Österreichische Kaiserhymnen
Das Kaiserreich Österreich bzw. nach erfolgtem Ausgleich mit Ungarn das Kaiserreich Österreich-Ungarn kannte die Besonderheit, dass die Nationalhymnen nicht ein für allemal feststanden, sondern üblicherweise mit dem Herrscher wechselten. Ihre Bezeichnung ist uneinheitlich, man kennt sie als Volkshymnen wie auch als Kaiserhymnen.
Die Volkshymne - politisches Symbol der Habsburger Monarchie
Dieser Wechsel der Hymnen mit den Herrschern kann darauf zurückgeführt werden, daß der Kaiser jedenfalls in vorkonstitutioneller Zeit (in Österreich also bis spätestens 1861) nicht lediglich als Staatsoberhaupt angesehen wurde, sondern als von Gott selbst eingesetzte Verkörperung des Staats selbst: er und nicht Staat oder Nation beanspruchen Verehrung, denn er selbst ist der Staat, und vor den anderen Sterblichen ist er mit dieser Beleihung durch Gott ausgezeichnet.
Später hingegen - wenngleich die habsburgischen Kaiser sich bis zuletzt Gottesgnadentum beimaßen - mag die Supranationalität des Kaiserhauses als einem der nicht eben zahlreichen einigenden Bänder der Donaumonarchie mit ihren höchst verschiedenartigen Landesteilen im Vordergrund gestanden haben, wofür auch die Übertragung der Volkshymne in die einzelnen Landessprachen spricht. Der Wechsel der Hymnen ist allerdings im Ansatz auch bei anderen Herrscherhymnen zu beobachten. So hatte das Deutsche Reich in seiner Hymne "Heil dir im Siegerkranz" auch eine Strophe folgenden Wortlauts aufzuweisen: "Sei, Kaiser Wilhelm, hier lang deines Volkes Zier..." Außerdem wird die britische Nationalhymne, abhängig vom Throninhaber, als "God Save the Queen" oder "God save the King" intoniert.
Zwar hatten die einzelnen Landesteile auch ihre Nationallieder, welche nach 1918 dann nicht selten zu Nationalhymnen der unabhängig gewordenen Nachfolgestaaten oder zu Hymnen ihrer Landesteile avancierten, doch wurde - Ausdruck des über den Nationen stehenden Hauses Habsburg - zu feierlichen Anlässen stets zuerst die Volkshymne intoniert.
Es blieb nicht aus, daß die Volkshymnen auch auf andere Personen umgedichtet wurden. So sang man nach der Schlacht von Aspern und Eßling gegen Napoleon 1809 die Volkshymne auch auf Erzherzog Karl: "Gott erhalte Karl den Helden!"
Die Haydn-Hymne wurde durch die lange Zeit, in welcher sie in Gebrauch war, in dieser und jener Textform zum zentralen patriotischen Lied Österreichs, welches sogar die die Monarchie überlebte und nach dem Ersten Weltkrieg die sogenannte "Renner-Kienzl"-Hymne "Deutschösterreich, du herrliches Land" nach wenigen Jahren zugunsten des zur Haydn-Hymne gesungenen "Sei gesegnet ohne Ende" aus dem Feld schlug. Selbst in den ersten Jahren der Zweiten Republik machte die Haydn-Hymne der Preradovic-Hymne "Land der Berge, Land am Strome" noch Konkurrenz. So hat Franz Grillparzer mit dem folgenden andachtsvollen Gedicht seine Gefühle der wohlbekannten und altgewohnten Volkshymne gegenüber zum Ausdruck gebracht:
- Als ich noch ein Knabe war
- Rein und ohne Falte
- Klang das Lied mir wunderbar,
- Jenes "Gott erhalte".
- Selbst in Mitte der Gefahr
- Von Getös' umrungen,
- Hört' ich's weit entfernt, doch klar
- Wie von Engelszungen.
- Und nun müd' und wegeskrank
- Alt, doch auch der Alte,
- Sprech' ich Hoffnung aus und Dank
- Durch das "Gott erhalte".
