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Joseph Smith

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Joseph Smith, Jr. [smɪθ] (* 23. Dezember 1805 in Sharon im Landkreis Windsor, Bundesstaat Vermont, USA; † (fiel einem Attentat zu Opfer) 27. Juni 1844 in Carthage, Bundesstaat Illinois) war Religionsgründer der Mormonenbewegung und ein bekannter Wahrsager. Seine Anhänger verehren ihn als erster Prophet der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage („Mormonen“) und als Märtyrer.

Nach der mormonischen Glaubenslehre erschienen Smith im Frühjahr 1820 Gott der Vater und Jesus Christus, nachdem er im Gebet die Frage gestellt hatte, welche Religionsgemeinschaft die richtige sei. Er bekam als Antwort, dass er sich keiner anschließen solle.

Nach dieser und weiteren Erscheinungen schrieb Smith mit Hilfe von Oliver Cowdery das Buch Mormon nieder, übersetzte verschiedene Bibelstellen heute bekannt als Joseph Smith Übersetzung, und verkündete neue Offenbarungen, zusammengefasst im Buch Lehre und Bündnisse. Im Jahre 1835 ging Joseph Smith eine außereheliche Beziehung mit einem minderjährigen Mädchen namens Fanny Alger ein, obwohl er bereits mit Emma Smith verheiratet war. Als Smith diese Beziehung nicht mehr geheim halten konnte, bekam er angeblich von Gott das Gebot der sog. Vielehe ( Polygamie) offenbart. In Lehre und Bündnisse ist die Polygamie in Abschnitt 132 bis heute kanonisiert: Wenn ein Mann eine Jungfrau ehelicht und den Wunsch hat, noch eine andere zu ehelichen, und die erste gibt ihre Zustimmung, und wenn er dann die zweite ehelicht, und sie sind Jungfrauen und haben sich keinem anderen Mann versprochen, dann ist er gerechtfertigt; er kann keinen Ehebruch begehen, denn sie sind ihm gegeben, und mit dem, was ihm gehört und keinem anderen, kann er keinen Ehebruch begehen.

Dieser Abschnitt stammt nach heutigen Erkenntnissen wohl tatsächlich von Smith, auch wenn die ostmormonischen Kirchen das bestreiten und behaupten, Brigham Young, unter dem er 1852 zuerst in das Buch aufgenommen wurde, habe ihn selbst verfasst. Smith heiratete ungefähr 33 bis 48 Frauen, die jüngste war 14 Jahre alt. Zu seinen Lebzeiten wurden alle diese Ehen, mit Ausnahme seiner ersten, streng geheimgehalten.

Aufgrund seiner Visionen gründete Joseph Smith am 6. April 1830 in Fayette im Staat New York die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die von den Mitgliedern als wiederhergestellte Kirche Jesu Christi angesehen wird.

Er war von 1842 bis zu seinem Ausschluss Mitglied der „Nauvoo Lodge“ (Illinois) der Freimaurer. Deshalb behaupten Kritiker bis heute, Smith habe die geheimen Tempelrituale der Mormonen größtenteils von den Freimaurerritualen adaptiert, da offenbar eine auffällige Ähnlichkeit zwischen den Ritualen der Freimaurer und denen der Mormonen bestehe.

In seinem Todesjahr 1844 hatte er geplant, bei den Präsidentschaftswahlen der Vereinigen Staaten anzutreten; er setzte sich gegen die Sklaverei ein. Seine Wahlchancen wären vermutlich außerhalb seiner eigenen Kirche minimal gewesen.

Er war damals Bürgermeister der Stadt Nauvoo in Illinois, welche die Mormonen 1840 nach ihrer Vertreibung aus Ohio und Missouri gegründet hatten. Er befehligte eine eigene Miliz die sog. „Nauvoo Legion“. Der Stadtrat von Nauvoo ließ 1844 unter der Leitung Smiths die Druckstöcke einer ihm gegenüber feindlich eingestellten Lokalzeitung durch die Miliz zerstören. Diese Zeitung namens The Nauvoo Expositor erschien am 7. Juli 1844 wegen dieser Zerstörung nur ein einziges mal. Die Zeitung kritisierte vor allem die von Joseph Smith öffentlich geleugnete, aber seit Jahren im Geheimen praktizierte Polygamie des innersten Kreises der Kirchenführer. Man konnte weiter lesen, dass Joseph Smith zwar einst ein wahrer Prophet gewesen sei, durch das Festhalten an der Polygamie aber der Sünde verfallen sei und darum nicht mehr als Prophet wirken könne. Letzlich wurde in den Artikeln publik gemacht, dass sich Smith selbst als „König der Welt“ eingesetzt habe. Aufgrund der rechtswidrigen Zerstörung der Druckerpressen veranlasste Thomas Ford, der Gouverneur von Illinois, die Verhaftung Joseph Smiths wegen Angriffes auf die Pressefreiheit.

Dies war jedoch nicht das erste Mal, dass Joseph Smith mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Nach einem Artikel des Fraser's Magazine vom Februar 1873 belegen Gerichtsakten, dass Joseph Smith bereits am 20. März 1826 strafrechtlich zu einer Geldstrafe wegen sittenwidrigen Verhaltens verurteilt wurde. Er gab vor, versteckte Schätze unter Verwendung okkulter Hilfsmittel auffinden zu können.

Joseph Smith, sein Bruder Hyrum, Dr. Willard Richards und John Taylor wurden dann gemeinsam verhaftet und sollten bis zu ihrer Verhandlung im Carthage-Gefängnis in Illinois inhaftiert bleiben. Jedoch bevor diese Gerichtsverhandlung stattfinden konnte, stürmte eine etwa zweihundert Mann starke, aufgebrachte Menge am 27. Juni 1844 das Gefängnis. Die aufgwiegelte Volksmenge schoss durch die Gefängnistür und versuchte sie zu öffnen. Smith verteidigte sich mit einer kleinen Pistole und erschoss dabei vermutlich drei Männer. Diese Pistole hatte Cyrus Wheelock während eines Besuches in das Gefängnis hineingeschmuggelt und seinem Freund Joseph Smith übergeben. Sein Bruder Hyrum wurde auf der Stelle getroffen und starb; John Taylor überlebte schwer verletzt dank der Hilfe von Dr. Richards. Als Joseph Smith von Kugeln getroffen wurde stürzte er durch ein Fenster mehrere Meter hinab und starb. Er war der erste amerikanische Präsidentschaftskandidat, der während der Wahlkampagne getötet wurde.