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Maßkonfektion

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Der Begriff Maßkonfektion setzt sich aus den Worten Maß (von messen) und Konfektion (aus dem lateinischen confectio) zusammen und beschreibt die kundenindividuelle Massenproduktion (englisch "mass customization") von Bekleidung.

Hintergrund

Bis ins 19. Jahrhundert galt es als selbstverständlich, dass Kleidung in Einzelfertigung hergestellt wurde. Man beauftragte dafür einen Handwerksschneider oder die gewünschten Kleidungsstücke wurden in familiärer Eigenproduktion hergestellt.

Mit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wurde die lohnintensive, handwerkliche Produktion durch industrielle Fertigungstechniken verdrängt und maschinell ausgerichtete Konfektionsbetriebe entstanden, die Kleidung in großen Stückzahlen herstellten. Als Basis für die Schnittbilder der Konfektionsbetriebe werden bis heute Maßtabellen verwendet, die auf Reihenmessungen der Bevölkerung basieren, wobei die Konfektionstabellen zwar regelmäßig aktualisiert werden, die letzten tatsächlichen Messungen aber in den 1950er Jahren stattfanden.

Das Produkt

Die Idee der Maßkonfektion ist es, die individuellen Anforderungen einzelner Nachfrager an ein Produkt mit dem Anspruch in Einklang zu bringen, dieses Produkt zum Preis einer massenhaften Leistungserstellung anbieten zu können. Der Abnehmer wird dabei in den Prozess der Wertschöpfung so integriert, dass er nicht weiter als anonymer Empfänger, sondern vielmehr als Partner, der am Design seiner Kleidungsstücke mitwirkt, bezeichnet werden kann.

Dazu werden vom Anbieter der Maßkonfektion bestimmte Variationen in Maßen, Stoffen und Ausstattungen vorgegeben, aus denen der Kunde dann auswählen kann. Je nach dem System des Herstellers ist die Anzahl der möglichen Auswahlkriterien stark unterschiedlich.Dieser Ansatz setzt eine intensive Kommunikation zwischen Kunden und Hersteller während der Leistungserstellung voraus (Customer Integration), um bereits vor Beginn der Herstellung die Kundenwünsche komplett erfassen zu können und auch mögliche Unstimmigkeiten zu erkennen.

Die Kundenbedürfnisse hinsichtlich der gewünschten Produkteigenschaften und -maße werden vom Maßkonfektionär erfasst und zur Erstellung des individuellen CAD-Schnittbildes weiterverwertet. Der anschließende Produktionsprozess ähnelt dem moderner Konfektionsbetriebe und ist stark arbeitsteilig ausgerichtet.

Anbieter

Maßkonfektion wird in Deutschland von einigen wenigen großen und vielen kleinen Anbietern in sehr unterschiedlichen Preis- und Qualitätssegmenten vertrieben, wobei die wenigsten Händler über eigene Fertigungsunternehmen verfügen. Die Fertigungsunternehmen befinden sich großteils in Europa, nur einige sehr preisaggressive Anbieter lassen in Asien fertigen, was mit wesentlich längeren Lieferzeiten verbunden ist.

Der Marktführer im unteren Preissegment Dolzer bietet ausschließlich kundenindividuelle Kleidung an, ebenso bundesweit vertretene Unternehmen Kuhn. Im gehobenen Preissegment bieten z.B. die Marken Scabal, Zegna oder Regent Maßkonfektion an.

Bei Karstadt und C&A wurde damit begonnen, die Körpermaße für den Anzug über einen Bodyscanner zu ermitteln. Dieses Verfahren ist in seiner Wirksamkeit aber umstritten, da Bequemlichkeitsmaße wie Ärmellänge oder Rückenbreite separat abgefragt werden müssen und zudem unnatürliche Haltungen während des Scanvorgangs zu falschen Passformen führen.

Literatur

  • Seidl, Andreas / Mecheels, Stefan / Wauer, Gerd / Bruder, Christof (Hrsg.): Zukunft Maßkonfektion - Technik, Markt und Management, Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main 2001
  • Piller, Frank Thomas / Stotko, Christof M. (Hrsg.): Mass Customization und Kundenintegration, Neue Wege zum innovativen Prokt, Symposion Publishing GmbH, Düsseldorf 2003
  • Kornacher, Nicole / Stotko, Christof M.: Mass Custumization in der Bekleidungsindustrie - Voraussetzungen, Chancen und Herausforderungen, Symposion Publishing GmbH, Düsseldorf 2003
  • Pine, B. Joseph: Massgeschneiderte Massenfertigung - Neue Dimensionen im Wettbewerb (Originaltitel „Mass Customization“, Harvard Business School Press, Boston), Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuter, Wien 1994