Titus
Titus (* 30. Dezember 39 in Rom; † 13. September 81 in Aquae Cutiliae) war als Nachfolger seines Vaters Vespasian römischer Kaiser zwischen dem 24. Juni 79 und seinem Tod im Jahr 81. Sein vollständiger Name lautete Titus Flavius Vespasianus.
Leben
Kindheit und Jugend
Familie
Titus wurde am 30. Dezember 39 in Rom als ältester Sohn des Vespasian und der Domitilla geboren. Er hatte noch eine Schwester und einen jüngeren Bruder, Domitian, seinen späteren Nachfolger als Kaiser. Die Familie seines Vaters stammte aus dem Sabinerland und war zunächst wenig bedeutend. Dies änderte sich unter Kaiser Claudius, der neben Freigelassenen auch den Ritterstand begünstigte. Unter ihm durchlief Vespasian in schneller Folge die Ämter des Cursus honorum und legte so den Grundstein für den späteren Aufstieg seiner Familie zur Kaiserdynastie. Sabinianus, sein Bruder, erreichte bald das Amt des Stadtpräfekten von Rom.
Erziehung
Vespasians Aufstieg ermöglichte Titus eine Erziehung am Hof des Kaisers gemeinsam mit dessen eigenem Sohn Britannicus. Die beiden verband eine enge Freundschaft, bis Britannicus 55 überraschend starb. Möglicherweise hatte der neue Kaiser Nero einen möglichen Thronrivalen beseitigen wollen. Titus selbst schadete der Tod seines Freundes keineswegs, dank seiner fundierten Kenntnis griechischer und römischer Autoren, seiner Redebegabung und nicht zuletzt der hohen Stellung seines Vaters, der mittlerweile das Konsulat erreicht hatte, standen ihm in Rom alle Türen offen.
Aufstieg unter Nero und Vespasian
Der junge Senator
Nach ersten politischen Gehversuchen in einigen niedrigeren Ämtern, von denen aufgrund der Quellenlage nichts Genaueres bekannt ist, diente Titus von 61 an als Militärtribun in Obergermanien und Britannien. In diesen Provinzen kommandierte sein Vater als Legat römische Truppen. In Britannien teilte er ein Quartier mit dem älteren Plinius. Während dieser Zeit soll Titus Vespasian einmal das Leben gerettet haben. Dies berichtet zumindest Cassius Dio (Dio 61,30). Möglicherweise beruht dieser Bericht jedoch nicht auf Fakten, sondern auf der bei späteren Autoren immer deutlicher hervortretenden Tendenz zur Idealisierung des Titus. Allerdings berichtet auch Sueton von Statuen, die zur Erinnerung an diese Rettungstat aufgestellt wurden (Titus 4,1). Es kann also nicht ganz ausgeschlossen werden, dass sie doch stattgefunden hat.
Titus kehrte 64 aus Britannien nach Rom zurück. Dort arbeitete er als Anwalt und übernahm die üblichen Ämter eines jungen Senators. Noch in diesem Jahr, in das auch der mit den ersten Christen in Verbindung gebrachte Brand Roms fiel, heiratete er Arrecina Tertulla. Über die Herkunft und die Familie seiner ersten Gattin ist nur wenig bekannt. Tertulla starb bereits wenige Monate nach der Hochzeit, vielleicht nach der Geburt der Tochter Julia. Julia könnte jedoch auch die Tochter der zweiten Ehefrau des Titus sein, der Marcia Furnilla, die aus der reichen Familie eines früheren Prokonsuls von Africa stammte. Die flavische Familie konnte jedoch kein Kapital aus dieser auf den ersten Blick politisch äußerst vorteilhaften Verbindung schlagen. Die Familie der Marcia fiel bei Kaiser Nero in Ungnade, die Ehe wurde bald darauf geschieden.
Der Jüdische Krieg
Im Jahr 66 beauftragte Nero Vespasian mit einem Feldzug im von Unruhen erschütterten Judaea (heute Israel, Palästina und Teile Syriens). Der Kaiser hielt Vespasian, der durch wenig Interesse an seinen künstlerischen Darbietungen aufgefallen war, für den am wenigsten gefährlichen seiner Paladine und vertraute ihm deshalb dieses wichtige, mit der Option auf einen Triumph und reiche Einkünfte verbundene Amt an. Der sechsundzwanzigjährige Titus, dem nach zwei nach kurzer Zeit beendeten Ehen und wiederholten Problemen mit Nero der Abschied von den Freuden der Hauptstadt nicht schwerfiel, begleitete seinen Vater.
Die Aufstände in Jerusalem und Caesarea, denen auch römische Bürger und einige Legionäre zum Opfer gefallen waren, veranlassten Nero, Vespasian sieben Legionen zur Verfügung zu stellen. Titus befehligte als Legat die legio XV Apollinaris, die fünfzehnte Legion, die nach dem Gott Apollo benannt war. Insgesamt verfügte Vespasian inklusive Hilfstruppen über ein Heer von etwa 60.000 Mann. Die Größe des Heeres und die wichtige Position des noch recht unerfahrenen Titus, der bisher noch nicht einmal Prätor gewesen war, zeigen das Vertrauen, das der Kaiser immer noch in die beiden Flavier setzte.
Flavius Josephus, ein romanisierter Jude und der Chronist des jüdischen Krieges, stellt die Erfolge des Titus in Judaea sehr wohlwollend dar. Tatsächlich waren sie eher bescheiden. Titus erfüllte jedoch das in ihn gesetzte Vertrauen in vollem Maße. Er erledigte die ihm gestellten Aufgaben mit großem Sachverstand und zeigte sich als fähiger Anführer. Dass seine Erfolge in den Quellen etwas überzeichnet werden, liegt wohl daran, dass er als Sohn des Oberkommandierenden und späteren Kaisers Vespasian mehr Aufmerksamkeit erregte als ein gewöhnlicher Legionslegat.
Nach Neros Tod 68 ging Vespasian mit einer ihm vorher nicht zugetrauten Zielstrebigkeit daran, den Kaiserthron für seine Familie zu sichern. Titus hielt sich während dieser Zeit noch im Hintergrund. Durch Verhandlungen mit dem syrischen Präfekten Gaius Licinius Mucianus hielt er seinem Vater den Rücken frei, der zudem bereits im Juli auf die Unterstützung der Legionen Syriens, Ägyptens und Judaeas bauen konnte. Im Herbst sprachen sich auch die Truppen an der Donau für ihn aus und am 21. Dezember, einen Tag nach dem Tod des Kurzzeitkaisers Vitellius, legte der römische Senat alle Macht in die Hände Vespasians. Titus war damit vom Sohn eines wenig bedeutenden Italikers zum Thronfolger des römischen Kaisers aufgestiegen.
Die Belagerung von Jerusalem
Während sein Vater von Rom aus das Reich nach den Wirren des Vierkaiserjahres wieder ordnete, blieb Titus im Osten. Mit vier Legionen unter seinem Kommando begann er im Frühling 70 die Belagerung Jerusalems, das sich bisher allen Eroberungsversuchen widersetzt hatte. In weniger als vier Wochen konnte mit Hilfe modernster Belagerungstechnik die Mauer der Neustadt durchbrochen werden. Die innere Stadt und der Tempel hielten bis Anfang August der Belagerung stand. Nachdem die Soldaten des Titus den äußeren Hof des Tempels erreicht hatten, brannten sie den Tempel selbst nieder und töteten alle, die nicht schon vorher aus Nahrungsmangel oder durch Selbstmord ihr Leben beendet hatten. Der jüdische Tempel wurde irreparabel zerstört und bis heute nicht wieder aufgebaut. Lediglich die Klagemauer blieb erhalten.
