Liste rhetorischer Stilmittel
Erscheinungsbild
Hier sind rhetorische Figuren (auch Stilmittel und Stilfiguren) aufgelistet. Für eine Definition siehe rhetorische Figur.
Stilfiguren, die (fast) nur in Reden, nicht aber in literarischen Texten verwendet werden können, sind mit einem R gekennzeichnet.
A
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Accumulatio (auch Akkumulation) | Anhäufung thematisch zusammengehörender Wörter (siehe auch Hendiadyoin, Pleonasmus, Tautologie) | „Feld, Wald und Wiesen“ |
Adynaton | Betonung durch Vergleich mit Unmöglichem | „Eher geht die Welt unter, als dass …“ |
Akrostichon | Die Anfänge (häufig: Initialen der Verse eines Gedichtes oder Spruches) ergeben hintereinander gelesen einen Sinn (Thema des Gedichtes, Name des Autors oder Adressaten, Botschaft, Eselsbrücke o.ä.) | „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.“ (Anfangsbuchstaben der Planeten in unserem Sonnensystem) |
Allegorie | Verbildlichung, ausgeführte Metapher; eine Allegorie ist im Allgemeinen ein Gleichnis. Häufig wird hierbei eine abstrakte Idee durch etwas Gegenständliches ausgedrückt. | „Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler: mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines Bettlers …“ |
Alliteration | Zwei oder mehrere unmittelbar aufeinander folgende Wörter besitzen den gleichen Anfangslaut | „Kind und Kegel“; „Mensch Meier“; „Veni vidi vici“; „Chor der Kinder“ |
Allusion | Anspielung | „Sie wissen, was ich meine.“ |
Ambiguität | Mehrdeutigkeit, Doppelsinn; lexikalisch ① und syntaktisch, strukturell ② | ① „Schloss“ – Gebäude oder Verriegelung ② „An der Bar sitzen alte Frauen und Männer.“ – alte Frauen und unterschiedlich alte Männer oder gesamtes Publikum alt |
Anachronismus | Sonderfall des Hysteron-Proteron, falsche zeitliche Abfolge, das Frühere kommt nach dem Späteren. | „Pompeji ging unter, der Vesuv brach aus.“ |
Anadiplose | Sonderfall der Repetitio, Wiederholung eines (satz-) versschließenden Wortes am Beginn des nächsten Satzes/Verses (Schema: ... x / x ...) (siehe auch Anapher, Epipher, Geminatio, Kyklos, Symploke) | „Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen.“ (Johann Wolfgang von Goethe) |
Anagramm | Ein Wort oder Satz wird durch die Umstellung (Permutation) seiner Buchstaben so verschlüsselt, dass sich daraus ein neuer Sinn ergibt. | Aus Pamela Anderson wird „Das Paar Melonen“ oder „Damen Po Arsenal“; aus Adolf Hitler wird „Folterhilda“. |
Anakoluth | Satzbruch; eine plötzliche Änderung in der grammatischen Konstruktion, dem Aufbau eines Satzes. | „Korf erfindet eine Mittagszeitung, welche, wenn man sie gelesen hat, ist man satt.“ (Christian Morgenstern) |
Anapher | Sonderfall der Repetitio, Wiederholung am Satz-/Versanfang, häufig auch mit Parallelismus; (Schema: x ... / x ...) (siehe auch Anadiplose, Epipher, Geminatio, Kyklos, Symploke) | „Ich fordere Moral. Ich fordere Verständnis.“ |
Anastrophe | Vertauschung zweier zusammengehörender Wörter (siehe auch Inversion) | „der Verstellung schwere Kunst“ anstelle von „die schwere Kunst der Verstellung“ |
Anthropomorphismus (auch Personifikation) | Zusprechen menschlicher Eigenschaften auf unbelebte Gegenstände (siehe auch: Verdinglichung) | „Vater Staat“; „Mutter Erde“ |
Antiklimax | Abfallende Steigerung, Gegenteil zur Klimax | „Urahne, Großmutter, Mutter und Kind“ (Gustav Schwab: Das Gewitter) |
