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Ansichtskarte

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Lithografie von 1898, Mehrbildkarte
Der Bahnhofsplatz im München 1900 (kolorierte Ansichtskarte).
Vorläufer-Karte des Verlegers Franz Scheiner
Ansichtskarten heute

Ansichtskarten sind Postkarten mit einer Abbildung auf der Rückseite (Bildseite der Ansichtskarte), teilweise sind auf neueren Ansichtskarten zusätzlich auch kleine Abbildungen auf der Adressseite. Der Begriff Bildpostkarte wird teilweise synonym verwendet, ist aber strenggenommen nicht identisch. Das Sammeln von Ansichtskarten wird auch als Philokartie bezeichnet.

Geschichte

siehe: Postkarte

Verschiedene Arten von Ansichtskarten

Nach Arten der Abbildungen und Verwendungszweck

  • Topografie-Karten: Abbildungen mit Ortschaften oder Landschaften
  • Motivkarten: Karten mit unterschiedlichen Motiven, wie z. B. Tiere, Technik, Kunst
  • Glückwunschkarten: Für Grüße zu verschiedenen Anlässen, wie z. B. Geburtstag, Hochzeit, Weihnachten
  • Werbekarten: Als Marketinginstrument

Arten nach Zeit und Drucktechnik

  • Fotopostkarten: Werden im englischen Sprachraum auch als RPPC (real photo postcards) bezeichnet. Von 1892 bis um 1920 wurde für schwarz-weiße Fotokarten oft der Bromsilberdruck verwendet. Heutige Fotokarten werden als Offsetdruck hergestellt. Ab etwa 1960/1970 gab es dann zumeist Farbfotokarten. Früher, als es noch keine richtige Farbfotografie gab, wurden Karten oft mithilfe von Schablonen nachkoloriert. Ältere Fotokarten haben eine matte und neuere fast immer eine glänzende Bildoberfläche. Heute gibt es fast nur noch Ansichtskarten mit Fotos, aber das war nicht immer so. Noch während der Zeit um 1900 gab es viel mehr künstlerisch gestaltete Karten, z. B. in Form von Lithografien.
  • Lithografien: Bei vielen Sammlern sehr beliebt und von ihnen meist kurz als Lithos bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine alte vergleichsweise aufwendige Drucktechnik, die nur in relativ kleinen Auflagen hergestellt werden konnten. Der Großteil von ihnen wurde zwischen ca. 1895 bis ca. 1905 gedruckt, sie sind entweder mehrfarbig (Chromolithografie) oder einfarbig. Bei mehrfarbigen Lithografien werden verschiedene Farbschichten übereinander gedruckt. Insbesondere Karten dieser Zeit sind häufig mit Schnörkeln, Blumen oder Blättern verziert. Bei topografischen Karten stand sehr häufig vor dem Ortsnamen 'Gruss aus'. Ansichtskarten aus dieser Epoche sind nicht automatisch Lithos, wie es oft falsch bei Online-Auktionen zu sehen ist. Teilweise werden sogar Fotokarten fälschlicherweise als Litho bezeichnet.
  • Vorläufer-Karten: Bevor es mit den Ansichtskarten in großen Stückzahlen losging, gab es die Vorläufer. Sie sind in aller Regel auf einer bräunlich-gelblichen Pappe gedruckt und als einfarbige Lithografien ausgeführt. Eine mögliche Definition von Vorläufer ist, dass alle Ansichtskarten bis etwa 1885 Vorläufer sind. Diese Festlegung geht davon aus, ab wann (hier: in Deutschland) private Verleger offiziell Ansichtskarten auch für den Auslandsverkehr herstellen durften[1]. Eine andere legt den Zeitpunkt auf den 30. Juni 1872.[2][3] Diese Definition basiert auf dem Kriterium, dass nach diesem Zeitpunkt, also ab 1. Juli 1872, auch offiziell Ansichtskarten von anderen Herstellern als der Post zugelassen wurden. Eine weitere mögliche Definition ist, dass solche Karten Vorläufer sind, die im verschlossenen Umschlag verschickt werden mussten, bevor Postkarten postalisch befördert wurden.

Weitere alte Drucktechniken für Ansichtskarten sind z. B. die Heliogravüre (Heliocolorkarten), der Lichtdruck und die Autotypie.

Spezielle Bezeichnungen

Man kann zwischen Ein-, Zwei- oder Mehrbildkarten unterscheiden. Zwei- und Mehrbildkarten werden teilweise auch als Potpourrikarten bezeichnet. Karten mit besonders vielen Bildern werden auch Mikrokarten genannt.[4] Karten mit drei Bildern übereinander, in der Regel im Hochformat, werden auch als Dreietagenkarten bezeichnet.[4]

Weitere Merkmale

Eine Besonderheit bei topografischen Ansichtskarten ist, dass sich auf neueren Karten auf der Adressseite eine Beschreibung der Bildseite befindet. Bei älteren Ansichtskarten befindet sich die Beschreibung der Abbildung nur auf der Bildseite.

