Römische Kaiserzeit
Die römische Kaiserzeit stellt eine Epoche des Römischen Reiches dar. Sie begann mit Augustus (siehe Prinzipat) und endete im westlichen Bereich mit Romulus Augustulus im Jahre 476, im Osten bestand das römische Reich rechtlich und auch kulturell im Byzantinischen Reich fort.
Im Folgenden wird nur ein Überblick gegeben. Es sei daher auf die im Artikel angegebenen Verweise und die Liste der römischen Kaiser aufmerksam gemacht.
Augustus und die julisch-claudische Dynastie
Die Römische Republik befand sich die letzten Jahrzehnte ihrer Existenz in einer Phase des permanenten Bürgerkrieges und der inneren Unruhe. Octavian, der später Augustus genannt wurde und der Neffe Gaius Iulius Caesars war, hatte sich im Machtkampf im Anschluss an Caesars Ermordung durchgesetzt und war seit dem jahre 30 v. Chr. unbestrittener Herrscher des Imperiums. Augustus erkannte, dass die alte Republik sich im Laufe der Bürgerkriege selbst überlebt hatte. Da aber an eine völlige Beseitigung nicht zu denken war, erschuf er die Fassade des Prinzipats und richtete die Herrschaft des ersten Bürgers (Prinzeps) ein (formal 27 v. Chr., faktisch aber herrschte Augustus seit der Niederlage des Marcus Antonius uneingeschränkt über das Römische Reich), wonach jedoch die alte republikanische Ordnung formal unangetastet blieb. Augustus befestigte die Grenzen (wobei er jedoch nach der Niederlage des Varus im Jahre 9 die Gebiete zwischen Rhein und Elbe räumen ließ) und schuf eine wahre Pax Romana, womit auch eine kulturelle Blütezeit verbunden war - allerdings wurde Rom in dieser Zeit auch faktisch zu einer Monarchie.
Unter seinem Nachfolger und Adoptivsohn Tiberius (14-37 n. Chr.), der in seinem Herzen aber Republikaner war und am liebsten zur prä-Prinzipatsordnung zurückgekehrt wäre, schien die Sicherheit der neuen Ordnung noch gewährleistet zu sein. Doch waren die nachfolgenden Kaiser, wie Caligula (37-41), Claudius (41-54) und Nero (54-68), dieser Verantwortung nicht mehr gewachsen, wobei Caligula und Nero auch charakterlich versagten. Außenpolitisch blieb die Lage weitestgehend ruhig, doch im Inneren kam es immer wieder zu Exzessen der Regierenden oder zu schlichten Unfähigkeiten. Nach dem Tod Neros folgte das so genannte Vierkaiserjahr, in welchem sich die Generäle Galba, Otho und Vitellius als kurzzeitige Herrscher ablösten. Alle fanden entweder durch fremde oder eigene Hand den Tod. Aus diesem Machtkampf ging schließlich der General Vespasian als Sieger hervor. Seine Dynastie, die Flavier, sollte wenigstens vorübergehend die Lage im Inneren stabilisieren.
Die Flavier und die Adoptivkaiser
Vespasian (69-79) war ein guter Militär und warf den Aufstand in Judäa im Jahr 70 blutig nieder. Auch gegen die Germanen ging Vespasian hart vor und pflegte gute Beziehungen zum Senat. Seine Söhne Titus (79-81) und Domitian (81-96) regierten insgesamt erfolgreich. Titus Regierungszeit wurde vom Ausbruch des Vesuv und dem Ausbruch einer Seuche überschattet. Seine rasch eingeleiteten Hilfsmaßnahmen und seine Großzügigkeit sorgten jedoch dafür, dass sein Name in guter Erinnerung blieb. 81 verstarb Titus und sein ehrgeiziger und zu Grausamkeit neigender Bruder Domitian bestieg den Thron, wobei Gerüchte aufkamen, dass er Titus vergiftet habe. Obwohl bei Heer und Volk beliebt, regte sich aufgrund seines grausamen Charakters Widerstand bei Hofe, was schließlich im Jahre 96 zu seiner Ermordung führte.