Antilabe | Text einer (vom Rhythmus her zusammengehörenden) Zeile wird auf mehrere Sprecher verteilt | „DER HERR: Kennst du den Faust? / MEPHISTOPHELES: Den Doktor? / DER HERR: Meinen Knecht!“ (Faust I) |
Antiphrasis (auch Antiphrase) | Es soll das Gegenteil des eigentlich Gesagten ausgedrückt werden; kann sich auf ein einzelnes Wort, einen Satz oder eine Passage beziehen; eine der häufigsten Formen der Ironie | „Hast du heute wieder gute Laune!“ |
Antithese | Polarität (Gedanklicher Gegensatz) (siehe auch Antitheton) | „Er konnte alles, aber er konnte dies nicht.“; „Sein Blut ist heiß, sein Blut ist kalt.“ |
Antitheton | Gegenüberstellung zweier entgegengesetzter Gedanken (kein Widerspruch) (siehe auch Antithese) | „Das wird Schaden, nicht Nutzen bringen.“ |
Antonomasie | Sonderfall der Synekdoche, Eigenname als Gattungsbegriff (oder umgekehrt) | „Herkules“ als Bezeichnung für einen starken Menschen; „Kritikerpapst“ für Marcel Reich-Ranicki |
Aphärese | Wegfall eines Vokales, eines Doppellautes oder einer Silbe am Anfang eines Wortes (siehe auch Apokope, Elision) | „’S ist vollbracht!“; „’ne ganze Menge“; „raus“ anstelle von „heraus“. |
Apokoinu | Ein Teil (Wort oder Satzteil) eines Satzes wird gleichmäßig auf zwei andere Teile bezogen. | „Was sein Pfeil erreicht, das ist seine Beute, was da kreucht und fleucht.“ |
Apokope | Wegfall eines Vokales, eines Doppellautes oder einer Silbe am Ende eines Wortes (siehe auch Aphärese, Elision) | „ich hab“ anstelle von „ich habe“; „dem Freund“ anstelle von „dem Freunde“ |
Aposiopese | Abbruch mitten im Satz | „Seht mal, was ich …“ |
Apostrophe | Abwendung vom anwesenden Publikum, (feierliche) Anrufung von visionären Gestalten | „Alter Freund! Immer getreuer Schlaf, fliehst du mich?“ |
Archaismus | Veralteter sprachlicher Ausdruck | „Wams“ für Jacke; „gülden“ für golden |
Assonanz | Vokalischer Halbreim | „Ottos Mops trotzt.“ (Ernst Jandl); „Unterpfand - wunderbar“ |
Asyndeton | Unverbundene Reihung gleichwertiger Elemente; Bindungswörter und Konjunktionen werden weggelassen (siehe auch Polysyndeton) | „Wasser, Feuer, Erde, Luft – ewig werden sie bestehen.“ |
B
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Bathos | Gegenüberstellung eines höheren Wertes mit einem niedrigeren | „Die Explosion zerstörte alle Häuser auf der anderen Straßenseite und meinen Briefkasten.“ |
Binnenmajuskel | Großschreibung innerhalb eines Wortes; oft verwendet bei Inflektiven | SonnenStudio, SparAktion, ColorSync, TeilnehmerInnen |
Brachylogie | Auslassung von Satzgliedern (siehe auch Ellipse, Zeugma) | „Das Gras verdorrt in der Sonne, das Hähnchen im Grill.“ |
Buchstabendreher | Meist Vertauschung der anlautenden Konsonanten, seltener der Vokale, zweier zusammengehöriger Wörter, so dass sich ein neuer, meist alberner Sinn oder Klang ergibt, Sonderfall: Schüttelreim (siehe auch Paronomasie, Polysemie, Wortspiel) | „Hauptpreis sind ein Paar kopflose Schnurhörer“ (schnurlose Kopfhörer); „Wechstaben verbuchseln“ (Buchstaben verwechseln) |
C
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Captatio benevolentiae | Eine Rede wird gleich mit Komplimenten für das Gegenüber begonnen | „Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, heute Abend hier zu Ihnen sprechen zu dürfen …“ |
Chiasmus | Überkreuzstellung von syntaktisch oder semantisch entsprechenden Satzteilen (siehe auch Epanodos, Parallelismus) | „Ich bin groß, klein bist du.“; „Wie viel schneller man die Welt mit einem Könige versorge, als Könige mit einer Welt.“ |
