Bad Cannstatt
Stadtteil-Wappen | Stadtkarte |
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Wappen bis 1905 | ![]() |
Liste der Stadtteile von Stuttgart | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Stadt: | Stuttgart |
Geografische Lage: | unbenannte Parameter 1:48_48_20_N_9_12_51_E, 2:48° 48' n. B. 09° 13' ö. L. |
Höhe: | 205 m ü. NN |
Fläche: | 15,7 km² |
Einwohner: | 67.600 (1. Januar 2002) |
Bevölkerungsdichte: | 4305 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 70372 |
Vorwahl: | 0711 |
Adresse des Bezirksrathauses |
Marktplatz (Ca) 2 70331 Stuttgart |
Website(offizielle): | www.stuttgart.de |
E-Mail-Adresse: | Bezirksamt.BadCannstatt @stuttgart.de |
Politik | |
Bezirksvorsteher: | Hans-Peter Fischer |
Cannstatt, seit 1933 Bad Cannstatt, früher auch Kannstadt, Canstadt oder Cannstadt genannt, ist heute der einwohnerstärkste Stadtbezirk der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Bad Cannstatt liegt am rechten, nordöstlichen Ufer des Neckars und wurde bereits in der Römerzeit gegründet.
Übersicht
Abgesehen vom Botanisch-Zoologischen Garten Wilhelma, den 19 Mineralquellen ("Sauerwasserstadt") und den Kurbetrieben ist Bad Cannstatt bekannt für das alljährlich im Herbst auf dem Cannstatter Wasen stattfindende Cannstatter Volksfest, das Gottlieb-Daimler-Stadion (VfB Stuttgart) und die Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Außerdem gilt Cannstatt dank Gottlieb Daimler als Geburtsort von Motorrad und Automobil.
Scherzhaft ist auch heute noch anstatt der korrekten Bezeichnung Stuttgart-Bad Cannstatt von Stuttgart bei Cannstatt die Rede, da die Landeshauptstadt im Talkessel des Nesenbachs auf der anderen Seite des Neckars erst wesentlich später gegründet wurde und Cannstatt bis zur Eingemeindung 1905 als Oberamtsstadt selbstständig war.
Als Neckname werden die Cannstatter auch "Mondlöscher" genannt (nach einem "Mondlöscher-Einsatz" der Cannstatter Feuerwehr am Karsamstag 1887).
Geschichte
In römischer Zeit war Bad Cannstatt eine bedeutende Stadt, vermutlich sogar der Hauptort einer Civitas ("Regierungsbezirk"). Die Gegend kam um das Jahr 90 unter römische Herrschaft. Bis in die 1990er Jahre vermutete man das Jahr 85 n.Chr., heute eher das Jahr 98 n.Chr. als Beginn der römischen Präsenz in diesem Raum. In Bad Cannstatt errichten die Römer auf der Altenburg ein Reiterkastell ("Alenkastell", vlg. Ala). Hier lag mit der Ala I Subulorum eine der stärksten römischen Militäreinheiten zwischen den römischen Legionslagern Mainz und Augsburg. Das Kastell bestand bis zur Vorverlegung des Neckar-Odenwald-Limes um rund 30 km nach Osten, wahrscheinlich im Jahre 159 n.Chr.. Auch als Zivilsiedlung war das römische Cannstatt sehr bedeutend, Streufunde belegen eine Größe von mindestens 19, wenn nicht 30 Hektar. Damit war Bad Cannstatt eine der größten römischen Städte im heutigen Baden-Württemberg nach Ladenburg und Rottenburg, etwa gleichauf mit Bad Wimpfen, Rottweil und Heidenheim. Allerdings sind römische Großbauten (Wasserleitungen, Thermen, Theater, Stadtmauer, Forumsbauten o.ä.) bis heute nicht nachgewiesen. Das Ende des römischen Cannstatt kam mit dem großen Alemanneneinfall von 259/260 n.Chr. Der lateinische Name der Stadt ist unbekannt. In den Metzer Annalen des 8. Jahrhunderts wird Cannstatt im Zusammenhang mit den Ereignissen von 746 (s.u.) "condistat" geschrieben. Für diesen Namen gibt es kaum eine plausible germanische, aber naheliegende lateinische Etymologien (vgl. lat. "condita" = die Gegründete). Von daher stammt die Hypothese, der lateinische Name der Stadt könne mit Condi- begonnen haben. Der Archäologe C.S.Sommer wiederum identifiziert Cannstatt mit der "Civitas Aurelia G", die in einer bei Öhringen gefundenen römischen Inschrift erwähnt wird.

