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Schlagzeug

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Umgangssprachlich bezeichnet der Begriff Schlagzeug, was im englischen Sprachraum drum set oder drum kit genannt wird. Gemeint ist die aus Jazz- und Rockmusik bekannte Zusammenstellung von Trommeln und Becken (s.u.). Zur Unterscheidung des Oberbegriffs "Schlagzeug" für alle Schlaginstrumente vom Drum Set setzt sich das englische Fremdwort zunehmend im Deutschen durch. Während Schlagzeuger in der sogenannten klassischen oder E-Musik für alle Schlaginstrumente zuständig sind, findet in der sogenannten Popularmusik oft der getrennte Einsatz von Percussionisten (Percussion: Congas, Bongos, Tamburin, Maracas, usw) und Schlagzeuger (drum set oder drum kit) statt.


Aufbau und Spielweise

Dem Schlagzeuger sind im Aufbau seines Instruments praktisch scheinbar keine Grenzen gesetzt, trotzdem hat sich ein Standard-Aufbau für fünfteilige Sets etabliert (5 Trommeln: Snare, Bassdrum, kleines Hängetom, großes Hängetom, Stand- oder Floortom. Plus: Becken oder Cymbals). Das zeigt, es gibt eben doch praktisch Grenzen, die vor allem beide Hände und beide Füsse setzen. Eine nur mit beiden Händen gespielte Trommel ist eben kein Schlagzeug, sondern nur eine einzelne Trommel. Ihr Spiel auf das ganze Schlagzeug zu übertragen, ist allerdings möglich, jedoch ein besonderer Vorgang. Für beide Hände und Füsse müssen alle Trommeln, Becken und andere Teilinstrumente des Schlagzeugs ständig blitzschnell erreichbar sein, sonst ist Schlagzeugspielen nicht möglich. Alle Trommeln, Becken und andere Teilinstrumente des Schlagzeugs (z.B. Kuhglocken, Tamburins, sogar mit der Linken zeitweise gespielte Keyboards) bilden ein für die vier Gliedmaßen schnellst zu spielendes Standsystem, das sich, um sich darüber klar zu werden, bestens im Grundriss abbilden läßt, wie verschiedene Lehrbücher oder Drum-Zeitschriften beweisen.

Eine weitere Grenze ergibt sich durch das Hoch-Tief- oder Hell-Dunkel-Prinzip. Das heißt, ein hohes oder helles Teilinstrument des Schlagzeugs wird in der Regel im Wechsel mit einem tiefen oder dunklen gespielt und entsprechend angeordnet, etwa die Snare (kleine Trommel, hoch, hell) im Wechsel mit der Bassdrum (Basstrommel, grosse Trommel, tief, dunkel) oder ein Hängetom (hoch, hell) im Wechsel mit einem Standtom (Floor Tom, tief, dunkel), usw. Das schließt das Spielen einer einzelnen Trommel des Schlagzeugs über längere Zeit nicht aus. Es darf bloß nicht der Eindruck entstehen, das Schlagzeug sei eine beliebige oder geheimnisvolle Zusammenstellung von Instrumenten, auf die man beliebig oder unerklärlich drauf schlägt.

Das Hoch-Tief- oder Hell-Dunkel-Prinzip ist sogar besonders wichtig, da man hierauf nahezu jedes Musikstück zurückführen kann. Das heißt, man kann beispielsweise auf dem Standtom die Tonika, auf einem Hängetom die Dominante und somit eine Bluesform (4 Takte Standtom, 2 Takte Hängetom, 2 Takte Standtom, 2 Takte Hängetom, 2 Takte Standtom) oder a-a-b-a-Form (a = 4 Takte Standtom, 4 Takte Hängetom, 4 Takte Hängetom, 4 Takte Standtom / Wiederholung a / b = Bridge = 4 Takte Hängetom, 4 Takte Standtom, 4 Takte Hängetom, 4 Takte Hängetom / Wiederholung a) und damit zwei der wichtigsten Grundformen trommeln sowie sich davon ausgehend ein Schlagzeugsolo aufbauen. Das ist allerdings nur eine der Herangehensweisen an ein Schlagzeugsolo. Und die Trommeln bekommen dabei nicht etwa einen bestimmten Ton, sondern behalten ihre jeweils unbestimmte Tonhöhe. Besonders aber wichtig ist das Hoch-Tief- bzw. Hell-Dunkel-Prinzip zur Markierung des Grundrhythmus', in der Regel eine gleichmäßige Schlagabfolge tief-hoch-tief-hoch-... (vor allem: Bassdrum-Snare-Bassdrum-Snare-...), womit der Schlagzeuger oder die Schlagzeugerin die rhythmische Basis markiert, soweit dies nicht verinnerlicht (z.B. im Modern Jazz) oder die Musik nicht völlig frei gespielt wird (z.B. im Free Jazz, Noise-Stilen, usw).