Chiffre | Zeichen, dessen Inhalt rätselhaft und letztlich nicht (oder nur vom Autor Gesamtzusammenhang) zu erfassen ist | „Stadt“ als Chiffre der Hoffnungslosigkeit in der expressionistischen Lyrik |
Chrie | Spruchweisheit, Merkspruch, ethische Maxime | „Den Freunden Gutes tun, den Feinden Böses tun.“ |
Constructio ad sensum (auch Synese) | Grammatisch falsche Konstruktion, die aber sinngemäß korrekt ist | „Er liebte das Mädchen und wollte sie heiraten.“ |
Conversio | Wiederkehr eines Wortes am Satzende (siehe Epipher) | „Er hatte am Ende nur noch Schmerzen, nur Schmerzen.“ |
Contradictio in adjecto | Widerspruch in sich selbst; Spezialfall des Oxymoron, widersprüchliche Kombination von Adjektiv und Substantiv | „fünfeckiger Kreis“; „geschliffener Rohdiamant“; „gerade Kurve“ |
Correctio | Verbesserung, Korrektur | „Es war ein Erfolg – was sage ich – ein Triumph.“ |
Cum hoc, ergo propter hoc | Logischer Fehlschluss bzw. logische Verkürzung, auf der Annahme beruhend, zwischen zwei gleichzeitig auftretenden Phänomenen bestehe auch ein kausaler Zusammenhang.(Vgl.: Post hoc, ergo propter hoc) | „Die Sonne ist rund → Die Sonne ist heiß → Was rund ist ist heiß.“ |
D
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Diärese | Zwei aufeinander folgende Vokale werden getrennt. Sie werden als zwei Silben gesprochen. Häufig ist dies für das Metrum von Gedichten wichtig. | „ideal“ |
Dikolon | Zweigliedriger Ausdruck, bei dem die Teile semantisch gleich aufgebaut sind und zueinander parallel und/oder chiastisch stehen. (siehe auch Tetrakolon, Trikolon) | Biblische Bilder sind häufig verwendete Allegorien, biblische Gleichnisse oft herangezogene Metaphern. |
Diminutiv | Verniedlichung; Anfügen der Endung „-chen“ oder „-lein“ an ein Wort um dieses zu verniedlichen bzw. zu verkleinern, häufig beim Sprechen mit kleinen Kindern und in anderen zärtlichen Dialogen verwendet; häufig auch abfällig gemeint | „Frauchen“ / „Fräulein“; „Häschen“ / „Häslein“; „Häuschen“ / „Häuslein“; „Stückchen“ / „Stücklein“ |
Distichon | Gruppe von zwei Versen, die zusammen einen (vollständigen) Sinn ergeben; der erste Vers muss ein Hexameter, der zweite ein Pentameter sein | „Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule. / Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.“ (Friedrich Schiller) |
Dreier-Figur | Siehe Trikolon oder Dikolon |
E
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Elision | Auslassung eines unbetonten Vokales, entweder am Ende eines Wortes, wenn das nächste Wort mit einem Vokal beginnt ① oder Auslassung eines unbetonten Vokales innerhalb eines Wortes ②. (siehe auch Aphärese, Apokope) | ① Da steh’ ich nun ich armer Tor! (Faust I) ② „Mut’ger Augen lichter Schein“ |
Ellipse | Auslassung von Satzteilen (siehe auch Brachylogie, Zeugma) | „Na und?“; „Wer? Ich!“; aber auch: „Ich kann dies, du nicht“ |
Emphase | Nachdrückliche Hervorhebung eines Wortes zur Gefühlsverstärkung | „Menschen! Menschen! Falsche heuchlerische Krokodilsbrut!“ |
Enallage | Siehe Hypallage | |
Enjambement | Fortführung eines Satzes über das Vers-/Zeilenende hinaus | „Die Wellen schaukeln / Den lustigen Kahn“ (Heinrich Heine) |
Enumeration | Aufzählung | „die grünen, die blauen, die roten und die gelben Bälle“ |
