhelm IV., dass er dankbar sei, dass er bis zu diesem Zeitpunkt gelebt habe, da er auf diese Weise eine Regentschaft von dafür vollständig ungeeigneten Personen verhindert habe.

Zu den wenigen Personen, die Prinzessin Victoria auf ihre Rolle als Monarchin vorbereiteten, zählte ihr Onkel Leopold. Prinz Leopold hatte 1830 die Krone des gerade unabhängig gewordenen Staates Belgien angeboten bekommen und residierte seitdem als Leopold I. in Brüssel, dadurch blieb sein Einfluss begrenzt. Er beratschlagte die Prinzessin schriftlich und empfahl ihr Bücher und Manuskripte, die sie auf ihre Rolle als Königin vorbereiten sollten. In den Wochen, in denen Wilhelm IV. im Sterben lag und der Thronwechsel unmittelbar bevorstand, stellte er ihr als Berater außerdem Christian von Stockmar zur Seite. Mit Hilfe von Christian von Stockmar gelang es der jungen Prinzessin, die letzten Versuche John Conroys abzuwehren, sich die Macht zu sichern. John Conroy hatte unter anderem das Gerücht gestreut, dass die Prinzessin geistig nicht stabil sei und so wenig in der Lage sei, ihre Regentschaft auszuüben, dass es notwendig sei, ihre Unmündigkeit zu verlängern.

Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (Gemälde von Franz Xaver Winterhalter 1842)

Thronbesteigung und erste Regierungsjahre

Nach dem Tod ihres Onkels Wilhelm IV. (1765–1837) folgte Victoria ihm im Alter von 18 Jahren auf den Thron. Ihre neue Unabhängigkeit nutzte sie, um sich von dem dominierenden Einfluss ihrer Mutter und vor allem John Conroys zu befreien. Ihrer Mutter wurde nur die Rolle im englischen Hofleben zugebilligt, die das Protokoll für sie vorsah, ihre Beziehung sollte sich erst nach Victorias Heirat wieder annähern. John Conroy erhielt zu seiner Enttäuschung keine Stelle am englischen Hof. Er blieb allerdings Mitglied des Haushalts der Herzogin von Kent.

Das erste Regierungsjahr der jungen Königin verlief dank der Unterstützung von Premierminister Lord Melbourne sehr erfolgreich. Danach sorgte eine Reihe von Skandalen dafür, dass die Königin zunehmend an Ansehen in der britischen Öffentlichkeit verlor. Nachdem die Whigs die Mehrheit im Unterhaus verloren hatte, widersetzte sie sich einem Wechsel des Premierministeramts von Lord Melbourne zu Robert Peel und löste damit eine Verfassungskrise aus. Ihr unkluges Verhalten in der «Flora-Hastings-Affäre», in der eine ihrer an einem Lebertumor erkrankten Ehrendamen einer unehelichen Schwangerschaft verdächtigt wurde, kostete sie in der Öffentlichkeit Ansehen und Sympathien. Die britische Öffentlichkeit forderte außerdem zunehmend, dass die britische Königin heiraten solle. Nach den Maßstäben ihrer Zeit war die Königin mit ihren einundzwanzig Jahren auf dem Weg, eine alte Jungfer zu werden.

Ehe

Victoria heiratete am 10. Februar 1840 ihren Cousin mütterlicherseits Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861). Die beiden waren, obwohl die Ehe von beider Onkel, König Leopold I. von Belgien, arrangiert war, schon vor der Ehe ineinander verliebt. Durch die fehlende Stimmenmehrheit Lord Melbournes im Parlament konnte Victoria nicht durchsetzen, dass Albert zum Prinzgemahl (engl.Prince Consort) ernannt wurde. So blieb Albert mit der Hochzeit zunächst ein einfacher Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha und wurde erst 1857 zum Prinzgemahl erhoben. Auch wurde Alberts Apanage auf vergleichsweise niedrige 30 000 Pfund im Jahr festgelegt (vergl. Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld erhielt 23 Jahre zuvor, nach seiner Vermählung mit der britischen Thronfolgerin Prinzessin Charlotte, 50 000 Pfund im Jahr).[4] Victorias und Alberts beinahe einundzwanzigjährige Verbindung gilt als das berühmteste geschichtliche Beispiel ehrlicher Liebe und aufrichtigen Glücks. Im Privatleben war Albert der starke Führer und vor allem in seinen späteren Lebensjahren wurde ihm (etwas übertrieben) nachgesagt zugleich König und Premierminister gewesen zu sein.[5] In jedem Fall stand Victoria während ihrer Ehe in allen Entscheidungen, auch politisch, stark unter dem Einfluss ihres Prinzgemahls Albert. Queen Victoria selbst drückte es in einem Brief vom 9.Juni 1858 an ihre älteste Tochter so aus:

