Allgemeine Zeitung (19. Jahrhundert)
Die Allgemeine Zeitung war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die führende politische Tageszeitung Deutschlands. Sie gilt bis heute als das erste Blatt von Weltrang und repräsentierte auch in weiten Gebieten des Auslands die deutsche Presse jener Zeit.
Die Allgemeine Zeitung wurde im Jahr 1798 von Johann Friedrich Cotta in Tübingen gegründet. Cotta übernahm 1787 die Leitung der völlig verschuldeten elterlichen "Cotta´schen Verlagsbuchhandlung" in Tübingen. In wenigen Jahren machte er sie zu einem der führenden Unternehmen dieser Art in Deutschland und verlegte später die Werke Schillers und Goethes.
Cottas Zeitung war "liberal, aber höchst gemäßigt in der Form, auf Wahrheit und allseitige Gerechtigkeit gerichtet, so zahm und gehalten, wie es mit der Unabhängigkeit und mit liberaler Gesinnung überhaupt verträglich war". Er verlegte den Erscheinungsort der Zeitung schon bald nach Stuttgart, seit 1803 wurde die Allgeneine Zeitung wegen der Zensur durch Kurfürst Friedrich von Württemberg dann von ihm unter dem Titel Kaiserlich- und Kurpfalzbairisch privilegirte allgemeine Zeitung in Ulm herausgegeben.
Von 1807 bis 1882 erschien die Allgemeine Zeitung schließlich in Augsburg, wo sie zur bedeutendsten deutschsprachigen Tageszeitung dieser Zeit wurde. Sie stützte sich auf ein erstklassiges und dichtes Korrespondentennetz, verfügte über Informationen aus höchsten Kreisen und wurde somit zum Blatt der Elite, der Meinungsführer und der Entscheidungsträger.
Im Jahre 1823 wurde die Pressefreiheit erneut sehr eingeschränkt, so dass die Allgemeine Zeitung nahezu auf das Niveau einer der damaligen Hofzeitungen heruntergedrückt wurde. Erst nach dem Regierungsantritt König Ludwigs von Bayern im Jahre 1825 trat eine merkliche Lockerung der Zensur ein.
Heinrich Heine war ein bedeutender Autor der Allgemeinen Zeitung. Er schrieb seit 1821 Berichte über Musik und Malerei und wurde im Jahr 1832 deren Pariser Korrespondent. Heine verfasste kritische Berichte über das politische und kulturelle Leben in Frankreich und schrieb provozierende Artikel gegen die Politik Louis Philippes, aber auch gegen die deutschen Verhältnisse.
Seine Zeitungsartikel für die Allgemeine Zeitung veröffentlichte Heine 1833 als Buch unter dem Titel Französische Zustände, 61 journalistische Korrespondenzen aus den Jahren 1840 bis 1843 hat er in einer überarbeiteten Fassung unter dem Titel Lutecia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben vereinigt.
Seit dem 1. Oktober 1882 wurde die Allgemeine Zeitung in München verlegt, die letzte Ausgabe unter diesem Titel erschien dort am 1. März 1925. Die Zeitung hiess dann seit März 1925 AZ am Abend bzw. AZ am Morgen, das Erscheinen wurde endgültig eingestellt am 29. Juli 1929.
Die Tradition dieser bedeutenden Zeitung findet sich heute noch wieder in Titeln wie Augsburger Allgemeine Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Allgemeine Zeitung aus Mainz.
siehe auch: Zeitung, Pressegeschichte, Zeitungsmuseum, Zeitungsantiquariat
Literatur
- Eduard Heyck: Die Allgemeine Zeitung 1798-1898. in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse. München 1898, S.15-81.
- Karl Schottenloher: Flugblatt und Zeitung. Ein Wegweiser durch das gedruckte Tagesschrifttum, Band 1: Von den Anfängen bis 1848, Berlin, Schmidt 1922. Neu herausgegeben, eingeleitet und ergänzt von J. Binkowski, München, Klinkhardt und Biermann 1985, ISBN 3-781-40228-2
- Arnulf Kutsch, Johannes Weber: 350 Jahre Tageszeitung, Forschungen und Dokumente. Bremen 2002. Paperback, 220 Seiten. ISBN 3-934686-06-0