Geteilte Adressseite

Ab 1905 wurde die Adressenseite Ansichtskarte (und Postkarte) in Deutschland geteilt, wobei die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand. Bis dahin mussten die Mitteilungen ausschließlich im Bildteil der Ansichtskarte erfolgen, weil die Anschriftseite ausschließlich für die Adresse verwendet werden durfte. Laut Amtsblatt des Reichs-Postamts in Berlin Verfügung Nr. 2 vom 17. Januar 1905 wurden vom 1. Februar 1905 ab im inneren deutschen Verkehr briefliche Mitteilungen auf der Vorderseite der Ansichts-Postkarten (= Adress-Seite) versuchsweise zugelassen. Der senkrechte Teilungs-Strich durfte keinesfalls die linke Hälfte der Karte überschreiten. Wegen der zunächst ungeteilten Adressseite war meist auf der Bildseite noch Platz für einige wenige Sätze an den Empfänger.

Einführung der geteilten Anschriftseite in anderen Ländern:[5]

  • 1902 England
  • 1903 Kanada (18. Dezember)[6]
  • 1904 Frankreich, Österreich (23. November)[7]
  • 1905 Australien (Januar)[8]
  • 1907 USA, Schweiz

Diese neue Unterteilung wurde 1906 durch den Postkongress in Rom weltweit zum 1. Oktober 1907 eingeführt.[9]

Vorderseite und Rückseite

Für die Post ist die Adressseite die Vorderseite der Ansichtskarte und die Rückseite die Bildseite. Diese Festlegung gilt weitgehend auch für deutschsprachige Fachliteratur. Für viele andere ist es allerdings genau andersherum, so wie auch z. B. im englischsprachigem Raum.

Trivia

„Bei einem Eisenbahnunglück sucht der Franzose eine Frauenbekanntschaft. Der Engländer lässt sich in seiner Zeitungslektüre nicht stören und ein Deutscher schreibt Ansichtskarten – notfalls noch im Himmel.“ (Thomas Theodor Heine, 1867-1948)

Ansichtskarten wurden häufiger verwendet um z. B. vom Krieg zerstörte Gebäude wieder im ursprünglichen Aussehen wiederherzustellen.[10] Sie sind wichtige historische bzw. künstlerische Dokumente, die auch in zahlreichen Publikationen verwendet werden.

Bedeutende Sammlungen

Das Archiv des früheren Postkartenverlags Metz, Tübingen, befindet sich mit 4.000 Negativen (viele Glasplatten) im Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart. Der Verlag galt über Jahrzehnte als der wichtigste Produzent von Ansichtskarten aus Baden und Württemberg.[11] Er sammelte Aufnahmen über mehrere Generationen und beschäftigte über 100 Mitarbeiter in Herstellung und Vertrieb.

Dazu Weblinks

Literatur

  • Kirsten Baumann, Rolf Sachsse, Bernd Dicke: moderne grüße. Fotografierte Architektur auf Ansichtskarten 1919-1939. Architecture Photography in 1920s and 1930 Germany. Arnoldsche Verlagsanstalt, 2004, ISBN 389790019X
  • Jan Kotłowski: Alte Postkarten als Kulturspiegel. Dawna pocztówka zwierciadłem kultury. BIS, Oldenburg 1996, ISBN 3-8142-0543-X (Digitalisat)
  • Erasmus Schröter, Peter Guth: Bild der Heimat. Die Echt-Foto-Postkarten aus der DDR. 159 Seiten. Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2002. ISBN 3896024213
  • Markus Schürpf, Alexander Büchi, Beatrice Kümin, Jürg Schneider: Fernschau. Global. Ein Fotomuseum erklärt die Welt (1885-1905). Hier und Jetzt Verlag, 2006
  • "Ratgeber fuer Ansichtskartensammler und die es werden wollen" von Linke/Richter, erschienen im Salzwasserverlag Bremen, ueber Buchhandel ISBN 978-3-86741-091-5
  • R. Lutz: Die Ansichtspostkarte Ihre Entstehung, Entwicklung und Bedeutung, Baden-Baden 1901

Einzelnachweise, Anmerkungen

  1. vgl. Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie., Bern 1996, Seite 14
  2. Amts-Blatt der Deutschen Reichs-Postverwaltung Nr. 41 (Herstellung von Postkarten-Formularen auch privat gestattet); (Bundespostmuseum, Schreiben vom 11.8.1994, Post-Oberamtsrat Herbert Leclerc) Quelle von "Arnold Linke, Celle" 1. Vorsitzender "Ansichtskarten-InteressenGemeinschaft" im Bund Deutscher Philatelisten; vgl. hierzu [1]
  3. vgl. hierzu Ansichtskarten-Sammlerbrief (Mitteilungsblatt der Ansichtskarten-Interessensgemeinschaft im Bund deutscher Philatelist) Nr. 164 vom September 2007
  4. a b Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie., Bern 1996, Seite 3
  5. Glossary of Postcard Terms (Stichwort: Divided Back) in: Susan Brown Nicholson, "The Encyclopedia of Antique Postcards", Wallace-Homestead Book Company, Readnor, Pennsylvania 1994, Seite 230 ff
  6. History of Postcards in Canada (en)
  7. Dank einer Auskunft, auf eine Anfrage per E-Mail hin von Postgeschichte, Auktionshaus Markus Weissenböck, Salzburg
  8. http://www.artgallery.sa.gov.au/noye/Misc/Postcard.htm
  9. Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie., Bern 1996, Seite 18
  10. Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie., Bern 1996, Seite 22
  11. http://www.ghv-lichtenstein.de/2003_ToT_PK_Ausstellung.htm
Wiktionary: Ansichtskarte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen