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Estland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Eesti Vabariik
Republik Estland
Flagge Estlands
Flagge Estlands
Wappen Estlands
Wappen Estlands
(Details) (Details)
Amtssprache Estnisch
Hauptstadt Reval (estn. Tallinn)
Präsident Arnold Rüütel
Premierminister Juhan Parts
Fläche 45.227 km²
Einwohnerzahl 1.341.664 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 30 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 20. August 1991
Währung Estnische Krone
Zeitzone UTC+2
Nationalhymne Mu isamaa, mu õnn ja rõõm
Kfz-Kennzeichen EST
Internet-TLD .ee
Vorwahl +372
Lage von Estland in Europa
Lage von Estland in Europa
Karte von Estland

Estland (estnisch Eesti) ist ein baltischer Staat in Nordeuropa. Seit dem 1. Mai 2004 ist es Mitglied der Europäischen Union.

Geographie

Finnischer Meerbusen

Estland grenzt an Lettland, Russland sowie an die Ostsee. Über den Finnischen Meerbusen hinweg bestehen enge Beziehungen zu Finnland. Das Land ist flächenmäßig etwas kleiner als Niedersachsen und etwas größer als die Schweiz.

Siehe auch: Liste der Inseln Estlands, Liste der Städte in Estland

Flora und Fauna

Neben Hirschen, Rehen und Füchsen kommen auch Elche, Biber, Marder und vereinzelt Rentiere vor. Auch sind die großen Raubtierarten Braunbär und Wolf in Estland heimisch. Immer wieder hört man vereinzelt von Hunden und Schafherden, die von Wölfen angefallen werden.

Bevölkerung

Die Einwohner Estlands gehören folgenden Nationalitäten an:

  • Esten 65,2 %
  • Russen 28,1 %
  • Ukrainer 2,54 %
  • Weißrussen 1,48 %
  • Finnen 0,9 %
  • sonstige 1,9 %

Mittlerweile lassen sich zahlreiche Ausländer einbürgern. Das Einbürgerungsverfahren ist jedoch wie in Deutschland mit einem Sprachtest verbunden, den viele vor allem ältere Russen als unzumutbar empfinden, da sie es heute noch ablehnen, Estnisch zu lernen.

Religion

Ein Großteil der Esten ist heute konfessionslos.

Religion spielt nurmehr für eine Minderheit der Bevölkerung eine Rolle. Traditionelle Religion der Esten ist der christliche Glaube in der Form des protestantischen Luthertums, wie er in Skandinavien weit verbreitet war. Heute bekennen sich noch etwa 32 % der Bevölkerung als Mitglieder in christlichen Kirchen beziehungsweise Glaubensgemeinschaften. Davon sind:

Daneben gibt es kleinere Gemeinden sonstiger protestantischer, jüdischer und zum Teil islamischer Gemeinschaften.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Estlands

Geschichtsträchtig: Reval

Estland stand bis zum Ende des Nordischen Krieges unter schwedischer Herrschaft (die letzten schwedischsprachigen Bewohner wurden während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg nach Schweden repatriiert). Während des Zerfalls des Russischen Reiches im Verlauf der Oktoberrevolution erlangte Estland 1918 seine Unabhängigkeit. Im Juni 1940 wurde das Land von der Sowjetunion besetzt, einen Monat später die Estnische Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen. Im August 1940 wurde Estland in die Sowjetunion einverleibt. Die sowjetische ökonomische Politik ruinierte die Wirtschaft, und Terror verängstigte die Bevölkerung. Von 1941 bis 1944 war das Land von deutschen Truppen besetzt und litt nun als Teil des Generalkommissariats Ostland unter der Genozid-Politik des Dritten Reiches. Nach der erneuten Besetzung durch die Rote Armee im Herbst 1944 setzte erneut sowjetischer Terror ein, der in einer Massendeportation und der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft 1949 gipfelte. Nach dem Tode Stalins 1953 erfolgte allmählich eine Entstalinisierung, und die Bevölkerung passte sich an die neuen Verhältnisse an. Estland wurde zur sowjetischen Musterrepublik, ohne dass der Wille zur Unabhängigkeit abstarb.

Im August 1991 wurde Estland wieder unabhängig. Es wurde am 2. April 2004 NATO-Mitglied. Die estnische Bevölkerung befürwortete am 14. September 2003 in einem Referendum den Beitritt zur Europäischen Union. Am 1. Mai 2004 wurde daraufhin Estland in die EU aufgenommen.

Politik

Am 27. Juni 2004 traten Estland und weitere zwei der 10 neuen EU-Länder dem Wechselkursmechanismus II bei - was der erste Schritt ist, um in frühestens 2 Jahren den Euro einzuführen. Estland, Litauen und Slowenien legten die Leitkurse ihrer Währungen zum Euro fest und verpflichten sich ab sofort, die Schwankungen unter ± 15 % zu halten.

