Friedrich Grimm (Jurist)
Friedrich Wilhelm Johannes Grimm (* 17. Juni 1888 in Düsseldorf; † 16. Mai 1959 in Freiburg im Breisgau) war Nationalsozialist, Völkerrechtler und Strafverteidiger. Pseudonym: Accursius.[1]
Leben
Grimm, der Sohn eines Eisenbahnlandmessers, absolvierte 1907 am Burggymnasium das Abitur und studierte in an der Universität in Genf, an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, an der Philipps-Universität in Marburg und an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Rechtswissenschaften, ehe er 1910 promovierte. 1914 arbeitete er bis zum Begein des Ersten Weltkriegs als Rechtsanwalt in Essen. Während der Kriegsjahre fungierte Grimm als Dolmetscher und Strafverteidiger am Kriegsgericht.
1921 als Strafverteidiger auch in Prozessen während der Ruhrbesetzung.
Friedrich Grimm wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch seine Mitwirkung als Strafverteidiger in internationalen Prozessen sowie als Mitglied der im Zusammenhang mit dem Versailler Vertrag eingerichteten Schiedsgerichte bekannt. Ein auch publizistischer Schwerpunkt seiner Arbeit, den er bis ins Dritte Reich weiterverfolgt ist die Revision des Vertrages von Versaills, auch was das Saargebiet betrifft.[2]
In nationalsozialistischen Kreisen erwarb er sich zudem einen Namen mit der Verteidigung von „Fememördern“ wie Edmund Heines oder „Feme-Schulz“. Ende der 1920er Jahre beteiligte sich Grimm mit Vorträgen, Broschüren und Denkschriften an einer Kampagne zur Amnestierung der Fememörder, die im Oktober 1930 zur Niederschlagung der noch laufenden Verfahren und zur Freilassung der noch inhaftierten Täter führte.[3] Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wandte sich Grimm am 16. Mai 1933 an den damaligen Staatssekretär Roland Freisler und regte eine Entschädigung der Fememörder an. Freisler hatte diese zuvor zu „Helden der Nation“ erklärt. In zahlreichen weiteren Publikationen und Aufsätze vertrat Grimm völkerrechtlich die Standpunkte der NSDAP.
Nach seiner Habilitation wirkte Grimm ab 1922 als Privatdozent an der Universität in Münster und wurde dort 1927 außerordentlicher Professor für Internationales Recht. Gleichzeitig wurde er mit dem Titel des Ehrensenators der Universität Marburg geehrt.
NS-Zeit und Propagandaarbeit in Frankreich
In der Weimarer Republik gehörte Grimm bis 1933 der DVP an. 1932 hatte er die erste persönliche Begegnung mit Adolf Hitler, der ihn 1933 zum Mitglied des Reichstags in der NSDAP-Fraktion bestimmte. Diese Funktion bekleidete Grimm bis Kriegsende 1945.
Für verschiedene NS-Organisationen folgte eine rege Vortragstätigkeit bis zum Ende des Dritten Reiches. Grimm war Fördermitglied im Kampfbund für deutsche Kultur von Alfred Rosenberg. 1938/1939 war er Dozent an dem von Kurt Wagner geleiteten Schulungshaus des Außenpolitischen Amtes der NSDAP. [4]
1934 vertrat Grimm die „deutschen“ Interessen im so genannten „Kairo-Prozess“, und trat bald darauf als Strafverteidiger zahlreicher bekannter Straftäter in Erscheinung. 1937 wurde Grimm Rechtsanwalt am Kammergericht Berlin, 1938 Honorarprofessor an der Universität Münster.
