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Trentino-Südtirol

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Trentino-Südtirol
Flagge der Region Trentino-Südtirol
Flagge der Region Trentino-Südtirol

Wappen der Region Trentino-Südtirol
Wappen der Region Trentino-Südtirol
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Karte Italiens, Trentino-Südtirol hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Italien Italien
Hauptstadt Trient (Trento)
Amtssprachen Italienisch, Deutsch; in einigen Landesteilen Ladinisch
Provinzen 2
Fläche 13.606,87 km² (11.)
Einwohner 1.082.702 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte 79,6 Einwohner/km²
Website www.regione.taa.it
ISO-3166-2-Code IT-32
Präsident Lorenzo Dellai

Trentino-Südtirol (bis 1972 Trentino-Tiroler Etschland, italienisch Trentino-Alto Adige) ist eine Region im Norden Italiens. Hauptstadt der Region ist Trient.

Geographie

Trentino-Südtirol ist 13.607 km² groß und hat fast eine Million Einwohner.

Die Landschaft ist stark durch die Alpen geprägt, besonders von den Dolomiten. Hauptfluss ist die Etsch, auf welche der italienische Name Südtirols zurückgeht („oberes Etschland“).

Die Region grenzt an Nord-Tirol im Norden, an die Schweiz im Nordwesten, an die italienischen Regionen Lombardei und Venetien im Westen bzw. Süden und Osten.

Politisch ist Trentino-Südtirol in zwei Provinzen untergeteilt, die beide den Zusatz „autonom“ führen:

Provinces of Trentino-Alto Adige/Südtirol.

Provinz Autokennzeichen Bevölkerung (2007) Fläche (km²) Dichte (Einw./km²)
Autonome Provinz Bozen BZ 492.676 7.399,97 66,6
Autonome Provinz Trient TN 507.030 6.206,90 82
Trentino-Südtirol 999.706 13.606,87 73,5

Geschichte

Trentino-Südtirol war bis zum Ersten Weltkrieg Teil der Gefürsteten Grafschaft Tirol.

Das vorwiegend von Italienern bewohnte Trentino war bis 1803 als Fürstbistum Trient ein formell eigenständiges, faktisch von Tirol abhängiges Reichsfürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation; durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde es Teil Tirols und 1804 gemeinsam mit diesem Teil des neu gegründeten Kaisertums Österreich.

Im Friedensvertrag von St. Germain 1919 wurde das Land Tirol zwischen Österreich und Italien geteilt. Die südlich des Brenners gelegenen Teile Tirols kamen dabei zu Italien und bildeten die neugeschaffene Region Venezia Tridentina. Der Ortsname wurde in Anlehnung an die Nachbarregion Venezia Euganea, das heutige Veneto (Venetien), und an die Region Venezia Giulia (Friaul-Julisch Venetien) vom italienischen Sprachwissenschaftler Graziadio Isaia Ascoli geprägt. Der damalige Name hat sich im Italienischen so stark eingebürgert, dass man heute noch von Triveneto oder Le Tre Venezie spricht, um die drei Regionen im Nordosten Italiens zu bezeichnen.

Die Forderung nach einer Verschiebung der italienischen Grenze bis zum Alpenkamm war vor dem Ersten Weltkrieg ein Hauptanliegen der als Irredentisten bezeichneten italienischen Nationalisten gewesen. Am vehementesten trat dabei der berüchtigte Ettore Tolomei aus Rovereto auf, der die falsche Ansprüche Italiens mit spektakulären Aktionen wie der angeblichen Erstbesteigung des Klockerkarkopfs, der Hissung der italienischen Flagge auf dessen Spitze und der Benennung dieses Berges im oberen Ahrntal am nördlichsten Punkt Südtirols zur „Vetta d'Italia“ („Spitze Italiens“) im Jahr 1904 zu untermauern versuchte. Ab 1916 schlug Tolomei im Prontuario dei nomi locali dell'Alto Adige die willkürliche und systematische Umbenennung aller deutschen Orts-, Gewässer, Landschafts-, Berg- und Flurnamen in Südtirol vor. Als Vorbild dienten oft bekannte lateinische Ortsnamen aus der Römerzeit, viele Namen erfand er aber auch frei. Nach 1919 dienten die Vorschläge Tolomeis der italienischen Regierung als Vorlage für die Italienisierung Südtirols. Den Südtirolern gilt Tolomei noch heute als „Totengräber Südtirols“. Amtlich gelten nur die von Tolomei geprägten italienischen Bezeichnungen: Diese werden jedoch von den (inoffiziellen) deutschen Ortsnamen ergänzt.