Der Leitkurs für die estnische Krone ist nun 15,6466 pro Euro, was eine maximale Schwankungsbreite von (gerundet) 13,30 bis 17,99 Kronen bedeutet. Die Leitkurse der anderen Staaten sind: Litas 3,4538 und Tolar 239,64 pro Euro. Weiterhin verpflichtet sich Estland (wie auch Litauen) zu einer nachhaltigen Haushaltspolitik.

Mit Dänemark gehören nun 4 Länder dem WKM II des Europäischen Währungssystems an.

Abstimmung zur EU-Mitgliedschaft

Am 14. September 2003 stimmten die Esten über den Beitritt zur Europäischen Union ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 64 %. Mit einer Mehrheit von 66,9 % Ja-Stimmen zu 33,1 % Nein-Stimmen votierten die Bürger für die Mitgliedschaft in der EU.

Siehe auch: Estnische Euromünzen

Ergebnisse der Europawahlen 2004

Wahlbeteiligung: 26,89 %

Partei % Sitze
Sozialdemokraten 36,8 3
Zentrumspartei 17,5 1
Reformpartei 2,2 1
Vaterlandsbund 10,5 1

Homosexualität

In Estland sind einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Erwachsenen legal. Unabhängig von der sexuellen Orientierung liegt das Schutzalter bei 14 Jahren. Schwule werden vom Großteil der Bevölkerung ignoriert und leben ihre Sexualität mehr oder weniger im Verborgenen. In Estland gibt es für Lesben und Schwule weder gesetzlichen Antidiskriminierungsschutz noch die Möglichkeit einer gesetzlich eingetragenen Partnerschaft.

Verwaltungsgliederung

Die Kreise Estlands

Infrastruktur

Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut. Die Straße und die Schifffahrt auf der Ostsee spielen die wichtigste Rolle, im Güterverkehr zudem auch die Eisenbahn in Form der Gesellschaft Eesti Raudtee. Hochseehäfen befinden sich in Tallinn und Pärnu. Von Süden nach Norden wird das Land von der Via Baltica durchquert. Am 28. September 1994 sank die estnische Fähre Estonia vor der Küste Finnlands auf der Überfahrt nach Stockholm, nachdem die Bugklappe auf hoher See abbrach. Bei dem Unglück starben 852 Menschen.

Wirtschaft

Nach skandinavischem Vorbild organisierte Estland nach dem Fall der Mauer sein Gemeinwesen völlig um: wenig Hierarchien, viel Transparenz der staatlichen Organe, moderne Kommunikationstechnik. Dies hat sich offenbar schnell bezahlt gemacht:

Das BIP 2002 betrug 6,8 Mrd. , das Wirtschaftswachstum betrug 5,8 %, die Inflationsrate 3,6 %. Vorherrschender Industriezweig ist die Nahrungsmittel- und Elektroindustrie.

In E-Stonia kam es in nur wenigen Jahren zu einer wahren elektronischen Revolution: 74 % der Bevölkerung haben ein Mobiltelefon (2004) und per Gesetz garantiert Estland den Zugang ins Internet, indem es öffentliche Internetstellen eingerichtet hat, die die Bürger kostenfrei nutzen können. Bedeutung haben außerdem die Hochseefischerei und die Möbelherstellung. Wichtigste Wirtschaftspartner sind die nordeuropäischen Länder, insbesondere das benachbarte Finnland.

Siehe auch: Tourismus in Estland

Kultur

Bedeutend ist seit alters her die Universität Tartu als einzige Volluniversität neben mehreren anderen Fachhochschulen und Hochschulen, darunter besonders die Technische Universität Tallinn.

Die estnische Kultur orientiert sich wegen der Sprachnähe des Estnischen zum Finnischen stark an Finnland und wird sehr von Skandinavien aus beeinflusst. Das estnische Nationalepos ist der Kalevipoeg. Siehe auch Estnische Literatur.

Musik

Weltweit bekannt ist Arvo Pärt, ein zeitgenössischer Komponist moderner Klassik.

Estland ist momentan auch sehr erfolgreich mit Acts wie Eda-Ines Etti und Vanilla Ninja in der europäischen Pop-Kultur integriert. Estland hat auch beachtliche Erfolge beim Eurovision Song Contest erreicht, den man 2001 gewann. Der Eurovision Song Contest 2002 fand daraufhin in Tallinn statt.

Höchstes Bauwerk

Fernsehturm Tallinn

Literatur

  • Seraina Gilly, Der Nationalstaat im Wandel. Estland im 20. Jahrhundert, (= Arbeiten aus dem Historischen Seminar der Universität Zürich, Bd. 97) Bern/Berlin unter anderem 2002, 676 S., 26 Abb., 4 Karten, ISBN 3-906769-19-4