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Perm (Geologie)

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< Karbon | P e r m | Trias >
vor 299–251 Millionen Jahren
Datei:LatePermianGlobal.jpg
Atmosphärischer O2-Anteil
(Durchschnitt über Periodendauer)
ca. 23 Vol %[1]
(115 % des heutigen Niveaus)
Atmosphärischer CO2-Anteil
(Durchschnitt über Periodendauer)
ca. 900 ppm[2]
(3-faches heutiges Niveau)
Bodentemperatur (Durchschnitt über Periodendauer)
ca. 16 °C [3]
(2 °C über heutigem Niveau)
System Serie Stufe ≈ Alter (mya)
später später später jünger
P
 
e
 
r
 
m
Lopin­gium Changh­singium 251,9

254,2
Wuchia­pingium 254,2

259,9
Guada­lupium Capita­nium 259,9

265,1
Wordium 265,1

268,8
Roadium 268,8

272,3
Cisura­lium Kungu­rium 272,3

279,3
Artins­kium 279,3

290,1
Sakma­rium 290,1

295,5
Asselium 295,5

298,9
früher früher früher älter

Das Perm ist das sechste und oberste chronostratigraphische System und die sechste, jüngste geochronologische Periode des Paläozoikums an der Grenze zum Mesozoikum und dauerte etwa 50 Millionen Jahre (299 bis 251 mya). Das Perm ist in Deutschland unterteilt in die lithostratigrafischen Gruppen des Rotliegend und des Zechstein. Nach dieser Zweiteilung erhielt dieses System in Deutschland den Namen Dyas, der sich jedoch international nicht durchsetzen konnte. Der Name Perm ist abgeleitet von dem ehemaligen russischen Gouvernement gleichen Namens am Fuß des Uralgebirges. Die hier aufgeschlossenen Gesteine dieser Zeit dienten Roderick Murchison 1849 als Grundlage seiner wissenschaftlichen Beschreibung.[4]

Internationale Gliederung des Perm

Das Perm wurde früher meist in Unterperm (299–270 Millionen Jahre) und Oberperm (270–251 Millionen Jahre) unterteilt. Heute wird das Perm in drei Serien unterteilt.

Das Perm in Deutschland

In Deutschland ergibt sich die traditionelle Aufteilung des Perms in Rotliegend und Zechstein aus dem markanten Wechsel, der an der Grenze zwischen den beiden Formationen stattgefunden hat. Nach langer Festlandszeit, die im Karbon begann, drang vor etwa 257,3 Millionen Jahren das Meer nach Nord- und Mitteldeutschland vor, was den Beginn der Zechsteinzeit markiert. Lediglich Süddeutschland blieb zunächst Festland. An der Basis der Meeresablagerungen wurde der wirtschaftlich bedeutende Kupferschiefer abgelagert. Diese geologische Marke ist einer der markantesten Leithorizonte in Deutschland.

Klima

Fossile Rippelmarken aus dem Perm (Lac du Salagou, Frankreich)

Die permokarbonische Vereisung bildete sich zurück, nachdem durch das Zusammenrücken der Kontinente die Vereinigung zum Superkontinent Pangaea weiter fortgeschritten war und sich keine Kontinentalmassen mehr an den Polen befanden. In den nun kalten Zonen breitete sich die Glossopteris-Flora aus. Während des Perm herrschte in vielen Gebieten der Erde ein relativ trockenes Klima, die reichsten Salzlagerstätten der Erdgeschichte entstanden in dieser Zeit.

Paläogeographie

Die Erde im Sakmarium, vor 280 Millionen Jahren

Die Kontinente verschmolzen zum Superkontinent Pangaea, den als eine riesige Bucht im äquatorialen Bereich die Tethys einschnitt. Ein Meeresarm im Westen der Tethys reichte bis zu den europäischen Landmassen. Die Auffaltungen der Varisziden waren weitgehend beendet und der Ural faltete sich auf.

Artensterben

Rekonstruierte Szene aus dem Mittelperm (Roadium/frühes Wordium) Russlands (Ocher-Fauna)

An der Wende Paläozoikum/Mesozoikum, d. h. an der Wende Perm/Trias, fand das größte bekannte Massenaussterben der Erdgeschichte statt. Etwa 75 % der an Land lebenden Arten sowie etwa 95 % der marinen Invertebraten starben aus (Großforaminiferen, paläozoische Korallen, Trilobiten, Eurypteriden und weitere); stark dezimiert wurden Bryozoen, Brachiopoden, Crinoiden, Ammonoideen. Mollusken waren von dem Artensterben kaum betroffen.

Als Ursache für das Artensterben wird eine Reihe von Vulkanausbrüchen über einen Zeitraum von 165.000–600.000 Jahren angenommen. Belege dafür sind bis zu 3.000 m dicke Lava-Ablagerungen in Sibirien, der Sibirische Trapp, der in der fraglichen Zeit entstanden ist. Durch den Vulkanismus gelangte eine große Menge an Gasen in die Atmosphäre, die das Klima nachhaltig verändert haben. Durch diese Klimaveränderungen wurden große Mengen Methanhydrat in den Ozeanen freigesetzt, die die Klimaveränderung weiter voran trieben.[5] Schwefelhaltige und sauerstoffarme, dunkle Ozeansedimente aus dieser Zeit sind ein weiterer Hinweis auf die Klimaveränderungen.

Im Sommer 2006 wurde in der Antarktis in Wilkesland ein Einschlagskrater mit einem Durchmesser von bis zu 500 km entdeckt, der ebenfalls in diese Zeitperiode datiert wurde, der sogenannte Wilkesland-Meteorit. Gegen die Ursache eines Meteoriteneinschlags am Ende des Perms spricht allerdings das Fehlen des in Meteoriten etwa 1000fach häufiger als auf der Erde vorkommenden Iridiums in den entsprechenden geologischen Schichten (im Gegensatz zum Artensterben vor 65 Millionen Jahren an der Kreide-Tertiär-Grenze).

Eine weitere Theorie spricht von den Auswirkungen eines sogenannten kosmischen Gammablitzes (Gamma-Ray-Burst, GRB) auf der Erde. Solche enorm energiereichen Gammastrahlenblitze entstehen bei der Geburt schwarzer Löcher, ein Ereignis, das sich innerhalb unserer Galaxie extrem selten ereignet. Der Charakter des Perm-Trias Massensterbens, mit einem Schwerpunkt auf marinen Arten und zeitlich verteilten Ereignissen über einen Zeitraum von bis zu einer Million Jahren, lässt einen Gammablitz als alleinige Ursache unwahrscheinlich erscheinen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Sauerstoffgehalt-1000mj.svg
  2. http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Phanerozoic_Carbon_Dioxide.png
  3. http://en.wikipedia.org/wiki/Image:All_palaeotemps.png
  4. Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. Heidelberg: Spektrum, 2004. ISBN 978-3-8274-1445-8
  5. Nick Davidson: Der Tag, an dem die Erde beinahe unterging Filmdokumentation, Abenteuer Arte, 24. September 2005

Literatur

  • Werner Vasicek: 280 Millionen Jahre alte Spuren der Steinkohlewälder von Zöbing, Katalogreihe des Krahuletz-Museums 4, Eggenburg 1983.
  • Ernst Probst: Deutschland in der Urzeit, C. Bertelsmann, München 1986, ISBN 3-570-01066-X
  • Werner Vasicek: Jungpaläozoikum von Zöbing, Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 38, 1999, S. 63ff. (gemeinsam mit Fritz F. Steininger)
  • Ronny Rößler: Farnwälder, Glutwolken und Salzwüsten: Das Perm. Biologie in unserer Zeit 33(4), S. 244–251 (2003), ISSN 0045-205X
Commons: Perm – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien