Zum Inhalt springen

Tschechische Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. März 2005 um 10:35 Uhr durch 217.235.185.38 (Diskussion) (Lange Vokale). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Tschechisch

Gesprochen in

Tschechien, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), USA, Kanada, Westeuropa, Australien
Sprecher 12 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Tschechien
Sprachcodes
ISO 639-1

cs

ISO 639-2 (B) cze/ces (T) –

Tschechisch ist eine Sprache aus dem westslawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie.

Sie wird von ca. 12 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen (Stand 1999), von denen ca. 10 Millionen in Tschechien leben, wo es die Amtssprache ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Tschechisch auch eine Amtssprache der EU. Die Wissenschaft, die sich mit der tschechischen Sprache befasst, ist die Bohemistik.

Tschechisch und Slowakisch sind gegenseitig gut verständlich (siehe dazu unter slowakische Sprache). Schriftlich sind die beiden Sprachen am einfachsten durch den Buchstaben "ř" unterscheidbar, den es nur im Tschechischen gibt (zur Aussprache siehe unten). Der ebenso geschriebene Laut des Obersorbischen wird heute nach t wie "tsch" oder "c", sonst wie "sch" gesprochen.

Die Aussprache des Tschechischen gilt als schwierig, einerseits wegen der Zischlaute und des "ř", andererseits weil "r" und "l" eigene Silben bilden können (z.B. wird der Ortsname Brno "Brünn" zweisilbig gesprochen).


Grammatik

Tschechisch ist eine stark flektierende Sprache mit sieben grammatischen Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Lokativ, Vokativ) im Singular und Plural. Im Akkusativ Singular und Nominativ Plural der Maskulina gibt es unterschiedliche Formen für belebte (Belebtheitskategorie) und unbelebte Wesen. Die Substantiva haben in jedem der drei Genera mindestens vier Grundformen.

Das Verbum verfügt über die Kategorien von Aspekt (perfektiv und imperfektiv) und Tempus (Präsens, Futur, Präteritum), Person, Numerus und Modus (Imperativ, Konditional).

Die Deklinierung und Konjugierung erfolgt mittels Endungen (und/oder kleine Änderungen im Stamm), deren Bildung sehr vielfältig und nicht immer regelmäßig und somit sehr schwer erlernbar ist.

Die Wortfolge ist relativ frei und ermöglicht stilistische Differenzierungen.

Im Tschechischen werden viele Adjektive und Partizipien nicht nur nach üblichen grammatischen Kategorien abgewandelt, es wird zusätzlich zwischen langen und kurzen Formen unterschieden. Im Unterschied z.B. zum Serbokroatischen oder den baltischen Sprachen können kurze Formen nur prädikativ verwendet werden und weisen ein reduziertes Paradigma auf. Während die Kurzformen von Adjektiven meist in gehobenem Stil benützt werden, ist die Verwendung der Kurz-/Langformen von Partizipien im periphrastischen Passiv auch in der Umgangssprache bedeutungsunterscheidend, z.B. okno bylo zavřeno (Vorgangspassiv: das Fenster wurde geschlossen) vs. okno bylo zavřené (Zustandspassiv: das Fenster war geschlossen).

Alphabet

Tschechisch wird mit dem lateinischen Alphabet geschrieben und benutzt zur Wiedergabe der tschechischen Laute diakritische Zeichen.

Beim Sortieren und in Verzeichnissen (Telefonbuch) und Wörterbüchern werden die Zeichen: Č, Ch, Š, Ď, Ň, Ť, Ř, Ž als selbsständige und eigenständige Buchstaben behandelt (das Ch folgt dem Buchstaben H); das tschechische Alphabet hat demzufolge ganze 34 statt nur 26 Buchstaben.

nota bene: Da die diakritischen Zeichen im Web nicht immer korrekt dargestellt werden, werden tschechische Namen (Orts- und Personennamen) oft ohne sie geschrieben, es gibt auch zahlreiche tschechische Webseiten, die heute noch bewusst ganz auf die diakritischen Zeichen verzichten. Teilweise wird dem Besucher (Benutzer) die Wahl überlassen - "Diakritik ein oder ausschalten?" In der westlichen Presse werden dagegen viele Zeichen oft falsch (oft genau umgekehrt) verwendet. Für die Suche im Web braucht es sie meistens nicht, manche Suchmaschinen können mit Sonderzeichen schon gar nichts anfangen.

Vollständig lautet das tschechische Alphabet:

A, (Á), B, C, Č, D, (Ď), E, (É), (Ě), F, G, H, Ch, I, (Í), J, K, L, M, N, (Ň), O, (Ó), P, Q, R, Ř, S, Š, T, (Ť), U, (Ú), (Ů), V, W, X, Y, (Ý), Z, Ž.

Die in Klammern gesetzten Buchstaben werden beim Sortieren so behandelt wie der ihnen vorhergehende Buchstabe. So steht dann beispielsweise pět (= fünf) vor petrklíč (= Schlüsselblume). Wenn sich zwei Wörter nur durch die beiden verwandten Buchstaben unterscheiden, steht zunächst das Wort mit dem einfachen Buchstaben und dann das andere, also etwa pas (= Pass) vor pás (= Gürtel).

Ě, Ů und Ý kommen nie am Wortanfang vor, deshalb sind die entsprechenden Buchstaben sehr selten und werden nur dann verwendet, wenn das ganze Wort in Großbuchstaben geschrieben wird (z.B. MĚSTO).

Die tschechischen Laute

Vokale

Es gibt kurze und lange Vokale. Ferner können im Tschechischen die Konsonanten r, l und (selten) m Silben bilden, so entsteht der Eindruck, dass es auch Wörter gibt, die nur aus Konsonanten bestehen, vgl. etwa krk "Hals" oder blb "Idiot".

Kurze Vokale

Die 5 kurzen Vokale sind:

  • a tam, lampa
  • e je, dveře
  • i, y židle, tady
  • o okno
  • u guma, vzadu

Lange Vokale

Die 5 langen Vokale sind:

  • á máte, velká
  • é mléko, černé
  • í, ý leží, dobrý
  • ó citrón, gól
  • ú, ů úterý, stůl

Vokale mit Schrägstrich - beim ů auch mit Kreis (langes u am Anfang eines Wortes immer ú) - werden lang gesprochen, jedoch nicht speziell betont. Das y, ý (Ypsilon) wird nicht, wie gewohnt als ü sondern wie i und í als i ausgesprochen!

Diphthonge

Im Tschechischen gibt es die Diphthonge au, ou und eu. Der Diphthong ou ist auch in tschechischen Wörtern häufig, au und eu kommen nur in Fremdwörtern vor - in tschechischen Wörtern bilden sie zwei Silben, z.B. in neučím "ich lehre nicht", das dreisilbig gesprochen wird ['nɛutʃi:m].

- Der Diphthong au wird wie im Deutschen ausgesprochen, z.B. auto ['aʊ̯tɔ].

- Bei der Aussprache des Diphthongs ou werden ein offenes o und ein unsilbisches u verbunden, vgl. moudrý "weise" als ['mɔʊ̯dri:], auf keinen Fall darf - wie in französischen Lehnwörtern im Deutschen - nur ein Vokal gesprochen werden (vgl. Souterrain ['sutɛʀɛ̃]).

- Bei der Aussprache des Diphthongs eu werden ein offenes e und ein unsilbisches u verbunden, vgl. leukemie ['lɛʊ̯kɛ:mɪɛ], auf keinen Fall darf wie im Deutschen oi [ɔʏ̯] gesprochen werden.

Konsonanten

In der tschechischen Rechtschreibung unterscheidet man sog. harte, neutrale und weiche Konsonanten. Weich ausgesprochen (wie in anderen slawischen Sprachen wie dem Russischen) werden aber nur die Konsonanten ť, ď und ň.

Für die Rechtschreibung und die Deklination ist diese Einteilung sehr wichtig, tschechische (ähnlich wie slowakische) Kinder lernen daher in der Grundschule zum einen die Reihen der harten und neutralen Konsonanten wie das Alphabet aufzusagen und zum anderen jene Wörter mit neutralen Konsonanten aufzusagen, in denen ein [i] als y geschrieben wird (so genannte vybraná slová bzw. "ausgewählte Wörter"). Erwachsene haben aber meistens die Rechtschreibung bereits "automatisiert" und brauchen diese Reihen nicht mehr.