Epanalepse | Wiederholung eines Wortes / einer Wortgruppe am Satzanfang oder im Satz (siehe auch Repetitio) | „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an.“ (Johann Wolfgang von Goethe: Erlkönig) |
Epanodos | Sonderfall des Chiasmus, Wiederholung von Worten in umgekehrter Reihenfolge | „Wer nicht kann, was er will, der wolle, was er kann.“ (Leonardo da Vinci) |
Epipher | Sonderfall der Repetitio, (lateinisch: conversio) Wiederholung am Satz-/Versende, (Schema: ...x/ ...x) (siehe auch Anadiplose, Anapher, Geminatio, Kyklos, Symploke) | „Ich fordere Moral, du lebst Moral.“ |
Epiphrase | Syntaktisch scheinbar beendeter Satz erhält Nachtrag zur Abrundung | „Mein Retter seid ihr und mein Engel.“ |
Epitheton (ornans) | Stehendes Beiwort, das eigentlich nicht notwendig ist | „der listenreiche Odysseus, die rosenfingrige Eos“ |
Etymologische Figur (figura etymologica) | Verb verbunden mit einem stammverwandten Substantiv | „einen Kampf kämpfen“; „eine Schlacht schlagen“ |
Euphemismus | Beschönigende Umschreibung | „kräftig“ anstelle von „dick“; „das Zeitliche segnen“ anstelle von „sterben“; „Seniorenresidenz“ anstelle von „Altersheim“ |
Exclamatio | Ausruf | „Stirb!“ |
Exemplum | Beispiel; verdeutlicht einen konkreten Sachverhalt | „Hierzu werfen wir einen Blick in unsere Geschichte. Die Zeit der Weimarer Republik zeigt beispielhaft auf, warum das Recht des Parlaments auf Selbstauflösung in unserem Grundgesetz nicht vorhanden ist.“ |
F
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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figura etymologica | Ein Wortstamm kommt als Verb und Substantiv vor | „einen Kampf kämpfen“; „in Ruhe ruhen“ |
Floskel | Phrasendrescherei; oberflächliche, banale Bemerkung | „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.“ |
G
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Geminatio | Sonderfall der Repetitio, Verdoppelung (siehe Anadiplose, Anapher, Epipher, Kyklos, Symploke) | „Diese, diese Unverschämtheit!“ |
Gleichnis | Siehe Vergleich |
H
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Hendiadyoin | Zwei Wörter mit gleicher oder sehr ähnlicher Bedeutung werden zur Verstärkung der Gesamtaussage verwandt. (siehe Tautologie) | „Mord und Totschlag“ |
Hiatus | Zwei Vokale folgen aufeinander, entweder innerhalb eines Wortes, wenn die beiden Vokale auf zwei Silben verteilt sind ① oder „zwischen“ zwei Wörtern ②. | ① „Kooperation“; „liiert“; „beanstanden“ ② „sagte er“; „schwarze Erde“ |
Homoioteleuton | Endungsgleichheit, (End-)Reim nahe aufeinanderfolgender Wörter | „und verschlang die arme fade Made ohne Gnade. Schade! …“ (Heinz Erhardt: Die Made) |
Homoioarkton | Anfangsgleichheit, Gegenteil von Homoioteleuton (siehe: Stabreim | „Billionen böse Buben beobachten Boris Becker beim bechern.! …“ |
Hypallage (auch Enallage) | Zuordnung eines Attributs zum falschen Substantiv | „das blaue Lächeln seiner Augen“; „Dunkel gingen sie durch die schweigende Nacht.“ (Vergil) |
Hyperbaton (auch Sperrung, Sperrstellung) | Einschub durch Umstellung; zwei Wörter, die syntaktisch (und inhaltlich) zusammengehören, werden künstlich durch einen Einschub voneinander getrennt | „‚Hier‘, rief er, ‚bin ich‘.“ |
Hyperbel | Übertreibung (siehe auch Untertreibung) | „todmüde“; „fuchsteufelswild“; „Schneckentempo“ |
Hypotaxe | Gefüge aus Haupt- und Nebensätzen (siehe auch Parataxe) | „Weil sie ihren Vater besuchen wollte, fuhr sie, als das Wochenende herangerückt war, mit dem Zug nach Bonn.“ |
Hysteron-Proteron | Nachholtechnik; Das logisch/zeitlich nachfolgende wird an den Anfang gestellt (Sonderfall: Anachronismus) | „Dein Mann ist tot und lässt dich grüßen!“ (Faust I: Mephisto an Marthe) |
I
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Idyll | Ein auf den Betrachter friedlich und harmonisch wirkendes Bild. | „Ein Schäferskind spielt auf einer Wiese mit den Herden.“ |
Imperativ | Befehl oder Ausrufesatz (siehe auch Exclamatio) | „Geh!“; „Stehen bleiben!“; aber auch „Es zieht!“ (indirekter Befehlssatz) Gemeint ist: „Mach endlich das Fenster zu!“ |
Inflektiv | Infinite, unflektierte Verbform als Kurzform außerhalb der Syntax ganzer Sätze | „seufz“; „ächz“ |
Inkonzinnität | Bewusste Vermeidung von Parallelem in Syntax, Wortwahl, Tempora (siehe auch Konzinnität) | „Germanien ist von den Sarmaten und Dakern durch gegenseitige Furcht und Berge getrennt.“ (Tacitus: Germania I) |
Interjektion | Ausruf, Gefühlsausdruck | „Ah!“; „Oh!“ |
Inversion | Umkehrung der normalen Wortstellung im Satz zur Hervorhebung des Umgestellten (siehe auch Anastrophe) | „Ein Dieb ist er!“ (anstelle von „Er ist ein Dieb!“) |
Invokation | Siehe Apostrophe | |
Ironie | Gegensatz von wörtlicher und wirklicher Bedeutung (siehe auch Sarkasmus, Zynismus) | „Schöne Bescherung!“; „Das hast du ja mal wieder toll gemacht!“ |
K
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Katachrese (1) | Metapher / Metonymie als Ersatz für fehlendes Wort (vor allem bei technischen Neuerungen) | „der Arm eines Flusses“; „der Arm eine Gerätes“ |
Katachrese (2) | Bildbruch, Bildmissbrauch, Falsche Verbindung zweier Bilder | „Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht.“; „Der Zahn der Zeit, der schon so viele Tränen getrocknet hat, wird auch Gras über diese Wunde wachsen lassen.“ |
Klimax | Stufenweise Steigerung von Wörtern, Gegenteil zur Antiklimax | „Sie arbeiten zehn, zwölf, ja vierzehn Stunden täglich am Erfolg.“ |
Kompositum | Wortzusammensetzung | „Windlicht“; „Bergrücken“; „Talsohle“ (zum Teil auch Metapher) |
Konzetto | Geistreich-witziges Gedanken- oder Wortspiel | |
Konzinnität | Klanglich-rhythmische Ebenmäßigkeit, syntaktische Eleganz (siehe auch Inkonzinnität) | |
Kyklos | Sonderfall der Repetitio, Wiederholung des Satz-/Versanfangs am Ende (Schema: x ... x) (siehe auch Anadiplose, Anapher, Epipher, Geminatio, Symploke) | „Entbehren sollst du, sollst entbehren.“ (Johann Wolfgang von Goethe) |
L
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiel |
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Litotes | Hervorhebung eines Begriffs durch Untertreibung, Abschwächung oder doppelte Verneinung | „meine Wenigkeit“ oder „nicht wenig verdienen“ (Sonderfall Negation); „ich hasse dich nicht“ (anstelle von ich liebe dich) |
M
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Metapher | Ersatz durch bildlichen Ausdruck, wobei zwischen beiden eine (oder auch mehrere) besondere Eigenschaft(en) verbindend wirkt (siehe auch Metonymie, Synekdoche, Vergleich) | „Löwe“ für „tapferer Kämpfer“; „Deckmantel einer Feigheit“ |
Metonymie | Ersatz durch bildlichen Ausdruck, wobei eine reale Beziehung zwischen Beiden besteht: ① Ursache/Wirkung, ② Rohstoff/Produkt, ③ Gefäß/Inhalt,... (siehe auch Metapher, Synekdoche) | ① „Schiller lesen“; ② „das Eisen“ für „das Schwert“; ③ „ein Glas trinken“ |