Ich kann nie glauben oder zugeben, dass irgendein anderer Mensch vom Schicksal so gesegnet worden ist wie ich, mit einem solchen Mann, einem solch vollkommenen Mann. Papa war für mich alles, ist es auch heute noch. (….) Er war für mich alles, mein Vater, mein Beschützer, mein Führer, mein Ratgeber in allen Dingen, ich möchte fast sagen, er war mir Mutter und Mann zugleich. (…) Ich bin wie gelähmt wenn er nicht bei mir ist.“[6]

Irland

Irland war ein Sonderfall im Vereinigten Königreich: nach dem Gesetz war es Teil des Königreichs mit einer Vertretung im Parlament, wurde aber in vieler Hinsicht behandelt wie eine Kolonie. Die Politik der englischen Großgrundbesitzer in Irland führte zusammen mit der Kartoffelfäule zur Hungersnot von 1845–1849. Bis zu 1,5 Millionen Iren verhungerten und viele wanderten nach Amerika aus. Der zu diesem Zeitpunkt (1845) regierende Premierminister Robert Peel konnte sich nicht durchsetzten in seinen Forderungen, nach außer Kraft setzten der Kornzölle, um billigeres Getreide nach Irland einführen zu können. Prinz Albert verfasste auch im Namen Victorias ein Memorandum, in dem er ihr bestürzen zum Ausdruck brachte und Maßnahmen, wie in anderen von der Kartoffelfäule betroffenen Ländern forderte, um die größte Not zu lindern. Die Forderungen, wie beispielsweise die Öffnung der Häfen fanden jedoch zunächst kein Gehör. Als für das Jahr 1846 eine noch schlechtere Kartoffelernte vorauszusehen war, erreichte Peel die Abschaffung der Kornzölle, verlor jedoch die Unterstützung seiner Partei. Victoria, die ihr Mitgefühl mit den Iren nur privat äußern durfte, spendete der Britischen Gesellschaft zur Erleichterung der größten Not in den abgelegenen Gemeinden von Irland und Schottland 2000 Pfund.[7] Victoria plante zunächst sich einen irischen Landsitz zu suchen, um die Loyalität der dortigen Untertanen zu stärken, distanzierte sich dann aber wieder von diesem Vorhaben, da dies wahrscheinlich als „irisches Landlordgebaren interpretiert worden wäre“.[8] 1849 entschloss sie sich zu einer königlichen Rundreise durch Irland. Die Iren brachten ihr während ihres Besuches Begeisterung und Zuneigung entgegen. Die Abreise und Wiedereinschiffung fand unter „allen nur denkbaren Zeichen der Zuneigung und des Respekts“[9]statt, so Victoria selbst. Viele Zeitgenossen sahen in diesem Besuch die Gelegenheit zur Versöhnung, doch sie wurde von Victorias Ministern nicht genutzt. Es gab weitere Besuche 1853, 1861 und 1901, die aber nicht die Chancen boten, die beim ersten Mal möglich gewesen wären. Im Gegenteil sie verstärkten sogar das Gefühl der Iren, im Stich gelassen worden zu sein, dies führte zu weiteren Schwierigkeiten, letztendlich kam es zur Teilung.[10]