Die Trommeln sind normalerweise eine über ein Pedal getretene große Trommel (Bassdrum), eine kleine Trommel (Snaredrum) mit einem Teppich aus Metallspiralen bzw. -schlingen am Resonanzfell (daher auch "Snare" bzw. Snareteppich: von engl. "snare" = Schlinge, Saite), der den markanten Klang bewirkt, und in der Regel zwei bis drei (bisweilen auch erheblich mehr) unterschiedlicher Größe und auf unterschiedliche Höhe gestimmte saitenlose Trommeln (TomToms). Bassdrum, Snare und drei TomToms machen das oben benannte fünfteilige heutige Standardset aus.

Hinzu kommen das Rhythmus- oder auch Ridebecken (für das Spielen der Beats oder Zählzeiten mit der Hand), die HiHat-Becken (ebenfalls für das Spielen der Beats oder Zählzeiten mit der Hand) auf Ständer mit Pedal zum Schließen der Hihatbecken sowie verschiedene Crashbecken (für Betonung von Schwerpunkten, oft zugleich mit Bassdrum) und deren Variationen. Die Beats oder Zählzeiten setzen alle übrigen Schläge auf dem Drumset sowie die Rhythmen der ganzen Band in Beziehung und bilden ein raumfüllendes Hintergrundrauschen, wie vergleichsweise Schüttel- oder Schabinstrumente (z.B. Maracas oder Guiro) in lateinamerikanischer oder afrikanischer Musik ohne das hier dargestellte Schlagzeug.

Vor dem Spieler, sozusagen in seinem Schoß, ist die Snaredrum plaziert. Mit dem linken Fuß bedient man die Hi-Hat (Backbeat-Chick durch Öffen/Schließen dieses Beckenpaares) und mit dem rechten die Bassdrum. Die kleineren TomToms (kleines und großes Hängetom) sind meist auf der Bassdrum montiert, können jedoch auch an den Beckenständern oder auf eigenen Ständern angebracht werden. Das dritte der drei TomToms, in der Regel das größte und auch Floor- oder Standtom genannt, wenn es auf dem Boden steht und nicht am Ständer hängt, steht oder hängt rechts neben dem Spieler, so dass er es locker mit der rechten Hand erreichen kann. Das Ridebecken steht hinter dem tiefsten TomTom (in der Regel: Standtom). Ergänzt wird das Schlagzeug oftmals durch zusätzlich angebrachte Percussioninstrumente wie Glocken, Tamburine und Holzblöcke. Zu guter Letzt ist da noch das Crashbecken, welches rechts oberhalb der HiHat plaziert ist. Im Grundriß der Schlagzeuge berühmter Drummer ist oft die Anordnung mehrerer verschiedenartiger Ridebecken nach außen oder zu den Seiten hin sowie mehrerer verschiedener Crashbecken nach innen hin zu erkennen. Eingebürgert hat sich für Becken auch die Bezeichnung Cymbals.

Entsprechend den oben erwähnten vier Gliedmaßen genügen für ein Schlagzeug sogar eigentlich nur und grundsätzlich: Snare (linke Hand), Bassdrum (rechter Fuß), Becken (Ride- und Crash-Funktion in einem, rechte Hand), Hihat (linker Fuß). Besonders in den sparsamen 1950er Jahren in Deutschland verstand man das auch, wenn Schlagzeug gemeint und gefordert war. Selbst bekannte Schlagzeuger scheuten sich nicht, so aufzutreten. Alles Weitere, z.B. Tomtoms, weitere Becken, Kuhglocken usw, bringen ins Schlagzeug eigentlich nur 'Farbe', das heißt, machen den Klang abwechslungsreicher. Doch bei einigem Geschick kann man: Tomtoms auch nur auf der Snare nachahmen, wenn man sie ohne Snareteppich spielt (diesen abstellt), sie sogar tiefer stimmt, oder man trommelt auf der tiefen Bassdrum per Hand; Kuhglocken auf der 'Glocke' der Beckenmitte nachahmen; wie man sich überhaupt im Nachahmen von nicht vorhandenen Schlaginstrumenten auf dem Schlagzeug üben sollte. Hierzu sollte man ruhig alles, worauf man schlagen kann (ohne es zu beschädigen), austesten: nicht nur die Trommelfelle, sondern auch die Trommelränder und -reifen, die Trommelkessel, usw. Buddy Rich, berühmter Jazz- und besonders Big-Band-Schlagzeuger zwischen etwa 1940-85 und damals zuweilen als 'bester Schlagzeuger der Welt' bezeichnet, machte sich einmal den Spaß, in einem Schlagzeugsolo auch alle Metall-Ständer und den Schlagzeugsitz entlang zu trommeln. Han Bennink, berühmter Freejazz-Schlagzeuger, bezieht sogar während seines Trommelns spontan die Umgebung mit ein wie den Bühnenboden, die Bestuhlung, usw. Man beobachte hierzu auch die Altmeister des Schlagzeugs wie Baby Dodds (bei Louis Armstrong, tp, in den 1920ern), z.B. in alten Filmen oder auf Abbildungen! Statt nachzuahmen, macht es zu diesem Zweck Sinn, Elektronik einzubeziehen. Alles in allem kann man aus einem vierteiligen Grundset jedoch schon eine unerwartet hohe Zahl an Klang- und Spielmöglichkeiten 'herausholen'.