- Bad Cannstatt besitzt nach Budapest das zweitgrößte Mineralwasservorkommen Europas. Diese Quellen mit teilweise stark mineralhaltigem Wasser hatten bereits die Römer genutzt.
- Aus der Völkerwanderungszeit fehlen Nachrichten über Bad Cannstatt. Man kann aber davon ausgehen, dass an dem günstig gelegenen Platz kontinuierlich eine städtische Siedlung bestand. Dafür sprechen auch die sehr frühen Erwähnungen des 8. Jahrhunderts.
- Im Jahre 700 wird Cannstatt in einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen erstmals urkundlich erwähnt.
- Um 708 wird erstmals die Siedlung als „Canstat ad Neccarum" bezeichnet.
- Das sogenannte Blutgericht zu Cannstatt im Jahr 746 bedeutete das Ende von Theudebalds Macht; die karolingischen Hausmeier hatten endgültig über die Alamannen gesiegt. Die Metzer Annalen nennen Cannstatt in diesem Zusammenhang "condistat".
- Erhebung zur Stadt durch Kaiser Ludwig IV. (der Bayer) im Jahr 1330
- Alle Bemühungen der Grafen von Württemberg im 15. Jahrhundert, den Neckar bis Cannstatt schiffbar zu machen, scheiterten am hartnäckigen Widerstand der damaligen Reichsstadt Heilbronn. Zwar kam 1557 mit Hilfe Kaiser Karl V. ein Vergleich zustande, aber eine Schiffbarmachung des Neckars zwischen Cannstatt und Heilbronn war erst 1713 abgeschlossen.
- Eine Blüte erlebte die Oberamtsstadt Cannstatt im 18. und 19. Jahrhundert als Kur- und Erholungsort für viele prominente und gutsituierte Gäste, unter ihnen beispielsweise Honoré de Balzac.
- Am 22. Oktober 1845 fährt die erste württembergische Eisenbahn von Cannstatt nach Untertürkheim.
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- Im Jahre 1862 gründet Charles Terrot zusammen mit dem Kaufmann Wilhelm Stücklen in Cannstatt die Firma “Stücklen u. Terrot” zur Herstellung von Textilmaschinen, die ab 1878 unter “C. Terrot” firmiert und bis heute als Terrot-Werke existiert.
- Der "Reitwagen" von Gottlieb Daimler fährt 1885 als erstes Motorrad der Welt durch Cannstatt.
- 1886 fährt Daimlers Motorkutsche mit eingebauter "Standuhr" von Cannstatt nach Untertürkheim
- 1887 lässt Gottlieb Daimler die erste motorisierte Straßenbahn der Welt verkehren, zwischen Kursaal und Wilhelmsplatz. Link: Daimler-Straßenbahn
- Am 10. August 1888 erhebt sich zum ersten Mal Daimlers motorisiertes Luftschiff von Cannstatt nach Kornwestheim mit Pilot Gotthilf Wirsum vom Seelberg. Link: Daimler-Luftschiff vom Seelberg
- 1933 erhält der Stadtteil den offiziellen Titel "Bad" Cannstatt.
Stadtteile
- Bei der Einteilung der Stadt Stuttgart in Stadtbezirke im Jahre 1956 wird der Stadtteil Bad Cannstatt mit den Stadtteilen Burgholzhof (1831 als Gutshof angelegt), Sommerrain und Steinhaldenfeld (beide ab 1932 entstanden) zum Stadtbezirk Bad Cannstatt vereinigt.
