Georgisches Alphabet

Das georgische Alphabet (georgisch: ქართული ანბანი IPA: [kʰaɾt̪ʰʊlɪ anbanɪ]) ist eines der etwa 14 Alphabete, die weltweit Verwendung finden. Das georgische Alphabet umfasst 33 Buchstaben und jeder Buchstabe entspricht einem Phonem. Es hat als Schrift- und Literatursprache eine lange Tradition.
Reihenfolge
Die Anordnung der Buchstaben im Alphabet entspricht der Reihenfolge des Griechischen Alphabets, obwohl die Buchstaben keine Abwandlungen der Griechischen Schrift sind. Am Ende des georgischen Alphabets befinden sich alle Laute, die im Altgriechischen keine Entsprechung haben.
Die Schreibrichtung der georgischen Schrift ist von links nach rechts.
Geschichte
Es wird angenommen, dass sich das georgische Alphabet zu Beginn des 5. Jahrhunderts unter griechischem Einfluss aus der aramäischen Schrift entwickelte. Die erste Erwähnung, dass in Georgien geschrieben wurde, verweist auf den Hof des Königs von Iberien, Parnawas I., im 3. Jahrhundert v. Chr. (284 v. Chr.). Die ältesten historischen Belege der georgischen Schrift wurden 1950 in einem georgischen Kloster in Betlehem (Palästina, ca. 430 n.Ch.) und im Kloster Bolnissi Sioni (Georgien, 4. bis 5. Jahrhundert) gefunden. Vor einigen Jahren wurden weitere Belege in der Festung Armasziche in Mzcheta und in der Nekressi-Kirche (Kachetien) gefunden. Wissenschaftler datieren die Funde auf nachchristliche Zeit.
Die Entwicklungsstufen der georgischen Schrift
Seit dem 5. Jahrhundert bis heute hat die georgische Schrift bedeutende Veränderungen durchlebt. Man unterscheidet drei Entwicklungsstufen der georgischen Schrift: Mrglowani, Nuschuri (Aussprache: /
/) und Mchedruli.- Mrglowani (georgisch: მრგლოვანი [mrgɫɔvanɪ], Rundschrift): 5. bis 9. Jahrhundert sind die Belege (Manuskripte, Inschrifte) in Mrglowani-Schrift geschrieben worden. Der Name wurde schon damals wegen der runden Form der Buchstaben gegeben. Mrglowani war die einzige Schrift bis ins 9. Jahrhundert. Man nennt sie einfach Mtawruli (georgisch: მთავრული, Haupt-/Kapital) oder auch Assomtawruli (georgisch: ასომთავრული [asɔmt̪ʰavɾʊlɪ] < georgisch: ასო [asɔ] (Buchstabe)+მთავრული [mt̪ʰavɾʊlɪ] (Mtawruli, Kapital)).
- Nuschuri (georgisch: ნუსხური [nʊsxʊɾɪ] (ასო [asɔ]), Klein(Buchstabe)): das Nuschuri, das schon im 9. Jahrhundert vorkommt und im 10. bis 11. Jahrhundert herrscht, löste das Mrglowani ab. Die allgemeine Form der Nuschuri-Buchstaben ist eckig. Sie entwickelte sich aus dem Mrglowani.
- Mchedruli (georgisch: მხედრული [mxɛd̪ɾʊlɪ], Ritter(Schrift)): das Mchedruli entstand im 11. Jahrhundert. Es entwickelte sich aus Nuschuri durch das Abrunden der eckigen Buchstaben. Die Schrift veränderte sich langsamer und bekam die Form, die sie heute hat.
Mrglowani verschwand nicht, als das Nuschuri entstand. Auch das Nuschuri wurde im 11. Jahrhundert nicht vergessen, als sich die Mchedruli-Schrift daraus entwickelte. Diese Schriften wurden bis 18. Jahrhundert gleichzeitig benutzt. Das Mrglowani (Assomtawruli oder Mtawruli) verwendete man für die Inschriften (auf Steinen) und die Titel in den Büchern oder man schrieb mit Mrglowani die Majuskeln in den Büchern, die mit Nuschuri geschrieben wurden. Doch das Nuschuri wurde zum größten Teil für die kirchliche Literatur verwendet. Als die ganze georgische Literatur, außer der christlichen, im 11. Jahrhundert zu der neuen (Mchedruli) Schrift wechselte, entstanden zwei Begriffe: Chuzuri und Mchedruli. Mit Chuzuri meinte man die in kirchlicher Praxis gebrauchte Mrglowani- und Nuschuri-Schrift, und mit Mchedruli die neuen Buchstaben, die für die bürgerlichen Nutzungen bestimmt waren.
