Zum Inhalt springen

Die Päpstin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. August 2008 um 12:57 Uhr durch 91.39.20.89 (Diskussion) (Änderung 49379378 von 91.39.20.89 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Päpstin (Pope Joan) ist ein historischer Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross aus dem Jahr 1996. Die Autorin verarbeitet darin die Geschichte der legendären Päpstin Johanna. Teilweise hält sie sich an Rahmendaten der heterogen überlieferten Legende, von der sie sich eine „feministische“ Version aussucht. Der Großteil des Romans besteht jedoch aus einer frei erfundenen Geschichte über eine modern anmutende junge Frau, deren Bildungsdrang in einer patriarchalen Gesellschaft sie dazu zwingt, sich ihr Leben lang zu verstellen, da sie sich als Mann verkleiden muss. Eine Verkettung von Zufällen führt letzten Endes dazu, dass sie sich auf dem Papstthron wiederfindet.

Der Anhang enthält eine populärwissenschaftliche Diskussion über die Legende mit zahlreichen Quellenangaben. Die deutschsprachige Übersetzung, die von Wolfgang Neuhaus stammt, erschien erstmals 1996 im Verlag Rütten und Loening, Berlin. Diese Übertragung wird seither auch für die weiteren Auflagen des Bestsellers verwendet.

Inhalt

Johanna kommt im Jahr 814 als Tochter des religiösen Dorfpriesters und seiner sächsischen Frau Gudrun zur Welt. Ihr Bruder Matthias lehrt Johanna das Lesen, doch kurz bevor der Vater dies entdeckt, stirbt Matthias am Fieber. Dies ist für den Vater eines der schlimmsten Schläge da er nun nur noch einen jüngeren Sohn hat, der aber weit nicht so gebildet war wie Matthias, und sein, wie er meint, Teufelskind Johanna. Als Matthias stirbt, schreit der Vater: „Warum Gott nimmst du mir das falsche Kind und lässt dies Satanskinder leben?“

Ein griechischer Gelehrter namens Aeskulapius erweitert die Denkweise der wissbegierigen Johanna und – vom Vater erzwungen – des widerstrebenden Bruders Johannes. Der Unterricht ist in Latein und Griechisch sowie in antiker Philosophie. Als Aeskulapius zurück nach Griechenland muss, schenkt er Johanna zum Abschied ein Buch in griechischer Sprache und lateinischer Übersetzung. Nachts liest Johanna das verbotene Buch und wird von ihrem Vater entdeckt, der sie deswegen beinahe zu Tode prügelt. Doch durch die Liebkosungen und Fürsorge der Mutter kommt sie wieder zu sich. Als Strafe für ihr Vergehen soll sie die Seiten des Buches mit einem Messer von den Buchstaben reinigen, um somit das Pergament weiter nutzen zu können. Diese Strafe lehnt sie ab, worauf ihr Vater es tut. Bereits hier werden ihr erste Grenzen des Lebens als Frau deutlich.

Wochen später kommt ein Bote von der Scola bei Dorstadt und soll Johanna mitnehmen, damit sie dort ihre Studien aufnehmen kann. Der Vater ist entsetzt, will Johannes schicken, ihre Mutter, Johanna schützend, ist der gleichen Meinung. Johannas verzweifelte Versuche dem Boten klar zumachen, dass sie gemeint ist, scheitern. So nimmt der Bote Johannes mit. In derselben Nacht noch flieht Johanna und sieht ihre geliebte Mutter nie wieder. Johanna holt die anderen Boten ein und reitet mit ihrem Bruder zusammen nach Dorstadt. Der Bischof ist begeistert von ihrem Wissen, und da Johannes nicht nach Hause zurückkehren kann, genießen beide eine hervorragende Ausbildung. Da es Johanna als Mädchen nicht gestattet ist, in der Domschule zu leben, wird sie auf dem Gut von Markgraf Gerold untergebracht. Er lebt mit seiner Frau Richild und zwei Töchtern auf dem Gut. Johanna und Gerold entwickeln eine wunderbare Freundschaft, die immer tiefer geht bis zum ersten Kuss für Johanna. Richild bekommt davon Wind und lässt eine Zwangsheirat zwischen Johanna und dem Sohn des Dorfschmieds anordnen während Gerold weg ist. Während eines Überfalls von Normannen bei der Hochzeit wo fast alle Leute, unter anderem ihr Bruder, ermordet werden, kann Johanna abermals fliehen und begibt sich als „Bruder Johannes Anglicus“ in das Kloster Fulda.

Im Kloster bleibt Johanna viele Jahre, wird mit der Medizin vertraut, für die sie viel Interesse zeigt, und wird später wegen ihres großartigen Wissens zum Priester ernannt. Beim Besuch ihres Vaters erfährt sie, dass ihre Mutter bei der Geburt ihres vierten Kindes gestorben ist, welches auch nicht überlebte. Im Laufe des Gespräches wird sie von ihrem Vater erkannt, worauf er an einem Anfall stirbt, kurz bevor er ihr Geheimnis offenbaren kann. Als die Pest Fulda erreicht, erkrankt sie ebenfalls und flieht, um nicht als Frau bei der Behandlung erkannt zu werden. Nach ihrer Genesung bei alten Freunden geht sie als Pilger nach Rom.