Die Volkshymne war aber auch Symbol der überkommenen Ordnung, gegen welche die sogenannten Demagogen sich zwischen 1815 und 1848 richteten. Somit wurden sie auch Gegenstand politischer Parodien, wie etwa durch August Heinrich Hoffmanns von Fallersleben, welcher die Volkshymne am 2. Juli 1841 in seinen "Unpolitischen Liedern" unter dem Titel "Syrakusaise" wie folgt abwandelte:
- Gott erhalte den Tyrannen,
- Den Tyrannen Dionys!
- Wenn er uns des Heils auch wenig
- Und des Unheils viel erwies,
- Wünsch' ich doch, er lebe lange,
- Flehe brünstig überdies:
- Gott erhalte den Tyrannen,
- Den Tyrannen Dionys!
Es war - im selben Jahr - auch Hoffmann von Fallersleben, der diese Volkshymne in seinem Helgoländer Exil auf den Text "Deutschland, Deutschland über alles" umschrieb. Schon wenige Tage danach druckte der Hamburger Verleger Julius Campe das Lied.
In Anhalt wurde die Volkshymne bei gleicher Melodie zur "Herzogshymne":
- Gott erhalte uns aus Gnaden
- Unsern Herzog und sein Haus,
- Die auf Kriegs- und Friedenspfaden
- Ziehen ihrem Volk voraus.
- Gott erhalte uns zum Segen
- Unsern Herzog und sein Haus.
Die Melodie von Joseph Haydn
Alle Volkshymnen werden nach einer Melodie von Joseph Haydn (1732-1809) gesungen, welcher sie auf Vorschlag von Graf Joseph Franz Saurau im Januar 1797 zum Text Lorenz Leopold Haschkas komponierte; bei dieser Melodie handelt es es sich um dieselbe Melodie, zu welcher bis heute die deutsche Nationalhymne gesungen wird.
Es scheint, daß Haydn sich hierbei von einem kroatischen Volkslied inspirieren ließ, welches er aus seiner Kindheit oder von der Feldarbeit als Erwachsener kennen mochte und in burgenlandkroatischen Gebieten unter dem Titel "Stal se jesem" gesungen wurde. Die nachfolgende Version wurde von einem Knecht in der burgenländischen Gemeinde Schandorf (Cemba) im Bezirk Oberwart aufgenommen:
Haydns Patriotismus scheint von einer unkomplizierten und aufrichtigen Art gewesen zu sein. Während seines von Krankheit und Gebrechlichkeit gezeichneten Alters quälte sich Haydn oft an sein Klavier, um freudigen Herzens die Volkshymne zu spielen, als Trost in langer und schwerer Krankheit. Er selbst faßte das wie folgt in Worte: Ich spiele das Lied an jedem Morgen, und oft habe ich Trost und Ergehung daraus genommen in den Tagen der Unruhe. Mir ist herzlich wohl, wenn ich es spiele, und noch eine Weile nachher.
Der Melodie der Haydn-Hymne wurden abgesehen von deutschen und österreichischen Volks- und Nationalhymnen selbst englische Texte unterlegt, etwa "Glorious Things Of Thee are Spoken" von John Newton.
Noch im selben Jahr 1797 variierte Haydn selbst sein Werk im langsamen Satz seines C-Dur-Streichquartetts op. 76 Nr. 3, dem so genannten "Kaiser-Quartett", Variationen über das "Volkslied". Doch nur die Begleitstimmen werden variiert. Die Hymne, die den Kaiser feiern soll, ist unantastbar wie seine Autorität.
Auch haben sich andere klassische Musiker noch lange nach dem Tod des Komponisten seiner Volkshymne durch Variationen angenommen:
- Carl Czerny verfaßte eine Anzahl von Variationen für Klavier und Streichquartett (op. 73), siehe diesen Weblink.
- Tschaikowski bearbeitete im Jahr 1876 Haydns Werk für Orchesteraufführungen.
- Johann Strauß (Sohn), "Kaiser-Franz-Joseph-Rettungs-Jubelmarsch" op. 126
Volkshymne unter Franz I.
Der Zeitpunkt der Entstehung der ersten Volkshymne 1797 ist kein Zufall. Er fällt in eine Zeit, als gegen das revolutionäre Frankreich die Koalitionskriege geführt wurden, Österreich sich durch Frankreich bedroht sah und die monarchische Idee herausgefordert wurde.