Er war im Stab des NS-Botschafters in Paris Otto Abetz tätig wo er für Propaganda zuständig war.[5]
Grimm gab aus Franklreich Lageeinschätzungen ab. 1934 berichtete er etwa an Staatssekretär Funk vom Reichspropagandaministerium über ein Buch Dictature eines dubiosen Comité Corday - einem potentiellen Bündnispartner der NS-Politik in Frankreich, die er aufgrund der Bevölkerungsmeinung zu der Gruppe negativ einschätzte. [6]
In den ebenfalls von Otto Abetz initiierten Deutsch-Französischen Monatshefte vom März 1936 versuchte er die Rechtfertigung der Remilitarisierung des Rheinlandes. [7]
Sein Buch "Frankreichs Kriegsziel" erreichte 1941 mehrere Auflagen mit 120.000 gedruckten Exemplaren. Grimms "Das Testament Richelieus", wurde in mehreren Auflagen gedruckt und erreichte 1943 150.000 gedruckte Exemplare. Er forderte 1941, anlässlich der Eröffnung des Deutschen Institutes in Dijon die Franzosen auf Richelieu nicht mehr als großen Franzosen zu sehen. [8] Die hohen Auflagen auch der französischen Übersetzungen sind auch in der Tatsache geschuldet, dass sich die Besatzungsbehörden von französischen Verlegern 175 t Papier für ihre Zwecke der Schaffung einer deutschfreundlichen Literatur reservierten. [9]
Grimm stilisierte sich zumindest nachträglich als Vertreter einer Verständigungspolitik mit Frankreich.[10]
Nach 1945
1949 arbeitete er wieder als Rechtsanwalt. Gemeinsam mit Ernst Achenbach - den er vom deutschen Institut in Paris kannte [11]- war er ein einflussreicher Verfechter einer Generalamnestie für NS-Verbrecher. In den 1950er Jahren erhielt Grimm den Titel „Ehrenpräsident des Bundesverbands ehemaliger Internierter und Entnazifizierungsgeschädigter“, einer 1959 verbotenen rechtsextremistischen Organisation.[12]
Er trat der 1950 gegründeten Deutschen Reichspartei bei, die 1964 in der NPD aufging.
Zu Lebzeiten erschien von ihm die Autobiographie Politische Justiz, die Krankheit unserer Zeit (publiziert 1953) sowie, allerdings erst nach seinem Tod, Mit offenem Visier (1961).
Seine nach 1945 geschriebenen Bücher wurden hauptsächlich in rechtsextremistischen Verlagen verlegt.
Einzelnachweise
- ↑ http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/SET=1/TTL=71/PPN?PPN=118697757
- ↑ http://mdz10.bib-bvb.de/~db/bsb00000146/images/index.html?nativeno=226
- ↑ Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. Metropol-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-936411-06-9, S. 281−287.
- ↑ Artikel: Kurt Wagner
- ↑ http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/kurzbiographien_cv.html und Artikel Vichy-Regime Ein Propagandavortrag von 1941 ist etwa hier belegt: [1] S. 202
- ↑ [2] S. 189
- ↑ [3] S. 227
- ↑ [4] ] S. 204
- ↑ [5] S. 232
- ↑ [6] S. 58
- ↑ [7] S. 9
- ↑ http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/verbotene_rechtsextremistische_organisationen.pdf
Ausgewählte Werke
- Der Mainzer Kriegsgerichtsprozeß gegen die rheinisch-westfälischen Bergwerksvertreter Fritz Thyssen, Gen. Dir. Kesten, Gen. Dir. Wüstenhöfer, Gen. Dir. Tengelmann, Bergassessor Olfe, Gen. Dir. Spindler, 1923
- Der Krupp-Prozess, 1923
- Oberleutnant Schulz [Vortragsmanuskript 1930]
- Vom Ruhrgebiet zur Rheinlandräumung, Berlin 1930
- Frankreich am Rhein, Hamburg 1931
- Das deutsche Nein, 1932
- Hitlers deutsche Sendung, 1933
- Der Reichstagsbrandprozess, 1934
- Das Testament Richelieus, 1941
- Politische Justiz, die Krankheit unserer Zeit. 1953
- Nun aber Schluß mit Rache und Vergeltung!, Göttingen 1957
- Mit offenem Visier, 1961
- Politische Justiz, Neuauflage 1974
Quellen
- Richard Bracht: Essener Köpfe. Wer war was?, Essen 1985 ISBN 3870340371
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt a.M. 2003 (2. durchgesehene Aufl.), S.200-201 ISBN 3-10-039309-0
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt a.M. 2002, ISBN 3-596-13086-7
Nachlass
Bundesarchiv Koblenz, NL 120 Friedrich Grimm.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Porträt und Biographie im Handbuch des Reichstags
Personendaten | |
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NAME | Grimm, Friedrich Wilhelm Johannes |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Völkerrechtler und Strafverteidiger |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1888 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 16. Mai 1959 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |