Karfreitag
Der Karfreitag (althochdeutsch "kara" = Klage, Kummer, Trauer), auch: "Stiller Freitag", ist der Freitag vor Ostern. Er folgt auf den Gründonnerstag und geht dem Karsamstag voraus. Er ist unter Einbeziehung des Gründonnerstagabends der erste Tag der österlichen Dreitagefeier (Triduum paschale).

Die Feier in den protestantischen Kirchen
In den protestantischen Kirchen gilt traditionell der Karfreitag als der höchste Feiertag im Kirchenjahr nach dem Buß- und Bettag. Vom 16. bis in weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Karfreitag einer der (relativ wenigen) Tage, an dem in fast allen evangelischen Kirchen das Abendmahl gefeiert wurde. Auch heute noch ist der Empfang des Abendmahls an diesem Tag ein wichtiger Teil evangelischer Spiritualität. In manchen evangelischen Kirchen findet neben dem Hauptgottesdienst am Morgen eine "Andacht zur Todesstunde Jesu" (traditionell um 15 Uhr) oder eine musikalische Aufführung statt, manchmal mit der Johannespassion oder der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach.
Die Feier in der römisch-katholischen Kirche
Die liturgische Ordnung der Kadda Katholischen Kirche kennt für den Karfreitag eine besondere Struktur des zentralen Gottesdienstes. Diese "Feier vom Leiden und Sterben Christi" besteht aus den drei Teilen Wortgottesdienst, Kreuzverehrung und Kommunionfeier. Sie beginnt meist gegen 15 Uhr, zur überlieferten Todesstunde Jesu; wo der Karfreitag kein staatlich geschützter Feiertag ist oder aus anderen Gründen die nachmittägliche Feier schwer möglich ist, kann sie auch am Abend begangen werden.
Der Wortgottesdienst beginnt mit einer Zeit des Schweigens, zu der sich der Vorsteher der Feier als Zeichen der Hingabe und Konzentration auf den Boden hinstrecken kann (Prostratio). Nach einem Eröffnungsgebet folgen Lesungen aus dem Jesajabuch und dem Hebräerbrief, dazwischen der Gesang von Psalm 31. Höhepunkt der Wortfeier ist der Vortrag der Leidensgeschichte (Passion) nach dem Evangelisten Johannes, der traditionsgemäß mit verteilten Rollen erfolgen kann. Nach der Predigt folgen die Großen Fürbitten, welche die Anliegen der Kirche, der Welt und der Notleidenden in den Blick nehmen. Die Bitte für die Juden, deren aus dem Mittelalter stammender und bis ins 20. Jahrhundert gebrauchter Wortlaut als diskiminierend empfunden werden konnte, ist heute mit Wertschätzung für das Volk Israel und offenem Ziel formuliert. Jede der einzelnen Bitten besteht aus drei Teilen: Nennung des Anliegens, stilles Gemeindegebet im Knien, abschließende Oration des Vorstehers.
Die Kreuzverehrung bildet den zweiten Teil der Feier. Ein Kruzifix wird in den Altarrraum gebracht und/oder dort enthüllt und gezeigt. Dann kommen alle Mitfeiernden zu diesem Kreuz und verehren es durch die klassischen Zeichen der Kniebeuge und des Kusses; es sind auch Alternativformen möglich wie die Verneigung, das Niederlegen von Blumen, das Aufstecken von Kerzen oder das Einlegen eines Weihrauchkorns in ein Kohlebecken. Verschiedene Gesänge begleiten die Kreuzverehrung, darunter die klassischen Improperien und der Hymnus Pange lingua gloriosi proelium certaminis.
Eine schlichte Kommunionfeier, eingeleitet mit dem Vaterunser und abgeschlossen durch ein Dank- und ein Segensgebet, bildet den dritten Teil des zentralen Karfreitagsgottesdienstes. Da am Karfreitag traditionsgemäß keine Eucharistie gefeiert wird, werden für die Karfreitagskommunion genügend Hostien aus der Messe des Gründonnerstags aufbewahrt.
Mancherorts schließt sich als weiteres, eher volkstümliches Element die Grablegung an. Das in der Feier verehrte Kreuz oder eine Figur des Leichnams Jesu werden dabei unter Gesang und Gebeten an einen feierlich geschmückten Ort, meist in einer Seitenkapelle der Kirche, verbracht.
Neben der Hauptfeier sind der Kreuzweg und die "Andacht von den Sieben Worten (Jesu am Kreuz)" beliebte Frömmigkeitsformen. Örtlich leben noch Karfreitagsprozessionen weiter, so an manchen Orten des südlichen deutschen Sprachraums und vor allem in Andalusien.
In der Katholischen Kirche ist der Karfreitag ein Fast- und Abstinenztag. Die Tradition, freitags grundsätzlich kein Fleisch zu essen, ist auf den Karfreitag zurückzuführen.
Andere Herkunftsversion
Es existiert noch eine weitere Erklärung zu diesem traditionellen Gedenktag. Im Jahre 782 ließ Karl der Große in Verden an der Aller, 4500 Sachsenführer hinrichten. Durch diese Hinterlist, da die Sachsen zu Friedensverhandlungen mit Karl gekommen waren, wurde das Schicksal der bisher freien Sachsenstämme besiegelt. Verschiedene Historiker sehen hierin den Ursprung des Karfreitag (auch "Stiller Freitag"). Vor dem wichtigen heidnischen Osterfest ('Ostara' war die Frühlingsgöttin der Sachsen, wahrscheinlich ein anderer Name für Freya) sollte dem Massaker gedacht werden.
Staatliches Recht
In Deutschland und den meisten Kantonen der Schweiz ist Karfreitag ein gesetzlicher Feiertag.