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Enzyklopädie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als eine Enzyklopädie (älteres Griechisch εγκυκλοπαιδεία, heute εγκυκλοπαίδεια) bezeichnet man den Versuch der vollständigen Darstellung des Wissens zu einem bestimmten Thema oder des gesamten Wissens der Welt; in ihr wird der gesamte Wissensstoff aller Disziplinen oder eines Faches dargestellt. Die Enzyklopädie wird in der Wissenschaft der Enzyklopädik erforscht; ihr liegt eine Enzyklopädietheorie zugrunde.

Eine Enzyklopädie muss nicht notwendigerweise ein Nachschlagewerk sein; Enzyklopädien können Wissen in unterschiedlichen Organisationsformen darstellen, angefangen von einer Allegorie über ein Curriculum, eine Kosmogonie, den Dekalog, den Katechismus bis hin zu systematischen oder alphabetischen Dispositionen. Ihr kennzeichnendes Merkmal gegenüber anderen Literaturgattungen ist der Universalitätsanspruch.

Eine Sonderform der Enzyklopädie sind alphabetisch gegliederte Nachschlagewerke wie das Lexikon und das Wörterbuch, die nicht den Anspruch erheben, das "gesamte Wissen der Welt" oder einer Fachdisziplin erschöpfend darzustellen.

Vor allem enzyklopädische Nachschlagewerke mit einem begrenzten Fachumfang werden eher als Fachlexika oder Sachwörterbuch bezeichnet (z.B. Computerlexikon, Sprachlexikon oder Tierlexikon). Das Lexikon wird in der Wissenschaft der Lexikografie erforscht; ihr liegt eine Lexikontheorie zugrunde.

Gelegentlich werden auch Wörterbücher als Lexikon bezeichnet. Wörterbücher verzeichnen und erklären einzelne lexikalische Einheiten (z.B. die einzelnen Wörter des gesamten Wortschatzes einer Sprache).

Als Zwischenform zwischen Enzyklopädie und Wörterbücher kann das Begriffswörterbuch gelten. Es untersucht den Gebrauch von Wörtern aus ideen- und/oder sozialgeschichtlicher Perspektive und ist dabei wissenschaftlich anspruchsvoller als das Sachwörterbuch. Typische Beispiele sind Geschichtliche Grundbegriffe und das Historische Wörterbuch der Philosophie.

Die Hinterfragung der Enzyklopädie an sich, oder konkreter Einzelaspekte der Enzyklopädie, wird als Enzyklopädiekritik bezeichnet.

Begriff

Der Begriff Enzyklopädie wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus dem gleichbedeutenden frz. encyclopédie entlehnt. Dieses wiederum zu lat. encyclopaedia aus altgr.: εγκύκλιος und παιδεία, einer unkorrekten Zusammensetzung aus egkýklios, "kreisförmig", "im Kreise herumgehend" und paideía, "Lehre", "Bildung" zu egkyklopaideia, "Grundlehre aller Wissenschaften und Künste", "Wissenschaftskunde".

Geschichte und Entwicklung

Siehe Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie

Enzyklopädien nach Sprachen

Siehe Verzeichnis der Enzyklopädien nach Sprachen

Neue Formen der Enzyklopädie

Die Tatsache, dass eine Enzyklopädie von ihrem eigenen Anspruch her strukturell und inhaltlich eigentlich nie abgeschlossen sein kann, ist eine Herausforderung an die neuen Medien. So ermöglichten es die Medien CDROM bzw. DVD, dass wichtige Herausgeber im Gefolge der New Economy von gedruckten Enzyklopädien auf elektronische Publikationsformen umgestellt haben; das Medium ist kostengünstig, und auch Bilder, Ton- und Videodokumente können leicht eingebunden werden. Für großes Aufsehen sorgte im Jahr 2002 die Ankündigung, die englische Encyclopædia Britannica werde künftig nur noch in elektronischer Form verfügbar sein. Mittlerweile sind die Herausgeber von diesem Plan wieder abgerückt, und die Encyclopædia Britannica wird weiterhin auch in gedruckter Form angeboten.

Tendenzen dem Internet einen systematischeren Zuschnitt zu geben (siehe z.B. Semantisches Web), verleihen diesem einen zunehmend enzyklopädischeren Charakter. Aus dem globalen Sammelbecken des Wissens kann eine strukturiertere Suchanfrage flexibel enzyklopädische Züge des Internet freilegen, abhängig von der informativen Kompetenz des Wissensorganisateurs. Die überschüssige Informationsflut kann mithilfe von Web-Ontologien (siehe ISKO-Arbeitsgruppen) und Mindmaps reduziert und benutzerfreundlicher gestaltet werden.

Dieser Artikel ist Teil der Wikipedia, die selbst eine Enzyklopädie ist.