Montage | Ineinanderverschieben verschiedener Sprach-/Inhaltsebenen | Aus „Euro“ und „teuer“ wird „Teuro“; „kaufgepasst“ |
N
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Neologismus | sprachliche Neubildung | „Rürup-Rente“, „Tchibofonieren“ |
O
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Onomatopoesie (auch Onomatopöie, Onomatopoiie) | Lautmalerei; Der Klang des Wortes unterstreicht die Bedeutung | „Quak!“; „Kuckuck!“; „Muh!“; „Bumm!“; „Peng!“; „Zisch!“; „Es knistert und knastert“ |
Oxymoron | Innerer Widerspruch (Sonderfall: Contradictio in adjecto) | „Verschlimmbesserung“; „Flüssiggas“; „hübschhässlich“; „alter Jüngling“ |
P
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Palindrom | Wörter / Sätze, die man sowohl vorwärts als auch rückwärts lesen kann. | „Reittier“; „Vitaler Nebel mit Sinn ist im Leben relativ.“ |
Paradoxon | Scheinbare Widersprüchlichkeit oder Formulierung einer Idee, die der üblichen Meinung widerspricht | „Der Entwurf ist teuflisch, aber wahrlich – göttlich“ (zugleich Antithese); „Die Verbrechen bringen unermessliche Wohltaten hervor und die größten Tugenden entwickeln unheilvolle Konsequenzen.“ (Paul Valéry) |
Parallelismus | Paralleler Aufbau von (Teil-)Sätzen | „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ (Emil Zátopek) |
Paraphrase | Erklärende Umschreibung (als Zusatz) (siehe auch Periphrase) | „Fische, die stummen Meeresbewohner“ |
Parataxe | Nebeneinanderstellen gleichwertiger Hauptsätze bzw. beigeordneter Nebensätze (siehe auch Hypotaxe) | „Es war ein schöner Morgen. Hans ging zum Blumenladen. Er wollte seine Frau überraschen.“ |
Parenthese | Einschub | „Das ist – wie gesagt – unwichtig.“ |
Paronomasie (auch Annominatio) | Sonderfall eines Wortspiels, Verbindung zweier von der Bedeutung her unterschiedlicher, aber ähnlich klingender Begriffe (siehe auch Buchstabendreher, Polysemie, Schüttelreim) | „Wer rastet, der rostet.“; „Lieber arm dran als Arm ab“ |
Pars pro toto | Sonderfall der Synekdoche: Etwas wird durch einen Teil benannt (siehe auch totum pro parte) | „pro Kopf“ für „pro Person“; „Seine Füße trugen ihn.“; „Ein Dach über dem Kopf haben“ |
Pejoration | Eine Bedeutungsverschlechterung, die ein Wort oder einen Begriff bewusst negativer erscheinen lässt. Sie ist das Gegenteil des Euphemismus. | „Weib“ statt „Frau“; „Ungeziefer“ statt „Insekten“; „zusammenrotten“ statt „sich versammeln“ |
Periphrase | Umschreibung eines Begriffs durch Einzelmerkmale (siehe auch: Paraphrase) | „der Vater des Wirtschaftswunders“ meint Ludwig Erhard |
Personifikation | Siehe Anthropomorphismus: Zuweisung menschlicher Eigenschaften an Tiere, Gegenstände oder ähnliches | „Die Sonne lacht“; „Stimme des Gewissens“ |
Pleonasmus | Häufung sinngleicher, der Wortart nach verschiedener Wörter, wobei beide Worte schon die Bedeutung des Gesamtbegriffs beinhalten (siehe auch Accumulatio, Hendiadyoin, Tautologie) | „bunte Farben“; „runde Kugel“; „alter Greis“ |
Pluralis auctoris | Verwendung des Plurals durch den Autor auf sich selbst, um Einverständnis mit dem Leser zu signalisieren (siehe auch Pluralis maiestatis, Pluralis modestiae) | „Das haben wir wirklich gut gemacht.“ |
Pluralis maiestatis | Bezeichnung der eigenen Person im Plural zum Ausdruck von Macht/Überlegenheit (siehe auch Pluralis auctoris, Pluralis modestiae) | „Wir, Papst Benedictus PP. XVI im 1. Jahr Unseres Pontifikates“ |