Witwenschaft

Als Albert 1861 nur 42-jährig an Typhus oder einem Krebsleiden starb, begann für Victoria eine fast unablässige Trauerzeit, und sie trug bis an ihr Lebensende nur noch Witwentracht, als Ausdruck ihrer tiefen Trauer und Wertschätzung für ihren früh verstorbenen Ehemann. Sie zog sich zunächst völlig aus der Öffentlichkeit zurück und begab sich in die Einsamkeit von Schloss Balmoral, das Albert einst eigens für die junge Familie erworben und neu entworfen hatte. Sie war für weit über ein Jahr völlig aus der Öffentlichkeit verschwunden, ihre Rückkehr nach London musste von den Regierungsmitgliedern regelrecht erbettelt werden. Wann immer sie in den folgenden Jahrzehnten ihren Willen politisch gegen den jeweiligen Premierminister durchsetzten wollte, drohte sie unverblümt mit ihrer Abdankung, nicht ohne den Hinweis, dass ihr dies leichtfalle, weil diese Krone eine „Dornenkrone“ für sie sei. So setzte sie sich fast immer durch. In den vier Jahrzehnten ihrer Witwenschaft konnte sie politisch damit stets einen emotionalen Vorteil verbuchen und wurde für viele Engländer zu einer etwas wunderlichen Einsiedlerin im Witwenkleid; eine entrückte Gestalt, ehrfurchtgebietend und fast unwirklich über ein Imperium von weltumspannenden Dimensionen scheinbar gebietend.

Balmoral Castle

Regierungszeit

Königin Victoria an ihrem 60. Kronjubiläum

Während ihrer Regierungszeit erlebten die Ober- und Mittelschichten Englands eine beispiellose wirtschaftliche Blütezeit und das British Empire stand auf dem Höhepunkt seiner Macht. Victoria handhabte die konstitutionelle Monarchie sehr eigenwillig und selbstbewusst, obwohl sie bereits bei der Parlamentseröffnung die vorgeschriebene Rede des jeweiligen Premierministers verlesen musste - ein „Staatstheater“, bei dem sie sich zumeist vom Lordkanzler vertreten ließ. Außenminister Palmerston (1784–1865) und Premierminister Gladstone (1809–1898) stand sie - vorsichtig formuliert - reserviert gegenüber, erkannte aber später Palmerstons Leistungen in dessen Zeit als Premierminister an. Umgekehrt wandelte sich ihre anfängliche Skepsis bezüglich Disraeli (1804–1881), der ihre Erhebung zur Kaiserin von Indien veranlasste, zu späterer Freundschaft.

Tod

Victoria starb in den Armen ihres Enkels Wilhelm II., des deutschen Kaisers, am 22. Januar 1901 in Osborne House, auf der Isle of Wight, das ihr Mann Jahrzehnte vorher als Familien-Sommersitz erbauen ließ. Alle ihre noch lebenden Kinder waren anwesend, außer Tochter Viktoria, die selber im Sterben lag. Mit Victoria endete die Herrschaft des Hauses Hannover auf dem britischen Thron, mit ihrem Sohn König Edward VII begann die Herrschaft des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha.

Die Beerdigung zwei Wochen später wurde, wie Victoria es verfügt hatte, ganz in weiß gehalten. Sie wurde nicht wie andere englische Monarchen in der Sankt-Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor, sondern im Mausoleum von Frogmore bei Windsor beigesetzt, das sie für sich und ihren 1861 verstorbenen Gatten im Stil der italienischen Romanik hatte errichten lassen.

Nachkommen

Kinder

Victoria und Albert hatten 9 Kinder:

