Unternehmensberater
Als Unternehmensberater (auch Unternehmensberatung, englisch consultancy) bezeichnen sich Dienstleistungsunternehmen, die dem Management ihrer Kunden (bzw. Klienten) als Expertisegeber für Problemlösungen zur Seite stehen. Ein Mitarbeiter eines solchen Dienstleisters wird ebenfalls Unternehmensberater (englisch Consultant) genannt.
Der Akt des Beratens (die Beratung) wird im englischen auch als consulting bezeichnet.
Berufsbild
Qualifikation
Die Tätigkeit des Unternehmensberaters unterliegt keinem Berufsschutz. Jeder in der Unternehmensberatung Tätige kann sich Unternehmensberater nennen. Dies führt in der Praxis insbesondere im Bereich der Wirtschaftsberatung zu ungewünschten Erscheinungen: Als Unternehmensberater getarnt werden Dienstleistungen (z. B. Versicherungen) ausgewählter Vertragspartner angeboten. Mit einem Beratungsprozess hat dies keine Ähnlichkeit.
Die Qualifikation zur Unternehmensberatung erlangt aus akademischer Perspektive in der Regel derjenige, welcher nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Universitätsstudium oder einem Universitätsstudium mit betriebswirtschaftlichem Zusatzstudium eine Berufserfahrung von mindestens drei Jahren vorweisen kann oder in diesem Zeitraum als Junior Consultant in einer Unternehmensberatung tätig war. Aber auch Quereinsteiger sind in der Unternehmensberatung tätig, wenn sie genügend Berufserfahrung vorweisen können.
Als hauptberuflich beratend gilt nach Auffassung der Fachverbände, wer 150 Beratungstage jährlich nachweisen kann. Hinzu treten Fortbildungen, welche mindestens 30 Stunden im Jahr umfassen sollten.
Beratungsgrundsätze
Unternehmensberater unterwerfen sich häufig einem Berufs- und Ehrenkodex (engl.: Code of Ethics), z. B. der Association of Management Consulting Firms (AMCF) oder dem Bund deutscher Unternehmensberater e. V. (BDU). Diese enthalten in der Regel folgende Elemente:
- Unabhängigkeit des Unternehmensberaters von Dritten, insbesondere, wenn Entscheidungen über Lieferanten oder andere Marktpartner des Klienten anstehen.
- Objektivität der Beratung unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken.
- Kompetenz: beraten wird nur in Feldern, in welchen der Unternehmensberater nachweislich Kompetenz erlangt hat.
- Vertraulichkeit: keine der im Beratungsprozess erworbenen Kenntnisse und Informationen gelangen an Dritte.
Ausbildung
Trotz fehlenden Berufsschutzes haben sich in den letzten zwanzig Jahren Ausbildungspezialisierungen im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich etabliert, welche die fachliche Eignung zur Unternemensberatung zu Ziel haben.
Der Diplom-Studiengang Business Consulting (BC) der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven stellt das einzige grundständige Studienangebot für die Ausbildung von Unternehmens- und Organisationsberatern in Deutschland dar. Er zeichnet sich durch eine besondere Verzahnung von betriebswirtschaftlichen Kenntnissen mit sozialer Handlungskompetenz aus. Besonders attraktiv ist das praxisorientierte Studium, in dem die Studierenden Aufträge externer Unternehmen bearbeiten. Weitere Informationen unter FH Oldenburg
Aufbaustudiengänge mit Beratungsspezialisierungen wie beispielsweise Start-up Consulting werden von den Universitäten wie beispielsweise der Fernuniversität Hagen angeboten.
Spezialisierungen
So vielfältig wie die Aufgaben und Unternehmen so verschieden sind auch die Beratungsbereiche und die Managementideen der Berater. Eine kleine Auswahl:
- Branchenberater
- Competitive Intelligence Berater
- Controlling-Berater
- Coach
- CRM-Berater
- Change-Management-Berater
- EDV-Berater
- Energiemanagement-Berater
- Einkaufs-Berater
- Existenzgründungsberatung
- Export-Berater
- Gesundheitsmanagement-Berater
- Geschäftsprozessoptimierung
- Inhouse Consultant / Inhouse Consulting /Interner Berater
- IT-Berater
- Kommunikations-Berater
- Kostensenkungsberatung
- Logistik-Berater
- Marketing-Berater
- Organisationsentwickler
- Personalberater
- Politik-Berater
- PR-Berater / Public Relationship-Berater
- Prozess-Berater
- Qualitätsmanagement-Berater
- Sanierungsberater
- Studentische Berater
- Umweltmanagement-Berater
- Verkaufs-Berater
- Verkehrsberater
- Wissensmanagement-Berater
Dienstleistung Beratung
Beratungsprozess
Der Beratungsprozess ist durch stets wiederkehrende Elemente gekennzeichnet. Einer Situationsanalyse (Bestandsaufnahme) schließt sich die Zielformulierung für das Beratungsprojekt an. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Kalkulation des voraussichtlichen Beratungsaufwands möglich. Es folgen die Konzeptentwicklung, die Konzeptpräsentationen, ggf. die Mithilfe (Coaching) bei der Umsetzung (Implementation) sowie ein Maßnahmencontrolling. Der Beratungsprozess erfordert eine Mithilfe des Kunden (bzw. Klienten). Somit ist die Unternehmensberatung eine Dienstleistung unter Einbezug des externen Faktors.
Produkthaftung
Eine Art Produkthaftung besteht für Beratungsleistungen nur insofern, als dass nachweislich falsche Auskünfte zu Schäden führen. Da der Unternehmensberater in der Regel nicht oder nur partiell an der Umsetzung der erarbeiteten Lösungswege beteiligt ist, kann er für Ausführungsfehler in der Umsetzung ebensowenig haftbar gemacht werden für auf Ratschläge oder Konzeptionen, welche Fehl- oder Falschinformationen des Kunden (bzw. Klienten) basieren.
Beratungskonzepte
Die Beratungskonzepte sind so vielfältig wie die Beratungsfelder. Als grundlegende Konzeptionen für den Beratungsprozess lassen sich unterscheiden:
- Fachberatung
- Expertenberatung
- Systemische Beratung
Kritik
Gerade im Rahmen der Globalisierungskritik dient die Tätigkeit von Unternehmensberatern häufig als klassisches Beispiel für einen Mangel an nachhaltiger Entwicklung und wird dementsprechend kritisiert. Es wird bemängelt, daß die Unternehmensberatung nur ihren Beraterauftrag erfüllt, aber dabei implizit keine der potentiell negativen Folgen im betroffenen Unternehmen mit erleiden würden.
Manche Mitarbeiter von beratenen Unternehmen würden außerdem sagen, daß die vom Unternehmensberater eingebrachte Expertise lediglich eine Zusammenfassung und Präsentation bereits vorhandener interner Änderungsvorschläge seien - was aber durchaus zum Auftrag der Unternehmensberatung gehören kann und daher auch so beabsichtigt ist. Andererseits steht dabei der Vorwurf im Raum, daß die Führung eines Unternehmens die Änderungsvorschläge einer Unternehmensberatung lediglich als Vorwand verwenden könnte, um unpopuläre Ideen umzusetzen und dabei von der eigenen Verantwortung wieder abzulenken.
Bekannte Unternehmensberatungen und -berater
Größere Unternehmensberatungen sind beispielsweise (alphabetische Reihenfolge):
- Accenture (ehemals Andersen Consulting) [1]
- Arthur D. Little [2]
- A.T. Kearney [3]
- Bain&Company [4]
- Bearing Point [5]
- Booz Allen Hamilton [6]
- Boston Consulting Group [7]
- CTG Corporate Transformation Group [8]
- Capgemini [9]
- Deloitte [10]
- FICHTENR CONSULTING & IT AG [11]
- Kienbaum & Partner [12]
- McKinsey [13]
- Mercer [14]
- Mummert Consulting AG [15]
- Stern Stewart [16]
Studentische Unternehmensberatungen
Neben den großen Beratungsunternehmen haben sich im Umfeld von Universitäten und Fachhochschulen zahlreiche studentische Unternehmensberatungen etabliert. Diese verfolgen neben der eigentlichen Beratungsleistung den primären Zweck Studenten die praxisnahe Anwendung des erworbenen Wissens zu ermöglichen. Ein Großteil der oben aufgezählten Beratungsbereiche wird inzwischen auch von den studentischen Unternehmensberatungen abgedeckt, von denen in Deutschland die meisten in einem der beiden bundesweiten Dachverbände (JCNetwork e.V. und BDSU e.V.) organisiert sind.
Weiterführende Hinweise
Literatur
- Titscher, Stefan (2001): Professionelle Beratung. Was beide Seiten vorher wissen sollten. 2., aktualisierte und erw. Aufl., Wien: Ueberreuter, ISBN 3-7064-0762-0.
- Rainer Steppan: "Versager im Dreiteiler - Wie Unternehmensberater die Wirtschaft ruinieren." Eichborn-Verlag, Frankfurt am Main.
- Dietmar Fink: Management Consulting Fieldbook
- E. König: Systemische Organisationsberatung
- Christel Niedereichholz: Unternehmensberatung I. Beratungsmarketing und Auftragsakquisition, Oldenbourg Verlag, München 1997
- Christel Niedereichholz: Unternehmensberatung II. Auftragsdurchführung und Qualitätssicherung, Oldenbourg Verlag, München 1997
- Christel Niedereichholz: Internes Consulting
- Klieentenprofessionalisierung von Michael Mohe
- [17] Unternehmensberater - Fachzeitschrift für Unternehmensberatung
- [18] IT Consultant - Durchblick im Beratermarkt
MBA Programme
- [19] Master of Business Administration (MBA) in International Consulting (IC)
- [20] MBA - Weiterbildungsstudiengang Internationale Unternehmensberatung
Weblinks
- [21] Das deutschsprachige Internet-Portal für Consultants und ihre Klienten - mit aktuellen News, Branchenbuch und Jobbörse
- [22] Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU)
- [23] ConsultingRegion Rhein-Main KompetenzNetzConsulting
- [24] Global Career Network For Consultants
- [25] JCNetwork e.V.
- Homepage des BDSU e.V.
- Berufsgrundsätze des BDU
- Berufsgrundsätzte des AMCF
- Publikation vom Bundesverband deutscher Unternehmensberater (BDU), veroeffentlicht von der IHK Karlsruhe