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Esperanto

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Esperanto (eo und epo in ISO 639) ist eine Plansprache, die der Augenarzt L. L. Zamenhof 1887 vorstellte.

Internationale Sprache

Zamenhof wuchs als russischer Muttersprachler jüdischer Herkunft in der mehrsprachigen, damals zum Russischen Zarenreich, heute zu Polen gehörenden Stadt Bialystok auf und erlebte die Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen. Da er auch die Sprache als Konfliktstoff sah, wünschte er sich eine Sprache, die neutraler und leichter erlernbar ist als bisherige Sprachen. Diese sollte als Zweitsprache für alle annehmbar sein (und nicht, wie manchmal vermutet, andere Sprachen ersetzen). Im Jahre 1887 schließlich veröffentlichte Zamenhof sein Projekt unter dem Pseudonym Doktoro Esperanto (Esperanto = ein Hoffender) als Internationale Sprache, für die sich bald darauf der Name Esperanto einbürgerte.

Um 1900 fand sie auch außerhalb des Russischen Reichs Anhänger, die auch Esperantisten genannt wurden, so wurden bald Landesverbände in Frankreich, Italien und Großbritannien gegründet. Den Deutschen Esperanto-Bund gibt es seit 1906. Bis zum Ersten Weltkrieg erreichte Esperanto die meisten europäischen und auch schon einige außereuropäische Länder. Die erste schwarzafrikanische Esperanto-Vereinigung (Kongo-Kinshasa) datiert von 1963.

Esperanto ist heute eine gut ausgebaute Standardsprache (siehe auch Halsbandsittich in vielen Sprachen).

Aufbau

Esperanto ist eine agglutinierende Sprache, in der die einzelnen Wortelemente ohne Veränderung aneinandergefügt werden: mi kantas ich singe, mi kantis ich sang. Die Endung für die Gegenwartsform ist also ein angefügtes -as, für die Vergangenheit ein -is. Das Deutsche hingegen verändert flektierend den Stammvokal in singen von i zu a.

Während das Deutsche drei grammatikalische Geschlechter unterscheidet (männlich, weiblich, sächlich), kommt Esperanto ohne diese (grammatikalische) Unterscheidung aus. Esperanto kennt außer dem Nominativ nur einen Akkusativ, um Objekte im Satz besser kennzeichnen zu können. Generell bemüht sich die Sprache um größtmögliche Regelmäßigkeit und Einfachheit in der Struktur.

Das Vokabular entstammt europäischen Sprachen, vornehmlich den romanischen Sprachen, der deutschen, englischen und mit einigen Wörtern den slawischen Sprachen und dem Griechischen. Die Schreibweise ist phonematisch, das heißt, dass jedem Buchstaben nur ein Laut zugeordnet ist.

Es hat sich erwiesen, dass Esperanto einfacher zu erlernen ist als andere Sprachen. In den über hundert Jahren seiner Existenz hat sich Esperanto ähnlich etwa dem Deutschen weiterentwickelt. Neue Wörter (zunächst Neologismen) wie „aidoso“ (= AIDS, als Abkürzung der Esp.-Übersetzung), „hipio“ (= Hippy) oder „interreto“ (= Internet) erschienen durch den Gebrauch in der Alltagssprache und wurden in der Folge durch Wörterbücher erfasst und somit akzeptiert.

Umberto Eco widmet sich dem Esperanto wohlwollend in seinem Buch Die Suche nach der vollkommenen Sprache (1993, dt. 1994).

Verbreitung

Die Literatur in Esperanto besteht sowohl aus originalen Werken als auch aus Übersetzungen, z.B. Goethes "Faust" und "Die Blechtrommel" von Günter Grass. Es gibt Zeitschriften und Radiosendungen auf Esperanto. Im Jahre 1993 wurde eine Esperanto-Abteilung im Internationalen PEN-Club aufgenommen.

Viele Esperanto-Freunde treffen sich auf Kongressen, Seminaren, Kulturveranstaltungen, Feten sowie in Internet-Foren oder beim Esperanto-Chat. Der jüngste Welt-Kongress, die jährlich größte Veranstaltung, fand 2003 im schwedischen Göteborg statt, 2004 ist Peking die gastgebende Stadt. Ein internationaler Gastgeberdienst enthält Adressen von Esperantisten, die bereit sind, andere Esperanto-Sprecher kostenlos für ein paar Tage bei sich übernachten zu lassen. Man kann also inzwischen sehr wohl von einer Esperanto-Kultur sprechen.

Schwierig ist es, die Anzahl der Esperanto-Sprecher anzugeben; Schätzungen gehen weit auseinander. Der Sprachwissenschaftler Detlev Blanke spricht von einer halben Million Menschen. Das ergibt sich in erster Linie daraus, dass die Menschen, die diese Sprache sprechen, über den ganzen Globus verteilt leben und nur teilweise in Klubs oder Vereinen organisiert sind. Auch Muttersprachler sind inzwischen keine Seltenheit mehr: Gelegentlich vermitteln Eltern ihren Kindern Esperanto als zweite oder dritte Muttersprache neben ihrer Landessprache (bzw. ihren Landessprachen).

Bei Wikipedia liegt Esperanto im Moment auf Platz zehn, etwa gleichauf mit dem Spanischen.

Wenngleich Esperanto sich nicht als Amtssprache durchsetzen konnte, so konnte es immerhin unter den über 1000 Plansprachenprojekten seine Vorrangstellung behaupten. Weitere Plansprachen, die einige Verbreitung erlangt haben, waren bzw. sind Volapük, Ido, Occidental und Interlingua.

In Deutschland gibt es den Deutschen Esperanto-Bund und die Deutsche Esperanto-Jugend, die weltweite Spitzenorganisation heißt Universala Esperanto-Asocio und hat ihren Sitz in Rotterdam.


Siehe auch: Sprachkurs Esperanto, Esperanto-Alphabet, Esperanto-Kultur