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CFA-Franc-Zone

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Afrikanische Staaten mit dem CFA-Franc als Währung. UEMOA (CFA-Franc BCEAO) und CEMAC (CFA-Franc BEAC)

Allgemeines zum CFA-Franc

Teil der Franc-Zone

Französisches Kolonialreich (hellblau: erste Erwerbungen im 16. Jahrhundert, dunkelblau: Erwerbungen bis 1920

Der CFA-Franc ist ein Teil der Franc-Zone, die wesentlich von Jacques Foccart gestaltet wurde. Nach dem Verständnis der Banque de France entstand die Franc-Zone als Fortentwicklung des früheren französischen Kolonialreiches und aufgrund des Bereitschaft dieser Länder einen institutionellen Rahmen zu unterhalten, der zuvor zur makroökonomischen Stabilität beigetragen hatte.[1]

Die Zone Franc besteht aus:

CFP-Franc, CFA-Franc und Komoren-Franc sind mit fixem Wechselkurs an den Euro gebunden.[2] Vor Einführung des Euro war der CFA-Franc fest an den französischen Franc gebunden, der Wechselkurs war 100 CFA-Francs = 1 FF.

Währungsräume Westafrika und Zentralafrika

Als CFA-Franc Zone bezeichnet man als Sammelbegriff die beiden Währungsräume des CFA-Franc BCEAO in Westafrika und des CFA-Franc BEAC in Zentralafrika.

Die Bezeichnung CFA-Franc stand von

  • 1945-1958 für Colonies Françaises d'Afrique, dann zwischen
  • 1958-Entkolonialisierung für Communautés Françaises d'Afrique.

Heute steht die Bezeichnung einerseits für:

  • CFA=Franc de la Communauté Financière d'Afrique für die Länder des Währungsraumes der BCEAO, die auch in der Währungs- und Wirtschaftsgemeinschaft UEMOA zusammengeschlossen sind.
  • CFA=Franc de la Coopération Financière en Afrique Centrale für die Länder des Währungsraumes der BEAC, die auch in der CEMAC Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft zusammengeschlossen sind.

Rolle Frankreichs

Frankreich ist in seinen Entscheidungen bezüglich des CFA-Franc autonom, sofern sich Natur und Geltungsbereich der zugrundeliegenden Vereinbarungen nicht ändern. Andernfalls ist die Zustimmung des EU-Rates auf der Grundlage einer Kommissionsempfehlung nach Anhörung der Europäischen Zentralbank erforderlich[3]. Eine Mitbestimmung Frankreichs bei der Währungspolitik der CFA-Staaten erfolgt beispielsweise durch zwei von der französischen Regierung bestimmte Mitglieder im BEAC-Verwaltungsrat[4].

Die Währungsrisiken des CFA-Franc werden von der Agence France Trésor und somit von der Republik Frankreich garantiert. Die Länder der CFA-Zone haben zum Ausgleich für die Garantien 65% ihrer Währungsreserven zu hinterlegen[1].

Geschichte

Französisch-Westafrika
Französisch-Äquatorialafrika

Ab 1612 wurden im Senegal französische Handelsposten betrieben. 1677 wurde eine Kolonie gegründet. Ab 1840 wurde man mit der Eroberung von West- und Zentralafrika begonnen. In der Folge wurde das Kolonialgebiet verwaltungstechnisch strukturiert.

1895 wurde das Verwaltungsgebiet Französisch-Westafrika gegründet. Dieses Gebiet umfasste unter anderem auch die heutigen CFA-Franc BCEAO-Staaten Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger und Senegal.

1910 wurde das Verwaltungsgebiet Französisch-Äquatorialafrika gegründet. Dieses Gebiet umfasste die heutigen CFA-Franc BEAC-Staaten Gabun, Kongo/Brazzaville, Tschad und die Zentralafrikanische Republik.

Militärische Verbindungen zu Frankreich

Frankreichs Militärbasen in Afrika liegen vor allem in den CFA-Staaten. Französische Militärbasen gibt es in Abidjan (Elfenbeinküste), Libreville (Gabun), Dakar (Senegal), N'Djamena (Tschad) und Bangui (Zentralafrikanische Republik)[5]. Außerhalb der CFA-Zone hat Frankreich in Afrika nur eine weitere Basis in Djibouti.