Vergleich einiger Enzyklopädien

Umfang ausgewählter Enzyklopädien
Name Titel Medium Artikelanzahl Wörter Abbildungen Videos Audio Weblinks Quelle
Britannica Encyclopaedia Britannica (EB) 32 Bände >65.000 44 Mio >24.000 keine keine ? [1]
Britannica Britannica Ultimate Reference Suite 2005 6 CDs oder 1 DVD >100.000 >54 Mio >17.650 (*) ? ? 165.000 [2]
Brockhaus Die Enzyklopädie 20., neu bearbeitete Auflage 1996 bis 1999 24 Bände >260.000 ? >35.000 keine keine ? [3]
Brockhaus Die Enzyklopädie digital 10 CDs oder 1 DVD >260.000 26 Mio >14.500 250 13 Stunden >19.000 [4]
Enciclopedia universal ilustrada europeo-americana Enciclopedia Espasa 2004 90 Bände + 1 DVD >900.000 >200 Mio >100.000 ? ? ? [5]
Enciclopedia universal Larousse Enciclopedia universal Larousse 2003 4 CDs oder 1 DVD >150.000 >25 Mio ? 10.500 Video +Audio +Abb ? 2.300 [6]
Microsoft Encarta Enzyklopädie Professional 2005 4 CDs oder 1 DVD >50.000 >20 Mio >20.500 >300 >2.750 5.600 [7]
Meyers Meyers Großes Taschenlexikon in 26 Bänden 26 Bände + CD >150.000 ? >5.000 keine keine ? [8]
Wikipedia Die freie Enzyklopädie (deutsch) online, PDA, Mobiltelefon, CD-ROM, in Auszügen gedruckt z. Zt. 3.014.589 >53.5 Mio. >70.000 ? >25 >170.000 [9], [10], [11], [12], [13]

(*) einschl. Audio- und Video-Dateien

Typologie der Enzyklopädien und Lexika

Enzyklopädische Formen:

Sonderformen:

Zwischenformen:

Lexikalische Formen:

Siehe auch: Enzyklopädietheorie, Lexikontheorie

Verwandte Literaturgattungen

Siehe auch: Nachschlagewerk

Verwandte Wissenschaften

Die Wissenschaft von der Erforschung von enzyklopädischen Nachschlagewerken Enzyklopädie ist die Enzyklopädik. Darunter wird vor allem die historische Untersuchung von Enzyklopädien verstanden. Daneben gibt es die Bezeichnung Enzyklopädistik. Beide Wörter werden auch synonym für eine Enzyklopädie verwendet. Die Lexikografie beschäftigt sich eher mit der Erstellung von Wörterbüchern als mit enzyklopädischen Lexika. Andere Wissenschaften mit Bezug zur Betrachtung von Enzyklopädien sind die Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Wissenschaftstheorie.

Siehe auch

Literatur

Gesamtdarstellungen:

  • Robert Collison: Encyclopaedias. Their history throughout the ages. A bibliographical guide with extensive historical notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B.C. to the present day. New York, London: Hafner 1964
  • Hans-Joachim Diesner, Günter Gurst (Hrsg.): Lexika gestern und heute. Leipzig 1976
  • Lenz, Werner: Kleine Geschichte großer Lexika. Gütersloh 1980
  • Georg Jäger: Der Lexikonverlag. In: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. 1: Das Kaiserreich 1870-1918. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung GmbH, 2001

Darstellung einzelner Epochen:

  • Senya Müller: Sprachwörterbücher im Nationalsozialismus. Die ideologische Beinflussung von Duden, Sprach-Brockhaus und anderen Nachschlagewerken während des "Dritten Reichs". Stuttgart 1994
  • Ulrike Spree: Das Streben nach Wissen: Eine vergleichende Gattungsgeschichte der populären Enzyklopädie in Deutschland und Großbritannien im 19. Jahrhundert. Tübingen 2000
  • Carsten Zelle (Hrsg.): Enzyklopädien, Lexika und Wörterbücher im 18. Jahrhundert. Göttingen 1998
  • Walter Goetz: "Die Enzyklopädien des 13. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Entstehung der Laienbildung". In: Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte. Jg. 2, H.1-3, 1936. S. 227-250
  • Christel Meier: "Grundzüge der mittelalterlichen Enzyklopädik. Zu Inhalten, Formen und Funktionen einer problematischen Gattung". In: Ludger Grenzmann, Karl Stackmann (Hrsg.): Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit (Germanistische Symposien, Berichtsbände V). Metzler 1984

Etymologie und Begriffsgeschichte:

  • Jürgen Henningsen: "Enzyklopädie". Zur Sprach- und Bedeutungsgeschichte eines pädagogischen Begriffs. In: Archiv für Begriffsgeschichte 10 (1966). S. 217?362
  • H. Fuchs: Artikel "Enkyklios Paideia". In: Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt Bd. 5. Stuttgart: Hiersemann, 1962. Spalten 365?398
  • Dierse, Ulrich. Enzyklopädie: zur Geschichte eines philosophischen und wissenschaftlichen Begriffs. = Archiv für Begriffsgeschichte: Suppl.-H.; 2. Bonn: Bouvier, 1977
  • Tomkowiak, Ingrid (Hrsg.): Populäre Enzyklopädien: Von der Auswahl, Ordnung und Vermittlung des Wissens. Zürich: Chronos, 2002

Bibliografien:

  • Gert A. Zischka: Index Lexicorum: Bibliographie der lexikalischen Nachschlagewerke. Wien: Hollinek, 1959
  • Hugo Wetscherek (Hrsg.): Bibliotheca lexicorum: kommentiertes Verzeichnis der Sammlung Otmar Seemann; eine Bibliografie der enzyklopädischen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, unter besonderer Berücksichtigung der im deutschen Sprachraum ab dem Jahr 1500 gedruckten Werke (bearb. von Martin Peche). Wien: Inlibris, 2001. ISBN 3-9500813-5-6

Vorlage:Wiktionary1

Bibliografien

Links zu einzelnen Enzyklopädien siehe unter Nachschlagewerke im Internet.