Gold Sovereign von 1889 mit Victoria
  1. Victoria („Vicky“) (* 21. November 1840; † 5. August 1901), Princess RoyalFriedrich III., Deutscher Kaiser und König von Preußen
  2. Albert („Bertie“) (* 9. November 1841; † 6. Mai 1910), Fürst von Wales, als Eduard VII. König von Großbritannien und Irland sowie Kaiser von Indien)
    Prinzessin Alexandra von Dänemark
  3. Alice (* 25. April 1843; † 14. Dezember 1878) ∞ Großherzog Ludwig IV. von Hessen
  4. Alfred („Affie“) (* 6. August 1844; † 31. Juli 1900), Herzog von Edinburgh und regierender Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha ) ∞ Großfürstin Maria von Russland
  5. Helena („Lenchen“) (* 25. Mai 1846; † 6. Juni 1923)) ∞ Prinz Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
  6. Louise (* 18. März 1848; † 3. Dezember 1939) ∞ John Campbell, Herzog von Argyll
  7. Arthur (* 1. Mai 1850; † 16. Januar 1942), Herzog von ConnaughtPrinzessin Luise Margarete von Preußen
  8. Leopold (* 7. April 1853; † 28. März 1884), Herzog von AlbanyPrinzessin Helene von Waldeck-Pyrmont
  9. Beatrice (* 14. April 1857; † 16. Oktober 1944) ∞ Prinz Heinrich von Battenberg

Großmutter Europas

Victoria hatte 42 Enkel und 88 Urenkel. Durch deren Ehen hat sie Nachkommen in fast allen eurpoäischen Monarchien, wodurch sie auch den Beinamen "Großmutter Europas" erhielt. 2008 gehören folgende europäische Monarchen und ehemalige Monarchen zu Victorias Nachkommen: Königin Elisabeth II. von Großbritannien, König Harald V.von Norwegen , König Karl XVI. Gustav von Schweden, Königin Sophia von Spanien, der ehemalige König von Griechenland Konstantin II und der ehemalige König von Rumänien. Zu ihren Nachfahren gehören auch die Oberhäupter der ehemaligen Herrscherhäuser von Serbien, Rußland, Preußen (Deutschland), Sachsen-Coburg-Gotha, Hannover, Hessen, Baden und Frankreich.

Sonstiges

Hämophilie

Victoria war die erste bekannte Überträgerin (Konduktorin) der Erbkrankheit Hämophilie (Bluterkrankheit) in der englischen Königsfamilie. Durch sie sollte sich die Krankheit an zahlreiche ihrer Nachkommen weitervererben. Unter anderem litt ihr Urenkel Alexei Nikolajewitsch Romanow, der letzte Zarewitsch, Sohn ihrer Enkelin Zarin Alexandra (geb. Prinzessin Alix von Hessen) und deren Gemahls Zar Nikolaus II. von Russland, an dieser Krankheit.[11]

John Brown

John Brown (1826-1883) war zunächst als Reitknecht in Balmoral beschäftigt und wurde ab 1865 bekannt als „der Hochland – Diener der Königin“. Er war ein rauer, aber gewitzter Schotte, der gerne Whisky trank und zu schlichten offenen Bemerkungen ohne Rücksicht auf Rang und Status neigte, er war in Balmoral der bevorzugte „gillie“ Diener Alberts gewesen. Browns Stellung war zu seinen Lebzeiten Gegenstand lebhafter Diskussionen. Es gab Gerüchte, dass Brown Victorias Geliebter oder sogar heimlich mit ihr verheiratet gewesen sei. Victoria selbst hatte immer wieder ihre Zuneigung zu Brown beteuert, er war ihr ständiger Begleiter auf Reisen, trat ihr gegenüber sehr nonchalant auf und bediente sich dabei eines sehr freimütigen Tones. Nach seinem Tod 1883, erklärt Victoria ihrer ältesten Tochter, Brown habe sie „18 ½ Jahre nicht einen Tag verlassen“. Victoria widmete ihm den zweiten Band ihrer Tagebuchaufzeichnungen. Victorias Familie und der Hof sahen den Einfluss Browns sehr ungern. [12].