Sog. harte Konsonanten

Die 8 harten Konsonanten sind:

  • h hotel, Praha
  • ch chyba, Čech
  • k křeslo, vlaky
  • g guma, magnetofon
  • r ráno, dobrý
  • d dáme, jeden
  • t tabule, stůl
  • n noc, ten

In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie y.

Sog. weiche Konsonanten

Die 9 weichen Konsonanten sind:

  • ž židle, leží
  • š šest, sešit
  • č černý, večer
  • ř středa, říká
  • c co, mloci
  • j jaký, jídlo
  • ď Maďarsko handschriftlich dˇ geschrieben
  • ť chuť handschriftlich tˇ geschrieben
  • ň skříň

In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie i.

Sog. neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute

Die 8 neutralen Konsonanten sind:

  • b tabule, býti, bída
  • f fyzika, fičet
  • l leží, lysý, list
  • m mám, myš, míchat
  • p pán, pyšný, píchnout
  • s sešit, sýr, prosím
  • v velký, výr, vichřice
  • z zítra, jazyk

In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten in "ausgewählten Wörtern" und einigen Fremdwörtern ein [i] wie y, sonst wie i.

Aussprache

Das reglementierte Hochtschechisch (entsprechend der Schriftform) wird bei offiziellen Anlässen gesprochen (z. B. Nachrichten im Rundfunk, TV, Festreden), die tatsächlich gesprochenen Mundarten weichen jedoch oft stark davon ab, sowohl in der Aussprache als auch in der Grammatik.

Grundregeln

Im Tschechischen wird grundsätzlich die erste Silbe des Worts betont.
Die mit der so genannten čárka (Akut) gekennzeichneten Buchstaben (á, é, í, ó, ý, ú, sowie ů) werden lang ausgesprochen. Lange und betonte Silben fallen oft nicht zusammen.
Die mit dem so genannten háček gekennzeichneten Buchstaben sind entweder Zischlaute (š, č, ž, ř) oder sie werden weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert (dies im Falle von ť, ď, ň). ě wird wie je gesprochen, außer nach d, t und n, wo es deren Erweichung auslöst.
Vor ě und i werden die Konsonanten d, t und n weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert. Die Zunge geht dabei zum vorderen Gaumen.

Die meisten Buchstaben werden ausgesprochen wie im Deutschen. Anders gesprochen werden (z.T. aufgrund der vorstehend genannten Grundregeln):

c - tz, ce (wie im Alphabet)
č - tsch (Čech Tscheche)
ď - etwa: dj
ň - etwa: nj
r - Zungen-r (mit mehr Schlägen als das deutsche Zungen-r)
ř - dieser Laut gilt bei Ausländern als besonders schwierig, da man r und sch gleichzeitig artikulieren muss; dies geschieht in der Form, dass ein größerer Teil der Zunge zum Schwingen gebracht wird als beim normalen Zungen-r. Das "ř" ist meist stimmhaft (z.B. řada = Reihe, Řím = Rom usw.), nach stimmlosen Konsonanten stimmlos (z.B. tři = drei, skříň = Schrank)
s - stimmloses s (wie ss/ß) (osm / osum acht)
š - sch
ť - etwa: tj
v - wie w
y - wie i
z - stimmhaftes s (wie s in Rose) (nazdar Servus/Hallo)
ž - stimmhaftes sch (wie das j in Journal oder das zweite g in Garage)
á, é,... ů - lang (wie ah, uh), wobei das ů nur im Inneren eines Wortes vorkommt
- Statt ď/ť/ň+ e wird d/t/n+ ě geschrieben (und ď/ť/ň+ e ausgesprochen), wie in Německo [Njemecko], Deutschland).
- Statt ď/ť/ň+ i wird nur d/t/n+ i geschrieben (und ď/ť/ň+ i ausgesprochen), dy/ty/ny werden dagegen als di/ti/ni ausgesprochen;
- h wird immer ausgesprochen (kein stummes "h" wie im Deutschen!; z.B. husa [hussa] = Gans), ck = c + k (kein hartes k!), sch = s + ch (kein deutsches sch!), sp = s + p (kein deutsches s(ch)p!), st = s + t (kein deutsches s(ch)t!), eu = e + u (kein deutsches eu!; z.B. neutralita [ne-utralita]= Neutralität)
- ou ist ein Diphthong, der aus o und u besteht (Rakousko [Ra|kous|ko] = Österreich). Beide Bestandteile befinden sich in einer Silbe und werden daher zusammen ausgesprochen, wie im deutschen au bei Auto, wobei man jdoch mehr vom u hört, als vom o (etwa wie Rakusko mit nur ganz schwach angedeutetem o).

