August Borsig
Johann Friedrich August Borsig (* 23. Juni 1804 in Breslau; † 6. Juli 1854 in Berlin) war ein deutscher Unternehmer und Gründer der Borsig-Werke.
Borsig war der Sohn des Kürassiers und Zimmerpoliers Johann George Borsig. Er erlernte das Handwerk seines Vaters und besuchte die Königliche Provinzial-Kunst- und Bauschule, danach bis zum Herbst 1825 das Königliche Gewerbe-Institut in Berlin.
Seine praktische Maschinenbauausbildung erwarb er sich bei der Neuen Berliner Eisengießerei von F.A. Egells. Einer seiner ersten Aufträge war der Zusammenbau einer Dampfmaschine in Waldenburg in Schlesien. Borsig führte den Auftrag erfolgreich aus und erwarb sich damit die Anstellung als Faktor (Betriebsleiter) für 8 Jahre. 1828 heiratete er Louise Pahl und bekam ein Jahr später von ihr seinen einzigen Sohn Albert.
August Borsig und sein Unternehmen
Borsig war von Anfang an ein Verfechter der Eisenbahn. Obwohl man in Deutschland noch keine Erfahrungen hatte und die Gründung einer eigenen Eisenbahnmaschinerie durchaus einige Risiken barg, legte Borsig 1836 seine Ersparnisse in ein Grundstück beim Oranienburger Tor an und gründete auf dem seiner alten Firma benachbarten Gelände eine eigene Maschinenbauanstalt, besonders für Lokomotiven. Das Gründungsdatum wurde auf den 22. Juli 1837 festgelegt, dem Tag an dem der erste Guss in der Gießerei gelang.

Trotz der gewaltigen Kosten wurde 1840 seine erste Lokomotive, welche die Fabriknummer 1 trug und auf den Namen BORSIG getauft wurde, fertiggestellt. Diese Lokomotive hatte einen Innenrahmen, schrägliegende Außenzylinder, ein zweiachsiges vorderes Drehgestell und eine zusätzliche Laufachse hinter der Treibachse. Er ließ sie am 21. Juli auf der Strecke Berlin-Jüterbog gegen eine Stephensonsche Lokomotive antreten und gewann mit 10 Minuten Vorsprung. Er hatte somit gezeigt, dass es den Deutschen trotz fehlender Erfahrung möglich wäre, Lokomotiven zu bauen, die mindestens so gut sind wie die britischen Fabrikate. Somit war es nicht mehr nötig, Eisenbahnen samt Techniker zu importieren. Mit diesem Sieg erhöhte sich die Zahl der Aufträge sprunghaft. Weitere sechs Maschinen dieser Art gingen 1842 an die Berlin-Stettiner Eisenbahn und die Oberschlesische Eisenbahn.
In der Anfangszeit baute Borsig neben Lokomotiven auch Dampfmaschinen für den eigenen Bedarf und Maschinen für andere Unternehmen, daneben Kunst- und Baugussteile, doch schon bald begann sich der Schwerpunkt des Werkes, mit dem der Name Borsig für immer verbunden bleiben sollte, abzuzeichnen: der Lokomotivbau. Bis 1843 bestellten die preußischen Bahnen 18 Lokomotiven und 1844 stellte Borsig auf der Berliner Industrieausstellung schon seine 24. Lokomotive aus.
Bald wurde das vordere Drehgestell wieder nach Art der englischen Lokomotiven durch eine Laufachse ersetzt. Die Fabriknummer 14 war die erste Lokomotive einer vergrößerten und verbesserten Bauart von der in den Jahren 1843-1847 71 Stück gebaut wurden. Als Neuerung wies sie die von Borsig patentierte Schwingensteuerung mit veränderlicher Füllung auf. Eine solche Lokomotive verließ 1846 als hundertste Lokomotive das Werk. In den Jahren 1845 bis 1847 baute das Unternehmen insgesamt 170 Lokomotiven. Neben diesen Aufträgen arbeitete Borsig zur selben Zeit an der Fontänenanlage in Sanssouci, für die er die Dampfpumpenanlage lieferte, an der Kuppel der Potsdamer Nicolai-Kirche und an der Kuppel des Königlichen Schlosses. Seine Firma vergrößerte sich in dieser Zeit massiv, da überall in Deutschland neue Schienenwege verlegt wurden. 1847 wurde mit dem Bau des Eisenwerks Moabit begonnen, welches 1849 in Betrieb ging. 1850 wurde die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in der Kirchstraße hinzugekauft. Die drei Berliner Betriebe beschäftigten bereits 1800 Mann, was zur damaligen Zeit ein Großunternehmen war.
