Freiwasserschwimmen

Geschichte
Nach klassischer Anschauung der Schwimmverbände zählten zu den Langstrecken beim Schwimmsport Distanzen zwischen 800 (manchmal 400) und 1500 Meter, zumeist im Freistil. Im weiteren Sinne gehörten früher auch beliebige längere Distanzen im Freiwasserschwimmen (1000 Meter oder mehr) dazu, darunter die seit den 1870er Jahren betriebenen Durchquerungsschwimmen von offenen Gewässern wie vor allem des Ärmelkanals, der erstmals im August 1875 von dem damals 27jährigen englischen Kapitän Matthew Webb vollständig durchschwommen wurde. Da Webb Seegang und Strömung falsch berechnet hatte, legte er weit über 70 Kilometer zurück und benötigte dafür mehr als 21 Stunden. Auch das deutsche Pendant, die Beltquerung in der Ostsee, zählen zu den Langstreckenschwimmen. Die erste erfolgreiche Beltquerung schaffte im Juli 1939 der Fehmaraner Karl-Heinz Rauert.
Ein bekannter Ultra-Langstreckenschwimmer ist der Slowene Martin Strel, welcher in dieser Disziplin mehrere Weltrekorde aufstellte. Er durchschwamm beispielsweise die Donau, den Jangtse oder den Amazonas.
Sportmedizin
Langstreckenschwimmen gehört zu den Ausdauersportarten. Dabei ist besonders die aerobe Energieversorgung entscheidend. Besondere Beachtung erfordert die im Wasser erschwerte Nahrungsaufnahme, sowie der Energieverlust durch Wärmeverlust im kalten Wasser.
Langstreckenschwimmen, Marathonschwimmen
Um 1990 hat der Deutsche Schwimm-Verband die Bedeutung des Begriffs Langstreckenschwimmen neu definiert, indem er als deutsches Pendant zur Bezeichnung Open Water Swimming des Welt-Schwimmverbands FINA den Begriff Freiwasserschwimmen wählte.
Im Sinne einer Wettkampfdisziplin versteht die FINA unter Open Water Swimming Rennen in offenen Gewässern, die mindestens 5 Kilometer Länge haben. Bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften werden Titel über 5 km, 10 km und 25 km vergeben. Im Weltcup und bei Extremsportveranstaltungen sind auch längere Distanzen bis 88 km z.B. in Santa Fe (diese aber in der Regel flussabwärts) möglich. Bekannt ist auch der Sri Chinmoy-Marathon in Zürich, ein Marathonschwimmen über 26,4 km im Zürichsee von Rapperswil nach Zürich, mit einer Rekordzeit von 6 Stunden 44 Minuten.
Veranstaltungen und Wettkämpfe mit Strecken von 1 bis 40 Kilometern und Massenstarts finden in offenen Gewässern statt.
Langstreckenschwimmen als Breitensport
Langstreckenschwimmen im unteren Kilometerbereich sind auch ein Breitensport. Einige der bekanntesten Wettbewerbe sind das Sundschwimmen von Rügen nach Stralsund (seit 1965) mit jährlich 1000 Teilnehmern, das Strausseeschwimmen in Strausberg (seit 1925) und das Blaue Band vom Hohenwarte-Stausee (seit 1966).
Seeüberquerung und Flussschwimmen
Auch die Seeüberquerungen und Flussschwimmen sind beliebte Breitensportereignisse. In der Schweiz gibt es einen offiziellen Kalender aller Seeüberquerungen, der an die Bevölkerung verteilt wird und im Internet erreichbar ist, in dem etwa 50 Veranstaltungen aufgeführt sind.[1] Hunderte Schwimmer nehmen an diesen Veranstaltungen teil, einzeln, in Gruppen, als Paar oder Familie, als Schulklasse oder als Mitarbeiter einer Firma. Überwacht werden die Veranstaltungen von der Seepolizei und von Rettungsschwimmern, die mit Booten mitfahren. Start und Ziel sind meist in einem Strandbad. Bei Flussschwimmen wird oft mit einem Sprung von einer Brücke gestartet.
Besondere Herausforderungen sind im Winter die "Samichlaus" oder Nikolaus-Schwimmen und die Neujahrsschwimmen im eiskalten Wasser oder nächtliche Fackelschwimmen.
24-Stunden-Schwimmen
Das 24-Stunden-Schwimmen ist eine extreme Art des Langstreckenschwimmens. 24-Stunden-Schwimmen werden oft als Grossveranstaltung über ein ganzes Wochenende durchgeführt, als "Fest im Bad", mit Verpflegung und Getränken, Zeltübernachtung im Bad, Spiel und Spass-Angeboten für die Kinder, manchmal auch mit Vorführungen (Wasserspringen, Tauchen, Rettungsschwimmen, Wasserballet), mit Musik und Tanz, Modeschau, Freiluftkino und Feuerwerk. Aus Sicherheitsgründen wird es in Schwimmbädern durchgeführt.
Das 24-h-Schwimmen kann als Staffel- Mannschafts- oder Einzelschwimmen durchgeführt werden. Die erreichten Strecken werden zusammengezählt, die Rangliste ergibt sich dann aus der Gesamtsumme der geschwommenen Kilometer. Einzelstarter schaffen bis zu 80 km in 24 Stunden (Jérôme Becher, 2003), Staffeln bis zu 120 km (Berlin, 2002).
Dauerschwimmen
Beim Dauerschwimmen geht es ähnlich wie beim 24-Stunden-Schwimmen um Ausdauerleistung, meist ebenso als Breitensportveranstaltung mit einem Schwimmbad-Fest verbunden. Oft werden Dauerschwimmen mit einer Spendenaktion verbunden. Dabei zahlen die Zuschauer für jede geschwommene Bahn eine Spende für ein Wohlfahrtsprojekt.
Eine andere Form des Dauerschwimmens erstreckt sich über das ganze Jahr oder eine Badesaison. Dabei zählen die Schwimmer ihre geschwommenen Bahnen zusammen, um am Jahresende eine Urkunde über 50, 100 oder 150 geschwommene Kilometer zu erwerben. Ziel dabei ist es, die Badegäste zu regelmässigem und ausdauernden Schwimmen anzuhalten und so die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.
Triathlon
Beim Triathlon ist Schwimmen, neben Laufen und Radfahren, eine der Ausdauerleistungsprüfungen. Die Schwimmstrecke beträgt normalerweise je nach Triathlonvariante zwischen 0,5 und 3,8 km (Ironman). Beim bisher längsten Triathlon, dem Double-Deca in Mexiko, betrug die Schwimmstrecke 76 km.
Siehe auch
Weblinks
- Deutsche Nationalmannschaft Langstreckenschwimmen
- Wettkampfkalender für Langstreckenschwimmen (kraeftemessen.de)
- Breitensportliches Langstreckenschwimmen
- Seite über das Langstreckenschwimmen
- Langstreckenschwimmen und 24-Stunden Schwimmen
- Jährliche Veranstaltung in Berlin
- Deutsche Meisterschaften im Freiwasser 2008 Prien am Chiemsee
- Jährliches 24-Sunden-Schwimmen in Söhlde