Für Linkshänder ist der vorgenannte Aufbau genau gespiegelt zu betrachten. Allein schon zur Förderung der Spielfertigkeit sollte man das, was man mit rechts oder rechter Hand oder rechtem Fuß auf dem Schlagzeug anfängt zu spielen, auch mit links beginnen und umgekehrt. Dazu kann man auch die Schlagzeugbestandteile vertauschen: Snare (rechte Hand), Becken (linke Hand), Bassdrum (linker Fuß), Hihat (rechter Fuß). Daniel Humair beispielsweise, berühmter Jazz-Schlagzeuger, spielt Snare sowie Becken (also 'oben') wie ein Rechtshänder (Snare = linke Hand, Becken = rechte Hand) und Bassdrum sowie Hihat (also 'unten') wie ein 'Links-Füßler' (Bassdrum = linker Fuß, Hihat = rechter Fuß). Jenes Vertauschen gilt für Toms und andere Schlagzeugbestandteile entsprechend.

Nach dem System des Schlagzeugs kann man auch andere Instrumente zusammenstellen, z.B. Congas (Hände) und Kuhglocke/Bassdrum (Füsse, über Pedale) oder statt dessen 'Holz-Trommel-Körper' (siehe Schalloch), usw.

Das Schlagzeug wird mit zwei Schlägeln (auch "Sticks" genannt, deutsch: Stöcke) gespielt, mit welchen man auf den verschiedenen Trommeln und Becken einen Rhythmus erzeugt. Dabei wird die Abprallwirkung ausgenutzt, vor allem je dichter Schläge werden (bis hin zu einem dichten Schläge-Teppich oder Wirbel); auch um die Gelenke zu schonen. Es kommen auch Ruten oder Besen zur Anwendung, besonders wenn leisere Schläge erzeugt werden sollen.

Im allgemeinen ist der Aufbau eines Schlagzeuges keiner Norm unterworfen. So hat es über die Historie hinweg immer wieder Schlagzeuger gegeben, die diese klassischen Aufbaukonzepte bewusst oder aus ihren Bedürfnissen heraus aufgebrochen und sich z.T. weithin etabliert haben (z.B. die sog. Doublebass-Technik). Doch übernehmen beim Doppel-Bassdrum-Spiel beider Füsse die beiden Hände, also besonders auf Snare und Becken/Hihat, dann um so mehr die Markierung des Grundrhythmus', während genau das sonst beide Füsse tun, wenn sie nur eine einzelne Bassdrum und eine Hihat spielen. Das heißt, selbst das scheinbare Verlassen oder Durchbrechen der Norm, wie eingangs gesagt, führt in Wirklichkeit nicht zur Normlosigkeit, sondern zu neuen Normen im Schlagzeugaufbau, vor allem bedingt durch die menschliche Anatomie, besonders die beiden Hände und Füsse der SchlagzeugerInnen.

Die Trommeln sind heutzutage meist beidseits mit Fellen aus Kunststoff bespannt. Das bespielte Fell heißt Schlagfell, das nicht bespielte, an der Unterseite der Trommel mitschwingende Fell nennt man Resonanzfell. Die Felle werden auf den Trommelkessel gelegt sowie mit Trommelreifen aus Metall oder Holz und je nach Durchmesser der Trommeln aufgespannt mit 6 bis 12 Stimmschrauben, die durch bequemes Drehen das Fell schnell lockern oder spannen und damit rasch tiefer oder höher stimmen lassen. Die Kessel der großen Trommel und der TomToms sind meistens aus Holz. Verschiedene Hersteller experimentieren immer wieder mit Kunststoffkesseln, die sich aber bisher noch nicht durchgesetzt haben. Die Snaredrum kann einen Kessel aus Stahl, Messing oder Holz haben. Die Größen der Trommeln werden in Zoll (Inch, 1 Inch = ca. 2,5 cm) angegeben. Typische Größen der Trommeldurchmesser sind:
- Bassdrum: 18 bis 22 Zoll (manchmal auch bis 26 Zoll)
- Snare: 10 bis 14 Zoll
- TomTom: 8 bis 18 Zoll
Je nach Stilrichtung können verschiedene Kombinationen vorkommen.

In den 80er Jahren kamen auch mehr und mehr elektronische Varianten in den Handel. Hierbei wird das klangerzeugende Signal (Trigger) an einen Synthesizer oder Sampler übergeben der den eigentlichen Klang erzeugt. Diese in den 80er und Anfang der 90er Jahre stark vertretene Variante des Schlagzeuges behauptet sich heutzutage nur noch in Nischen. Für die elektronische Erzeugung von Schlagzeugklängen wird nach wie vor häufig auf sog. Drumcomputer zurückgegriffen, es gibt aber zunehmend spezielle Computersoftware.

Wie spielt man nun endlich Schlagzeug?

Beim einfachen Grundrhythmus in der heute gängigsten Taktart, dem 8/8, begleitet man, indem die 'Führungshand' (bei Rechtshändern: rechts) gleichmäßig 8 Beats (Zählzeiten) auf dem (Ride-) Becken (oder Hihatbecken) schlägt, der 'Führungsfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': rechts) betont den ersten Beat auf der (tiefen, dunklen) Bassdrum mit, dann den dritten Beat (Backbeat) die 'Nichtführungshand' (bei Rechtshändern: links) auf der Snare (hoch, hell) und zugleich der 'Nichtführungsfuß' (...: links) durch pedalgetretenes Hihatbecken-Schließen oder -'Chick', dann den fünften Beat wieder der Führungsfuß auf Bassdrum, dann den siebenten Beat (erneut Backbeat) wieder die Nichtführungshand auf der Snare und zugleich der Nichtführungsfuß durch pedalgetretenes Hihatbecken-Schließen oder -'Chick'. Das war der erste Takt, und die anschließenden Takte folgen genauso. Möchte man am Ende z.B. einer zwölftaktigen Strophe, womit man schon einen Blues spielen könnte, Roll oder Wirbel einfügen, geht im 12. Takt die Führungshand auf die Snare mit den gleichmäßigen 8 Beats. Und genau dazwischen schlägt die Nichtführungshand auf der Snare die 16tel (beide Hände schlagen also abwechselnd und gleichmäßig), während zugleich beide Füße wie vorher weiterspielen. Diesen Wirbel (roll) aus 16 gleichmäßigen Schlägen erreichen beide Hände abwechselnd mit je 8 einzelnen Schlägen, aber auch mit je 4 Doppelschlägen oder mit Kombinationen aus Einzel- und Doppelschlägen (Paradiddle), z.B.: Doppelschlag rechts, Doppelschlag links, Einzelschlag rechts, Einzelschlag links, Einzelschlag rechts, Einzelschlag links, Wiederholung des Ganzen. Etwa 25 grundlegende Wirbelarten sind als Rudiments international vereinheitlicht. Bei Doppelbassdrumspiel spielen beide Füße das, was zuvor die Hände bei Wirbeln spielten, während die Rechte die Beats (Becken/Hihat) und die Linke die Backbeats (Snare) gleichmäßig durchschlagen (schwierig!). Durch Verdoppeln, Verschieben oder Weglassen eines Einzel- oder Doppelschlages auf Snare, aber auch Bassdrum sowie nicht nur beim Wirbel, sondern auch beim Begleiten, wobei hier die regelmäßigen Beats der Führungshand auf Becken/Hihat ununterbrochen weiterlaufen, entstehen aus dem einfachen Grundrhythmus verschiedenste Schlagfiguren und besonders bei Begleitungen die verschiedenen Stile. Die Wirbel (per Hand) sind in allen Stilen hingegen nahezu gleich. Entsprechend verfährt man in anderen Taktarten, in langsamem und schnellem Tempo, im Ternären und im freien Spiel, doch darauf kann hier nicht mehr eingegangen werden.

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Geschichte

Während frühere Marching-Bands die einzelnen Schlaginstrumente auf mehrere Spieler verteilt hatten, hatten Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Jazzbands nur noch einen Schlagzeuger, der die wichtigsten Schlaginstrumente auf sich vereinte und neuartig als einheitliches Instrument spielte. Bis ungefähr zu den 50er Jahren beeinflusste der Jazz das Schlagzeug entscheidend. Ab den Sechzigern wurde der Einfluß der Rockmusik auf das Schlagzeug bestimmend. Ab den 80er Jahren gewann zunehmend Elektronik wie Drumcomputer und E-Drums gegenüber dem herkömmlichen - 'akustischen' - Schlagzeug an Bedeutung. Um 1990 erreichte elektronisches Schlagzeugspiel im nahezu ganz digital produzierten Techno, der die Popularmusik im Sturm eroberte, Massenwirksamkeit. Daneben besteht das akustische Drumset trotzdem weiter, und in einer Art Gegenbewegung bezieht Weltmusik - 'globale Dorfmusik' - akustische Schlaginstrumente aus aller Herren Länder gerade heute, im Internetzeitalter und in der Globalisierung, mit ein.

Bis etwa 1960 zeigen nachfolgend drei Schlagzeuger aus dem Jazz die Entwicklung recht gut auf: Baby Dodds, Gene Krupa, Kenny Clarke.

Als herausragender Schlagzeuger des Traditionellen Jazz (New-Orleans-Stil, Dixieland, Chicagostil), etwa 1910-30, schlägt Baby Dodds auf Snare durchgehend Begleitung und die Bassdrum in Halbnoten, zum Beispiel bei Louis Armstrong & The Hot Sevens. Drumsolos kommen erst ausnahmsweise und nur kurz vor, auf Becken erklingen höchstens Effekte, und eine Hihat fehlt noch ganz. Die Bassdrum wird wegen der Erschütterungen oft nicht mit aufgenommen.