Briefe und Tagebücher

Queen Victoria führte seit ihrer frühesten Jugend Tagebuch, das Briefeschreiben wurde später ihre wichtigste Beschäftigung. Das kam einmal daher, dass sie überall im Ausland Verwandte und Freunde besaß, und zum anderen, dass sie oft über längere Zeiträume außerhalb Londons, meist in Osborne und Balmoral wohnte. Verhältnismäßig wenig Briefe hat Victoria an Prinz Albert geschrieben (da sie immer nur kurze Zeit voneinander getrennt waren). Größeren Umfang hatte die Korrespondenz mit ihrem Onkel Leopold und vor allem die mit ihrer ältesten Tochter Victoria. Der Briefswechsel mit ihr begann mit deren Hochzeit mit Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen im Jahre 1858, die Königin schrieb ihr mindestens zweimal in der Woche. 3.777 Briefe der Queen an ihre Tochter und ungefähr 4.000 Briefe der Tochter an ihre Mutter sind erhalten und katalogisiert. Zahlreiche Briefe an Verwandte und führende Politiker liegen auch vor und wurden nach ihrem Tod teilweise auch veröffentlicht. Die Königin selbst hat zwei Serien von Tagebuchaufzeichnungen, aus dem schottischen Hochlandsaufenthalt stammend, herausgegeben (1865 und 1884 ).[13] Die Originale der Tagebücher sind nicht mehr vorhanden. Sie wurden nach dem Tod Victorias von ihrer Tochter Beatrice teilweise abgeschrieben und anschließend verbrannt.

Trivia

  • bei der Geburt ihrer beiden jüngsten Kinder erlaubte Victoria dem Arzt John Snow, sie mit dem damals noch sehr umstrittene, Chloroform zu betäuben um die Wehen nicht zu spüren. Durch ihr Vorbild verbreitete sich die Anästhesie in der Geburtshilfe.[14]
  • die Tradition, in Weiß zu heiraten, geht auf Victorias und Alberts Hochzeit zurück

Siehe auch

Verfilmungen

Einzelnachweise

  1. Panzer, S. 219
  2. Weintraub
  3. Weintraub S.41
  4. Weintraub
  5. Tingsten S.61
  6. Tingsten S.70
  7. Weintraub, s. S.169-170
  8. Weintraub,S. S185
  9. Weintraub, S. S.186
  10. Weintraub, S. S.187
  11. King
  12. Tingsten S.86-90
  13. Tingsten S.62
  14. W. Gubalke Die Hebamme im Wandel der Zeit Elwin Staude Verlag: Hannover, 1985. ISBN 3-87777-030-4

Literatur

  • Sidney Lee: Queen Victoria. A biography Smith, Elder & Co., London 1902
  • Ella Mensch: Königin Viktoria von Großbritannien und Irland. Ein Zeit- und Lebensbild. Dargestellt nach schriftlichen und mündlichen Quellen. Hermann Seemann Nachf., Berlin 1908
  • Josephine M. Guy: The Victorian age. An anthology of sources and documents Routledge, London 2002, ISBN 0-415-27114-2
  • Kurt Tetzeli von Rosador: Queen Victoria. Ein biographisches Lesebuch Hg. Kurt Tetzeli v. Rosador & Arndt Mersmann. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000, ISBN 3-423-12846-1
  • Carolly Erickson: Königin Victoria. Eine Biographie Piper, München 2001, ISBN 3-492-23286-8
  • Karl Heinz Wocker: Königin Victoria. Die Geschichte eines Zeitalters Heyne, München 1989, ISBN 3-453-55072-2
  • Jürgen Lotz: Victoria. Rowohlt Verlag, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50627-0
  • Marita A. Panzer: Englands Königinnen. Piper, 2006
  • Victoria Zoubkoff (geb. Prinzessin von Preußen): Was mir das Leben gab und nahm. Bouvier, Bonn 2005, ISBN 978-3-416-03071-7
  • Stanley Weintraub Queen Victoria Benziger Verlag, Solothurn und Düsseldorf 1994, ISBN 3-545-34070-8
  • Herbert Tingsten Königin Viktoria und ihre Zeit" Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01360-9
  • Greg King Alexandra. Die letzte Zarin von Rußland. Ihr Leben und ihre Zeit Marion von Schröder, München 1994, ISBN 3-547-75401-1
Commons: Königin Viktoria – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:PND

VorgängerAmtNachfolger
Wilhelm IV.Königin des Vereinigten Königreiches
1837–1901
Eduard VII.
Kaiserin von Indien
1877–1901
Eduard VII.

Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA