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Josef H. Reichholf

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Josef Helmut Reichholf (* 17. April 1945 in Aigen am Inn) ist ein deutscher Zoologe, Evolutionsbiologe und Ökologe.

Leben

Reichholf ist seit 1977 Professor für Naturschutz an der Technischen Universität München und seit 1985 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er leitet die Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung in München.

Reichholf war Präsidiumsmitglied des WWF Deutschland.

2005 wurde er mit der Treviranus-Medaille des Verbands deutscher Biologen (vdbiol) ausgezeichnet, 2007 mit dem Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für seine allgemeinverständlichen Beiträge zur Ökologie.

Thesen

Reichholf vertritt die These, dass die Produktivität der Natur (z. B. fruchtbare Böden) sowie das Klima den Bestand oder Niedergang von Kulturen und Weltreichen bestimmt haben. Er behauptet, dass sich viele sehr verschiedene Ereignisse der Menschheitsgeschichte durch Klimaveränderungen erklären lassen. So lassen sich ihm zufolge z.B. die Kreuzzüge im Mittelalter und die Epoche der Romantik im 18. und 19. Jahrhundert letztlich auf das damalige warme Klima zurückführen.[1] Für die Bewältigung der Zukunft des Lebens auf der Erde müsse immer die Vergangenheit berücksichtigt werden. Reichholfs evolutionäre Betrachtung folgt drei Prinzipien:

  • Aus dem Einen geht Vielfalt hervor.
  • Leben ist steter Wandel. Es gibt keine besten oder einzig richtigen Zustände.
  • Die Zukunft ist offen.

Reichholf plädiert für „überlebensfähige Ungleichgewichte“. Gleichgewicht bedeute Stillstand, nur Spannung erzeuge Aktivität.

Reichholf hat sich auch zum Spannungsfeld von Naturwissenschaften und Glauben geäußert. Die Hauptfunktion des Glaubens ist für Reichholf die Reduktion der realen Komplexität, um sie verständlich zu machen. Glaube erfülle somit in sozialen Gruppen einen konkreten Zweck zur Ordnung innerhalb der Gruppen und stelle einen Vorteil für diese dar. Die Hinwendung eines bestimmten Anteils der Menschen zur Religion sei somit als durch Evolution entstandener Vorteil zu verstehen.

Werke

  • Ende der Artenvielfalt? Gefährdung und Vernichtung der Biodiversität (Herausgeber Klaus Wiegand) von Fischer (Tb.), Frankfurt, 2008
  • Stabile Ungleichgewichte: Die Ökologie der Zukunft. Suhrkamp, 2008
  • Der Bär ist los: Ein kritischer Lagebericht zu den Überlebenschancen unserer Großtiere. München: Herbig Verlag, 2007, ISBN 978-3-7766-2510-3
  • Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. Frankfurt/M: Fischer, 2007, ISBN 3-10-062942-6
  • Stadtnatur. München: oekom verlag, 2007, ISBN 978-3-86581-042-7
  • Die Zukunft der Arten. München: C. H. Beck, 2005, ISBN 3-406-52786-8
  • Der Tanz um das goldene Kalb : der Ökokolonialismus Europas. Berlin: Wagenbach, 2004, ISBN 3-8031-3615-6
  • Die falschen Propheten : unsere Lust an Katastrophen. Berlin: Wagenbach, 2002, ISBN 3-8031-2442-5
  • Warum wir siegen wollen : der sportliche Ehrgeiz als Triebkraft in der Evolution des Menschen. München: dtv, München 2001, ISBN 3-423-24271-X
  • Der blaue Planet: Einführung in die Ökologie. München: dtv, 1998
  • Das Rätsel der Menschwerdung. München: dtv, 1997
  • Der schöpferische Impuls : eine neue Sicht der Evolution. München, dtv, 1992
  • Erfolgsprinzip Fortbewegung. DTV, 1992
  • Der Tropische Regenwald. Die Ökobiologie des artenreichsten Naturraums der Erde DTV, 1990

Quellen

  1. Interview in der Zeit Campus 4/2007, S. 54/55