Pluralis modestiae | Benutzung des Plurals als Ausdruck von Höflichkeit/Bescheidenheit/zur Vermeidung von „Ich“ (siehe auch Pluralis auctoris, Pluralis maiestatis) | „Das haben wir wirklich gut gemacht.“ |
Pointe | Zuspitzung | „Als schwarze Lesbe in Bayern zu wohnen ist eigentlich gar nicht so schwer, man muss nur …“ |
Polyptoton | Wiederholung eines Wortes in verschiedenen Beugungsformen (siehe auch Repetitio) | „Auge um Auge“ |
Polysemie | Beabsichtigte Mehrdeutigkeit eines Begriffs (siehe Ambiguität) | „Schloss“ – Gebäude oder Verriegelung |
Polysyndeton | Mehrfach verbundene Reihung, häufige Bindewörter sind „und“ oder „oder“. (siehe auch Asyndeton) | „Einigkeit und Recht und Freiheit“ (Deutsche Nationalhymne) |
Post hoc ergo propter hoc | Logischer Fehlschluss, beruhend auf der Annahme, zwischen zeitlich aufeinander folgenden Ereignissen bestehe ein kausaler Zusammenhang | „Ich hatte einen Unfall, weil ich eine schwarze Katze gesehen habe“ statt „Ich habe eine schwarze Katze gesehen und hatte dann einen Unfall“ |
Praeteritio | Vorgebliche Auslassung; der Autor täuscht vor, etwas auszulassen, auf das er in Wirklichkeit fest besteht | „Ganz zu schweigen davon, dass Caesar auch in Gallien …“; „Ich werde Ihnen nicht die Schande bereiten, Sie daran zu erinnern, dass …“ |
Prolepsis | Vorwegnahme (z.B. eines möglichen Einwandes) | „Natürlich könnte man hier einwenden, dass …“ |
R
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiel |
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Redundanz | Überladung einer Aussage mit nicht notwendigen sprachlichen oder inhaltlichen Mitteln | „das muss einmal gesagt werden“; „Ich bekam Sonnenbrand, da ich keine Sonnencreme benutzte und in China fiel ein Reissack um und …“ |
Repetitio | Wiederholung eines Wortes/Satzteils (siehe auch Anadiplose, Anapher, Epanalepse, Epipher, Geminatio, Kyklos, Polyptoton Symploke) | „bald da, bald dort“ |
Rhetorische Frage | Frage, auf die keine Antwort erwartet wird | „Was ist schon normal?“; „Seh’ ich so blöd aus?“; „Wo sind wir denn hier?“ |
S
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Sarkasmus | Beißender, bitterer und verletzender Spott und Hohn, auch boshafte, manchmal bittere Art der Ironie als Reaktion auf einen Angriff (siehe auch Zynismus) | „Der Geschlagene ruft, anstelle zu weinen: ‚Natürlich! Gleich noch mal!‘“ |
Scheindefinition | Gibt vor etwas zu erklären, ist aber nur die Meinung des Sprechers | Purex ist Geschmack. |
Sentenz | Knapper, treffend formulierter Sinnspruch, der einen Satz zusammenfasst und zu allgemeiner Bedeutung erhebt | „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“ (Friedrich Schiller: Wilhelm Tell) |
Solözismus | Grober sprachlicher Fehler, besonders in der syntaktischen Verbindung der Wörter | „Wo Du wolle?“ |
Stabreim | Siehe Alliteration | |
Stichomythie | Schnelle Wechselrede, Schlagabtausch mit wenigen Worten, Rednerwechsel von Vers zu Vers | Dialog zwischen Haimon und Kreon in Sophokles’ Antigone |
Sustentio | Überraschung | „Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Verstellung.“ |
Symbol | Feststehendes Bild, das auf eine abstrakte Vorstellung verweist | „weiße Taube“ für Frieden; „rotes Herz“ für Liebe |
Symploke | Verbindung von Anapher und Epipher (siehe auch Anadiplose, Geminatio, Kyklos) | „Was ist der Toren höchstes Gut? Geld! Was verlockt selbst die Weisen? Geld!“ |
Synästhesie | Verbindung verschiedener Sinneseindrücke | „Das nasse Gras klang wie ein Liebeslied“; „Süßer die Glocken nie klingen“ |