Die Worte - welche unverkennbar gewisse Anleihen bei der britischen Hymne nehmen - stammen von Lorenz Leopold Haschka, 1749-1827. Am 12. Februar 1797 aus Anlaß des Geburtstags des Kaisers in allen Wienern Theatern gesungen, im Burgtheater Gegenwart seiner Majestät, des Kaiser Franz II./I. selbst. Franz, der sich zufrieden mit der Komposition zeigte, vergalt es Haydn durch das Geschenk einer Dose mit seinem, des Kaisers, Bild.

- 1. Gott erhalte Franz, den Kaiser,
- Unsern guten Kaiser Franz!
- Lange lebe Franz, der Kaiser,
- In des Glückes hellstem Glanz!
- Ihm erblühen Lorbeerreiser,
- Wo er geht, zum Ehrenkranz!
- Gott erhalte Franz, den Kaiser,
- Unsern guten Kaiser Franz!
- 2. Laß von seiner Fahne Spitzen
- Strahlen Sieg und Fruchtbarkeit!
- Laß in seinem Rate sitzen
- Weisheit, Klugheit, Redlichkeit!
- Und mit Seiner Hoheit Blitzen
- Schalten nur Gerechtigkeit!
- Gott erhalte Franz, den Kaiser,
- Unsern guten Kaiser Franz!
- 3. Ströme deiner Gaben Fülle
- Über ihn, sein Haus und Reich!
- Brich der Bosheit Macht, enthülle
- Jeden Schelm- und Bubenstreich!
- Dein Gesetz sei stets sein Wille,
- Dieser uns Gesetzen gleich.
- Gott erhalte Franz, den Kaiser,
- Unsern guten Kaiser Franz!
- 4. Froh erleb' er seiner Lande,
- Seiner Völker höchsten Flor!
- Seh sie, Eins durch Bruderbande,
- Ragen allen andern vor!
- Und vernehm noch an dem Rande
- Später Gruft der Enkel Chor.
- Gott erhalte Franz, den Kaiser,
- Unsern guten Kaiser Franz!
Von dieser Volkshymne bestehen verschiedene Versionen. Im Jahr 1826 ins Hofprotokoll aufgenommen und damit offiziell wurde zuletzt nicht die Haschka-Hymne, sondern eine Version eines unbekannten Dichters. Sie war bis März 1835 in Gebrauch.
- 1. Gott erhalte Franz den Kaiser,
- unsern guten Kaiser Franz!
- Hoch als Herrscher, hoch als Weiser
- steht er in des Ruhmes Glanz.
- Liebe windet Lorbeerreiser
- ihm zu ewig grünem Kranz.
- Gott erhalte Franz den Kaiser,
- unsern guten Kaiser Franz!
- 2. Über blühende Gefilde
- reicht sein Zepter weit und breit.
- Säulen seines Throns sind Milde,
- Biedersinn und Redlichkeit.
- Und von seinem Wappenschilde
- Strahlet die Gerechtigkeit.
- Gott erhalte Franz den Kaiser,
- unsern guten Kaiser Franz!
- 3. Sich mit Tugenden zu schmücken,
- achtet er der Sorgen wert.
- Nicht, um Völker zu erdrücken,
- flammt in seiner Hand das Schwert;
- sie zu segnen, zu beglücken,
- ist der Preis, den er begehrt.
- Gott erhalte Franz den Kaiser,
- unsern guten Kaiser Franz!
Eine vierte Strophe kam nach dem Sieg über Napoleon hinzu:
- 4. Er zerbrach der Knechtschaft Bande,
- hob zur Freiheit uns empor.
- Früh erleb' er deutscher Lande,
- deutscher Völker höchsten Flor
- und vernehme noch am Rande
- später Gruft der Enkel Chor:
- Gott erhalte Franz den Kaiser,
- unsern guten Kaiser Franz!
Volkshymne unter Ferdinand I.
Auch für diesen Kaiser bestehen mehrere Volkshymnen. Zur Thronbesteigung Kaiser Ferdinands waren vierzehn Entwürfe eingereicht worden; ausgewählt wurde zunächst die Fassung "Gott erhalte unsern Kaiser, unsern Kaiser Ferdinand!" des schlesischen Dichters Karl von Holtai (1798-1880), in Gebrauch von April 1835 bis Januar 1836.