Georgisch und Armenisch waren zeitweise die einzigen südkaukasischen Sprachen mit einem eigenen Schriftsystem.
Mchedruli
Das heutige Mchedruli (georg. მხედრული, Kämpferschrift, von Mchedari = Ritter, Kämpfer) besteht aus 33 Buchstaben (28 Konsonanten- und 5 Vokalzeichen) und kennt keine Unterscheidung zwischen Klein- und Großbuchstaben. Jedem Phonem ist genau ein Buchstabe zugeordnet.
Mchedrulis Mtawruli (georg. მხედრულის მთავრული) ist ein Schriftstil von Mchedruli, bei dem alle Buchstaben dieselbe Höhe aufweisen. Er wurde von Nikolos Tbileli 1728 entwickelt.
Umschrift
Zur korrekten Darstellung der folgenden Zeichen, die das georgische Alphabet Mchedruli darstellen, ist u. U. ein bestimmter Zeichensatz nötig (mehr dazu im Abschnitt Darstellung im Rechner weiter unten). In der nachfolgenden Tabelle sind die Zeichen, ihr Unicode, ihr Name und verschiedene Umschriften angegeben. In der vierten Spalte steht das nationale System der Georgischen Akademie der Wissenschaften.[1] Es wird seit 1998 in Führerscheinen verwendet und wurde 2002 vom Amt für Geodäsie und Kartografie angenommen.[2] In der fünften Spalte steht die Norm ISO 9984:1996, in der sechsten eine deutsche Transkription, die sich an andere Konventionen zur Transkription nicht-lateinischer Schriften (z. B. Kyrillisch) anlehnt und zu Schreibweisen georgischer Namen führt, wie sie üblicherweise in deutschsprachigen Medien verwendet werden.
Georgischer Buchstabe | Unicode | Name | Nationales System | Norm ISO 9984:1996 | Deutsche Transkription | Hinweis zur Aussprache |
---|---|---|---|---|---|---|
ა | U+10D0 | An | A a | A a | A a | |
ბ | U+10D1 | Ban | B b | B b | B b | |
გ | U+10D2 | Gan | G g | G g | G g | |
დ | U+10D3 | Don | D d | D d | D d | |
ე | U+10D4 | En | E e | E e | E e | wie bei „Bett“ |
ვ | U+10D5 | Vin | V v | V v | W w | wie bei „Wahl“ |
ზ | U+10D6 | Zen | Z z | Z z | S s | wie bei „Segel“ |
თ | U+10D7 | Tan | T t | T’ t’ | T t | behauchtes T wie bei „Tür“ |
ი | U+10D8 | In | I i | I i | I i | |
კ | U+10D9 | K’an | K’ k’ | K k | K k | ejektives K |
ლ | U+10DA | Las | L l | L l | L l | wie im Russischen („dunkles L“) |
მ | U+10DB | Man | M m | M m | M m | |
ნ | U+10DC | Nar | N n | N n | N n | |
ო | U+10DD | On | O o | O o | O o | wie bei „von“ |
პ | U+10DE | P’ar | P’ p’ | P p | P p | ejektives P |
ჟ | U+10DF | Žar | Zh zh | Ž ž | Sch sch | wie bei „Garage“ |
რ | U+10E0 | Rar | R r | R r | R r | gerolltes Zungenspitzen-R |
ს | U+10E1 | San | S s | S s | S s (ss)1 | wie bei „ist“ |
ტ | U+10E2 | T’ar | T’ T’ | T t | T t | ejektives T |
უ | U+10E3 | Un | U u | U u | U u | |
ფ | U+10E4 | Par | P p | P’ p’ | P p | behauchtes P wie bei „Pech“ |
ქ | U+10E5 | Kar | K k | K’ k’ | K k | behauchtes K wie bei „Kanu“ |
ღ | U+10E6 | Ḡan | Gh gh | Ḡ ḡ | Gh gh | wie bei „Rose“ |
ყ | U+10E7 | Q’ar | Q’ q’ | Q q | Q q | ejektiver Kehlkopflaut zwischen ღ und ხ |