In der Ära des Faschismus gab es intensive Italienisierungsbemühungen in Südtirol:

  • Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde vollständig verboten: in der Schule, in den Medien, in der Verwaltung, vor Gericht. Die Ortsnamen wurden italienisiert, selbst Familiennamen und Vornamen wurden „übersetzt“.
  • Im Zuge einer massiven Industrialisierung wurden zahlreiche Arbeiter aus Süditalien, Venetien und dem Friaul angesiedelt. Bozen wurde eine mehrheitlich italienische Stadt.

Das schon italienischsprachige Trentino wurde von den Faschisten weitgehend vernachlässigt.

1939 kam es zu einem Aussiedelungsabkommen mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich für die deutschen und ladinischen Südtiroler und auch für die Zimbern von Lusern und die Bewohner des Fersentals (→Option). Die meisten Optanten kehrten jedoch in ihre Heimat zurück oder verließen sie erst gar nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verbleib Südtirols innerhalb des italienischen Staates von den Siegermächten nicht bestritten, man war sich aber bewusst, dass man die Rechte der deutschsprachigen Südtiroler auf jeden Fall schützen und das faschistische Unrecht tilgen müsse. Also wurde zwischen dem italienischen Regierungschef De Gasperi und dem österreichischen Außenminister Gruber das Pariser Abkommen unterzeichnet, zum Schutze und zur Gleichberechtigung der deutschen Sprachgruppe.

Den Südtirolern blieb aber eine echte Selbstverwaltung verwehrt. Als 1948 das erste Autonomiestatut in Kraft trat, wurden weitgehende Autonomierechte nicht an Südtirol, sondern an die neugeschaffene Region Trentino-Tiroler Etschland gewährt. In der Region war die italienische Sprachgruppe (deutlich) in der Mehrzahl, alle wichtigen Entscheidungen wurden in Trient getroffen.

Hinzu kam, dass die Regierungen in Rom und Trient weiterhin bestrebt waren, Zuwanderer aus dem restlichen Italien in Südtirol anzusiedeln. Als 1957 beschlossen wurde, 5000 Wohnungen für italienische Zuwanderer zu errichten, versammelten sich 35.000 Südtiroler zur bisher größten Kundgebung in der Geschichte Südtirols auf Schloss Sigmundskron und skandierten „Los von Trient“. Zwischen 1956 und 1969 kam es aus Frustration über die Südtirol-Politik Italiens zu einer Serie von Bombenattentaten, die vom BAS durchgeführt wurden.

Nach langen Verhandlungen, an denen Österreich als Schutzmacht maßgeblich beteiligt war, wurde das zweite Autonomiestatut verabschiedet, die Region (seitdem Trentino-Südtirol) wurde entmachtet und die Autonomie an die Länder Südtirol und Trentino weitergereicht.

Sprachen

Während in der Provinz Bozen-Südtirol von etwa zwei Dritteln der Bewohner Deutsch gesprochen wird, wird in der Autonomen Provinz Trient fast ausschließlich Italienisch gesprochen. Die Italiener sind in der Region daher in der Mehrheit.

In einigen Tälern sowohl Südtirols (Gröden, Gadertal), als auch des Trentino (Fassatal) wird ladinisch gesprochen, ein mit dem Rätoromanischen in Graubünden und dem Furlanischen in Friaul verwandtes, eigenständiges Idiom. Lusern (ital.: Luserna) und das Fersental (ital.: Fersina), südlich bzw. nördlich des oberen Val Sugana, sind deutsche Sprachinseln der Zimbern im Trentino, in denen ein sehr altertümliches bairisches Deutsch (zimbrisch) gesprochen wird.

In der Region existieren daher drei Sprachgruppen, die italienische, die deutsche und die ladinische. Die genaue Zahlenstärke ist auf regionaler Ebene nur aufgrund einer Schätzung ermittelbar, denn nur in der Provinz Bozen gibt es eine Zugehörigkeitserklärung.

Sprache Prozentuale Konsistenz
Italienisch ca. 65 %
Deutsch ca. 32 %
Ladinisch ca. 3%

Amtssprachen der gesamten Region sind laut Statut Italienisch und Deutsch (letzteres de facto nur in Südtirol). Lokal wird auch Ladinisch als Amtssprache anerkannt.

Autonomie und Politik

Die Region verfügt über ein Sonderstatut, das ihr eine weitgehende Autonomie in Gesetzgebung, Verwaltung (Schule, Gesundheitsdienst) und Finanzen zugesteht. Jedoch ist der Großteil dieser Kompetenzen der Region an die Provinzen übertragen worden, die deshalb als autonom gelten.

