Talheim (Landkreis Heilbronn)
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 5′ N, 9° 12′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Heilbronn | |
Gemeindeverwaltungsverband: | „Flein-Talheim“ | |
Höhe: | 236 m ü. NHN | |
Fläche: | 11,62 km2 | |
Einwohner: | 4792 (31. Dez. 2007)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 412 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 74388 | |
Vorwahl: | 07133 | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 25 094 | |
LOCODE: | DE TLH | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 18 74388 Talheim | |
Website: | www.talheim.de | |
Bürgermeister: | Rainer Gräßle (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Talheim im Landkreis Heilbronn | ||
![]() |
Talheim ist eine Gemeinde im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Randzone der Metropolregion Stuttgart.
Geografie
Geografische Lage
Talheim liegt im Süden des Landkreises Heilbronn am Neckar. Die Gemarkung grenzt im Norden an die Großstadt Heilbronn, im Süden an Lauffen am Neckar und wird von der Schozach, einem Zufluss des Neckars, durchzogen. Nordöstlich des Ortes befindet sich der 285 m hohe Haigern.
Nachbargemeinden
Nachbarstädte und -gemeinden Talheims sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten): Flein, Untergruppenbach, Ilsfeld, Lauffen am Neckar (alle Landkreis Heilbronn) und Heilbronn (Stadtkreis). Zusammen mit Flein bildet Talheim den Gemeindeverwaltungsverband „Flein-Talheim“ mit Sitz in Flein.
Gemeindegliederung
Zu Talheim gehören keine weiteren Ortsteile, aber als Orte im geographischen Sinne die Höfe Haigern, Hohrain und Talheimer Hof sowie der Wohnplatz Rauher Stich.[2]
Geschichte
Die Gemarkung Talheim war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Skelett- und Keramikreste weisen auf eine Siedlung der Bandkeramiker um etwa 5000–4900 v. Chr. hin. Bekannt wurde die prähistorische Begebenheit, die 1983 zum Fund von 34 Skeletten jungsteinzeitlicher Menschen führte, als Massaker von Talheim, da alle Skelette Spuren eines Kampfes aufwiesen. Der Fund wurde mehrfach in Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Ursprung der heutigen Besiedlung Talheims datiert auf das 6. oder 7. Jahrhundert. Die Ortsnamensendung „-heim“ deutet auf eine fränkische Gründung hin. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Talheim im Jahr 1230. Bis ins 17. Jahrhundert sind die Herren von Talheim bezeugt, die in Talheim eigenen Besitz bzw. Allod und würzburgische, hessische, brandenburgische und württembergische Lehen hatten. Weitere Ganerben besaßen Allod- oder Lehensbesitz. Im Jahre 1356 erwarb auch Württemberg Güter und Rechte. Im Jahre 1499 erhielt der Deutsche Orden zwei Drittel von Talheim, das letzte Drittel erwarben die Herren von Gemmingen.
1805 kam der Anteil des Deutschen Ordens an Württemberg. Im Jahre 1806 kam der Anteil der Herren von Gemmingen an Württemberg. Talheim kam dann unter das Oberamt Heilbronn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden zahlreiche Neubaugebiete. Im Jahr 1966 wurde eine neue Schule erbaut, die neue Ortskanalisation angelegt und die Wasserversorgung geregelt. Weiterhin erfolgte eine Reb- und Flurbereinigung und im Rauhen Stich wurde ein Industriegebiet neu ausgewiesen.
Die 1966 erbaute Schule brannte 2003 ab und wurde 2006 durch einen Neubau ersetzt.
Insbesondere ist Talheim für seine Mineral- und Heilquellen, für seinen Wein und für die Schwäbisch-alemannische Fastnacht bekannt.
