Marienkirche (Lübeck)
Die Lübecker Marienkirche (offiziell St. Marien zu Lübeck, Lübecker Bürger- und Marktkirche) ist Symbol für Macht und Wohlstand der alten Hansestadt und schmückt als Deutschlands drittgrößte Kirche den höchsten Punkt der Lübecker Altstadtinsel.
Die Marienkirche

Sie gilt mit ihren 750 Jahren als Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik und ist Vorbild für rund 70 Kirchen im Ostseeraum. Mit ihr wurde in Lübeck der hochaufstrebende Gotik-Stil aus Frankreich mit norddeutschem Backstein umgesetzt. Sie beherbergt nicht nur das höchste Backsteingewölbe der Welt (38,5 m im Mittelschiff), sondern an ihrer Westseite auch die weltweit größte mechanische Orgel mit 8.512 Pfeifen. Die Türme sind 124,95 und 124,75 m hoch einschl. der Wetterhähne.
Die Marienkirche steht im Viertel der Kaufleute, welches sich von den Speichern am Traveufer bis hoch zu St. Marien erstreckt. Sie ist die Hauptkirche des Rates und der Bürger der Stadt Lübeck und wurde daher in der Nähe des Rathauses errichtet.
Geschichte der Marienkirche
Der Bau der gotischen Kirche wurde 1250 begonnen und 1350 beendet.
Kathedralen in Frankreich und Flandern aus Naturstein waren Vorbilder der dreischiffigen Lübecker Basilika. Sie ist ein Beispiel kirchlicher Backsteingotik und war das Vorbild für viele Kirchen im Ostseeraum.
Zuvor hatte man keine Kirche aus Backstein so hoch gebaut und mit einem Gewölbe versehen. Ein System aus Stützen lenkt die Schubkräfte des [[Gewölbes nach außen und ermöglicht so die enorme Höhe.
Von 1667 bis 1707 war der berühmte Kirchenmusiker und Komponist Dietrich Buxtehude Organist und Werkmeister an St. Marien.
In der Nacht zum Palmsonntag vom 28. zum 29. März 1942 brannte die Marienkirche (wie auch der Dom und die Petrikirche) bei einem Bombenangriff, bei dem ein Fünftel der Lübecker Innenstadt zerstört wurde, fast völlig aus. Dabei wurde auch die berühmte Totentanzorgel vernichtet, auf der u.a. Dietrich Buxtehude und mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Sebastian Bach gespielt haben. Die bei dem Brand herabgestürzten Glocken blieben als Mahnmal am Boden liegen und sind noch heute in der Gedenkkapelle im südlichen Turm zu sehen.

Noch während des Krieges wurde die Marienkirche von einem Notdach geschützt, der Wiederaufbau begann 1947 und wurde zwölf Jahre später größtenteils abgeschlossen.
Der vergoldete Dachreiter, der 30 Meter über das Hochschiffdach herausragt, wurde 1980 nach alten Zeichnungen und Fotografien neu geschaffen.
Anstelle der beim Bombenangriff verbrannten Großen Orgel wurde 1968 die größte mechanische Orgel der Welt geschaffen. Sie besitzt auf fünf Manualen und Pedalen 101 Register mit 8.512 Pfeifen, die längsten messen elf Meter, die kleinste hat die Größe einer Zigarette.
Seit der Einführung der reformatorischen Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen durch den Rat 1531 evangelisch, gehört die Gemeinde der Marienkirche heute zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Die von Lothar Malskat gefälschten Fresken in der Marienkirche
Der größte Kunstfälscherskandal nach dem Zweiten Weltkrieg geht zurück auf den Lübecker Künstler Lothar Malskat, der im Jahr 1948 während der Restaurierung der Marienkirche einige Heiligenfresken aus der Zeit um 1300 nach eigenem Entwurf ergänzte.
Die im Rot-Grün-Ocker-Dreiklang hoch oben von der Langhausnordwand leuchtende so genannte Verkündigungsszene mit einem Engel zwischen zwei Pilgern wurde zum Motiv für Postkarten und für die beiden Briefmarken der Wohltätigkeits-Gedenkausgabe 700 Jahre Marienkirche Lübeck von 1951 in der Auflage von vier Millionen.
In die Literatur eingegangen ist Lothar Malskat durch den Roman Die Rättin von Günter Grass, in dem Lothar Malskat eine gewichtige Rolle spielt.
Die Lübecker Marienkirche heute
Die Astronomische Uhr
- Die Astronomische Uhr, ein Kleinod der Kunst- und Sakralgeschichte. Um 12 Uhr mittags erklingt das Glockenspiel und der Lauf der Figuren setzt sich in Gang.
Öffnungszeiten
- April bis September - 10 bis 18 Uhr
- Oktober bis März - 10 bis 16/17 Uhr, je nach Helligkeit
Turm- und Gewölbeführungen
(über enge Turmstiegen hinauf, über die Gewölbedecke hinweg, bis hin zum Glockenspiel in der Glockenstube):
- April bis September, samstags 15.15 Uhr
- in den Sommermonaten zusätzl. mittwochs 15.15 Uhr
- im Juni zusätzl. auch abends
Weblinks
Die Marienkirche
Briefmarken von der Marienkirche mit den von Lothar Malskat gefälschten Fresken
Lothar Malskat und Dietrich Fey
- Xaver Frühbeis: 25. 01. 1955: Der Fälscher Lothar Malskat wird verurteilt
- Klaus J. Hennig: Malskat, jetzt müssen Sie ran!
- Helmut Söring: Der Meister-Fälscher von Lübeck
- A History of Art Forgery
Literatur
- Günther Grundmann: Lübeck In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 81 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
- Ernst Roßmann: Naturwissenschaftliche Untersuchung der Wandmalereien im Chorobergaden der Marienkirche zu Lübeck, anlässlich des Lübecker Bilderfälscherprozesses. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 99 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
- Peter Hirschmann: Was soll aus den gefälschten Wandbildern in St. Marien zu Lübeck werden? In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 106 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
- Hinnerk Scheper: Restaurieren und Berufsethos In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 109 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
- Joachim Goll: Kunstfälscher. E.A.Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
- K. Wehlte: Was ging in Lübeck vor? In: Maltechnik 61/1955. S. 11.
- George Savage: Forgeries, Fakes and Reproductions. London, Barrie & Rockliff, 1963
- Ausstellungskatalog Essen und Berlin: Fälschung und Forschung. Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. 1976. ISBN 3-7759-0201-5.
- Christine Lehmann: MacPherson und das Echo des Ossian, Die Angst des Han van Meegeren und Malskat und die gotischen Truthähne in Gaunergeschichten, Hamburg, Rasch und Röhring Verlag, 1988
- Michel-Rundschau 7/1988 (Seite 538: Lothar Malskat gestorben)
- Karl Corino (Hrsg.): Universalgeschichte des Fälschens. 33 Fälle, die die Welt bewegten. Von der Antike bis zur Gegenwart, Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1996.
- Günter Grass: Werkausgabe Band 11 Die Rättin. Steidl Verlag, Göttingen 1997, 493 Seiten, ISBN 3-88243-492-9.