Der Fortbestand der Region ist rechtlich und politisch gesichert: Einerseits ist die per Verfassungsgesetz und Staatsvertrag mit Österreich abgesegnete Satzung (Verfassung) der Region Grundlage der Südtiroler Autonomie. Darüber hinaus ist in der Verfassung Italiens verankert: Die Provinzen Trentino und Südtirol bilden die Region (Art.116, Abs.2).

De facto jedoch werden die zwei in der Region vereinten Provinzen als eigenständige Regionen betrachtet: So werden zum Beispiel in europäischen Statistiken die zwei Provinzen als einzelne Regionen aufgeführt.

Selbst die Rolle Trients als Hauptstadt ist eine bloße Formalität, die Hauptstadtfunktionen (Tagungsort des Regionalrates und Verwaltungssitz) teilt sich Trient mit Bozen.

Obwohl ihre Bedeutung stark nachgelassen hat, verfügt die Region über eine eigene politische Organisation und behält auch einige Kompetenzen: Anlegung und Führung der Grundbücher; Feuerwehrdienste; Ordnung der sanitären Körperschaften und der Krankenhauskörperschaften; Ordnung der Handelskammern; Ordnung der öffentlichen Fürsorge- und Wohlfahrtseinrichtungen; Ordnung der Körperschaften für Boden- und Agrarkredit, der Sparkassen und der Raiffeisenkassen sowie der Kreditanstalten regionalen Charakters. Siehe auch gesetzgeberische und finanzielle Autonomie der Region Trentino-Südtirol.

Trentino-Südtirol ist zudem Teil der Europaregion Tirol-Südtirol/Alto Adige-Trentino, die im Wesentlichen dem Gebiet des Kronlandes Tirol entspricht.

Regionalrat

Der Regionalrat, das gesetzgebende Organ der Region, besteht seit dem Verfassungsgesetz Nr. 2/2001 aus den Landtagsabgeordneten der Provinzen Bozen und Trient (je 35 Abgeordnete). Bis zu der Statutsänderung war das genau umgekehrt. Die regionale Legislaturperiode dauert 5 Jahre.

Das Amt des Regionalratspräsidenten und jenes des Vizepräsidenten oblagen bisher in der ersten Hälfte der Gesetzgebungsperiode einem Abgeordneten der italienischen bzw. deutschen Sprachgruppe, in der zweiten Hälfte einem Abgeordneten der deutschen bzw. italienischen Sprachgruppe. Durch das Verfassungsgesetz Nr. 2/2001 haben nun auch die Ladiner ein Recht auf Vertretung im Regionalratspräsidium.

Regionalausschuss

Die Regionalsregierung aus dem Präsidenten, zwei Vizepräsidenten und den Assessoren, die vom Regionalrat aus seiner Mitte gewählt werden, wobei die Sprachgruppenstärke beachtet werden muss.

Präsident

Die Präsidentschaft der Region wird von den Landeshauptleuten von Südtirol und des Trentino jeweils für eine Hälfte der Legislaturperiode übernommen (Rotationsprinzip). Luis Durnwalder bekleidete als erster Südtiroler das Amt der Regionalpräsidenten.

Präsidenten der Region Trentino-Südtirol seit 1949 [2]

Vizepräsidenten

Einer der beiden Vizepräsidenten muss der italienischen, der andere der deutschen Sprachgruppe angehören. Aufgrund der Reform des Autonomiestatuts im Jahr 2001 wird in Zukunft unabhängig vom Proporz den Ladinern in der Regionalregierung ein Sitz zugesichert. Derzeitige Vizepräsidenten sind:

Assessoren

  • Martha Stocker (SVP, BZ)
  • Luigi Chiocchetti (Union Autonomista Ladina, TN)

Wirtschaft

Hauptwirtschaftszweige sind Landwirtschaft und Tourismus, Industrie gibt es nur rund um die größeren Städte.

Die Region gehört zu den wohlhabendsten in Italien und in Europa (BIP pro Kopf über 30.000 €) und verzeichnet eine der niedrigsten Arbeitslosenzahlen italien- und europaweit (unter 3%).

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
BIP (gesamt)
(Mio. Euro)
25.356,7 25.953,9 26.702,1 27.647,2 28.909,4 29.707,5 30.810,6
BIP (pro-Kopf)
(Euro)
27.218,4 27.681,5 28.251,4 28.922,8 29.876,4 30.348,2 31.152,4

Quelle: ISTAT – Regionale Tafeln

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).
  2. Das Autonomiestatut geht auf das Jahr 1948 zurück, die regionale Verwaltung wurde erst ein Jahr später vollkommen operativ

Siehe auch

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