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Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)

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Die überkonfessionelle Partei Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) war eine Blockpartei in der DDR und die einzige Partei, die unter gleichem Namen in der Bundesrepublik wie in der DDR existierte.

Innere Struktur

Die CDU verabschiedete im Oktober 1952 ihre erste, während der gesamten DDR-Zeit gültige Satzung. Danach war die Partei in Ortsgruppen, Kreisverbände und Bezirksverbände gegliedert. Die Parteimitglieder nannten sich "Unionsfreunde". Zentrales Organ der Partei war die Tageszeitung "Neue Zeit" aus dem Unionsverlag. Zentraler Sitz war das Otto-Nuschke-Haus in Berlin. Die zentrale Bildungsstätte der CDU war in einem Schloss in Burgscheidungen/ Unstrut.


Kreisverbände

Den knapp 200 Kreisverbänden kam eine wichtige Rolle zwischen Parteiführung und einfacher Mitgliedschaft zu.

Jeder Kreisverband verfügte über einen hauptamtlichen, d.h. besoldeten Kreissekretär. Die übrigen Posten der Kreisvorstände waren ehrenamtlich. Die Aufgabe des Kreissekretärs war es einerseits, die Weisungen der höheren Parteigliederungen nach unten umzusetzen (siehe auch: Demokratischer Zentralismus). Andererseits sollte er auch das Sprachrohr der Basis sein. Hierzu lieferte er einmal im Monat an Bezirks- und Parteileitung Informationsberichte. In der Praxis kamen die Kreissekretäre der Mittlerfunktion von unten nach oben jedoch meist nur ungenügend nach, so dass nichts sagende und schön gefärbte Berichte die Regel waren.

Das formal höchste Organ der Kreisverbände, die Kreisdelegiertenkonferenz (KDK), tagte alle zwei bis drei Jahre.

Bezirksverbände

In jedem der 15 Bezirke der DDR existierte ein eigener Verband der CDU. Wie bei den Kreisverbänden tagte auch hier das formal höchste Organ, die Bezirksdelegiertenkonferenz (BDK), alle zwei bis drei Jahre.

Organe auf DDR-Ebene

Auf gesamtstaatlicher Ebene gab es neben dem Parteitag die Organe Hauptvorstand, Präsidium des Hauptvorstandes (PHV) und Sekretariat des Hauptvorstandes (SHV). Der Parteitag wurde seit 1960 alle vier Jahre einberufen. Von 1972 an tagte er nur noch alle fünf Jahre. Er wählte den Hauptvorstand der Partei. Letzterer tagte mindestens zweimal im Jahr und umfasste neben dem Parteivorsitzenden und seinen Stellvertretern mehr als 100 Mitglieder. Die eigentliche Arbeit fand daher im Präsidium des Hauptvorstandes und vor allem im Sekretariat des Hauptvorstandes im Berliner Otto Nuschke-Haus statt. Das SHV, welches bis 1960 Politischer Ausschuss hieß, setzte sich aus dem Parteivorsitzenden, seinen Stellvertretern, den Sekretären des Hauptvorstandes sowie einigen anderen Funktionären zusammen. Es hatte die satzungsmäßige Aufgabe mit den Führungen der übrigen Blockparteien und mit dem Staatsapparat zusammen zu arbeiten.

Geschichte

Gründung

Die CDU wurde am 26. Juni 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten u.a. Jakob Kaiser, Ernst Lemmer und Andreas Hermes.

16 Tage zuvor, deutlich früher als die Westalliierten in ihren Sektoren, hatte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) die Etablierung antifaschistisch-demokratischer Parteien in der Sowjetischen Besatzungszone zugelassen.

In der ersten Zeit vertrat die CDU wie ihre Schwesterpartei im Westen eine christlich-sozialistische, auf parlamentarisch-demokratische Verhältnisse zielende Politik. Sie trat für die Wiedervereinigung Deutschlands ein und stand in ständiger Auseinandersetzung mit der KPD/SED und deren von der SMAD unterstützten Führungsanspruch.

