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Annemie Fontana

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Annemie Fontana (* 14. Dezember 1925 in Versoix, Kanton Genf; † 28. Oktober[1][2] 2002 in Zürich[3]), eigentlich Jacqueline Annemarie Fontana, war eine schweizerische Künstlerin und Bildhauerin.

Leben

Datei:Siebdruck-Fontana-1996.jpg
Siebdruck 1996, ohne Titel

Kurz nach ihrer Geburt zog sie mit ihrem Vater Alois Fontana nach Zürich, der ebenfalls Kunstmaler war. Von 1943 bis 1946 ging Annemie Fontana in einem Haute-Couture-Atelier in die Lehre und schloss als Schneiderin ab. Danach genoss sie eine Ausbildung als Keramikerin bei der Firma Gebrüder Müller in Luzern. 1950 bezog Annemie Fontana ihr erstes Atelier in der «Alten Mühle» an der Mühlebachstrasse. 1954 konnte sie erste Plastiken ausstellen. 1960 verabschiedete sie sich von ihrem Hauptberuf als Schneiderin und wandte sich vollberuflich der Kunst zu. Sie lebte und arbeitete seit 1969 in Zumikon, wo auch der befreundete Max Bill lebte.[2] Sie gewann mehrere Preisausschreiben für öffentliche Werke. Einzelausstellungen und Gruppenaustellung hatte vor allem in der Gegend von Zürich und einige in der Schweiz sowie einige internationale Gruppenausstellungen in Florenz (1967), Den Haag (1968), Tel Aviv (1972), Haifa, Jerusalem, Budapest, Antwerpen (1973), Lindau am Bodensee (1977) und nochmals Budapest (1978).[4] Sie starb am 28. Oktober 2002 in Zürich.

Zu ihren Werken gehören unter anderem Tierplastiken, abstrakte Polyester-Skulpturen («Phantome» genannt), grosse Skulpturen aus Metall und Polyester, Metallköpfe, sowie bildliche Werke wie Graphiken und Siebdrucke.

Öffentliche Werke (Auswahl)

  • 1964 «Wasserorgel» (Brunnen) beim Montalin-Schulhaus Chur
  • 1967 Schulhaus Döltschihalde, Zürich
  • 1969 Altersheim Kloten
  • 1969 – 1972 «Sirius» (Brunnen) auf dem Escher-Wyss-Platz, Zürich
  • 1973 Schwimmbad Mythenquai, Zürich
  • 1974 «Sunrise» (Skulptur) beim Sportplatz Hardhof, Zürich
  • 1974 Schwimmbad Zumikon
  • 1980 – 1983 «Durchschritt» (Brunnen) in der Kantonsschule Bülach
  • 1995 – 1996 Hotel Widder, Zürich

«Wasserorgel»

Brunnen «Sirius»
Fontäne des Brunnens «Sirius»

1963 gewann Annemie Fontana den ersten Preis eines Kunst-am-Bau-Wettbewerbes und erhielt den Auftrag zur Realisierung eines Brunnens beim Schulhau Montalin in Chur. Dies war das erste relaisierte Projekt eines öffentlichen Werkes der Künstlerin.[5]

Die 1964 errichtete «Wasserorgel» ist eine Brunnenplastik im Zentrum des Schulhausplatzes. Die Skulptur besteht aus zwei vertikalen und unterschiedlich leicht geknickten Messingröhrenbündel. Die Bündel fächern oben ein wenig auseinander und in der Mitte spriesst eine Wasserfontäne hervor. Die Skulptur hat steht auf einem Sockel in einem grossen kreisförmigen Wasserbecken und erreicht dadurch eine Höhe von 3,5 Meter.[5]

Koordinaten: 46° 51′ 20,94″ N, 9° 32′ 7,48″ O

«Sirius»

Eines der bekanntesten Werke ist der Brunnen «Sirius» auf dem Escher-Wyss-Platz in Zürich. Er wurde in den Jahren 1969 bis 1972 gefertigt und besteht aus leuchtend orangem Polyester. Er sieht aus wie zwei ineinander gewundene Spiraltreppen, welche in einem wenige Zentimeter hohen, innenseitig grünen Becken steht. Der Brunnen hat einen sechs Meter grossen Durchmesser. Für die Skulptur hat Annemie Fontana das Auf- und Zugehen von Winden im Zeitraffer gefilmt als Inspiration für die Dynamik des Brunnens.[6] Das ursprüngliche Konzept des Brunnens wurde verändert. Zuerst «regnete» es aus Röhren, die in die Fugen auf der Unterseite der Flügel eingelassen waren und so ergab sich der Eindruck eines «Wasservorhangs». Im Beckenboden hatte es zwei Lampen, die durch das Wasser die Unterseite der Skulptur beschienen.[5] Vor einigen Jahren (mindestens vor 15 Jahre) wurden die Röhren abmontiert und anstelle der Vorhänge sind je auf einer Seite eine kleine, etwa dreissig Zentimeter hohe Wasserfontäne im Becken aufzufinden, welche zusätzlich nun von Lampen in der Skulptur von oben beleuchtet werden. Der Brunnen wird jeweils in der Nacht abgestellt.