Es folgten nun die so genannten Adoptivkaiser, die keine Söhne hatten und so den angeblich "Besten auswählten". Nerva (96-98), ein doch insgesamt schwacher und greiser Princeps, erwählte den dynamischen Trajan (98-117) zu seinem Nachfolger. Dieser war der erste Kaiser, der aus den Provinzen stammte. Trajan unterwarf weite Teile des Partherreichs und Dakien. Das Reich hatte im Jahre 117 denn auch seine größte Ausdehnung erreicht (von Schottland bis zur Sahara, von Spanien und dem Donauraum bis in den heutigen Irak). Sein Nachfolger Hadrian (117-138) sah jedoch die Ressourcen Roms überstrapaziert und gab mehrere Besitzungen im Osten auf (Rücknahme der Grenze bis an den Euphrat). Hadrian hatte schwere Konflikte mit dem Senat zu bestehen (es war in Folge seines Herrschaftsantritts zur Ermordung mehrerer Senatoren gekommen). Doch entfaltete sich unter seiner Herrschaft eine gewisse kulturelle Blüte, die selbst der schwere jüdische Aufstand von 132-135 nicht schmälern konnte.
Auch der Hadrian nachfolgende Antoninus Pius (138-161) schloß an die Defensivpolitik Hadrians an. Ganz anders dessen Nachfolger Marcus Aurelius (161-180). Obgleich Anhänger der Stoa und ein Philosoph ("der Philosoph auf dem Kaiserthron"), sah er sich gezwungen, mehrere Kriege zu führen. Im Osten kam es zu schweren Abwehrkämpfen gegen die Parther, dazu trat eine Pestwelle auf, die dem Reich schwer zusetzte. Es kam außerdem zu zwei Kriegen gegen die Markomannen, Quaden und Sarmaten an der mittleren Donau (Markomannenkriege; 167-175 und 178-180). Das Reich erlebte unter Marc Aurel die Vorwehen der Völkerwanderung, deren Auswirkungen ein Teil der Ursache für den späteren Fall Roms sein sollte. Doch hinterließ Marc Aurel auch einen Sohn (womit das Adoptivkaisertum zu Ende ging): Commodus (180-192).
Die Severer und die Reichskrise des 3. Jahrhunderts
Commodus erwies sich als unfähiger Kaiser. Sein Tod läutete eine weitere unruhige Zeit ein, denn wieder stritten die Militärs um die Macht. Der aus der Provinz Africa stammende Septimius Severus (193-211) setzt sich im zweiten Vierkaiserjahr durch. Die von ihm begründete Dynastie der Severer erwies sich als ein insgesamt stabilisierendes Element, trotz mancher Schwächen bei einzelnen Herrschern. Caracalla (211-217) erließ 212 die so genannte Constitutio Antoniniana, die allen Reichsbürgern das Bürgerrecht (und die Steuerpflicht) einbrachte. Die Kämpfe am Rhein gegen die Germanen (und vor allem die Alemannen) und im Osten gegen die Parther brachen nicht mehr ab. Auf den Tod des Severus Alexander (222-235) folgte die unruhige Zeit der Soldatenkaiser.
Die Zeit der Soldatenkaiser war geprägt von dem schnellen Wechsel der Herrscher, aber auch von einem konstanten innerem und äußeren Druck (Reichskrise des 3. Jahrhunderts). Im Inneren spaltete sich das Gallisches Sonderreich von Rom ab. Im Osten überrannte Palmyra weite Teile Kleinasiens und Ägypten. Diese zentrifugalen Effekte konnten behoben werden. Vor allem Kaiser Aurelian (270-275) schaffte es, die Lage zu stabilisieren. Im Norden bleibt der Druck durch mehrere barbarische Stämme aber bestehen (wobei im Donauraum nun auch die Goten besonders aktiv waren) - und im Osten erwuchs Rom ein gefährlicher und tödlicher Gegner: das neupersische Reich der Sassaniden, die von einer Erneuerung des alten Perserreiches träumten.
Kaiser Carus (283- 84) blieb gegen die Sassaniden siegreich. Sein Tod beendet das Zeitalter der Soldatenkaiser, denn sein Nachfolger erwies sich als genialer Reformer und Bürokrat: Diokletian, mit dem in der modernen Forschung der Beginn der so genannten Spätantike verbunden wird, der letzten Epoche des Altertums. Im weiteren Sinne endete die römische Kaiserzeit daher im Jahr 476 bzw. 565.
Zu der nachfolgenden Entwicklung vergleiche die detailliertere Übersicht im Artikel Spätantike.
Literatur
- Karl Christ: Geschichte der Römischen Kaiserzeit, 4. aktualisierte Auflage, München 2002. Beste Darstellung der Kaiserzeit in deutscher Sprache. Siehe dort auch für weiterführende Literatur.
- Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike, München 1989. Überblickswerk über die späte Kaiserzeit und die Spätantike.
Siehe auch
- Portal und Themenliste Rom
- Römisches Reich
- Prinzipat
- Weströmisches Reich
- Byzantinisches Reich
- Untergang des Römischen Reiches
- Liste der römischen Kaiser