9. November (Deutschland)
Auf den 9. November fallen eine Reihe von Ereignissen, die für Deutschland als politische Wendepunkte gelten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde von verschiedenen Historikern und Journalisten für diesen Tag der Ausdruck Schicksalstag geprägt, der aber erst nach den Ereignissen vom Herbst 1989 weitere Verbreitung fand.
- 1848 – Erschießung von Robert Blum in Wien: Anfang vom Ende der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes
- 1918 – Novemberrevolution: Maximilian von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und betraut Friedrich Ebert mit den Amtsgeschäften. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft vom Reichstagsgebäude aus die Deutsche Republik aus. Am selben Tag, jedoch einige Stunden später, verkündet Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloss aus die deutsche Räterepublik.
- 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch: erstmals international wahrgenommenes Auftreten des Nationalsozialismus
- 1938 – Novemberpogrome (umstritten auch „Reichskristallnacht“ genannt): Übergang von der Diskriminierung zur offenen Verfolgung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus
- 1989 – Maueröffnung: Beginn der friedlichen Wiedervereinigung Nachkriegsdeutschlands
Wertungen
Der 9. November wird aufgrund der jeweiligen Ereignisse und Entwicklungen in den Jahren 1848, 1918, 1923, 1938 und 1989 von vielen Deutschen in einem – je nach Ereignis – positiven oder negativen Sinn als schicksalhaftes Schlüsseldatum der deutschen Geschichte betrachtet. In der Tat markieren die Daten wichtige Wendepunkte der deutschen Zeitgeschichte mit teilweise auch internationalen Auswirkungen.
Während die Geschehnisse von 1923 direkt auf jenen von 1918 aufbauen (Revanche der Nazis für die Novemberrevolution bzw. Gegenprogramm zu den Feierlichkeiten des fünften Jahrestags der Ausrufung der Republik), und auch die Ereignisse des Jahres 1938 auf jenen von 1923 (anlässlich der im Dritten Reich üblichen Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag des Hitler-Putsches), ist das historische Ereignis von 1989 zeitlich gesehen ein (nicht abwendbares) Zufallsprodukt gewesen. Auch die Gründung der SS baut natürlich auf den Ereignissen von 1918 und 1923 auf: Gegenprogramm zum siebten Jahrestag der Ausrufung der Republik 1918 bzw. zweiter Jahrestag des Hitler-Putsches. Deshalb und wegen der in ihrer Bewertung umstrittenen und – bezogen auf 1923 und 1938 – negativ belegten Ereignisse wurde nicht der 9. November, sondern ein anderer Termin als deutscher Nationalfeiertag gewählt, nämlich der 3. Oktober, an dem 1990 formell die Wiedervereinigung bzw. das Aufgehen der Deutschen Demokratischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft trat.
Heute ist der 9. November ein wichtiger Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Zum zehnjährigen Jubiläum der Maueröffnung fanden im Jahr 1999 an diesem Tag offizielle Gedenkveranstaltungen statt.
Immer wieder kommt es am 9. November in Deutschland auch zu Demonstrationen von Neonazis.
Weblinks
- Thema in der ARTE-Sendung Karambolage vom 4. November 2007