- Bei der Neugliederung der Stuttgarter Stadtteile zum 1. Januar 2001 wird der Stadtteil Bad Cannstatt in die Stadtteile Altenburg, Birkenäcker, Cannstatt-Mitte, Espan, Hallschlag, Im Geiger, Kurpark, Muckensturm, Neckarvorstadt, Pragstraße, Schmidener Vorstadt, Seelberg, Veielbrunnen, Wasen und Winterhalde aufgeteilt. Seither verwaltet das Bezirksrathaus in Bad Cannstatt insgesamt 18 Stadtteile des Stadtbezirks Bad Cannstatt.
- Heute ist der Stadtbezirk Bad Cannstatt der größte und geschichtlich älteste Stadtbezirk Stuttgarts mit derzeit 68.175 Einwohnern (Stand 31.12.2002).
Sehenswürdigkeiten



- Wilhelma - Zoologisch-Botanischer Garten mit Wilhelma-Theater
- Schloss Rosenstein im weitläufigen Rosensteinpark wurde 1824-1829 von Giovanni Salucci als Königliches Landhaus erbaut. Es beherbergt heute das Naturkundemuseum.
- Im oberen Bereich des Rosensteinparks beim Löwentor wurde 1985 das Staatliche Museum für Naturkunde - das Museum am Löwentor eröffnet.
- Mineralquellen und das Mineral-Thermalbad am Kurpark.
- Der Große Kursaaal im Kurpark wurde nach Plänen von Nikolaus Friedrich von Thouret (1767 - 1845) im Stil des Klassizismus erbaut.
- Gottlieb-Daimler-Stadion
- Mercedes-Benz Museum im Motorenwerk DaimlerChrysler
- Mercedes-Benz Welt mit dem Neuen Mercedes-Benz Museum (in Bau bis 2006) gegenüber dem Gottlieb-Daimler-Stadion
- Evangelische Stadtkirche von 1471-1506, von Aberlin Jörg an der Stelle eines spätromanischen Vorgängerbaus erbaut. Der zunächst unvollendete Turm der Nordseite wurde erst 1612-13 durch Heinrich Schickhardt als Renaissance-Turm vollendet.
- Das "Klösterle" in der Marktstraße wurde 1463 erbaut, es ist das einzige Beginenhaus Europas mit integrierter gotischer Kapelle. Es ist das älteste Wohnhaus der Landeshauptstadt und im Inneren bis heute im Originalzustand. Der Name "Klösterle" rührt von den bis zur Reformation hier wirkenden Beginen her, einem mildtätigen Frauenorden ohne Ordensregeln. Weblink
- Siehe auch Württemberg (Weinanbaugebiet) und Württemberger Weinstraße.
Persönlichkeiten
- Christian Zais (* 1770 in Cannstatt; † 1820 in Wiesbaden) war ein klassizistischer Architekt und Städtebauer.
- Der Lyriker Hermann Ferdinand Freiligrath (* 17. Juni 1810 in Detmold) stirbt am 18. März 1876 in Cannstatt (Freiligrath-Denkmal im Uff-Kirchhof).
- Carl Wilhelm von Heine (* 26. April 1838 in Cannstatt; † 9. September 1877 in Cannstatt) war Mediziner, Chirurg und Präsident der deutschen Ärzteschaft in Prag.
- Der Schriftsteller Hermann Hesse lebte vom 7. November 1892 bis 18. Oktober 1893 in Cannstatt, wo er das Gymnasium besuchte.
- Der Autokonstrukteur Gottlieb Daimler (* 17. März 1834, in Schorndorf (Württemberg)) stirbt am 6. März 1900) in Cannstatt.
- Der Autokonstrukteur Wilhelm Maybach (* 9. Februar 1846 in Heilbronn) stirbt am 29. Dezember 1929 in Cannstatt.
- Otto Riethmüller * 26. Februar 1889 in Cannstatt; † 19. November 1938 in Berlin, Pfarrer, Hrsg. von Liederbüchern, Dichter (Lied: "Herr wir stehen Hand in Hand") und Liedbearbeiter ("Sonne der Gerechtigkeit")
- Fritz Elsas (* 11. Juli 1890 in Cannstatt; † Januar 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen) war ein deutscher Politiker und Widerstandskämpfer.