Seit der Unabhängigkeit der afrikanischen Kolonien hat Frankreich eine Vielzahl von Militäroperationen in Afrika, vor allem der CFA-Zone durchgeführt. Nach der Unabhängigkeit der Kolonien führte Frankreich 1964 in Gabun seine erste Militäroperation in einem CFA-Staat duch. Seither hat Frankreich durchschnittlich jedes zweite Jahr eine Militärintervention in Afrika durchgeführt.[6][7]

Verbindungen zur Europäischen Union

Der CFA-Franc wurde 1945 geschaffen und war seit dieser Zeit mit festem Wechselkurs an den Französischen Franc gebunden. Mit Einführung des Euro musste dieses monetäre Netzwerk auf den Euro umgestellt werden. Im Rahmen der EU wurde bestimmt, dass Frankreich die monetären Klärungen bezüglich der CFA-Zone mit der EZB durchzuführen habe. Die EZB sollte eine Stellungnahme ausarbeiten, und diese mit dem zuständigen EU-Kommissar für Wirtschaft und Finanzen abstimmen. Der EU-Kommissar hatte dann diese Stellungnahme dem EU-Finanzministerrat vorzulegen.

Die Verhandlungen führten Dominique Strauss-Kahn als Finanzminister Frankreichs, Christian Noyer als Vizepräsident der EZB, Yves-Thibault de Silguy als EU-Kommissar für Wirtschaft und Finanzen und Währung für die Europäische Union.

Österreich war seit Jahresanfang 1998 mit diesem Fall befasst, da – gemäß Zeitplan – die Beschlussfassung über die Anbindung des CFA-Franc an den Euro in der 2. Jahreshälfte 1998 fallen sollte. In dieser Zeit hatte Österreich die Präsidentschaft in der EU.

Entscheidung zur Euro-Wechselkursfrage

In der ersten Hälfte des Jahre 1998 erarbeitete der französische Vizepräsident der EZB Christian Noyer eine Empfehlung der EZB[8]. Diese Empfehlung übergab er dem französischen EU-Kommissar für Währungsfragen, Yves-Thibault de Silguy. Dieser legte sie der EU-Kommission vor, die am 1. Juli 1998 diese Empfehlung annahm.

De Silguy legte diese Empfehlung Juli der EU-Regierungskonferenz (EcoFin) vor. Die Regierungskonferenz legte fest, dass die Entscheidung darüber im Herbst getroffen werden sollte.[9] Die Entscheidung des Finanzministerrates wurde am 23. November 1998 vom EU-Finanzministerrat ohne Aussprache angenommen. Die Entscheidung würde im Amtsblatt der Europäischen Union unter Nr. 98/683/EG als Nicht veröffentlichungsbedürftiger Rechtsakt veröffentlicht.[3][10]

Rohstoffe und Klima

Klimazonen von Afrika
Die 14 Staaten der CFA-Franc-Zone

Rohstoffreichtum

Vier Länder der CFA-Zone sind vom Wüstenklima der Sahara und der Sahelzone betroffen (Mali, Niger, Tschad und Burkina Faso). Die Gebiete bergen jedoch Rohstoffvorkommen an Uran, Kohle, Edelsteine und Gold. Verschiedene Länder der CFA-Zone sind zudem reich an tropischem Regenwald, dessen Holz unter anderem nach Europa geliefert wird [11].

Landwirtschaft im tropischen Klima

Die vier CFA-Wüstenstaaten haben in ihren südlichen Gebieten ein feucht-tropisches Klima. Wichtiges landwirtschaftliches Produkt ist Baumwolle. In den anderen Ländern, die im Bereich der tropischen Klimazonen liegen, werden unter anderem Südfrüchte für den europäischen Markt angebaut.

Wirtschaft

Baumwolle

Für die CFA-Länder Benin, Burkina Faso, Zentralafrikanische Republik, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Senegal, Tschad und Togo ist Baumwolle ein wichtiges Export- und Wirtschaftsgut mit beachtlichen Produktionsmengen. Etwa 6 Millionen Menschen in der CFA-Zone leben direkt von der Baumwolle. Ungefähr 10-15 % der weltweiten Roh-Baumwollexporte kommen aus den CFA-Ländern.[12][13][14]

Nur etwa 6% der in der CFA-Zone angebauten Roh-Baumwolle können auch in der CFA-Zone verarbeitet werden, da es kaum Textilindustrie in der CFA-Zone gibt. Etwa 90% der angebauten Baumwolle wird exportiert und ist damit abhängig vom Weltmarktpreis, der unter anderem durch Subventionen der USA und der EU beeinflusst wird. [15][16]

Ölreich

Ölförderländer

Einige Länder der CFA- Zone sind reich an Erdöl. Grösster Förderer von Erdöl in der CFA-Zone ist die französische Total.

