Irische Sprache
Die Irische Sprache (irisch Gaeilge oder Gaoluinn, auch Gaeilge na hÉireann, "irisches Gälisch", nach der bis 1948 geltenden Orthographie meist Gaedhilge) ist eine der drei goidelischen oder gälischen Sprachen. Zu diesen zählen auch das Schottisch-Gälische und das Manx (die Sprache der Insel Man). Sie zählt zum inselkeltischen Zweig der keltischen Sprachen.
Laut irischsprachiger Fassung des 8. Verfassungsartikels ist sie "die Hauptamtssprache" (an phríomhtheanga oifigiúil) der Republik Irland, "da [sie] die nationale Sprache ist".
Bisweilen wird sie im Deutschen als Gälisch und im Englischen als Gaelic bezeichnet, aber diese Benennungen werden von manchen Iren als abwertend empfunden. Zudem wird insbesondere in England und Schottland unter "Gaelic" meist das Schottisch-Gälische verstanden (gängige Unterscheidung im gesprochenen Englisch: /ge:lik/ für das Irische, /ga:lik/ für das Schottisch-Gälische). Andererseits bezeichnen viele Iren die in Irland gesprochenen englischen Dialekte (Hiberno-Englisch) als Irish. Es ist also nur aus dem Zusammenhang eindeutig zu entnehmen, welche Sprache mit "Gälisch" oder mit "Irisch" gemeint ist.
Der Language Code ist ga
bzw. gai
oder
iri
(nach ISO 639); sga
bezeichnet
Alt-Irisch (bis ca. 900) und mga
Mittel-Irisch (900-1200).
Geschichte
Die Anfänge der irischen Sprache liegen zu großen Teilen im Dunkeln. Zwar ist das Irische unbestritten eine keltische Sprache, doch sind der Weg und die Zeit, auf dem bzw. zu der es nach Irland kam, heftig umstritten. Es ist lediglich sicher, dass zur Zeit der Ogam-Inschriften (also ab spätestens dem 4. Jahrhundert) in Irland Irisch gesprochen wurde. Diese früheste Sprachstufe wird als archaisches Irisch bezeichnet. Die Sprachprozesse, die sich prägend auf das Altirische auswirkten, d. h. Apokope, Synkope und Palatalisierung entwickelten sich in dieser Zeit.
Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass das Irische die zuvor in Irland gesprochene Sprache (von der keinerlei direkte Spuren erhalten sind, die im Irischen aber als Substrat nachzuweisen ist) nach und nach abgelöst hat und bis zur Annahme des Christentums im 4. und 5. Jahrhundert die alleinige Sprache auf der Insel war. Kontakte zum romanisierten Britannien sind nachweisbar. Aus dieser Periode stammen etliche lateinische Lehnwörter im Irischen. Weitere Wörter werden wohl zur Zeit des Altirischen (600-900) mit den rückkehrenden perigrini nach Irland gekommen sein. Das waren irische und schottische Mönche, die auf dem Kontinent meist missionierten und klösterliche Gelehrsamkeit betrieben. Das sehr flexionsreiche Altirische weist in seiner schriftlichen Form einen sehr hohen Grad an Standardisierung und Dialektlosigkeit auf.
Seit den Einfällen der Wikinger ab Ende des 8. Jahrhunderts muss sich das Irische die Insel mit anderen Sprachen teilen, vorerst jedoch nur in geringem Umfang. Die Skandinavier assimilierten sich nach den anfänglichen Raubzügen und Brandschatzungen zwar in einem Maße, das noch immer umstritten ist, ließen sich vor allem in den Küstenstädten als Händler nieder, hinterließen jedoch sehr wenige direkte Spuren in der irischen Sprache. Die Anzahl der skandinavischen Lehnwörter liegt bei etwa 60. Die sozialen und politischen Unruhen dieser Zeit werden jedoch als hauptverantwortlich für den Übergang vom weitgehend standardisierten Altirischen zum grammatisch wesentlich diversifizierteren Mittelirischen (900-1200) angesehen. Dies schlug sich unter anderem in der Vereinfachung der Flexionsformen (v.a. bei den Verben), dem Verlust des Neutrums, der Neutralisierung unbetonter Kurzvokale und der sehr uneinheitlichen Rechtschreibung nieder.