Tschechische Schrift und ihre diakritischen Zeichen

So schreibt man sie im Web und in der Wikipedia: Siehe Tschechische Sonderzeichen

Siehe auch: Sprache - Tschechische Wikipedia

Zahlen

Beim einfachen Zählen (Kardinalzahlen) im Nominativ gilt für das zu zählende Ausdruck:

  • nach 1 kommt Nominativ Singular,
  • nach 2, 3, 4 kommt Nominativ Plural,
  • nach 5 und mehr kommt Genitiv Plural.

Bei größeren Zahlen mit 1, 2, 3, 4 am Ende (z. B. 21, 103, 123, 2004 ...) ist nach 1 die erste, sonst die zweite Form grammatisch richtig aber in der praxis die letzte überwiegend gebräuchlich. Bei zusammengesetzten Zahlen (dvaadvacet) gilt immer die letzte Form.

0 - nula
1 - jeden (mask.), jedna (fem.), jedno (neutrum)
2 - dva (mask.), dvě (fem. u. n.)
3 - tři
4 - čtyři
5 - pět
6 - šest
7 - sedm (auch sedum - Volksmund)
8 - osm (auch osum - Volksmund)
9 - devět
10 - deset
11 - jedenáct
12 - dvanáct
13 - třináct
14 - čtrnáct
15 - patnáct
16 - šestnáct
17 - sedmnáct (auch sedumnact - Volksmund)
18 - osmnáct (auch osumnact - Volksmund)
19 - devatenáct
20 - dvacet
21 - dvacet jedna / jednaadvacet (jedna a dvacet auch jednadvacet)
22 - dvacet dva / dvaadvacet (dva a dvacet)

usw.

30 - třicet
40 - čtyřicet
50 - padesát
60 - šedesát

usw.

100 - sto
200 - dvěstě (grammatische Ausnahme)
300, 400 - tři, čtyři sta
500, 600, ... - pět, šest, ... set (auch 300 - 900 wird überwiegend zusammen geschrieben)
1000 - tisic (jeden tisíc)
2000, 3000, 4000 - dva, tři, čtyři tisice
5000, 6000, ... - pět, šest, ... tisic

Uhrzeit

Kolik je hodin? - Wie spät ist es? Je ... (z.B. jedna hodina usw.)

1 Uhr - jedna hodina
2, 3, 4 Uhr - dvě, tři, čtyři hodiny
5, 6, ... Uhr - pět, šest, ... hodin

Preise

Co stojí ...? - Was kostet ... ? ... stojí jednu korunu. usw.

1 Krone - jedna koruna
2, 3, 4 Kronen - dvě, tři, čtyři koruny
5, 6, ... Kronen - pět, šest, ... korun

Wörter tschechischen Ursprungs == Wörter in Tschechien deutschen Ursprungs

Pistole - abgeleitet von der Bezeichnung für Feuerwaffen in den Hussitenkriegen, ursprüngliche Bedeutung Pfeife, Rohr (vgl. das heutige Wort píšťala)
Roboter - künstliche Menschen aus Karel Čapeks sozialutopischem Drama R.U.R. (1921)
rabotten - abgeleitet von "robotovat" - "fronen", "rabotten"
Trabant - als drabant wurden Landsknechte zu Zeiten der Hussitenkriege bezeichnet
kšeft, ksicht - Dialektal aus Bayern von Geschäft, Gesicht.
umgangssprachlich: švindlovat, vartovat, mašírovat für schwindeln, warten, marschieren. Auch kleine Füllworte wie "Au", "Pšt" und "Nojo" sind dem Deutschen sehr ähnlich.

in Österreich:

Tuchent (Federbett)- von duchenka
Buchtel (Dampfnudel) - von buchta
pomaly (langsam, dialektal)
plazen (weinen, dialektal) - von plakat (on, ona, ono pláče - er, sie, es weint)
Trafik (Tabakladen) - von trafika

... und viele mehr