- Da stürzten sich die einen freiwillig in die Schwerter der Römer, die andern erschlugen sich gegenseitig, andere brachten sich selbst um, wieder andere sprangen in die Flammen. Und es schien für alle nicht so sehr Verderben, sondern eher Sieg und Heil und Gnade zu bedeuten, mit dem Tempel zusammen unterzugehen.
Cassius Dio 65,6,3 Vorlage:Lit
Die Belagerung Jerusalems hatte gezeigt, dass Titus ein zwar wenig innovativer, aber dennoch sehr fähiger Heerführer war. Er verwendete erfolgreich das gesamte Arsenal der römischen Belagerungswaffen von Türmen über Katapulte und Onager bis hin zu Rammböcken. Trotz seiner jugendlichen Ungeduld konnte Titus dank seines energischen persönlichen Einsatzes die Loyalität seiner Legionäre gewinnen. Jerusalem war überwunden, der Judaeafeldzug erfolgreich beendet. Die in der Bergfestung Masada noch bis 74 ausharrenden Aufständischen waren nur von geringer Bedeutung, die von ihnen ausgehende Gefahr steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nachruhm, der nicht zuletzt durch die plastischen Schilderung der Eroberung durch Flavius Josephus begründet wurde.
- [Als die Römer auf die große Zahl] der Ermordeten trafen, freuten sie sich nicht wie über den Tod von Feinden, vielmehr bewunderten sie den Edelmut des Entschlusses und die Todesverachtung, die sich in so vielen unbeugsam zur Tat umgesetzt hatte.
Flavius Josephus, Bellum Judaicum VII,9 Vorlage:Lit
Titus verbrachte den Winter 70/71 mit Gladiatorenspielen und der Bestrafung überlebender Gefangener und stützte mit dieser öffentlichen Präsenz die Macht des flavischen Kaisertums im Osten. An seiner Seite weilte da schon Berenike, die Schwester von Herodes Agrippa II. und Urenkelin von Herodes dem Großen. Reich, mächtig und mit der politischen Lage im Osten des Reiches vertraut, hätte die einige Jahre ältere Berenike eine vorzügliche Ehefrau für Titus abgegeben.
Die beiden nahmen aber von einer Heirat Abstand, als ihnen die Parallelen zur in einer Katastrophe endenden Partnerschaft von Kleopatra VII. und Mark Anton hundert Jahre zuvor bewusst wurden. Eine Ehe zwischen einer östlichen Königin und einem römischen Heerführer bedrohte in den Augen der Römer die politische Stabilität und war deshalb ein Ding der Unmöglichkeit für einen Kaisersohn wie Titus. Er blieb Berenike jedoch ein Leben lang verbunden und lud sie 75 mit ihrem Bruder nach Rom ein.
Politische Rolle unter Vespasian
Im Juni 71 kehrte Titus ohne Berenike nach Rom zurück. Gemeinsam mit seinem Vater feierte er einen aufwendigen Triumph über Judaea. Vespasian verschwendete keine Zeit und baute Titus systematisch als seinen Nachfolger auf. Während der folgenden Jahre teilte er fast jede Ehrung mit seinem Sohn, der bereits vor seinem Amtsantritt so oft zum Konsul gewählt wurde wie vor ihm nur Augustus und der Heeresreformer Marius. Neben sieben Jahreskonsulaten war Titus noch Zensor neben seinem Vater und kommandierte ab 72 als Prätorianerpräfekt dessen 4.500 Mann umfassende Leibgarde. Diese Personalie war ein kluger Schachzug Vespasians, da die Prätorianerpräfekten seit Sejan immer wieder versucht hatten, gegen den Kaiser Politik zu machen oder diesen sogar zu stürzen.
Außer zur Absicherung seiner Stellung benötigte Vespasian Titus auch für die schmutzigen Geschäfte, die ebenfalls zur römischen Politik gehörten. Dieser erwarb sich so den Ruf eines „Schlächters“, der jedoch bald von der Milde, die er als Kaiser walten lassen sollte, überstrahlt wurde. Zunächst jedoch zog Titus bei der Verurteilung von Verbrechern und Aufrührern alle Register. Sueton berichtet, dass er einige von ihnen nicht in einem Prozess, sondern durch Volkes Stimme im Theater verurteilen ließ (Titus 6). Daneben zeigte er sich aber auch als fähiger Verwalter, der Senatssitzungen beiwohnte, den Rat erfahrener Politiker schätzte und mit allen wichtigen Fraktionen und Gruppierungen gut auskam. Einige betrachteten ihn sogar als Mitregenten seines Vaters, dem er nach dessen überraschendem Tod am 24. Juni 79 als Kaiser nachfolgte.
Titus als Kaiser
Der gute Kaiser
Bautätigkeit
Im Rahmen dieser Bautätigkeit vollendete Titus auch das von seinem Vater begonnene flavische Amphitheater, das wegen einer ursprünglich dort stehenden Kolossalstatue Neros als Kolosseum bezeichnet wird. Eingeweiht wurde es mit vom Kaiser bezahlten hunderttägigen Spielen. Neben Gladiatorenkämpfen, Tierhatzen und nachgestellten Infanteriegefechten wurden auch Seeschlachten gezeigt. Eigens dafür konnte die Arena des Kolosseums mit Wasser geflutet werden. Außerdem ließ Titus südöstlich des neuen Amphitheaters Thermen errichten. Die Errichtung von solchen Bädern gehörte in der Folgezeit sozusagen zum Pflichtprogramm eines römischen Kaisers. Auf dem höchsten Punkt der Via Sacra am östlichen Rand des Forum Romanum wurde ein Triumphbogen, der an den Triumphzug erinnert, den Titus für die Niederschlagung des jüdischen Aufstands und die Eroberung Jerusalems feierte. Er trägt deshalb den Namen Titusbogen.
Daneben verbesserte Titus wie Vespasian vor ihm die Infrastruktur in Italien und den Provinzen. Vor allem forcierte er den Straßenbau. Große Summe flossen aber auch in den Wiederaufbau der vom Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79 zerstörten Städte in Kampanien. Titus konnte die Nöte der von dieser Naturkatastrophe betroffenen Menschen recht gut nachvollziehen, da Plinius der Ältere, sein Freund aus Armeezeiten, der ihn auch später in den höchsten Tönen lobte, ihr ebenfalls zum Opfer fiel. An Ort und Stelle leitete der Kaiser Hilfsmaßnahmen, musste jedoch bald wieder in die Hauptstadt zurückkehren. Diese wurde 80 von einem dreitägigen Großfeuer heimgesucht. Weite Teile des Kapitols und des Marsfeldes wurden dabei zerstört. Auch hier finanzierte Titus den Wiederaufbau weitgehend aus eigener Tasche. Neben anderen betont auch Cassius Dio die finanzielle Großzügigkeit des Kaisers (Dio 66,19,3).
Administrative Maßnahmen
Tod und Nachfolge
Rolle Domitians
Titus starb nach nur 26 Monaten im Amt im September 81. Sueton zufolge starb er auf dem Weg ins Sabinerland, die Heimat seiner Vorfahren, in derselben Villa wie sein Vater Vespasian zwei Jahre zuvor. Bereits die Zeitgenossen mochten nicht recht an einen natürlichen Tod des Kaisers glauben. Viele sahen in seinem Bruder und Nachfolger Domitian den Verantwortlichen für den frühen Tod des Titus. Auch die meisten späteren antiken Geschichtsschreiber waren dieser Auffassung, so Sueton, Cassius Dio und Aurelius Victor.
Plutarch dagegen berichtet von einer ganz anderen Todesursache. Ihm zufolge hatte Titus gegen den Rat der Ärzte trotz einer schweren Erkrankung die Thermen besucht und starb an der dadurch verschlimmerten Krankheit. Gegen eine Ermordung durch Domitian spricht auch, dass dieser selbst die Trauerrede auf seinen Bruder hielt und diesem posthum viele Ehrungen zukommen ließ. Abschließend lassen sich die Todesumstände des Titus allerdings kaum klären. Nicht außer Acht gelassen werden darf dabei, dass die wenigsten römischen Kaiser eines natürlichen Todes starben.
Posthume Ehrungen
Der neue Kaiser Domitian hielt nicht nur die Trauerrede auf Titus, er ließ ihn auch umgehend vergöttlichen (divinisieren). Zudem baute er eine Reihe von Monumenten, die Titus ehren sollten, und vollendete den von diesem begonnenen Familientempel. Er änderte dessen Namen in Tempel des Vespasian und des Titus und errichtete dort eine Kultstatue seines Bruders. Er prägte auch Gedenkmünzen für Titus und andere verstorbene Familienmitglieder. Viele Zeitgenossen trauerten um den großzügigen Herrscher, den man nach seinem Tod als „Liebe und Wonne der ganzen Menschheit“ (amor ac deliciae generis humani) bezeichnete.
Titus wurde auch später im Gegensatz zu Domitian sehr positiv gesehen und oft zum vorbildlichen Kaiser stilisiert. Allerdings wurde sein Ruf durch den Gegensatz zum Charakter seines Bruders begünstigt, dessen Verfolgungen vom zeitgenössischen Historiker Tacitus in düsteren Farben geschildert wurden. Die Geschichtswissenschaftler sind sich nicht ganz einig, wie gut die Herrschaft denn nun tatsächlich war, in der Literatur war man von der Antike bis ins 19. Jahrhundert davon überzeugt.
Rezeption
Forschermeinungen
Der amerikanische Historiker John Donahue schreibt in seiner Titus-Biografie im DIR-Projekt (vgl. Weblinks), dass Titus vor allem davon profitierte, dass seine Intelligenz und seine Talente von Kind an sorgsam gepflegt und ausgebaut wurden, bei seiner Erziehung am Hof des Claudius angefangen bis hin zu seiner Beteiligung an der Herrschaft seines Vaters. Trotz einer zweifellos vorhandenen Tendenz der antiken Autoren, Titus zu heroisieren beurteilt Donahue dessen Regierungshandeln sehr positiv. Neben seinen administrativen und wirtschaftlichen Fähigkeiten war an Titus vor allem die Stilisierung des Kaisers als autokratische Vaterfigur bedeutend. Trajan und die Adoptivkaiser sollten später für ihre Selbstrepräsentation von seinem Beispiel profitieren.
Der deutsche Historiker Karl Christ relativiert in seiner Kaisergeschichte diese positive Sicht des Titus etwas. Er betont zwar die Kontinuität seiner Regentschaft zu der des Vespasian und den Gegensatz zum als tyrannisch empfundenen Domitian, verweist aber auch auf kritische Stimmen von antiken Autoren wie Ausonius. Dieser bezeichnete Titus als „glücklich durch die Kürze seines Regiments“. Ähnlich äußerte sich Cassius Dio (Dio 66,18,3). Christ weist jedoch darauf hin, dass das Nachleben des Kaisers durch diese Kritiker nicht wesentlich beeinflusst wurde. Seine Milde (clementia) wurde sprichwörtlich und in Kunst und Kultur oft behandelt.
Titus in Kunst, Literatur und Musik

Inbesondere Titus' Eroberung des Tempels von Jerusalem hat bildende Künstler zu Werken angeregt. Nicolas Poussin schuf 1625 in Rom zu diesem Thema ein repräsentatives Gemälde für Kardinal Francesco Barberini, das seinen Ruf als Historienmaler bestärkte. Er stellt Titus beritten mit einer an das Reiterstandbild Mark Aurels auf dem Kapitol erinnernden Geste dar, mit der er die Plünderung des Tempels durch seine Soldaten noch verhindern will.
Das Monumentalgemälde Zerstörung Jerusalems durch Titus hingegen, das Wilhelm von Kaulbach 1841-1846 im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern schuf, erhöht Titus zum göttlichen Werkzeug, indem Propheten und Engel die Zerstörung des Tempels als göttliches Strafgericht erscheinen lassen. Das Werk gehört heute zur Sammlung der Neuen Pinakothek in München.
Titus taucht schon früh als Figur der Oper auf: Antonio Cestis Oper Il Tito nach einem Libretto von Nicolo Beregan wurde 1666 in Venedig uraufgeführt. Die Oper spielt zur Zeit der Eroberung Jerusalems.
Pietro Metastasios Opernlibretto La Clemenza di Tito (1734) wurde von mehr als 40 Opernkomponisten des Barocks und der Klassik vertont. Am bekanntesten ist bis heute die Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart La Clemenza di Tito. Auch andere bekannte Komponisten wie Antonio Caldara, Baldassare Galuppi, Johann Adolf Hasse, Niccolò Jommelli, Ignaz Holzbauer und Christoph Willibald Gluck komponierten Opern zu diesem Text. Titus wird von Metastasio als tugendhafter, der Milde verpflichteter Herrscher dargestellt, der den Fürsten des Absolutismus zum Vorbild dienen sollte. Mit dem historischen Titus hat Metastasios Darstellung allerdings wenig zu tun, vielmehr ist sein Libretto von Pierre Corneilles Drama Cinna beeinflusst, das die Milde des Kaisers Augustus gegenüber dem Verschwörer Gnaeus Cornelius Cinna Magnus darstellte.
Literatur
Primärquellen
Die wichtigsten antiken Quellen zu Titus sind die Titusbiografie des Sueton (Suet. Tit., vgl. Weblink), Cassius Dio 66, 17-26 und der Jüdische Krieg des Flavius Josephus (BJ). Auch wenn sich daraus ein recht zuverlässiges Bild seines Lebens rekonstruieren lässt, so gibt es doch einige Lücken wie seine Tätigkeit in Britannien. Insbesondere ist das von ihm überlieferte Geburtsdatum nicht einheitlich. Philocalus bezeugt den 30. Dezember 39, Sueton dagegen nennt auch das Jahr 41, widerspricht sich damit aber selbst. Cassius Dio ist da genauer, er berichtet, Titus sei bei seinem Amtsantritt am 24. Juni 79 39 Jahre, fünf Monate und 25 Tage alt gewesen.
Sekundärliteratur
- Hermann Bengtson: Die Flavier. Vespasian, Titus und Domitian. Geschichte eines römischen Kaiserhauses. Beck, München 1979. ISBN 3-406-04018-7
- Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 4. Auflage. Beck, München 2002. S. 261ff. ISBN 3-406-36316-4
- Brian W. Jones: The Emperor Titus. Croom Helm, London 1984. ISBN 0-312-24443-6 ISBN 0-7099-1430-X
- Perry M. Rogers: Titus, Berenice and Mucianus. In: Historia 29, 1980, S. 86-95.
Weblinks
- Biografie aus dem DIR-Projekt (englisch)
- Cassius Dio, Buch 66 (englisch)
- Suetons Lebensbeschreibung des Titus (lateinisch und englische Übersetzung)
- Ursachen und Verlauf des Jüdischen Krieges von 66-70 (engl.)
- Interpretation der Titus-Gemälde von Kaulbach und Poussin
Siehe auch
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Titus |
| ALTERNATIVNAMEN | Titus Flavius Vespasianus |
| KURZBESCHREIBUNG | römischer Kaiser zwischen dem 24. Juni 79 und seinem Tod im Jahr 81 |
| GEBURTSDATUM | 30. Dezember 39 |
| GEBURTSORT | Rom |
| STERBEDATUM | 13. September 81 |
| STERBEORT | Aquae Cutiliae |