Entscheidender und nachhaltiger war der Einfall der Normannen ab 1169. Nicht zufällig spricht man ab etwa 1200 vom Frühneuirischen (bis ca. 1600).
Zwar teilten die normannischen Adligen die Insel unter sich und einigen wenigen einheimischen Herrschern auf, doch gelang es ihnen lange Zeit nicht, die Insel vollständig zu erobern oder kulturell zu assimilieren. Vor allem die Randgebiete im Westen und Norden waren zwar meist tributpflichtig, aber politisch und kulturell weitgehend unabhängig. Das Englische als Sprache hatte sich nur um Dublin (The Pale) und Wexford durchgesetzt. Auch die so genannten Statutes of Kilkenny (1366), die englischstämmigen Siedlern den Gebrauch des Irischen verboten, blieben weitgehend wirkungslos. Allein der Umstand, dass sie eingeführt werden mussten, ist für die damalige Sprachsituation bezeichnend. Die planmäßigen Ansiedlungen englischer und schottischer Farmer in Teilen Irlands im 16. und 17. Jahrhundert änderten die Situation nicht wesentlich. Die Unterschichten sprachen meist Irisch, die Oberschichten Englisch oder Irisch. Die Vertreibung der Reste des irisch-gälischen Adels 1607 ("Flight of the Earls") enthob die Sprache jedoch schon der Verwurzelung in den Oberschichten. Sprachgeschichtlich ist hier der Beginn des Neuirischen oder Modernen Irischen anzusetzen.
Der entscheidendste Faktor für den Rückgang der Sprache war jedoch die fortschreitende Industrialisierung ab dem späten 18. Jahrhundert. Hunger war auf dem Lande verbreitet und gelegentlich katastrophal. Wer etwas erreichen oder in manchen Fällen auch nur überleben wollte, musste in die Städte abwandern – und Englisch sprechen. Das Irische wurde zumindest im öffentlichen Bewusstsein zur Sprache der Armen, der Bauern, Fischer, Landstreicher. Nach und nach schlug diese Entwicklung auf die ländlichen Gebiete zurück. Die Sprache wurde nun zunehmend vom Englischen verdrängt. Wiederbelebungsmaßnahmen ab dem späten 19. Jahrhundert und vor allem ab der Unabhängigkeit Irlands 1922 konnten die Entwicklung nicht aufhalten, geschweige denn umkehren. Allerdings ist festzuhalten, dass im Gegensatz zu den schnell sinkenden Zahlen der Muttersprachler die Zahl der Iren mit Irisch als aktiver oder passiver Zweitsprache stark angestiegen ist. Vor allem in den Städten finden sich größere Zahlen von Englischsprechern, die das Irische gut beherrschen und zum Teil auch gebrauchen. Zu den auf die Sprachsituation wirkenden Negativfaktoren des 20. und 21. Jahrhunderts zählen vor allem die zunehmende Mobilität der Menschen, die Rolle der Massenmedien und zum Teil fehlende enge soziale Netzwerke (fast alle Irischsprecher leben in engem Kontakt mit Englischsprechern). Heute wird nur noch in kleinen Teilen Irlands täglich Irisch gesprochen. Diese meist über die Nordwest-, West- und Südküste der Insel verstreuten Fleckchen werden zusammenfassend Gaeltacht (auch einzeln so; Pl. "Gaeltachtaí") genannt.
1835 wurde die Zahl der Irisch sprechenden Menschen auf etwa 4 Mio. geschätzt. Der erste landesweite Zensus wurde allerdings erst 1841 durchgeführt, noch ohne Frage zu Irischkenntnissen (diese ab 1851). Bis 1891 hatte sich die Zahl der Irisch sprechenden Menschen auf etwa 680.000 reduziert, aber nur 3 % der Kinder im Alter 3-4 Jahren sprachen Irisch. Der irische Zensus von 2002 ergab 1,54 Millionen Leute (43 % der Bevölkerung), die behaupten, Irisch zu können. Davon sind höchstens 70.000 Muttersprachler, von denen nicht alle täglich und in allen Alltagssituationen Irisch sprechen. Häufig wird in Gegenwart Fremder oder auch gegenüber Kindern sofort ins Englische gewechselt. Kinder sollen auch in den Gaeltachtaí nach dem Willen der Eltern oft erst einmal Englisch lernen: "Irisch lernen können sie ja dann immer noch" ist eine häufig gehörte Wendung. Der so entstehende zahlenmäßige Gegensatz zwischen Muttersprachlern und Personen, die eine Sprache als Erstsprache sprechen, ist für viele kleine Sprachen typisch. Praktisch alle Sprecher sind heute bilingual mit Englisch aufgewachsen.