Synekdoche | Ersetzung durch numerisch verwandten Begriff: Teil/Ganzes, Gattung/Art, Singular/Plural, früheres/späteres (siehe auch Antonomasie, Metapher, Metonymie, Pars pro toto, Periphrase, Totum pro parte) | „Dach“ für Haus; „Kopf“ für Mensch; „der Deutsche“ für viele Deutsche |
Synese (auch Constructio ad sensum) | Nicht nach grammatikalischen Erfordernissen, sondern nach dem Sinn oder der inhaltlichen Bedeutung formuliert | „Eine Menge Menschen liefen zusammen“; „Der Worte sind genug gewechselt“ |
Synonymie | Gleichnamigkeit; sinnverwandte Wörter, deren Bedeutung sich weitgehend deckt. | „Haus und Hof“; „Das ist mein Grund und Boden!“ |
T
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Tautologie | Häufung, Wiederholung des Gesagten mit sinnverwandtem Wort, wobei bereits beide Wörter die Bedeutung des Gesamtausdrucks beinhalten. Beide Wörter gehören hierbei der selben Wortart an. (siehe auch Accumulatio, Hendiadyoin, Pleonasmus) | „hegen und pflegen“; „Immer und Ewig“; „Angst und Bange“ |
Tetrakolon | Viergliedriger Ausdruck, bei dem alle vier Teile semantisch gleich aufgebaut sind und zueinander parallel und/oder chiastisch stehen. (siehe auch Dikolon, Trikolon) | „dare, donare, dicare, consecrare“ |
Totum pro parte | Sonderfall der Synekdoche. Etwas wird durch den Oberbegriff seines Bedeutungsfeldes ausgedrückt (siehe auch Metonymie, Pars pro toto) | „Wald“ für „Baum“; „Deutschland gewinnt“ statt die „der deutsche Sportler gewinnt“ |
Trikolon (auch Dreierfigur) | Dreigliedriger Ausdruck, bei dem alle drei Teile semantisch gleich aufgebaut sind und zueinander parallel und/oder chiastisch stehen. (siehe auch Dikolon, Tetrakolon) | „Veni Vidi Vici“; „quadratisch, praktisch, gut“ |
Trikolon in membris crescentibus | Dreigliedriger Ausdruck in Verbindung mit einer inhaltlichen Steigerung (Klimax) | „Ich achte, liebe, vergöttere dich“ |
U
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
---|---|---|
Untertreibung | Es wird nicht genau das angesprochen, was eigentlich gemeint ist, indem man es herunterspielt, seinen Wert mindert, untertreibt. (siehe auch Litotes) | „Das ist nicht übel.“ |
V
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Variation | Gleichklangs-/Wiederholungsvermeidung | |
Verdinglichung | Zuordnung nicht-menschlicher Eigenschaften zu Personen (siehe auch Anthropomorphismus) | „Die Dachdecker brechen entzwei“ |
Vergleich (auch Gleichnis) | Veranschaulichung, gekennzeichnet durch das Wort „wie“ oder „als“ | „stark wie ein Löwe“; größer als ein Elefant |
Vulgarismus | Umgangssprache | „kacken“ |
W
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Wortspiel | vgl. Buchstabendreher, Paronomasie, Polysemie, Schüttelreim | „Jesuiter – Jesuwider“ |
Z
Bezeichnung | Beschreibung oder deutsche Bezeichnung | Beispiele |
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Zeugma | Verbindung nicht zusammengehöriger Satzglieder | „Er hob den Blick und ein Bein gen Himmel.“; „Er öffnete die Schachtel, danach den Mund.“ |
Zeugmo | Verbindung polysemer Wortstämme mit einem Ergänzungsstrich | „gehobene Stimme und -ung“ |
Zynismus | Sich durch boshaft verletzende Äußerungen zeigende Haltung eines Menschen als Demonstration der Überlegenheit (siehe auch Ironie, Sarkasmus) | „Der Schläger sagt nach seiner Tat: ‚Hat es dir gefallen? Soll ich noch mal draufhauen?‘“ |