Name | Zeitraum |
---|---|
Robert Ehrenfried | 1946−1977 |
Hans-Jörg Apprich | 1977−2002 |
Rainer Gräßle | seit 2002 |
Einwohnerentwicklung
|
|
Konfessionen
In Talheim gibt es eine eigene evangelische Kirchengemeinde und (gemeinsam mit Flein) eine katholische Kirchengemeinde. Im Jahr 2004 waren 2076 Einwohner evangelisch, 1523 katholisch. Bis 1942 gab es in Talheim eine bedeutende jüdische Gemeinde.[4]
Juden werden in Talheim vereinzelt erstmals im 15. und 16. Jahrhundert erwähnt, danach lebten längere Zeit keine Juden im Ort, bis ab 1778 insgesamt acht jüdische Familien, die zuvor in der Burg Horkheim gewohnt hatten, von Württemberg im Schmidbergschen Schlösschen aufgenommen wurden, das danach den Beinamen Judenschloss bekam und wo eine Synagoge eingerichtet wurde. Nach dem Übergang des Ortes an Württemberg und nach der Zulassung des Gütererwerbs durch Juden 1807 ließen sich die Talheimer Juden auch im Ort nieder. Die Gemeinde wuchs bis 1860 auf 122 Personen an, wurde 1849 selbstständige Religionsgemeinde innerhalb des Rabbinats Lehrensteinsfeld und erwarb 1857 ein eigenes Schulhaus. Nach 1860 nahm die Gemeindegröße durch Ab- und Auswanderung allmählich ab. Von 1886 bis 1933 betrug die Gemeindegröße rund 80 Personen, von denen etwa der Hälfte zwischen 1936 und 1939 die Auswanderung gelang, während mindestens 31 meist ältere Leute bei Deportationen 1941/42 den Tod fanden. In der Pogromnacht 1938 kam es zu keinen Ausschreitungen in Talheim, erst am darauffolgenden Tag wurden durch Sontheimer SA-Leute die Synagoge und Wohnungen demoliert und Juden misshandelt. Die Ruine der Synagoge stürzte 1952 ein und wurde danach vollends abgerissen.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat Talheims hat nach der Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 14 Sitze. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:
- CDU 40,1% (+2,2) - 6 Sitze (=)
- Freie Wählervereinigung 29,3% (-1,9) - 4 Sitze (=)
- SPD 18,2% (-2,0) - 2 Sitze (-1)
- Grüne bürgernahe Liste 12,4% (+1,6) - 2 Sitze (+1)
Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.
Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Talheimer Wappens lautet: In Silber ein aus dem linken Schildrand hervorbrechender, rot bekleideter rechter Unterarm, in der Hand ein schwarzes Rebmesser (Hape) haltend. Die Flagge der Gemeinde ist Schwarz-Weiß.
Das Wappenbild der Hand mit dem Rebmesser ist seit 1550 auf Talheimer Siegeln nachweisbar; in einem Siegel des 17./18. Jahrhunderts ist der Wappenschild zusätzlich mit Sternen und einer Blume bestreut. Auf Marksteinen des 18. Jahrhundert sind als Fleckenzeichen ebenfalls ein oder zwei gekreuzte Rebmesser zu finden. Um 1903 erscheint in den Siegeln ein anderes Wappen mit zwei württembergischen Hirschstangen unter einer fünfbogigen Brücke, die die Brücke über die Schozach symbolisieren sollte. 1930 nahm Talheim das alte Wappen unter Nachbildung eines Siegels von 1746 wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wappen vereinfacht, aus dem Rebmesser wurde dabei fälschlicherweise eine Sichel, was 1961 auf Vorschlag der baden-württembergischen Archivdirektion wieder korrigiert wurde. Die Wappenfarben gehen auf einen Vorschlag der Archivdirektion von 1927 zurück. Am 15. März 1963 bestätigte das baden-württembergische Innenministerium das Wappen und verlieh die Flagge.[5]
Partnergemeinde
Partnergemeinde Talheims ist seit 1965 Soultzmatt im Elsass (Département Haut-Rhin) in Frankreich.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Oberes Schloss (auch Obere Burg), die Anlage datiert zurück auf das 12. Jahrhundert. Ein Wohngebäude der Anlage ist als Schmidberg'sches Schlösschen bzw. ab dem 18. Jahrhundert auch als Judenschloss bekannt.
- Unteres Schloss, entstanden im 18. Jahrhundert.
- Evangelische Kilianskirche aus dem 13. Jahrhundert.