Irisch in der Öffentlichkeit
Das Irische ist auch heute in ganz Irland anzutreffen. Orts- und Straßenschilder beispielsweise sind auf der gesamten Insel nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Irisch geschrieben. In West Connemara gibt es Gegenden, in denen Orientierungshilfen dieser Art nur auf Irisch ausgezeichnet sind.
"Auf der Straße" ist jedoch das gesprochene Irisch außerhalb der Gaeltacht selten zu hören. Bisweilen hört man vor allem ältere Leute in Städten wie Galway oder Dublin Irisch sprechen. An den Universitäten ist es an den einigen Fakultäten, vor allem denen für das Irische bzw. für keltische Sprachen und Kultur, üblich, sich des Irischen zu bedienen. An der NUIG (National University of Ireland, Galway) wird beispielsweise an den entsprechenden Fachbereichen auch unter Studenten relativ wenig Englisch gesprochen.
Schwer einzuschätzen ist die tatsächliche Verwendung des Irischen in der gebildeten urbanen Mittelschicht. Zwar sind gute bis sehr gute Irischkenntnisse in dieser Bevölkerungsgruppe verhältnismäßig weit verbreitet, doch scheinen diese sich weitgehend auf den passiven und/oder familiären Gebrauch zu beschränken. In Unternehmen und Ämtern sowie in informellen Gesprächen "auf der Straße" wird die Sprache jedenfalls kaum verwendet. Anders ist dies bei Gesprächen unter universitätsnahen Personen, Personen, die an Bildungs- und Forschungseinrichtungen tätig sind, sowie Künstlern wie z. B. Schriftstellern. Diese nutzen häufig die (relativ seltene) Gelegenheit, sich mit anderen des Irischen mächtigen Kollegen oder Freunden auf Irisch auszutauschen. In der Öffentlichkeit spielt diese Art von Konversation jedoch aus nahe liegenden Gründen eine geringe Rolle.
Es gibt jedoch verschiedene Clubs und in Dublin sogar ein Café, in dem nur Irisch gesprochen wird. Außerdem gibt es mehrere irischsprachige Radiosender (Raidió na Gaeltachta (staatlich), Raidió na Life (privat, Dublin)), einen irischsprachigen Fernsehsender (Teilifís na Gaeilge) sowie einige irischsprachige Zeitschriften. Auch im englischsprachigen Radio, Fernsehen und in Zeitungen tauchen immer wieder irische Ausdrücke auf. Einige staatliche und öffentliche Institutionen haben ausschließlich irischsprachige Bezeichnungen oder solche, die neben der englischen Form häufig verwendet werden:
- Parlament An tOireachtas ("die Versammlung") – offiziell nur Irisch gebraucht
- Oberhaus Seanad Éireann ("Senat Irlands") – offiziell nur Irisch gebraucht
- Unterhaus Dáil Éireann ("Zusammenkunft Irlands") – offiziell nur Irisch gebraucht
- Premierminister An Taoiseach ("Der Erste") – im inneririschen Gebrauch nur Irisch
- Vize des Premierministers An Tanáiste ("Der Zweite") – im inneririschen Gebrauch nur Irisch
- Parlamentsmitglied Teachta Dála ("Mitglied der Zusammenkunft") – fast nur Irisch gebraucht (Titel T.D. dem Namen nachgestellt)
- alle Ministerien Roinn + jeweiliger Zuständigkeitsbereich im Genitiv ("Abteilung der/des...") – meist Englisch gebraucht
- Post An Post ("Die Post") – offiziell nur Irisch gebraucht
- Busgesellschaft Bus Éireann ("Bus Irlands") – nur Irisch gebraucht
- Eisenbahngesellschaft Iarnród Éireann ("Eisenbahn Irlands") – nur Irisch gebraucht
- Radio- und Fernsehstation Radio Telefís Éireann (RTÉ, "Radio Fernsehen Irlands") – nur Irisch gebraucht
- Telekom Telecom Éireann ("Telekom Irlands") – offiziell nur Irisch gebraucht
- Entwicklungsförderungsgesellschaft für die Gaeltacht Údarás na Gaeltachta ("Behörde der Gaeltacht) – nur Irisch gebraucht
- usw.
Außerdem müssen alle Gesetzestexte in einer irischsprachigen Fassung veröffentlicht werden, deren Wortlaut in Zweifelsfällen verbindlich ist. In der Praxis ist wird jedoch nicht immer so gehandhabt. Häufig wird nur der englische Text für Entscheidungen hinzugezogen, und bisweilen wird die irischsprachige Fassung erst später veröffentlicht.
Im Vergleich zur Sprecherzahl gibt es eine recht rege irische Literatur. Es gibt verschiedene Literaturfestivals und Literaturpreise. In den meisten Buchläden sind irischsprachige Bücher zu finden, oft jedoch in recht abgelegenen Ecken.
- Radio-Streaming im Internet: [1] > Eist/Listen live
Dialekte
Als Mutter- bzw. Erstsprache existiert das Irische nur in Form von Dialekten, nicht als Standardsprache. Es werden die Dialekte von Munster, Connacht und Ulster unterschieden. Diese können in zahlreiche, geographisch meist voneinander getrennte, Unterdialekte gegliedert werden. Eine solche Unterteilung könnte so aussehen:
Munster:
- An Rinn/Ring (Co. Waterford)
- Baile Bhuirne/Ballyvourney (Co. Cork) einzige existente Gaeltacht, die nicht am Meer liegt!
- Oileán Cléire/Clear Island (Co. Cork)
- Uíbh Rathaigh/Iveragh (Co. Kerry)
- Corca Dhuibhne/Dingle (Co. Kerry)
Connacht:
- Oileáin Árainn/Aran Islands (Co. Galway)
- Cois Fharraige/West Galway (Co. Galway)
- Iar-Chonamara (Ceantar na nOileán)/West Connemara (Co. Galway)
- Dúiche Sheoigheach/Joyce Country (Co. Galway)
- Túir Mhic Éadaigh/Tourmakeedy (Co. Mayo)
- Iorras/Erris (Co. Mayo)
- Oileán Acla/Achill Island (Co. Mayo)
Ulster:
- Tír Chonaill Dheas/South Donegal (Co. Donegal)
- Tír Chonaill Mheán/Mid Donegal (Co. Donegal)
- Tír Chonaill Thuaidh/Nord Donegal (Co. Donegal)
Diese Einzeldialekte zerfallen dann weiter in noch kleinere Einheiten, vor allem in Donegal, wo die hier angegebenen irischsprachigen Bezeichnungen nicht unbedingt üblich sind, meist wird gleich der eigentliche Ort (z.B. Téilinn) oder die entsprechende Halbinsel oder Insel (z.B. Toraigh) genannt. Die meisten dieser Gaeltachtaí verfügen in absoluten Zahlen über nur wenige hundert Irischsprecher, auch relativ gesehen liegt ihr Anteil in vielen Orten unter 50 %.
Abgesehen von den oben angegebenen Gebieten gibt es seit den 50er Jahren noch zwei winzig kleine "Pockets" in der Grafschaft Meath nordwestlich von Dublin (Rath Cairne und Baile Ghib), die vor allem Versuchszwecken dienten: Können sich Gaeltachtaí in der Nähe einer Stadt wie Dublin halten? Dazu wurden dort Irischsprecher aus Connemara angesiedelt und finanziell unterstützt, doch weder kam es zur Ausprägung eines eigenen Dialekts noch haben diese beiden winzigen Pockets gute Überlebenschancen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es weitere Gebiete mit größerer Anzahl von Irischsprechern, u.a. in den Glens of Antrim (Co. Antrim, letzte "Pocket" in Nordirland) und in der Grafschaft Clare.
Neben den Sprechern in der Gaeltacht beherrschen jedoch fast alle Iren zumindest etwas Irisch, da es Pflichtfach an den Schulen ist. Vor allem in den Städten Dublin, Cork und Galway gibt es größere Sprecherzahlen, meist Menschen aus den gebildeteren Schichten. Diese sprechen jedoch meist das auf staatliche Initiative hin erarbeitete und unterrichtete Standardirisch (An Caighdeán Oifigiúil, offiziell gültig seit 1948) oder den jeweils in einer Gaeltacht erlernten Dialekt. Nur das Belfaster Irisch konnte einen eigenen Dialekt entwickeln, der sich mit der Zeit wiederum auf das Donegal-Irische ausgewirkt hat.
Die einzelnen Dialekte unterscheiden sich sprachlich in vielerlei Hinsicht:
- Wortakzent
- in Munster gibt es nicht nur die übliche Anfangsbetonung: sog. "schwere" Silben (mit Langvokal oder -ach(t)-) werden i. A. bis zur 3. Silbe betont (salach ("schmutzig") /sƏ'lax/; bradán ("Lachs") /brƏ'da:n/; amadán ("Trottel") /ƏmƏ'da:n/)
- Lexik
- "ansehen", "gucken": Munster "féach", Connemara "breathnú", Donegal "amharc"
- Syntax
- Morphologie
- allgemeine Tendenz: je weiter nach Süden, desto häufiger werden statt analytischer Verbformen synthetische gebraucht: "ich werde trinken" "ólfaidh mé" vs. "ólfad"
- in Munster sind noch Reste des Dativs gebräuchlich (v. a. in Kerry regulär die Dativ-Plural-Endung -(a)ibh – anderswo ist der Dativ nur in wenigen festen Redewendungen geblieben
- Phonologie und Phonetik
- unterschiedliche Aussprache einzelner Lautgruppen: z. B. in Donegal, Mayo und Teilen Connemaras Zusammenfall der Endungen -(e)amh und -(e)abh mit -(e)adh und -(e)agh als /-u/; Unterscheidung dagegen im Süden: /-Əv/ bzw. /-Ə/
- Grad der Palatalisierung von Konsonanten: in Donegal Realisierung oft durch Affrikaten (palatalisiertes /d´/ als Affrikate dsch), in Kerry z. T. nur durch andere Artikulationsstelle (alveolar – im Gegensatz zum dentalen nicht-palatalisierten /d/)
- Gebrauch von Gleitlauten: in Munster vor allem wohl durch schwierige akustische Unterscheidbarkeit palatalisierter und nicht-palatalisierter Konsonanten bedingt
- die aus dem Altirischen ererbten "gespannten" Konsonaten /L/ und /N/ sowie deren palatalisierte Entsprechungen /L´/ und /N´/ werden im Süden meist durch Diphthongisierung oder den Gebrauch des velaren Nasals (/ŋ/) ersetzt – ceann ("Kopf") in Donegal /k´aN/ (kurzer Vokal, gespanntes N), in Connemara /k´a:N/ (langer Vokal, gespanntes N), in West Cork (Munster) /k´aun/ (Diphthong, ungespanntes n); der Genitiv (cinn) entsprechend /k´iN´/, /k´i:N´/, /k´i:ŋ´/
Auch in Brasilien, Kanada, Australien, dem Vereinigten Königreich und den USA gibt es einige Irisch-Sprechende.
Schrift
Heute wird Irisch mit lateinischen Buchstaben geschrieben (Cló Rómhánach), früher wurde ein eigener, aus lateinischen Majuskeln abgeleiteter Schrifttyp verwendet (Cló Gaelach), der heute nur noch für dekorative Inschriften gebraucht wird, siehe Irische Schrift. Noch älter ist die Ogam-Schrift (wohl 3.-6. Jahrhundert n.Chr.), ein an die verwendeten Schreibutensilien angepasster "Code" des lateinischen Alphabets, in dem die Buchstaben durch Gruppen von 1-5 Kerben (Konsonanten) oder Punkten (Vokale) bezeichnet wurden. Die Ogam-Schrift ist nur auf Steinkanten erhalten, wahrscheinlich wurde jedoch auch auf Holz geschrieben.
Schreibung und Alphabet
In der irischen Orthographie werden fünf kurze Vokale (a, e, i, o, u) und fünf lange Vokale (á, é, í, ó, ú) geschrieben:

Weiterhin werden 13 Konsonanten (b, c, d, f, g, h, l, m, n, p, r, s, t) verwendet; die restlichen im lateinischen Alphabet vorkommenden Konsonanten (j, k, q, v, w, x, y, z) treten nur in Fremd- und Lehnwörtern auf (z. B. jíp "Jeep"; jab "Job"; x-ghathú "Röntgen(aufnahme)", von engl. x-ray)).

Eine besondere Rolle nimmt der Buchstabe h ein, der einzeln nur in Fremd- oder Lehnwörtern (z. B. hata "Hut") vorkommt. Er wird darüber hinaus zur schriftlichen Kennzeichnung der sog. Lenition (von lat. lenire "lindern", "weich machen"; also etwa "Aufweichung") verwendet. Die Lenition gehört zu den für die inselkeltischen Sprachen typischen Anlautmutationen. Im Cló Gaelach wurden diese lenierten (auch: lenisierten) Konsonanten durch einen Punkt über dem betreffenden Konsonanten gekennzeichnet:

Das irische Alphabet lautet: a, b, c, d, e, f, g, h, i, l, m, n, o, p, r, s, t, u.
Aussprache
Die Aussprache des Irischen stellt, ähnlich wie beim Schottisch-Gälischen, eine Wissenschaft für sich dar. Das erste Problem besteht darin, dass die Standardaussprache zum Teil erheblich von den Dialekten abweicht, Muttersprachler sich jedoch äußerst selten des Standards bedienen. Auch Sprecher in Rundfunk, Fernsehen usw. bedienen sich meist eines dialektal gefärbten Standards oder standardisierter Dialekte. Das zweite Problem besteht darin, dass die Dialekte selbst voneinander sehr stark abweichen und zudem viele Unregelmäßigkeiten aufweisen. Die Standardaussprache ist jedoch mit Hilfe sehr vieler Regeln gut zu erlernen, da es im Vergleich zum Englischen beispielsweise relativ wenige Ausnahmen gibt. Diese Regeln hier im einzelnen zu beschreiben, würde einen Extraartikel einnehmen.
Die oberste Regel besteht darin, dass die Aussprache eines Buchstaben oder einer Buchstabengruppe immer von den benachbarten Buchstaben abhängt. Lediglich die mit einem Längenzeichen (síneadh fada oder kurz fada) markierten Langvokale werden stets so ausgesprochen, wie sie geschrieben werden.
Grundsätzlich gibt sämtliche Konsonanten (mit Ausnahme des "h" in den meisten Dialekten) als Phonempaar, nämlich als palatale und als nicht-palatale Variante. Im Schriftbild sind diese unbedingt zu unterscheidenden Varianten leicht zu erkennen: Auf beiden Seiten palatalisierter Konsonanten(gruppen) stehen ausschließlich {e} oder {i}, bei nicht-palatalen Konsonanten(gruppen) {a}, {o} oder {u}. Es gibt nur wenige Ausnahmen, deren Aussprache gelernt werden muss. Bei der Palatalisierung selbst wird der vordere Teil der Zunge an den Gaumen gelegt und/oder die Lippen werden gespreizt.
In der Orthographie des Irischen fällt das häufige Vorkommen das Buchstaben h auf. Hinter Konsonanten stehende h's dienen zur Kennzeichnung der so genannten Lenition. Dabei handelt es sich um eine der für die inselkeltischen Sprachen typischen Anlautmutationen. Es sind sprachhistorisch bedingte phonologische Erscheinungen, die jedoch mit dem Endungswegfall im Altirischen (vor der Mitte des 7. Jahrhunderts) weitgehend grammatikalisiert wurden. Jeder lenierte Konsonant wird anders als sein unleniertes Pendant gesprochen. Die Mutationssysteme aller inselkeltischen Sprachen bilden jedoch logisch aufgebaute und in sich geschlossene Systeme.
Beispiele:
- {m} wird /m/ oder /m´/ (palatalisiert) gesprochen, {mh} jedoch /w/, /v/ oder /v´/ (palatalisiert)
- {f} wird /f/ oder /f´/ (palatalisiert) gesprochen, {fh} jedoch gar nicht
- {g} wird /g/ oder /g´/ (palatalisiert) gesprochen, {gh} jedoch /γ/ (ein stimmhafter velarer Frikativ: geriebenes "g") oder /j/ (palatalisiert)
In der Wortmitte tendieren diese lenierten Buchstaben jedoch dazu, mit den umgebenden Vokalen zu Langvokalen oder Diphthongen zu verschmelzen. Dies gilt insbesondere für das Munster-Irische.
Konsonantengruppen wie {mb}, {gc}, {nd}, {bhf}, {ng}, {bp} und {dt} weisen fast immer auf so genannte Nasalisierungen hin. Diese zählen ebenfalls zu den Anlautmutationen. In diesen Gruppen wird stets nur der erste Buchstabe gesprochen (/g/ bzw. /g´/ für {gc} usw.; jedoch: {bhf} spricht sich /w/ bzw. /v´/, {ng} wie in deutsch "singen").
Die Auspprache kurzer Vokale lässt sich nur aus der lautlichen Umgebung bestimmen und ist schwer zusammenzufassen.
Grammatik
- Satzstellung: Verb-Subjekt-Objekt (im Deutschen: Subjekt-Verb-Objekt in Hauptsätzen)
- Beispiel: Rinne mé an obair. (wörtl. "Machte ich die Arbeit." = "Ich machte die Arbeit."). Dies ist ein Merkmal aller inselkeltischen Sprachen (des Bretonischen mit Einschränkung).
- Alle semantisch eigenständigen Satzglieder können durch Satzumbau jedoch nach vorne gestellt werden, um den Fokus des Satzes zu ändern.
- Beispiel: neutral Rinne mé an obair leis an athair inné. wörtl. "Machte ich die Arbeit mit dem Vater gestern." = "Ich machte gestern die Arbeit mit dem Vater."
- Umstellungsmöglichkeiten: An obair a rinne mé leis an athair inné. ("die Arbeit" im Fokus); Mise a rinne an obair leis an athair inné. ("ich" im Fokus); (Is) leis an athair a rinne mé an obair inné. ("mit dem Vater" im Fokus); Inné a rinne mé an obair leis an athair. ("gestern" im Fokus).
- Direkte Pronominalobjekte stehen gewöhnlich am Satzende.
- Beispiel: Chonaic mé an fear ar an sráid. wörtl.: "Sah ich den Mann auf der Straße." = "Ich sah den Mann auf der Straße." dagegen: Chonaic mé ar an sráid é. wörtl.: "Sah ich auf der Straße ihn." = "Ich sah ihn auf der Straße."
- Anlautmutationen: Lenition und Nasalisierung (oder Eklipse) waren ursprünglich (vor dem Altirischen) rein phonologische Erscheinungen, die erst mit dem Wegfall der Endungen im archaischen Irisch (vor ca. 600 n. Chr.) grammatisch relevante Bedeutung annahmen. Heute dienen sie der Kennzeichnung von so unterschiedlichen Funktionen wie Besitz (Possessivpronomina), Unterscheidung Präteritum/Imperativ, Markierung von Präpositionalobjekten, Markierung des grammatischen Geschlechts, Markierung von direkten und indirekten Nebensätzen usw.
- Beispiel: capall /'kapƏl/ "Pferd" wird zu mo chapall /mƏ 'xapƏl/ "mein Pferd" (Lenition) oder zu ár gcapall /ar 'gapƏl/ "unser Pferd" (Eklipse)
- Verbformen: Es gibt fünf Zeitformen: Präsens, Präteritum (einfache Vergangenheit), Imperfekt (wiederholte Vergangenheit), Futur und Konditional.
- Das Konditional besitzt zwar einen stark modalen Aspekt, wird jedoch innerhalb der Paradigmas der Zeitformen gebildet und daher zu diesen gerechnet. Weiterhin gibt es den Konjunktiv, den Imperativ, Partizipien sowie Verbalnomen (etwa vergleichbar mit den deutschen substantivierten Verben, jedoch in der Grammatik weitaus wichtiger als diese und mit stärker substantivischen Eigenschaften). Es gibt keinen Infinitiv.
- Präpositionen: Viele einfache Präpositionen verschmelzen mit Personalpronomen zu sog. konjugierten Präpositionen.
- Beispiel: ar "auf": orm "auf mir", ort "auf dir", air "auf ihm", "darauf", uirthi "auf ihr", orainn "auf uns", oraibh "auf euch", orthu "auf ihnen"
- Substantive: Es gibt zwei grammatische Geschlechter, feminin und maskulin. Der Artikel lautet für beide an (Plural: na), jedoch werden nur feminine Substantive nach dem Artikel leniert.
- Die Nominalflexion ist seit längerem in der Auflösung begriffen. Während der Genitiv und der Vokativ noch recht lebendig sind, ist der Dativ fast vollständig verschwunden, der Akkusativ unterscheidet sich nur an einer einzigen Stelle vom Nominativ (und auch dies nicht bei allen Sprechern).
Familiennamen
Seit dem Mittelalter sind irischen Familiennamen traditionell die Präfixe Ó oder Mac vorangestellt. Beide Präfixe beziehen sich auf historische oder legendäre Stammväter, anders als in anderen Sprachen nicht auf den leiblichen Vater. Es sind also keine keine Patronyme. Dabei bezeichnet Ó (auch Ua) den "Enkel" und Mac bis ins heutige Irisch den "Sohn". Das Muster lautet demnach "Sohn/Enkel von ...", z. B. Ó Briain "Enkel von Brian". Briain ist dabei der Genitiv von Brian.
Die weiblichen Entsprechungen der Präfixe lauten Ní (zu Ó) und Nic (zu Mac). Diese Vorsilben verändern den Anlaut des folgenden Namens: Ní Bhriain (siehe Anlautmutation). Die gesamte Familie wird mit Uí bezeichnet (Uí Briain), jedoch ist Uí auch der Genitiv von Ó (dann Uí Bhriain).
Vor allem in Spätmittelalter haben auch viele normannische Familien ihre Namen "hibernisiert". Ein typisches Beispiel ist Mac Gearailt, "Sohn von Geralt", auch in der Form Fitzgerald, aus lexikalischer Sicht frankonormannisch ("fitz" von frz. fils, "Sohn"), formal ein "normaler" irischer Name. Andererseits haben einige einhemische Familien und Familienzweige die Präfixe abgelegt, um sich kulturell zu assimilieren. Zur Zeit der sog. Irish Renaissance Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts fügten manche Familien die Präfixe wieder an, schrieben ihre Namen in irischer Orthographie oder übersetzten die Namen ins Irische.
Die meisten irischen Familiennamen sind international jedoch in ihren anglisierten Fassungen wesentlich bekannter. Beispiele:
- Ó Briain – (O')Brien, (O') Brian
- Ó Cinnéide – (O')Kennedy
- Ó Riagáin – Reagan
- Mac Coisdealbha – Costello
- Mac Suibhne – (Mc)Sweeney
In Schottland ist das Präfix Ó ungebräuchlich, es wird ausschließlich Mac gebraucht. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist "Mc Donald's", von schott.-gäl. Mac Dhomhnaill, "Sohn von Domhnall/Donald". Auch im Walisischen sind Namensbildungen dieser Art gebräuchlich, dort in der Form mab oder map: Map Rhys, "Sohn von Rhys", anglisiert meist Rice, Price oder Pryce.
Literatur und Lehrbücher
- Thomas F. Caldas, Clemens Schleicher: Wörterbuch Irisch-Deutsch, Helmut Buske Verlag 1999, ISBN 3-87548-124-0
- Lars Kabel: Kauderwelsch, Irisch-Gälisch Wort für Wort, Reise Know-How Verlag 2002, ISBN 3-89416-281-3 (zu diesem Werk ist eine Aussprache-CD erhältlich)
- Mícheál Ó Siadhail: Lehrbuch der irischen Sprache, Helmut Buske Verlag 2004, ISBN 3-87548-348-0 (zu diesem Werk ist eine Aussprache-CD erhältlich)
- Martin Rockel: Grundzüge einer Geschichte der irischen Sprache, Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, ISBN 3-70011-530-X