Durch ihr breites Fachwissen wird sie auch in Rom bald ein angesehener Mediziner. Kurz nach ihrer Ankunft wird sie zum Papst Sergius gerufen und wird, da sie ihn heilt, zum Leibarzt des Papstes ernannt. Er leidet unter häufigen Rückfällen der Gicht und verstirbt eines Tages daran. Der neue Papst wird Leo, ein junger Mann, der sich voller Tatendrang für die Stadt einsetzt und die römische Mauer zum Schutz der Petrikirche erweitern lässt. Sein Erzfeind, der Kardinal Anastasius, lässt Leo nach kurzer Amtszeit vergiften, doch wird Johanna überraschend sein Nachfolger.

Als sich Johanna bei einer Rettungsaktion bei Hochwasser mit Gerold vor einer Flutwelle in einem leerstehenden Haus retten kann, wird sie schwanger. Sie versucht das Kind abzutreiben, doch es gelingt ihr nicht. An der österlichen Prozession wird Gerold bei einer Messerstecherei tödlich verletzt und stirbt schließlich in Johannas Armen. Plötzlich treten bei ihr die Wehen ein und sie bringt eine Frühgeburt zur Welt. Dabei kommt Johanna ums Leben.

Kritik

Wie viele Historienromane der jüngsten Zeit war „Die Päpstin“ ein Bestseller. Viele Leser beschreiben den Roman als mitreißend und spannend und sprechen ihm zudem historische Genauigkeit zu, da Donna W. Cross angibt, die wenigen veröffentlichten Fakten über Johanna recherchiert und genau durchgearbeitet zu haben, wobei nur unbedeutende, nebensächliche Fakten abgewandelt wurden (z. B. die zeitl. Verschiebung eines Wikingerangriffs), wobei sie sich auch als über die Reaktionen des Vatikans und seiner „Männlichkeitskontrolle“ nach der Papstwahl informiert zeigt.

Historiker kritisieren allerdings den Ausbau dieser Fakten zu einer die Historie missbrauchenden Emanzipationsstory mit historischem Hintergrund; auch die geschilderte Beziehung zwischen der Päpstin und ihrem Liebhaber Gerold wurde ob ihrer Glaubwürdigkeit angegriffen.

Im Nachwort des Buches wurde aber nicht nur auf zeitliche Verschiebungen, sondern auch auf die Hinzunahme von nicht belegten Tatsachen hingewiesen, um eine runde Geschichte zu erhalten. Die Beziehung zwischen Gerold und Johanna kann also als „notwendiges“ Mittel angesehen werden, um Johannas Tod zu erklären.

Wissenswertes

  • Die Päpstin steht laut einer Umfrage des ZDF auf Platz 10 der Lieblingsbücher der Deutschen. [1]
  • Im Jahr 2004 wurde Die Päpstin als 308-minütiges Hörbuch („Audiobook“) auf vier CDs veröffentlicht. Als Leserin wurde die Schauspielerin Barbara Rudnik verpflichtet.

Verfilmung

Gegenwärtig ist unter dem Titel Pope Joan eine deutsch-britische Kinoverfilmung des Romans geplant. Die Produktion übernimmt Bernd Eichinger, für die Regie konnte Sönke Wortmann gewonnen werden. Für die Hauptrolle war ursprünglich Franka Potente vorgesehen. Im Mai 2008 wurde aber bekannt gegeben, dass Johanna Wokalek Potente ersetzen wird.[2]

Die Dreharbeiten beginnen voraussichtlich ab August 2008 und finden auf der Burg Querfurt in Sachsen-Anhalt, in Nordrhein-Westfalen und Marokko statt. In weiteren Rollen werden der Amerikaner John Goodman als Papst Sergius und der Australier David Wenham als Markgraf Gerold zu sehen sein.[3] Ein Kinostart ist für das Jahr 2009 geplant.[4]

Literatur

  • Donna Woolfolk Cross: Die Päpstin. Aufbau Tb, 1998, ISBN 3-7466-1400-7
  • Christer Petersen: Platz 10. Donna W. Cross: Die Päpstin, in: Christoph Jürgensen (Hg.): Die Lieblingsbücher der Deutschen. Verlag Ludwig, Kiel 2006, S. 126–147, ISBN 3-937719-34-2

Einzelnachweise

  1. zdf.de: Die Lieblingsbücher der Deutschen
  2. vgl. Zander, Peter: Erst Gudrun Ensslin, jetzt die Päpstin. In: Berliner Morgenpost, 15. Mai 2008, S. 21
  3. vgl. Schulte am Hülse, Jessica: Star-Besetzung für die Verfilmung von "Die Päpstin". In: Berliner Morgenpost, 31. Juli 2008, Ausg. 208/2008, S. 30 (aufgerufen am 31. Juli 2008)
  4. vgl. Veröffentlichungstermine in der Internet Movie Database (IMDb) (aufgerufen am 31. Juli 2008)