In diesem Existenzkampf konnte die CDU mit ihren Zielen allerdings nicht lange bestehen und schloss sich deshalb bald der Nationalen Front an. Auf ihrem 6. Parteitag im Oktober 1952 erkannte die CDU die führende Rolle der SED „vorbehaltlos“ an.

Blockpartei

Nach der Umformung zur Blockpartei etablierte die CDU ähnliche Parteistrukturen wie die SED, das Vermögen der Partei wie auch der politische Kurs von einigen wenigen Generalsekretären kontrolliert wurde. Mit diesem Kurswechsel waren drastisch sinkende Mitgliederzahlen verbunden (218.000 1947, 70.000 um 1950).

Langjähriger Parteivorsitzender war Gerald Götting, der am 2. November 1989 zurücktrat.

Erst in der Wendezeit in den späten 1980er Jahren konnte die DDR-CDU wieder aus der Bedeutungslosigkeit als Blockpartei hervorkommen.

Auf ihrem Sonderparteitag am 15./16. Dezember 1989 bekannte die DDR-CDU sich - entgegen ihrer bisherigen langjährigen Bekenntnisse als "Partei des Sozialismus" und Blockpartei - zur Marktwirtschaft und zur "Einheit der Nation".

Unter ihrem am 10. November 1989 neu gewählten Vorsitzenden Lothar de Maizière konnte sie bei der Volkskammerwahl 1990 in der "Allianz für Deutschland" zusammen mit dem Demokratischen Aufbruch und der Deutschen Sozialen Union (DSU) überraschenderweise die absolute Mehrheit erlangen. Mit Sabine Bergmann-Pohl stellte die CDU die letzte Präsidentin der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik. Am 1. Oktober 1990 ging die Partei in die West-CDU über.

Personen

Parteivorsitzende

Generalsekretäre

CDU-Mitglieder im Ministerrat der DDR

  • Otto Nuschke (Stellvertretender Ministerpräsident 1949-1957)
  • Luitpold Steidle (Minister für Arbeit und Gesundheitswesen 1949-1950 Minister für Gesundheitswesen 1949-1958)
  • Georg Dertinger (Minister für Auswärtige Angelegenheiten 1949-1953)
  • Friedrich Burmeister (Minister für Post- und Fernmeldewesen 1949-1963)
  • Heinz Winkler (Minister für Bauwesen 1953-1958)
  • Max Sefrin (Minister für Gesundheit 1958-1971, Stellvertretender Ministerpräsident 1958-1971, Mitglied des Präsidiums des Ministerrates 1965-1971)
  • Rudolph Schulze (Stellvertretender Ministerpräsident 1971-1989, Minister für Post- und Fernmeldewesen 1963-1989)
  • Lothar de Maiziere (Stellvertretender Ministerpräsident 1989-1990, Ministerpräsident 1990)
  • Klaus Wolf (Minister für Post- und Fernmeldewesen 1989-1990)
  • Peter-Michael Diestel (Außenminister 1990)
  • Christa Schmidt (Ministerin für Familie und Frauen 1990)
  • Herbert Schirmer (Minister für Kultur 1990)
  • Horst Gibtner (Minister für Verkehr 1990)
  • Gerhard Pohl (Minister für Wirtschaft 1990)

Literatur

  • Ralf Thomas Baus: Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands in der sowjetisch besetzten Zone 1945 bis 1948. Gründung - Programm – Politik, Droste, Düsseldorf 2001 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Band 36) ISBN 3-7700-1884-2
  • Michael Richter: Die Ost-CDU 1948-1952. Zwischen Widerstand und Gleichschaltung, 2. korrigierte Auflage, Droste, Düsseldorf 1991 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Band 19) ISBN 3-7700-0917-7
  • Christian v. Ditfurth: Blockflöten - Wie die CDU ihre realsozialistische Vergangenheit verdrängt, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1991, ISBN 3-462-02179-6