შ | U+10E8 | Šin | Sh sh | Š š | Sch sch | |
ჩ | U+10E9 | Čin | Ch ch | Č’ č’ | Tsch tsch | behauchtes Tsch wie bei „Tscheche“ |
ც | U+10EA | Can | Ts ts | C’ c’ | Z z | behauchtes Ts wie bei „Zone“ |
ძ | U+10EB | Jil | Dz dz | J j | Ds ds | stimmhafte Affrikate, IPA [ | ], in Opposition zu z: ც/[ ] und წ/[ ]
წ | U+10EC | C’il | Ts’ ts’ | C c | Z z | ejektives Ts (kurz) |
ჭ | U+10ED | Č’ar | Ch’ ch’ | Č č | Tsch tsch | ejektives Tsch (kurz) |
ხ | U+10EE | Xan | Kh kh | X x | Ch ch | wie bei „Achtung“ |
ჯ | U+10EF | J̌an | J j | J̌ ǰ | Dsch dsch | wie bei „Dschungel“ |
ჰ | U+10F0 | Hae | H h | H h | H h |
- Zwischen zwei Vokalen wird das stimmlose ს mit ss umschrieben.
Textbeispiele

Darstellung im Rechner
In den meisten Betriebssystemen müssen besondere Einstellungen vorgenommen werden oder Schriftarten nachinstalliert werden, damit georgische Schriftzeichen, etwa in obiger Tabelle, korrekt angezeigt werden. Erfolgen diese Einstellungen nicht, werden üblicherweise Kästchen oder Fragezeichen statt der Schriftzeichen angezeigt.
Unter Windows XP lassen sich georgische Schriftzeichen verhältnismäßig leicht aktivieren. Hierzu müssen in der Systemsteuerung die Regions- und Sprachoptionen geändert werden. Auf der dortigen Registerkarte Sprachen müssen die Auswahlfelder im Bereich Zusätzliche Sprachen aktiviert werden. Unter Windows 2000 müssen die entsprechenden Einstellungen in der Systemsteuerung unter Ländereinstellungen vorgenommen werden.
Mit einem Mozilla-Browser unter Linux genügt es oft, eine TTF-Fontdatei im System zu installieren, welche die entsprechenden Zeichen enthält.
Auf manchen Internetseiten in georgischer Sprache werden spezielle georgische Schriftarten verwendet, in denen üblicherweise die georgischen Buchstaben anstelle einiger lateinischer Schriftzeichen vorhanden sind, die nur in manchen Sprachen benötigt werden. Andere Seiten benutzen Unicode, d. h. den Zeichensatz, der alle Alphabete enthält.
Literatur
- Marine Bokhashvili: Einführung in die georgische Schrift. Hamburg: Buske, 2007. ISBN 978-3-87548-433-5
Weblinks
- Unicode-Codetabellen für Georgisch (PDF)
- decodeunicode Typografische Informationen über Georgisch, alle Zeichen
- Georgisches Alphabet mit deutschen Entsprechungen
- Freie Schriftarten für Georgisch
- Ein sehr einfaches und gutes Programm zum Darstellen von georgischen Schriften
- Lateinisch-Georgische Transliteration mit virtuelle Georgische Tastatur
- Direkte Transliteration Lateinisch ↔ Georgisch
- Das georgische Alphabet mit den deutschen Entsprechungen, Lautschrift, Aussprache mit Beispielen
- Einführung in die georgische Schrift + 1 Falttafel
Einzelnachweise
- ↑ Shukia Apridonidze, Levan Chkhaidze: From Georgian and into Georgian. Transliteration of Georgian Alphabet.
- ↑ Peeter Päll: Romanization of Georgian. Implementation of the national system. 2006.