Ab den 1920ern wird durchweg Offbeat oder Backbeat, d.h. im 4/4 auf 2. und 4. Beat oder Zählzeit, betont, nicht mehr marschmusik-orientiert 'auf 1 und 3' wie davor. Die Offbeat- oder Backbeat-Betonung fällt dann als im Hintergrund, aber dennoch deutlich hörbarer 'Chick' der mit dem Fuß getretenen Hihat zu und wird verstärkt durch zusätzlichen Snare-Schlag. Man schreibt die Offbeat- oder Backbeat-Betonung dem afrikanischen Einfluß zu, sie ist aber nicht spezielle Errungenschaft des Jazz und dortigen Schlagzeugspiels. Vielmehr kommt Offbeat- bzw. Backbeat-Betonung ebenso in der sogenannten klassischen oder E-Musik vor, wird dort bloß nicht so umfassend und dominant genutzt. Spaßig, aber den Kern treffend kann man die Frage, Backbeat oder Offbeat einfach zu erklären, damit beantworten: Es ist der Schlag, den ein Schlagzeuger auf 2 und 4 betont und den das Publikum auf 1 und 3 mitklatscht. Dies zeigt eigentlich nur eine erste wichtige Hürde, die man seither zu nehmen hat, wenn man Schlagzeugspielen erlernt.

Der überragende Schlagzeuger des Swing-Stil, Gene Krupa, aus den 30er Jahren, spielt auf Vierteln durchgehend Bassdrum, damals quasi ein wuchtiges Markenzeichen der Big Bands in der Swing-Ära. Die Big-Band-Schlagzeuger begleiteten nun auf leiseren Becken oder leiserer Hihat und spielten auf den lauteren Trommeln, nun auch mit Tomtoms, ihre Solos. Gene Krupas Trommelsolo in "Sing, Sing, Sing" mit Benny Goodman And His Orchestra, 1938, Carnegie Hall, gilt als das erste längere Schlagzeugsolo überhaupt, in dem, auch erstmals, ausgiebig die tief tönenden Tomtoms Einsatz fanden.

Der durchdringend rhythmische und dadurch besonders gut tanzbare Big-Band-Jazz des Swing wandelte sich um 1940 zu eher Zuhör-Jazz der kleineren Combos, zum Stil des Bebop als erstem der Stile der nun beginnenden Modernjazz-Ära (Bebop, Cool, Hard Bop, Modal). Modernjazz-Schlagzeuger wie Kenny Clarke zeichnen sich durch abstrakteres Schlagzeugspiel aus. Snare oder Bassdrum begleiten nicht mehr durchgehend, sondern kombinierte Snare-Bassdrum-Einwürfe kommentieren die Improvisationen der anderen Musiker und verschieben die Betonungen auf genau zwischen die sonst üblichen rhythmischen Schwerpunkte. Den Beat markieren anfangs noch durchgehend Becken oder Hihat, beide gehen aber in aufgelöstes Spiel bis zu Elvin Jones und den sechziger Jahren über. Regelmäßige Beats ‚ticken' als gemeinsame Orientierung dann nur noch wie eine ‚innere Uhr' in jedem Musiker einer Jazzcombo. Um 1960 dann löst sich jedwede Ordnung in den völlig freien Spielweisen des entstehenden Freejazz' auf.

Trotzdem stellen sich im Freejazz bestimmte Vorgehensweisen heraus, z.B.: Vermeidung all dessen, was Klang, Wohlklang oder Musik bisher überhaupt ausmacht, also Dominanz des Geräuschhaften und Dissonanz ('europäische Richtung'); spontanes Einbeziehen der jeweiligen Umgebung, etwa des Bühnenbodens oder der Bestuhlung im Saal und all dessen, was nicht Instrument im traditionellen Sinn ist, aber mit bestimmtem Geräusch etwas Bestimmtes ausdrückt (siehe oben: Han Bennink, u.a.); zunehmende Dichte zur 'Mitte' hin und wieder Dichteabnahme auf dem Weg zum 'Schluß', wobei dies spontan von allen Beteiligten geschieht oder zu geschehen hat; Hörbarmachung sonst Nichthörbaren ('Unerhörtes'), so der Bewegung einer 'Stecknadel im Heuhaufen' mit Hilfe elektronischer Verstärkung (Tony Oxley, d, u.a.). Solche Grundsätze konsequent und spontan zu mehreren durchzuhalten und durchzuspielen, verlangt höchstes musikalisches Können, auch wenn die Verführung, Nichtkönnen mit sogenanntem freien Spiel zu verdecken, recht groß ist. Als ein vielseitiger Freejazz-Meister gilt international der deutsche Schlagzeuger Günter Sommer.

Zurück zum Modernjazz. Zwar gilt der Modernjazz wegen seiner 'Gebundenheit' (im Gegensatz zum Freejazz) und hier dem Erreichen höchstmöglicher Abstraktheit quasi als Kopf all populärer Musik, wobei diese dann folglich als 'Bauch' zu bezeichnen nicht Abwertung ist. Vielmehr wird es das Wechselverhältnis zwischen 'Bauch und Kopf' sein, populäre Musik hätte wichtige Einflüsse ohne ihre Sparte Modernjazz nie erfahren und umgekehrt. So gehört seit Dave Brubecks (p) Hit "Take Five" (Joe Morello, d) nicht nur dessen 5/4-Takt und ungerade Taktarten wie der 3/4 neben dem 4/4 zum Standardniveau im Jazzschlagzeugspiel, sondern im Schlagzeugspiel überhaupt.