- 1. Gott erhalte unsern Kaiser,
- Unsern Kaiser Ferdinand!
- Reich, o Herr, dem guten Kaiser
- Deine starke Vaterhand!
- Wie ein zweiter Vater schalte
- Er an Deiner Statt im Land!
- Ja, den Kaiser, Gott, erhalte,
- Unsern Kaiser Ferdinand!
- 2. Laß in seinem Rate weilen
- Weisheit und Gerechtigkeit!
- Laß ihn seine Sorgen teilen
- Zwischen Zeit und Ewigkeit;
- Daß er hier sein Reich verwalte
- Nur als Deines Reiches Pfand!
- Ja, den Kaiser, Gott, erhalte,
- Unsern Kaiser Ferdinand!
- 3. Gib ihm Frieden! Gib ihm Ehre!
- Wenn die Ehre ruft zum Krieg,
- Sei mit ihm und seinem Heere;
- Unsern Fahnen schenk den Sieg;
- Wo sie wallen, da entfalte
- Segen sich für jeden Stand!
- Ja, den Kaiser, Gott, erhalte,
- Unsern Kaiser Ferdinand!
- 4. Alles wechselt im Getriebe
- Vielbewegter Erdenwelt;
- Doch erprobter Treu und Liebe
- Ward die Dauer beigesellt.
- Uns're Treue bleibt die alte,
- Unauflöslich ist ihr Band:
- Ja, den Kaiser, Gott, erhalte,
- Unsern Kaiser Ferdinand!
Die Holtai-Hymne konnte sich nicht dauerhaft durchsetzen, dem Vernehmen nach deswegen, weil von Holtai kein Österreicher war, was das Volk von Wien nicht goutiert haben soll. Sie wurde darum binnen kurzem durch die nachstehende Volkshymne von Freiherr v. Zeydlitz (1790-1862 ersetzt. Die Zeydlitz-Hymne war vom Februar 1836 bis zum März 1854 in Gebrauch.
- 1. Segen Östreichs hohem Sohne,
- Unserm Kaiser Ferdinand!
- Gott von Deinem Wolkenthrone
- Blick erhörend auf dies Land!
- Laß Ihn, auf des Lebens Höhen
- Hingestellt von Deiner Hand,
- Glücklich und beglückend stehen,
- Schütze unsern Ferdinand!
- 2. Alle Deine Gaben spende
- Gnädig Ihm und Seinem Haus;
- Alle deine Engel sende,
- Herr, auf Seinen Wegen aus!
- Gib, daß Recht und Licht und Wahrheit,
- Wie sie Ihm im Herzen glüh'n,
- Lang' in reiner, ew'ger Klarheit
- Noch zu unserm Heile blüh'n!
- 3. Palmen laß Sein Haupt umkränzen,
- Scheuche Krieg und Zwietracht fort;
- Laß Ihn hoch und herrlich glänzen,
- Als des Friedens Schirm und Hort!
- Laß Ihn, wenn Gewitter grauen,
- Wie ein Sternbild hingestellt,
- Tröstend Licht hernieder thauen,
- In die sturmbewegte Welt!
- 4. Holde Ruh und Eintracht walte,
- Wo er sanft das Scepter schwingt;
- Seines Volkes Liebe halte
- Freudig Seinen Thron umringt;
- Unaufhörlich festgeschlungen
- Bleibe ewig dieses Band!
- Rufet "Heil" mit tausend Zungen,
- "Heil dem milden Ferdinand!"
Volkshymne unter Franz Joseph I. und Karl I.
In den ersten Jahren der Regierungszeit Franz Josephs I. gelang es nicht, sich auf eine neue Volkshymne zu einigen. Eine von Franz Grillparzer aus Anlass der Thronbesteigung Franz Josephs im Dezember 1848 gedichtete Volkshymne "Gott erhalte unsern Kaiser und in ihm das Vaterland!" konnte sich nicht durchsetzen und war nie in Gebrauch - Grillparzer hatte diese Fassung zwar auf Ersuchen der Hofkanzlei verfaßt, sich aber selbst in einem beigefügten Schreiben von seinem Entwurf distanziert.
- 1. Gott erhalte unsern Kaiser
- und in ihm das Vaterland!
