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Microsoft Visual Basic

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Allgemeines

Visual Basic (Abk. VB) ist ein Sammelbegriff für verschiedene Programmierumgebungen der Firma Microsoft, die auf der Programmiersprache BASIC basieren und aus der MS-DOS-Anwendung QBasic hervorgegangen sind. Die mit VB erstellten Anwendungen laufen vornehmlich auf Microsoft-Plattformen. Der historische Erfolg von VB ist vor allem auf eine relativ einfach zu lernende Programmiersprache, eine visuelle Entwicklungsumgebung (daher der Name Visual Basic) und eine unkomplizierte Ausbaufähigkeit zurückzuführen.

Versionen

Es muss zwischen verschiedenen Versionen unterschieden werden, deren zugrundeliegende Programmiersprache und Funktionalität sich teilweise stark unterscheiden:

  • VB1 (1991)

VB1 entstand aus dem Zusammenschluss von QuickBasic und einer Umgebung zur interaktiven Gestaltung von Benutzeroberflächen. Diese Umgebung, die auf Alan Cooper (manchmal als "Vater" von Visual Basic bezeichnet) zurückgeht, erlaubte es zum ersten Mal, schnell und einfach Anwendungen für Windows zu erstellen. Für VB1 war als einzige Version ebenfalls eine DOS-Version erhältlich. Der Quellcode wurde interpretiert; zur Ausführung mussten so genannte Laufzeitbibliotheken als separate Dateien mit dem eigentlichen Programm mitgeliefert werden. Mit dem Erscheinen der DOS Version von VB1 wurde gegenüber QuickBasic eine Professional Edition und eine Standard Edition vertrieben.

  • VB2 (1992) und VB3 (1993)

Es wurden verschiedene Erweiterungen an der Sprache und Entwicklungsumgebung gemacht; unter anderem wurden Objekte eingeführt. Ab VB2 wurden außerdem so genannte Zusatzsteuerelemente (Controls) unterstützt, mit denen Dritthersteller die Funktionalität von Visual Basic erweitern konnten und die ein wichtiger Faktor beim Erfolg von VB waren.

  • VB4 (1996)

VB4 gab es sowohl als 16-Bit als auch als neuartige 32-Bit-Edition, mit der Programme für Windows NT und Windows 95 entwickelt werden konnten. Die Programmiersprache (nunmehr Visual Basic for Applications (VBA) genannt) wurde um gewisse objektorientierte Eigenschaften erweitert, ohne jedoch alle Kriterien der objektorientierten Programmierung zu erfüllen. Seit VB4 gibt es nicht nur eine Standard- und Professional-Edition, sondern auch eine Enterprise Edition.

  • VBA (1997)

VBA wurde, zusammen mit einer Visual Basic ähnelnden Entwicklungsumgebung, als Makrosprache für Microsoft Office eingeführt.

  • VB5 (1997) und VB6 (1998)

Die wohl größte Änderung bei VB5 war die Möglichkeit, Programme kompilieren zu können. Damit war es - im Gegensatz zu Vorgängerversionen - nicht mehr möglich, die mit Visual Basic erstellten Programme zu dekompilieren und an den Quelltext zu gelangen. Außerdem ergab sich ein erheblicher Performancegewinn, der es möglich machte, auch zeitkritische Anwendungen zu erstellen. Trotz des Compilers müssen auch bei VB5 und VB6 Laufzeitbibliotheken mitgeliefert werden. Weiterhin wurden gewisse objektorientierte Eigenschaften erweitert. Für VB5 gab es eine eingeschränkte, kostenlose Version namens Control Creation Edition (CCE).

  • VB.NET (2002)

Mit der Eingliederung in Microsofts .NET-Architektur erfolgte ein Umbruch in der VB-Produktlinie. Die Programmiersprache wurde verändert und ist nun objektorientiert. Der Quellcode kann nicht mehr kompiliert werden, sondern wird in eine Zwischensprache, die sog. MSIL (= Microsoft Intermediate Language, ähnlich dem Bytecode von Java) übersetzt, welche den grossen Vorteil der Plattformunabhängigkeit hat.

  • VB Express Beta (2005)

Eine neue Entwicklungsumgebung von Microsoft (der .NET sehr ähnlich) mit visuellen Aufwertungen und einigen interessanten neuen Features (z. B. Generics, My Keyword, IsNot usw.). Die Express Editions und das Visual Studio werden sich wahrscheinlich nur darin unterscheiden, dass man nur eine Sprache damit entwickeln kann und nicht die Enterprise features des Studios hat. Die genaue Featureliste ist jedoch noch nicht definiert. Viele Änderungen wird es im Bereich Web Entwicklung geben. ASP v2 wird um sehr wichtige Features erweitert (Code Beside, Master Pages). Doch das wohl interessanteste daran ist, daß es kostenlos im Internet erhältlich ist, solange es noch Beta ist.

Zur Programmiersprache

Die Versionen vor VB.Net waren nur eingeschränkt objektorientiert. So konnte man zwar Objekte erstellen und benutzen, Polymorphie über Interfaces implementieren, jedoch nicht ableiten und erweitern. Darüber hinaus wurde das statische Linken von Programmbibliotheken nicht unterstützt. Unter der neuesten Version VB.net, die neben C# eine der Sprachen des .NET-Frameworks ist, gelten diese Einschränkungen nicht mehr. Das heißt aber auch, dass das Programmieren mit VB.NET komplexer geworden ist. Trotzdem ist Visual Basic für viele leichter zu erlernen als andere Hochsprachen wie beispielsweise Java, C oder C++. Visual Basic bietet die Möglichkeit, über API auf so genannte Einsprungs-DLLs zuzugreifen und hat somit einen sehr großen Möglichkeitsbereich, auch auf andere Programme einzuwirken.

Vor- und Nachteile

Es wird oft behauptet, dass Anwendungen, die man mit Visual Basic erstellt, langsamer ausgeführt werden als etwa in C geschriebene Programme. Diese Behauptung ist zum Teil darauf begründet, dass bis zur Version 4 VB-Programme zwangsläufig interpretiert wurden. Für die Versionen VB5 und VB6, die Compileroptimierungen anbieten, sind die Unterschiede jedoch unwesentlich.

Visual Basic ist nicht für die Treiberprogrammierung geeignet, ebenso sind viele Windows-Funktionen nicht in den eingebauten Bibliotheksfunktionen vorhanden - diese müssen relativ umständlich angesprochen werden. Auch Windows-Services ließen sich vor VB.NET nur umständlich implementieren.

Es wird gemeinhin argumentiert, dass die Zeit, die man für die Entwicklung eines Programms mit Visual Basic benötige, nur ein Bruchteil der Entwicklungszeit von C oder C++ (Rapid Application Development RAD) betrage. Durch die bis VB6 eingeschränkte Objektorientierung kann sich dieser Zeitgewinn jedoch schnell bei sehr umfangreichen Projekten relativieren. Im professionellen Umfeld wird Visual Basic deshalb von einigen Entwicklern ungern eingesetzt. In VB.NET sind diese Mankos allerdings weitgehend beseitigt worden.

Oftmals wird VB wegen seiner Plattformabhängigkeit nicht so gerne eingesetzt. Alternativen sind plattformunabhängige Programmiersprachen wie Java, auf allen Plattformen verfügbare Sprachen wie C (die aber oft schwierig portierbar sind) oder je nach Anwendungsgebiet Scriptsprachen wie PHP, Perl, Python oder Tcl.

Die Plattformunabhängigkeit wird sogar noch weiter eingeschränkt, weil in Visual Basic geschriebene Applikationen (Executables) und Komponenten (DLLs) eine so genannte Laufzeitbibliothek und weitere Dateien benötigen, die nicht unbedingt auf jedem Windows-System vorhanden sind. Hierzu können mit der VB-Umgebung selbst per Wizard Installationsprogramme erstellt werden, die die fehlenden Teile nachinstallieren.

Doch mittlerweile wird auch .NET immer unabhängiger, da nun ein .NET Framework für Linux unter dem Namen MONO (Teilmenge der Windowsversion) erschienen ist, so dass sich gewisse .NET Programme auch auf Linux ausführen lassen. Die Linux-Version ist nicht langsamer als die Windows-Version, da zur Laufzeit kompiliert wird. Wenn man in der IDE eine exe (Executable) kompiliert, so wird sie in einen halb-kompilierten, der Maschinensprache sehr ähnlichen Zustand versetzt und erst zur Laufzeit voll kompiliert. Die aktuelle Version des .NET Frameworks ist 1.1 und unter [1] gratis herunterzuladen (Kommandozeilenversion). Die aktuelle IDE ist das Visual Studio .NET 2003 (ab ca. 100,- EUR, je nach Variante bis an die 1.000,- EUR), das freie MONO oder das freie SharpDevelop. Die enge Verzahnung von der Visual Basic IDE und der Sprache ist seit VB.NET Vergangenheit.