- Kabarettist und Schriftsteller Dr. Hans Bayer (Pseudonym: Thaddäus Troll) (* 18. März 1914 in Cannstatt; † 5. Juli 1980 in Stuttgart) lebte bis 1932 in seinem Geburtsort; sein Grab liegt auf dem Cannstatter Steigfriedhof.
- Hermann Lang (* 6. April 1909 Cannstatt; † 19. Oktober 1987 Bad Cannstatt) war Rennfahrer.
- Prof. Dr.-Ing. Karl Steinbuch (* 15. Juni 1917 in Stuttgart-Cannstatt) ist Kybernetiker, Nachrichtentechniker und Informationstheoretiker.
- Der deutsche Politiker Manfred Wörner wurde am 24. September 1934 in Stuttgart-Bad Cannstatt geboren, er starb am 13. August 1994 in Brüssel.
Ehrenbürger
- 1818 Karl Friedrich Sick, Hofrat (1780-1837)
- 1822 Franz Xaver Freiherr Hugo von Spitzenberg, Oberstkammerherr, Generalleutnant und Hofjägermeister (1781-1864)
- 1822 Johann Gottlob Christof (von) Seeger, Oberamtmann und Stadtrichter (1767-1835)
- 1830 Josef (von) Dalbenden, Oberstleutnant und Kammerherr (1792-1844)
- 1830 Jakob (von) Heine. Dr., Geh. Hofrat, Mitbegründer der Orthopädie (1800-1879)
- 1830 Henriette Heine, geb. Camerer (1807-1874)
- 1831 Gotthold Karl Georg (von) Strohin, Oberamtmann und Stadtdirektor (1791-1858)
- 1843 Elisabeth Freifrau Hugo von Spitzenberg geb. Freiin von Massenbach (1803-1857) und ihre vier Söhne, die Freiherren:
- Wilhelm Hugo von Spitzenberg, General (1825-1888)
- Karl Hugo von Spitzemberg, Kammerherr, Staatsrat (1826-1880)
- Alfred Hugo von Spitzemberg (1830-1848)
- Franz Hugo von Spitzemberg, Premierleutnant (1841-1871)
- 1845 Karl Baron von Vauthier-Bailliamont, K. K. Kämmerer, Hauptmann (1778-1856)
- um 1845 Emil Freiherr von Maucler, Oberstkarnmerherr, Oberhofratspräsident und Staatsrat ( 1809-1870)
- um 1845 Julius Freiherr von Maucler, Kammerherr und Legationsrat (1811-1850)
- 1854 Wilhelm Graf von Taubenheim, Kammerherr und Oberst-Stallmeister (1805-1894)
- 1856 Albert (von) Veiel, Dr., Oberamtsarzt und Geh. Hof rat (1806-1874)
- 1879 Ernst Pfeiffer, Geh. Hofrat (1831-1904)
- 1881 Karl Wilhelm Sutorius. Kaufmann (1831-1901)
- 1888 Karl (von) Burckhardt, Dr., Hofrat und Badearzt (1818-1888)
- 1893 Rudolf (von) Vellnagel, Bankier, Geh. Hofrat und Niederländischer Generalkonsul (1840-1918)
- 1893 Karl (von) Schmid, Staatsminister des Innern (1832-1893)
- 1893 Karl (von) Leibbrand, Präsident (1839-1898)
- 1904 Oskar (von) Nast, Oberbürgermeister von Bad Cannstatt (1849-1907)
==Veranstaltungen==


- Fasching: Kübelesrennen am "Schmotzigen Donnerstag"
- Karfreitag: Passionsprozession der Italienischen Gemeinde
- Mitte April bis Anfang Mai: Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen
- Ende September bis Anfang Oktober: Cannstatter Volksfest
- 1. Samstag im November: STARS & CARS Rennfahrer-Treffen im DaimlerChrysler-Werk - Weblink
- Im Advent: Weihnachtsmarkt in der Marktstraße
Literatur
- Hagel, Jürgen: Das „Paradies des Neckars“ Bad Cannstatt; in: Kult-Bäder und Bäderkultur in Baden-Württemberg, hg. v. W. Niess, S. Lorenz, Filderstadt 2004. (ISBN 3-935129-16-5)