- Evangelisches Pfarramt. An dieser Stelle befand sich das Amtshaus des Deutschen Ordens, das der Orden 1606 von einem Lämlin erworben hatte. Nach 1806 war das Gebäude Schultheißenamt, dann evangelisches Pfarrhaus. Das heutige Gebäude datiert auf 1886.
- Katholische Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau (1886/87), deren Altar eine Madonnenstatue aus dem 14. Jahrhundert enthält.
- Katholisches Pfarramt, spätklasssizistischer Bau von 1863.
- Die Ortsmitte von Talheim weist zahlreiche historische Fachwerkbauten auf.
- Jahreszeitenbrunnen auf dem Rathausplatz, entworfen 1991 von Ursula Stock.
-
Unteres Schloss an der Sontheimer Straße
-
Evang. Kilianskirche
-
Evang. Pfarramt
-
Katholische Kirche
-
Kath. Pfarrhaus
-
Fachwerkbau in der Zehentgasse
-
Jahreszeitenbrunnen
-
Kulturtreff Talheim
Quellen für den Abschnitt Bauwerke:[6]
Wirtschaft und Infrastruktur
Neben diversen Industrieansiedlungen ist die Gemeinde für ihren Weinbau bekannt.
Weinbau
Die Weine werden überwiegend von den Weingärtnern Flein-Talheim vermarktet. Die Talheimer Lagen gehören zu den Großlagen Kirchenweinberg bzw. Staufenberg im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg. Die Württembergischen Weinköniginen 1975/76 (Jutta Rothas) und 2004/05 (Andrea Schoch) kamen aus Talheim, das damit einer der wenigen Orte ist, die bereits zweimal die Württembergische Weinkönigin stellen konnten.
Verkehr
Die B 27 verläuft westlich des Ortskerns über Talheimer Gebiet und berührt das Gewerbegebiet Rauher Stich. Die A 81 ist über Anschlussstellen in den Nachbargemeinden Ilsfeld und Untergruppenbach zu erreichen.
Der nächste Bahnhof an der Strecke Heilbronn–Stuttgart liegt in Lauffen am Neckar. Talheim lag auch an der Bottwartalbahn, einer Schmalspurstrecke von Marbach am Neckar nach Heilbronn-Süd, deren Betrieb 1968 eingestellt wurde.
Medien
Über das Geschehen in Talheim berichtet die Tageszeitung Heilbronner Stimme in ihrer Ausgabe SO, Süd-Ost. Zudem erscheint als Amtsblatt der Gemeinde jede Woche das Mitteilungsblatt Talheim.[7]
Bildung
In Talheim gibt es eine Grund- und Hauptschule. Die Gemeindebücherei Talheim verfügt über einen Bestand von 10.000 Medien und 1.200 aktive Benutzer (Stand: 2005).
Sport
Heilbronn Open
Jedes Jahr finden im Talheimer Tenniscenter im Industriegebiet Rauher Stich die Heilbronn Open statt, ein hochkarätig besetztes Challengerturnier. 2008 feierte das Turnier seinen 25. Geburtstag. Turnierdirektor ist Uli Einmüller. [8]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Robert Ehrenfried *1920, Bürgermeister Talheims 1946–1977
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Eugen Klöpfer * 10. März 1886; † 3. März 1950 in Wiesbaden, deutscher Schauspieler und Aufsichtsratsvorsitzender der Ufa
- Tomislav Marić * 28. Januar 1973, kroatischer Fußballtrainer und ehemaliger Nationalspieler (geboren in Heilbronn)
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ Quelle für den Abschnitt Gemeindegliederung:
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 80–81 - ↑ Webseite Talheim mit Zahlen und Fakten
- ↑ Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Talheim siehe Website der Initiative "Mahnung gegen Rechts"
- ↑ Quellen für den Abschnitt Wappen und Flagge:
Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 130
Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9). S. 133 - ↑ Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1662-2 sowie Informationen, Bilder, Geschichte... auf www.talheim.de und Vor-Ort-Begehung
- ↑ Website des Verlags des Mitteilungsblatts
- ↑ Homepage der Heilbronn Open
Weblinks
- Commons: Talheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Linkkatalog zum Thema Talheim bei curlie.org (ehemals DMOZ)