Uranabbau

Uran wird in folgenden CFA-Ländern gesucht/abgebaut: Burkina Faso, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Gabun, Mali, Niger, Senegal, Togo.

Größter Förderer von Uran in der CFA-Zone ist die französische AREVA.

Lebensstandard in der CFA-Zone

Lebenserwartung

UN 2006: 2005-2010 Lebenserwartung bei der Geburt (Jahre).
Anteil der HIV-Infizierten und Aidskranken an der Bevölkerung (2005)
  • Lebenserwartung[17]:

Die Lebenserwartung in der CFA-Zone gehört zur niedrigsten der Welt. Die höchste Kindersterblichkeitsrate weltweit, ist einer der Gründe für dieses Ergebnis.

  • Sauberes Trinkwasser[18]:Verschmutztes Trinkwasser ist ein wesentlicher Grund für viele Krankheits- und Todesfälle[19] in den Entwicklungslädern. Die CFA-Zone ist - weltweit verglichen - besonders schlecht mit sauberem Trinkwasser versorgt. Dabei liegt es meist nicht an der Verfügbarkeit von Wasser, sondern an der Qualität dieses Wassers. Eine flächendeckende Trinkwasserreinigung ist nicht gegeben.
  • AIDS-Rate:

Die AIDS-Infizierungsrate ist - im weltvergleich - erhöht. Bezogen auf Afrika haben andere - nicht CFA-Länder - höhere AIDS-Raten, bei gleichzeitig höherer Lebenserwartung der dortigen Bevölkerung.

  • Kinderhandel[20]:In den CFA-Staaten Benin, Burkina Faso, Kamerun, Elfenbeinküste, Gabun, Mali, Togo, und das nicht zur CFA gehörende Nigeria wird mit Kindern gehandelt.
  • Kindersklaverei/Kinderprostitution [21]: Kindersklven werden in West Africa in der Landwirtschaft eingesetzt. Einerseits bei Anbau und Ernte (Baumwolle, Kakao, Kaffee, Bananen etc.) in Kamerun, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Togo, und anderen Ländern. Als Steinmetze werden sie in Niger und Togo eingesetzt. In größeren Städten werden die Kinder als Sex-Sklaven verwendet.

Frauenbeschneidung, Brust-Bügeln

Regionaler Anteil an beschnittenen Frauen in Afrika (geschätzte Verteilung)
  • Frauenbeschneidung[24]: In 11 von 14 CFA-Staate ist die Frauenbeschneidung gängige Praxis.
  • Brust-Bügeln: [25]In Westafrika - vor allem Kamerun - ist diese Verstümmelung an jungen Mädchen weit verbreitet[26]. Brustbügeln führt zu bleibenden körperlichen Schäden, und erhöht das Brustkrebsrisiko.

Alphabetisierung + Bildungschancen + Chancen für Mädchen

Alphabetisierungsrate weltweit nach Ländern [27]
  • Alphabetisierung:

Unter den 10 am wenigsten alphabetisierten Staaten der Welt sind 7 CFA-Staaten. Von den 14 CFA-Staaten weisen 9 eine Alphabetisierungsrate von unter 50% auf. Die vier am wenigsten Alphabetisierten Länder weltweit sind CFA-Staaten: Niger/28,7, Tschad/25,7, Mali/24,0, und das am wenigsten alphabetisierte Land ist Burkina Faso mit einer Alphabetisierungsrate von 23,6%.

  • Schulbesuchsquoten der Kinder der CFA-Zone[28]:

Die Kinder der CFA-Zone haben - im weltweiten Vergleich - die geringsten Schulbesuchsquoten. So besuchen in Niger nur 36% der Jungen und 25 % der Mädchen eine Schule, in Burkina Faso sind es 35/29%.

  • Bildungschancen für Mädchen[29]:

Weltweit ist die Möglichkeit für Mädchen Schulen zu besuchen in der CFA-Zone am geringsten.