Von Anfang an jedoch gilt der Modernjazz trotz einzelner populärer Erfolge (z.B.: "Lullaby Of Birdland", George Shearing, p, 1952, oder "Take Five", Dave Brubeck, p, 1959) und enormem Einfluß insgesamt auf das Schlagzeug zwischen etwa 1940-60 (z.B. in: "Rock Around The Clock", Bill Haley, voc, g, 1954) zeitweise sogar als elitär und löst Gegenbewegungen aus, so die Rückkehr zu Traditionellem Jazz, den Dixieland-Revivals, und Weiterentwicklungen des Swing-Stils besonders hin zum Rhythm & Blues und dann Rock & Roll der 1950er Jahre. Im Gegensatz zur einfach durchschlagenden Swing-Bassdrum und zur Vielzahl kommentierender Snare-Bassdrum-Einwürfe des Modernjazz entwickeln sich im Rhythm & Blues und Rock & Roll kompakte Schlagfiguren mit Hilfe nun beweglicher gespielter Bassdrum, nämlich aus verschiedenen Bassdrum-Doppelschlägen im Wechselspiel mit dem regelmäßigen Snare-Backbeat, sogenannte ostinate (regelmäßig wiederkehrende) Schlagfiguren. Ein Beispiel hierfür ist "Roll Over Beethoven" von Chuck Berry (voc, g), 1957. Auf Becken und besonders nun geschlossener Hihat werden auch wieder die Beats oder Zählzeiten deutlich bis trocken-schwer durchgeschlagen.

Ab Ende der 1950er gewinnt der neue Stil der Rockmusik stärker an Kontur. Der vereinzelte Wandel war daran zu merken, dass man die Achtel gleichmäßiger (binär) im Gegensatz zu den punktierten Achteln (ternär) des Rock & Rolls und Modernjazz-Grund-Feelings spielte, das bis dahin vorherrschte. Entscheidend kann hierfür der Einfluß gleichmäßig gespielter Latinstile gewesen sein, so die 'Erfindung' des Chacha um 1956. Zwar findet jener Wechsel zu den Anfängen gleichmäßigerer Rockmusik noch hauptsächlich in den USA statt, dem Weltzentrum populärer Musik bis dahin, so mit Stücken wie "Peter Gunn" von Duane Eddy (g), 1958, oder "Tallahassee Lassie" von Freddy Cannon (voc), 1959.

Doch mit Gruppen wie The Shadows und dann vor allem dem internationalen Durchbruch von The Beatles (Ringo Starr, d) in den frühen 1960ern verlagert sich das Zentrum populärer Musik nach Großbritannien. Es entsteht der Beat oder die Beatmusik, mit der die gleichmäßigere Rockmusik-Spielweise sich von Großbritannien aus nun international durchsetzt und überall dominiert. Der Jazz hat damit aufgehört, hauptsächlich das Schlagzeug in seiner Entwicklung zu beeinflussen. Die Beatmusik oder frühe internationale Rockmusik übernimmt die ostinaten Schlagfiguren aus dem Rhythm & Blues und dem Rock & Roll der 1950er, die schon mit den ersten Rockmusikstücken noch in den USA ansatzweise vom Ternären ins mehr Binäre umgeformt worden waren. Markant mit der Beatmusik wurde dann das intensive Zusammenspiel von E-Baß (-Gitarre) und ostinaten Schlagfiguren, das durch direktere Aufnahmetechniken dann ab den Kinks, Yardbirds und The Who seinen bis heute bekannten 'satten' Klang erreichte. Das zusammen mit dem metallischen Gitarrensound prägte die typische Besetzung der Beat-Bands und dann der Rock-Bands schlechthin: Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Baßgitarre und Schlagzeug, Gesang meist zugleich durch die Gitarristen. Erst später kam der Keyboard hinzu.

In der zweiten Hälfte der 1960er gewannen mit der Soul-Musik die USA ihre popularmusikalische Dominanz ein Stück zurück. Die binäre Spiel- oder Schlagweise begann sich vor allem durch den Soul von James Brown (voc) zu differenzieren und ging gegen Ende der 1960er in den Jazzrock über. Der soulig-rockige 4/4 oder noch 'Proto-8/8' wird langsamer, es lassen sich je Einheit oder Takt quasi mehr Beats, Zählzeiten oder Schläge unterbringen, zur dauernd durchgeschlagenen 8tel-Begleitebene der Beats (auf Hihat oder Becken) lassen sich besser die Schläge 'dazwischen' spielen, d.h. besonders 16tel-Schläge auf der Bassdrum. Das zeigen damals erfolgreiche Soulstücke wie "Hold On I'm Coming" von Sam & Dave (Al Jackson, Jr., d?), 1966, mit dem ostinate Schlagfiguren aus 16tel Bassdrumschlägen erstmals sehr populär werden. Damit war der 'echte 8/8' (16tel Bassdrumschäge) als erst Soul- und dann aber vor allem typische Rockmusik-Taktart komplett.