Mit der steigenden Auftragszahl vergrößerte sich natürlich auch gleichzeitig der Reichtum Borsigs und so wurde schnell aus dem Breslauer Glücksritter aus eher armen Verhältnissen ein reicher Unternehmer, der dem Prunk nicht abgeneigt, gleichzeitig aber Mäzen für viele Künstler war. August Borsig galt als strenger, aber gerechter Vorgesetzter, der einen unbändigen Tatendrang besaß. Für seine Arbeiter richtete er eine Krankenkasse, eine Sterbekasse und eine Sparkasse ein. Es gab einen Unterrichtsraum, einen Speiseraum und ein Bad mit Schwimmbecken.
Borsig hatte sich Ende der 1840er schon einen Namen gemacht, so dass auch die Wirtschaftskrise von 1848-1852 dem Unternehmen nicht viel anhaben konnte. 1845 baute Borsig seine erste Dampflokomotive mit gekuppelten Achsen, ab 1851 wurden auch Tenderlokomotiven ausgeliefert und das Unternehmen erhielt Auslandsaufträge von der Warschau-Wiener Bahn und der Seeländischen Eisenbahn. Schon 1854 wurde die 500. Dampflok vom Unternehmen gebaut, anlässlich der Feier hierzu wurde Borsig zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Borsig zementierte seine Monopolstellung und baute 1854 67 der 68 neuen preußischen Lokomotiven.
Schon einige Jahre früher wurde seine Villa in Berlin-Moabit fertiggestellt. Mit diesem Prachtbau erfüllte sich Borsig einen Traum. Allerdings konnte er seinen Reichtum nicht lange genießen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht starb er am 6. Juli 1854.
Die weitere Firmengeschichte
Nach dem Tod des Vaters führte der Sohn, August Julius Albert Borsig, die Fabrik weiter und vergrößerte sie.
Anlässlich der Fertigstellung des Baus der 1000. Lokomotive fand am 21. August 1858 eine große Feier mit vielen prominenten Gästen statt, darunter auch Alexander von Humboldt. Zu dieser Zeit hatte das Unternehmen, das mit 50 Arbeitern begonnen hatte, schon 2800 Arbeiter. Auch in der Folgezeit expandierte das Unternehmen weiter. 1862 wird ein Teil der Produktion nach Schlesien verlegt und schon 1872 ist Borsig der größte Lokomotivenlieferant in ganz Europa. Nach dem Tode Albert Borsigs 1878 endete das erfolgreichste Kapitel Borsigscher Tätigkeit.
1866 erwarb Albert Borsig den Gutshof in Groß Behnitz, Dorfstr. 24, der später unter seinem Enkel Ernst von Borsig jun. auch Treffpunkt des Kreisauer Kreis war.
Die Firma, die nach 1978 weiterhin zumeist durch Mitglieder der Familie Borsig geführt wurde, baute zwar auch zukünftig große Mengen von Lokomotiven, musste sich aber dem Zeitgeist beugen und verlor auch durch alternative Transportmöglichkeiten an Marktanteil. Schon 1930 stand das Unternehmen kurz vor der Liquidierung, konnte aber durch eine Fusion mit der AEG gerettet werden. Im Jahre 1954 stellte die vom 2. Weltkrieg arg gebeutelte Firma dann den Lokomotivbau ein. Insgesamt entstanden im Hause Borsig 16.352 Lokomotiven.
Siehe auch
Literatur
- Rheinmetall-Borsig Aktiengesellschaft (Hrsg.): Deutscher Maschinenbau 1837-1937 im Spiegel des Werkes Borsig. Berlin, 1937
- Galm, Ulla: August Borsig. Stapp, Berlin 1987, ISBN 3-87776-167-4
- Kutschik, Dietrich: Lokomotiven von Borsig: Eine Darstellung der Lokomotivgeschichte der Firma A. Borsig und der Nachfolgefirmen. Transpress, Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1985
- Kutschik, Dietrich; Wenzel, Hansjürgen; Koch, Matthias: Borsig. Lokomotiven für die Welt. EK Verlag, Freiburg 1986, ISBN 3-882-55111-9
- Pierson, Kurt: Borsig, ein Name geht um die Welt: die Geschichte des Hauses Borsig und seiner Lokomotiven. Rembrandt Verlag Berlin, 1973, ISBN 3-7925-0204-6
Personendaten | |
---|---|
NAME | Borsig, August |
ALTERNATIVNAMEN | Johann Friedrich August Borsig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer und Gründer der Borsig-Werke |
GEBURTSDATUM | 23. Juni 1804 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 6. Juli 1854 |
STERBEORT | Berlin |