Einkommen, Verschuldung, Korruption

Ärmste Staaten der Welt: Low-Income-Countries (LIC) (Einkommen/Einwohner unter 745 US$), Quelle: Weltbank 2001
Verschuldung Karte der HIPC-Länder
Korruption im internationalen Vergleich (Stand 2007)
  • Einkommen

Die CFA-Staaten gehören zu den Ländern mit den niedrigsten Einkommen der Welt.

  • Verschuldung

Die CFA-Staaten gehören zur Gruppe der hochverschuldeten Entwicklungsländer.

  • Korruption

Der Korruptionswahrnehmungsindex liegt bei eins bis drei, d. h. am unteren Ende der Skala.

Human Development Index

HDI-Wert der Nationen der Welt

Zehn der 14 CFA-Staaten werden von der UN in der Liste der Least Developed Countries geführt bzw. gehören zu den gemäß Human Development Index gering entwickelten Ländern. 1997 befanden sich unter 175 gelisteten Staaten drei CFA-Staaten unter den ärmsten 10, im Jahr 2007/8 unter 177 Staaten sechs CFA-Staaten.


1997
Platz
1997
Land
2007/8
Platz
2007/8
Land
166. Mozambique 168. Demokratische Republik Kongo
167. Guinea 169. Äthiopien
168. Eritrea 170. Tschad (CFA)
169. Burundi 171. Zentralafrikanische Republik (CFA)
170. Äthiopien 172. Mozambique
171. Mali (CFA) 173. Mali (CFA)
172. Burkina Faso (CFA) 174. Niger (CFA)
173. Niger (CFA) 175. Guinea Bissau (CFA)
174. Ruanda 176. Burkina Faso (CFA)
175. Sierra Leone 177. Sierra Leone

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Banque de France: What is Franc Area?
  2. Banque de France Währungen der Länder und Territorien der Zone Franc und ausgebende Institute
  3. a b Rat der Europäischen Union: Entscheidung des Rates vom 23. November 1998 über Wechselkursfragen in Zusammenhang mit dem CFA-Franc und dem Komoren-Franc
  4. Banque de France: Kooperationsabkommen zwischen der Republik Frankreich und den Mitgliedsrepubliken der westafrikanischen Währungsunion, Artikel 10
  5. Council on Foreign Relations: The French Military in Africa
  6. The New York Times: France's Army Keeps Grip in African Ex-Colonies, 22. Mai 1996
  7. Christopher Griffin: French Military Interventions in Africa: Realism vs. Ideology in French Defense Policy and Grand Strategy, Paper für Konferenz International Studies Association 2007 Annual Convention, 28. Februar - 3. März 2007, Chicago
  8. Europäische Zentralbank: Stellungnahme der europäischen Zentralbank auf Ersuchen des Rates der Europäischen Union zu einer Empfehlung für eine Entscheidung des Rates über Wechselkursfragen in Zusammenhang mit dem CFA-Franc und dem Komoren-Franc
  9. EcoFin-Sitzungsprotokoll
  10. Sitzungsprotokoll zur Entscheidung des EU-Rates über Wechselkursfragen in Zusammenhang mit dem CFA-Franc und dem Komoren-Franc
  11. Timber Trade Federation, IFIA: Wood Products Trade – Africa & Europe
  12. UNCTAD: Informationen zur Baumwoll-Wirtschaft
  13. United States Department of Agriculture, Foreign Agriculturual Service: Record 2005/06 Cotton Yields Expected for West African Franc Zone
  14. International Cotton advisory Committee: Is West African Cotton Competitive with the U.S. on the World Cotton Market?
  15. Vereinte Nationen, Africa Recovery: Africa challenges Northern subsidies
  16. Vereinte Nationen, Africa Recovery: Mounting opposition to Northern farm subsidies
  17. UN-UN-Statistics Division Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Kindersterblichkeit unter 5 Jahren
  18. UN-WHO Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser (Übersicht Seite 8)
  19. UN-UNICEF/UK Waterborn diseases
  20. UN-UNICEF Studie Child Trafficking in West Africa
  21. WAO-AFRIQUE Children in West Africa
  22. UN-UN-Statistics Division Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Kindersterblichkeit unter 5 Jahren
  23. UN-UNICEF The State of worlds Children 2004
  24. Terre des Femmes e. V.: Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung
  25. UN-UNFPA Breast Ironing
  26. BBC Brust-Bügeln und die Instrumente dazu
  27. UN-UNDP: Human Development Reports
  28. UN-UNICEF Schulbesuche von Kindern weltweit
  29. UN-UNICEF The State of worlds Children 2004