Der Rockjazz der 1970er und 1980er (Billy Cobham, d, u.a.) löste die ostinaten Schlagfiguren wieder etwas auf in Richtung dynamischer Snare-Bassdum-Einwürfe wie im Modernjazz. Der Reggae der 1970er (Bob Marley, voc, u.a.) trug wieder das ternäre Feeling hinein, aber nun in den rockig-gleichmäßigeren 8/8. Der ab den frühen 1980ern sich herausbildende Rap setzte jene rockjazzige und reggae-beeinflußte Entwicklung fort. Ab Ende der 1970er erlebt der Modernjazz ein Revival (Neobop oder New Bop). Seit etwa 1970 gewinnen Latin-Spielweisen Einfluß in der Rockmusik vor allem durch Santana (g). Umgekehrt hält besonders in den 1980ern die Bassdrum in Salsa sowie anderen Latin-Stilen Einzug und wird dann gespielt, als wenn man eine 'dritte Hand' benutzt, so wie es Elvin Jones (d) davor im Modernjazz-Schlagzeugspiel tat und in diesem Zuge die Schwerpunkte zwischen die Beats verschob. In der aber ganzen Bandbreite gleichmäßigerer Spielweisen, binär wie auch wieder ternär als auch latinhaft, bildet die 70er-80er Rockmusik nun mit einem unglaublichen Stilelementevorrat quasi klassische Spielarten heraus (Deep Purple, ACDC, Motörhead, Jethro Tull, u.a.). Die Schlagzeuge erreichen im Aufbau größte Ausmaße. Doppelbassdrumspiel oder Doppelfußmaschinenspiel gewinnt an Bedeutung (Terry Bozzio). Doppelbassdrum-Pioniere waren bis dahin eher Ausnahmeerscheinungen (Louis Bellson 1940er-50er, Keith Moon 1960er)

Ab 1990

In den 1990ern spielt man in der Rockmusik, ausgehend vom Rap und farbigen US-Schlagzeugern (Dennis Chambers, u.a.), die das aber dann nicht weiterverfolgen, Doppelbassdrum oder Doppelfußmaschine zunehmend flexibel. D.h. Doppelbassdrum- oder Doppelfußmaschinen-Schläge ertönen nicht mehr nur durchgehend, sondern kunstvoll mit Akzenten sowie Pausen. Auf diesem Weg bildet man neuartig prägnante ostinate Schlagfiguren. Trotz dieses Entwicklungsschubes scheint die Rockmusik in so etwas wie eine zerfaserte Spätphase eingetreten zu sein, da es zunächst aussieht, als ob wie auf einem bunt geflickten Teppich unzählige Rockrichtungen entstanden sind. Doch mit zeitlicher Distanz, nun in der Mitte der 2000er, weicht der bunte Flickenteppich sich klarer abzeichnenden Konturen. Geografisch gesehen sind an der starken Ausbreitung des Doppelbassdrum- bzw. Doppelfußmaschinenspiels, das dadurch zum Standard geworden ist, Bands aus den USA, Lateinamerika und Europa (hier besonders nach wie vor aus Großbritannien, dann Skandinavien, Deutschland, Polen, Frankreich, u.a.) beteiligt. Hier und da beginnt man, den Stil oder das Stilbündel vorsichtig mit New Rock zu umschreiben und faßt damit, trotz aller Unterschiede und eben vorsichtig, Bands zusammen wie Metallica, Limp Bizkit, The Deftones, Sepultura, The Pissings Razors, Pantera, Rammstein (obwohl diese im wesentlichen ohne Doppelbassdrumspiel sind), u.a. Als Doppelbassdrummer tut sich u.a. Eddy Garcia, The Pissing Razors, Texas, hervor, der zugleich sich wohl als Arrangeur und Pianist im Salsa betätigt.

Ab Mitte der 1990er finden 32tel Bassdrum-Schläge Eingang ins Schlagzeugspiel, dadurch daß der 8/8, der in Rock- und übriger Popularmusik seit den 60ern dominiert, auch noch langsamer gespielt wird als bisher. Das geschieht über Doppelbassdrumspiel verschiedener US-, lateinamerikanischer und europäischer Rockbands, aber auch über Einzelbassdrumspiel, z.B. in verschiedenen neueren Songfassungen von Whitney Houston, bei anderen, oft farbigen US-InterpretInnen oder solchen hispanischer Herkunft und in einer Art New Reggae. Ein aktuelles Beispiel für jenes Doppelbassdrumspiel einer US-Rockband ist das Stück "Rise & Oppose" von Diecast, 2004. Das abgesunkene oder sehr langsame 8/8-Tempo findet Ausdruck darin, daß als Beats oder Zählzeiten auf besonders Hihat, aber auch Becken 16tel durchgeschlagen werden (mit 32tel 'Verzierungen'), der Snare-Backbeat auf dem 5. und 13. Beat erfolgt und vor allem ostinate Bassdrum-Figuren gebildet werden, die aus einem Gemisch von 8tel-, 16tel- und nun 32tel-Schlägen auf Bassdrum kombiniert sind. Oder man beschränkt, um bei Doppel-Bassdrum-Spiel behender Füsse den Grundrhythmus durch die beiden Hände zu halten, die handgeschlagenen Hihat- oder Becken-Beats bzw. -Zählzeiten auf sogar nur schwere 8tel und bekommt so einen besonderen Kontrast zu den energiegeladenen Doppelbassdrum-Figuren, die aus aufpeitschenden 8tel-16tel-32tel-Kombinationen bestehen. Gerade bei Songs mit 32tel-Einzelbassdrumspiel hört man die Erzeugung per Computer klar heraus, was nicht Qualitätsverlust heißen muß, sowie stärkeres Einbeziehen global bzw. weltmusikalisch wirkender perkussiver Effekte und Verfremdungen.

Überlagert werden die vorgenannten, eigentlich extrem langsamen 8/8-Stücke oft von Double-Time-Spiel, das zusätzlichen Reiz oder unglaubliche Spannung schnelleren Spiels in langsamen Grenzen aufbaut, die man eigentlich nicht verlassen kann und will (ähnlich dem swing im Jazz, zuweilen klein geschrieben im Gegensatz zum 30er-Jahre-Stil des Swing). Genauer versteht man unter Double-Time-Spiel, das schon im Traditionellen Jazz vorzufinden ist, daß vor allem die Melodieführenden (Gesang, Leadgitarre, Bläser, Keyboard, u.a.) doppelt so schnell spielen oder werden. Dabei verbleiben besonders jedoch Schlagzeug und Baß, aber auch andere wie Rhythmusgitarre, begleitender Keyboard, begleitende Bläser- oder Streichergruppe im rhythmisch-akkordischen Fundament. D.h. die rhythmisch-akkordischen Instrumente halten in diesem Fall den 'super-langsamen' 8/8 und stützen das quasi darüber doppelt so schnelle Melodiespiel höchstens mit schnellen Einwürfen (Verzierungen). Versuche, daß z.B. das Schlagzeug durch doppelt so schnellen Snare-Backbeat irgendwann völlig 'mitgeht', brachten allerdings schon früher das ganze Gebäude der Spannung durch Double-Time-Spiel zum Einsturz und bestätigen nur den Kontrasterhalt durch Halten der rhythmisch-akkordischen Grundlage.

Schluß?

Die zuvor aufgezeigte 'Komplettierung' des 8/8 mit 16tel Bassdrumschlägen zur charakteristischen Taktart der Rockmusik, besonders ausgehend von "Hold On I'm Coming", Sam & Dave, 1966, als auch das Hinzutreten von 32teln auf Bassdrum ab 1990er Mitte läßt nachfolgende Aussage zu. Ein Schlagzeugstil und das Schlagzeugspiel wird dann vollständig oder ausgereift, wenn außer der Begleitebene der ständig und gleichmäßig geschlagenen sowie orientierenden Beats eine zweite Ebene hinzutritt, die auch schnellere Schläge spielen oder anfügen läßt. Diese zweite Ebene ermöglicht, bei durchgehender Begleitung Verzierungen einzubauen und interessanter zu begleiten bis hin zu komplexen Snare-Bassdrum-Einwürfen im Modernjazz (bei zugleich weiterlaufendem Beat auf Becken oder Hihat). Unterbricht man die Begleitung und wechselt ganz auf die zweite Ebene mit schnelleren und dichteren Schlägen, trommelt man die Rolls oder Wirbel oder damit die Breaks oder ein Schlagzeugsolo. Eine der Hürden im Schlagzeugspiel zu nehmen, und eigentlich in allen Stilrichtungen, nicht nur im Modernjazz, besteht in der Kunst, das Schlagzeugspielen möglichst wenig zu unterbrechen durch eben das Spiel auf jener zweiten Ebene der Wirbel oder Rolls und trotzdem diese als 'Verzierung' in der fließenden Begleitung (oder besser: im Spielfluß) geschickt einzubringen. Das richtet sich immer nach dem jeweiligen Musikstück oder der jeweiligen Spielsituation. Dieses setzt spieltechnisch hohe Hand-Fuß-Koordination voraus und nicht mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, um den anderen zuhören und darauf unmittelbar sowie 'geschmackvoll' (besser: dem Ausdruck entsprechend) reagieren zu können.

- Buddy Rich, http://www.buddyrich.com, http://www.buddyrich.cjb.net
- Han Bennink, http://www.shef.ac.uk/misc/rec/ps/efi/mbennink.html
- Baby Dodds, http://www.redhotjazz.com/baby.html, http://www.rhythmweb.com/baby/index.html
- Gene Krupa, http://www.drummerman.net
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- Elvin Jones, http://www.elvinjones.com, http://www.elvinjonesjazzfestival.org
- Tony Oxley, http://www.shef.ac.uk/misc/rec/ps/efi/moxley.html
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- Dennis Chambers, http://www.dennischambers.com
- Eddy Garcia, http://www.noiserecords.com/pissingrazors/bio.html, http://www.bnrmetal.com/groups/pira.htm
- Extra: Rudiments, http://www.vicfirth.com/education/rudiments.html

Quellen (Fassung 25.3.2005)

- Eigenes Erleben (vor allem)
- Carlo Bohländer..., Reclams Jazzführer, 5., durchges. u. erg. Aufl., Stuttgart, Reclam, 2000; z.B.: Rock (S. 416-17), Schlagzeug (S. 375), Jazz und ungerader Takt (S. 404)
- Wicke/Ziegenrücker, Handbuch der populären Musik, überarb. u. erw. Neuausg., 4. Aufl., Mainz, Atlantis-Schott, 2001; z.B.: Schlagzeug (S. 477-79), Rockmusik (S. 437-46)
- u.a.