Die Umsetzung des Brunnens war umstritten, da Vorurteile gegenüber dem Material (Polyester) bestanden. So sorgten sich die Ämter um die Haltbarkeit und die Entsorgbarkeit der Skulptur. Ebenso glaubte man, dass die Farben durch Witterung unansehnlich werden. Das führte zu der relativen langen Verzögerung von der Planung im Jahr 1969 bis zur Installation im Jahr 1972.[5]

Die Rezeption war sehr unterschiedlich. Max Bill pries damals den Brunnen als das beste Kunstobjekt im öffentlichen Raum. Für das Tiefbauamt ist der Brunnen «ein wichtiger Zeitzeuge und ein bedeutendes, eigenwilliges Werk».[3] Für viele Passanten ist er eine «trostlose Skulptur» und ein «komischer 70er-Jahre-Entwurf».[3]

Für den Brunnen wird ein neuer Standort gesucht, da ab dem 9. September 2008[7] der Escher-Wyss-Platz umgebaut werden soll. Im neuen Entwurf ist der Brunnen nicht mehr eingeplant; ein neuer Standort ist noch nicht gefunden.

Koordinaten: 47° 23′ 26,99″ N, 8° 31′ 21,35″ O

«Sunrise»

Gegenplastik «Sunrise» beim Sportplatz Hardhof
«Durchschritt» bei der Kantonsschule in Bülach

«Sunrise» ist eine 1974 errichtete Gegenplastik zur «Sirius»-Skulptur. Sie besteht aus der Negativform der Brunnenplastik, welche sie so wiederverwertete. Sie besteht aus zwei unabhängigen treppenartiken Flügeln aus einem satten und dunklen cyanfarbigem Polyester mit einer Gesamtbreite von sechs Metern. Ein Flügel liegt am Boden, der andere ist aufrecht aufgestellt. Die Skulptur steht neben den Tennisplätzen des Sportplatzes Hardhof in Zürich.[5]

Koordinaten: 47° 23′ 44,64″ N, 8° 29′ 58,78″ O

«Durchschritt»

Annemie Fontana erhielt den Auftrag eine Skulptur auf dem Areal der von Hans Knecht erbauten Kantonsschule Zürcher Unterland in Bülach aufzustellen. Die Skulptur «Durchschritt» ist eine 35 Tonnen schwere Granit-Kugel, die auf einen Rasenhügel platziert wurde. Die begehbare Kugel ist kreuzförmig durchbrochen und hat so zwei gedeckte Gänge. Ihre Gestaltungszeit dauerte von 1980 bis 1983.[5]

Die Kugel ist Symbol für ein beklemmendes Erlebnis in der Schulzeit von Annemie Fontana im Schulhaus Letten im Industriequartier in Zürich. Sie sass jeweils eine Zeit lang unter dem Relief des gedeckten Schulhauseingangs bis sie es wagte, in die Schule einzutreten. Die Kugel ist nun Sinnbild für dieses transzendentale Erlebnis und fordert den Besucher auf, zuerst ihre Welt zu durschschreiten, um so den Übertritt von der privaten, geschützten Welt in die öffentliche Schulwelt zu vollziehen.[5]

Koordinaten: 47° 31′ 4,37″ N, 8° 32′ 53,1″ O

Fontana-Gränacher Stiftung

Annemie Fontana legte testamentarisch fest, dass nach ihrem Ableben eine Stiftung für förderungswürdige Künstler eingerichtet werden soll. Die Stiftung wurde im Frühjahr 2003 ins Handelsregister eingetragen und unterstützt die Arbeit der Künstler mit Ausstellungen und jährlichen Stipendien.

Einzelnachweise

  1. Fritz Billeter, Eine Künstlerin, die an die Grenzen ging
  2. a b rib., Das Wesen der Form, in: Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2008
  3. a b c Beat Metzler, Kreis 5 verliert sein heimliches Wahrzeichen, in: Tages-Anzeiger, 29. Mai 2008
  4. Portrait, abgerufen 25.08.2008
  5. a b c d e f g Fritz Billeter, Annemie Fontana, ABC-Verlag, Zürich, 1996, ISBN 3-8550-4160-1
  6. Portrait auf der Stiftungswebsite, abgerufen 24.08.2008
  7. Informationsseite der Stadt Zürich über den Umbau Pfingstweidstrasse [1], abgerufen 25.08.2008