- Der du Kronen hältst und Häuser,
- schirm ihn, Herr, mit starker Hand!
- Daß ein Guter und ein Weiser,
- er ein Strahl von deinem Blick:
- Gott erhalte unsern Kaiser,
- unsre Liebe, unser Glück!
- 2. Laß in seinem Rate sitzen
- Weisheit und Gerechtigkeit,
- Sieg von seinen Fahnen blitzen,
- führt das Recht ihn in den Streit;
- doch verschmähend Lorbeerreiser
- sei der Friede sein Geschick:
- Gott erhalte unsern Kaiser,
- unsre Liebe, unser Glück!
- 3. Mach uns einig, Herr der Welten,
- tilg der Zwietracht Stachel aus,
- daß wir nur als Söhne gelten
- in desselben Vaters Haus.
- Und ein Vaterherz beweis er
- ungetheilt in kleinstem Stück:
- Gott erhalte unsern Kaiser,
- unsre Liebe, unser Glück!
- 4. Mag dann eine Welt uns dräuen,
- er mit uns und wir für ihn!
- Neu im alten, alt im neuen
- laß uns unsre Bahnen ziehn.
- Wenn sein letzter Pulsschlag leiser,
- Schau er segnend noch zurück!
- Gott erhalte unsern Kaiser,
- unsre Liebe, unser Glück!
Etliche Entwürfe für eine neue Volkshymne wurden offiziell eingereicht oder inoffiziell unters Volk gebracht, wurden aber sämtlich verworfen oder erlangten keine Popularität. Beispielhaft sei diese sich gegen großdeutsche Bestrebungen wendende, prohabsburgische Fassung aus dem Jahr 1849 angeführt:
- Gott erhalte unsern Kaiser,
- Lothringens und Habsburgs Sohn!
- Als Vermächtnis beider Häuser
- Saß stets Tugend auf dem Thron!
- Was an Glück dem Volk zu schenken
- Gab uns seine milde Hand -
- Mit vereinter Kraft zu lenken
- Unser weites Vaterland.
- Gott erhalte unsern Kaiser,
- Daß er ernte seine Saat,
- Ihn umgebe stets ein weiser,
- Ein vom Volk geliebter Rath,
- Daß, was kräftig er vollbringe,
- Alle stützen auch zugleich -
- Mit vereinter Kraft verjünge
- Sich ein freies Österreich.
- Deutsche, Ungarn und Dalmaten,
- Slav', Lombarde und Kroat,
- Seien einig im Berathen
- Und auch einig in der That!
- Um dem Vaterland zu geben
- Neuen Glanz und neuen Ruhm -
- Mit vereinter Kraft erstreben
- Wir ein mächtig Kaiserthum.
Schließlich wurde die nachstehende Volkshymne von Johann Gabriel Seidl durch Handbillet Franz Josephs am 27. März 1854 zum authentischen Text erklärt. Die Strophen, die sich auf die Kaiserin und auf den Thronfolger beziehen, sind spätere Zusätze, welche anscheinend mit dem Tod der darin angesprochenen Personen wieder entfielen; die Kaiserinnenstrophe wurde aus Anlaß der am 27. April 1854 stattgefundenen Vermählung in die Volkshymne aufgenommen. Diese Fassung der Volkshymne wurde bis zum Untergang des Kaiserreichs 1918 gesungen; auf Karl I. wurde demgemäß keine eigene Volkshymne gedichtet.
- 1. Gott erhalte, Gott beschütze
- Unsern Kaiser, unser Land!
- Mächtig durch des Glaubens Stütze,
- Führt er uns mit weiser Hand!
- Laßt uns seiner Väter Krone
- Schirmen wider jeden Feind:
- Innig bleibt mit Habsburgs Throne
- Österreichs Geschick vereint.
- 2. Fromm und bieder, wahr und offen
- Laßt für Recht und Pflicht uns stehn;
- Laßt, wenns gilt, mit frohem Hoffen
- Mutvoll in den Kampf uns gehn!
- Eingedenk der Lorbeerreiser
- Die das Heer so oft sich wand:
- Gut und Blut für unsern Kaiser,
- Gut und Blut fürs Vaterland!
- 3. Was der Bürger Fleiß geschaffen
- Schütze treu des Kaisers Kraft;
- Mit des Geistes heitren Waffen
- Siege Kunst und Wissenschaft!
- Segen sei dem Land beschieden
- Und sein Ruhm dem Segen gleich;
- Gottes Sonne strahl' in Frieden
- Auf ein glücklich Österreich!
- 4. Laßt uns fest zusammenhalten,
- In der Eintracht liegt die Macht;
- Mit vereinter Kräfte Walten
- Wird das Schwere leicht vollbracht,
- Laßt uns Eins durch Brüderbande
- Gleichem Ziel entgegengehn
- Heil dem Kaiser, Heil dem Lande,
- Österreich wird ewig stehn!
- 5. An des Kaisers Seite waltet,
- Ihm verwandt durch Stamm und Sinn,
- Reich an Reiz, der nie veraltet,
- Uns're holde Kaiserin.
- Was als Glück zu höchst gepriesen
- Ström' auf sie der Himmel aus:
- Heil Franz Josef, Heil Elisen,
- Segen Habsburgs ganzem Haus!
- 6. Heil auch Öst'reichs Kaisersohne,
- Froher Zukunft Unterpfand,
- Seiner Eltern Freud' und Wonne,
- Rudolf tönt's im ganzen Land,
- Unsern Kronprinz Gott behüte,
- Segne und beglücke ihn,
- Von der ersten Jugendblüthe
- Bis in fernste Zeiten hin.
Fassungen der Volkshymne in den Sprachen der Donaumonarchie
Da Österreich-Ungarn ein Vielvölkerstaat war, wurde die Volkshymne zu Zeiten Franz Josephs - der jeweilige genaue Zeitpunkt ist unbekannt, ist aber als offenbare Reaktion auf den erwachenden Nationalismus der Völkerschaften des Reichs wohl nicht auf einen früheren Zeitpunkt als etwa 1890 zu verorten - in der Regel in der Form einer Nachdichtung der francisco-josephinischen Version auch in zahlreiche weitere Sprachen der Donaumonarchie übertragen.
Ungarisch
- Tartsa Isten, óvja Isten
- Királyunk s a közhazát!
- Erőt lelve a szent hitben
- Ossza bölcs parancsszavát!
- Hadd védnünk ős koronáját
- Bárhonnét fenyítse vész!
- Magyar honnal Habsburg trónját
- Egyesíté égi kéz.
Tschechisch
- Zachovej nám Hospodine
- Císaře a naši zem
- Dej, ať z víry moc mu plyne
- Ať je moudrým vladařem
- Hajme věrně trůnu Jeho
- Proti nepřátelům všem
- Osud trůnu Habsburského
- Rakouska je osudem.
- Plňme věrně povinnosti
- Braňme právo počestně
- A když třeba, s ochotností
- V boj se dejme statečně
- Na paměti věčné mějme
- Slávu vojska vítěznou
- Jmění, krev i život dejme
- Za Císaře, za vlast svou!
- Čeho nabyl občan pilný
- Vojín zbraní zastávej
- Uměním i vědou silný
- Duch se vzmáhej, jasně skvěj
- Bože račiž přízeň dáti
- Naší vlasti milené
- Slunce Tvé ať věčně svítí
- Na Rakousko blažené.
- Stůjme k sobě v každou chvíli
- Svornost jenom moci dá
- Spojené kde vládnou síly
- Vše se snadno překoná
- Když se ruka k ruce vine
- Tak se dílo podaří
- Říš Rakouská nezahyne
- Sláva vlasti, Císaři!
- Císaři po boku vládne
- Rodem, duchem spřízněná
- V kráse, která neuvadne
- Císařovna vznešená
- Bože račiž přízeň svoji
- Habsburskému domu dát
- Františkovi Josefovi
- Alžbětě rač požehnat!
Kroatisch
- Bože živi, Bože štiti
- Kralja našeg i naš dom.
- Vječnom Ti ih slavom kiti,
- Snagom Ti ih jačaj svom.
- Ti nam sretne dane množi,
- Habsburškoj ih kući daj,
- S njenom snagom zauvijek složi
- Hrvatske nam krune sjaj.
Polnisch
- Boże wspieraj, Boże ochroń
- Nam Cesarza i nasz kraj,
- Tarczą wiary rządy osłoń,
- Państwu Jego siłę daj.
- Brońmy wiernie Jego tronu,
- Zwróćmy wszelki wroga cios,
- Bo z Habsburgów tronem złączon
- Jest na wieki Austrii los.
Slowenisch
- Bog ohrani, Bog obvari
- Nam Cesarja, Avstrijo!
- Modro da nam gospodari
- S svete vere pomočjo.
- Branimo mu krono dedno
- Zoper vse sovražnike,
- S habsburškim bo tronom vedno
- Sreča trdna Avstrije.
Rumänisch
- Doamne sânte, intaresce
- Pra al nostru Împărat!
- Sa domneasca ´nteleptesce
- Pe dreptate răzimat!
- Părintescule-i coroane
- Credincios sa-i aperam:
- De-a Habsburgei nalte troane
- Soartea noastră s’o legam!
Italienisch
- Serbi Dio l'austriaco regno
- Guardi il nostro imperator!
- Nella fé che gli e sostegno regga noi
- Con saggio amor
- Difendiamo il servo avito
- Che gli adorna il regno crin
- Sempre d'Austria il soglio unito
- Sia d'Asburgo col destin.
Die Volkshymne und das Ende des Kaiserreichs
Selbstverständlich gab es nach dem Untergang des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs keine Volkshymnen mehr, die einem Kaiser gewidmet waren. Die Volkshymnen hatten jedoch weiterhin eine bestimmende Wirkung auf das patriotische Liedgut Österreichs, welche erst 1946 und wohl sogar erst später zum Erliegen kam. Noch die Nationalhymne der Ersten Republik ab 1929 - Sei gesegnet ohne Ende - wurde zur Haydn-Hymn gesungen, und auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren Bestrebungen festzustellen, die Haydn-Hymne wieder zur österreichischen Nationalhymne zu erheben.
Als Parodie auf die Volkshymne entstand in den Nachkriegswirren die folgende Fassung:
- Gott erhalte, Gott beschütze
- Unsern Renner, unsern Seitz,
- Und erhalt - man kann nie wissen -
- Auch den Kaiser in der Schweiz!
Aus dem Jahr 1920 hingegen stammt die folgende Parodie von Karl Kraus:
- Gott erhalte, Gott beschütze
- Vor dem Kaiser unser Land!
Eine Art Volkshymne wurde aber auch von Monarchisten auf Otto von Habsburg gedichtet:
- In Verbannung, fern den Landen
- Weilst Du, Hoffnung Österreichs.
- Otto, treu in festen Banden
- Steh'n zu Dir wir felsengleich.
- Dir, mein Kaiser, sei beschieden
- Alter Ruhm und neues Glück!
- Bring den Völkern endlich Frieden,
- Kehr zur Heimat bald zurück!
Ein letztes Mal ist die Volkshymne (in der francisco-josephinischen Fassung) 1989 zum Begräbnis Kaiserin Zitas im Wiener Stephansdom offiziell intoniert worden. Außerdem 2001 anlässlich der Goldenen Hochzeit von Erzherzog Dr. Otto von Habsburg in Mariazell.
Noch heute läßt die Ankeruhr am Hohen Markt zu Wien mit allen ihren 1000 Pfeifen täglich um 12 Uhr mittags das "Gott erhalte" erklingen.
Siehe auch
- Liste der Nationalhymnen
- Deutschösterreich, du herrliches Land - Hymne der Ersten Österreichischen Republik 1920-1929
- Sei gesegnet ohne Ende - Hymne der Ersten Österreichischen Republik ab 1929
- Land der Berge, Land am Strome - Hymne der Zweiten Österreichischen Republik
- Der Einfluß der Volksmusik auf Haydns Musik (englisch)
Weblinks
Hörbeispiel im MIDI-Format (5KB)
- Manuskript der Volkshymne von Joseph Haydn, 1797
- mp3-Datei mit der 1. Strophe der francisco-josephinischen Volkshymne, gefolgt von der "Volkshymne" auf Otto von Habsburg
- Sprachfassungen der Volkshymne: tschechisch, kroatisch, polnisch, slowenisch, rumänisch, italienisch, ukrainisch und hebräisch