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Sprichwort

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Ein Sprichwort ist ein "allgemein bekannter, festgeprägter Satz, der eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrückt." (Wolfgang Mieder, Sprach- und Literaturwissenschaftler, USA).

Ein Sprichwort in Form eines Zitates wird als geflügeltes Wort bezeichnet. Nach André Jolles gehört das Sprichwort zu den sogenannten Einfachen Formen.

Ein Sprichwort hat die Form eines abgeschlossenen Satzes in fester und unveränderlicher Formulierung, z.B.

  • Hunger ist der beste Koch.
  • Wer lang hustet, wird alt.
  • Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Oft wird die Form des Sprichworts durch Stabreim, End- oder Binnenreim noch besonders gefestigt:

  • Glück und Glas - / wie leicht bricht das.
  • Was ich nicht weiß, / macht mich nicht heiß.
  • Einem geschenkten Gaul / schaut man nicht ins Maul.
  • Je oller, / je doller! ...
  • Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Mit dem imperativischen Anspruch - 'Jeder kehre vor seiner eigenen Tür!', 'Man soll ...', 'Man muss ...' oder 'Man darf ...' - hat das Sprichwort eine generalisierende Form angenommen. Es drückt in der Regel einen allgemeingültigen Satz aus, der entweder eine

  • Erfahrung des täglichen Lebens (Neue Besen kehren gut.),
  • ein Urteil oder eine Meinung (Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.),
  • eine Warnung (Verliebe dich oft, verlobe dich selten, heirate nie!' - 'Es ist nicht alles Gold, was glänzt.),
  • eine Vorschrift oder Klugheitsregel enthält (Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.).

Viele Sprichwörter sprechen eine

  • Sozialkritik aus (Als Adam grub, und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?) oder eine
  • Religionskritik (Der beste Patron ist der Tierarzt.) oder schließlich
  • einfache Haushaltsregeln (Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.).

Der Ursprung vieler Sprichwörter ist in der Bibel sowie bei lateinischen Autoren zu finden.


In dieser Auflistung der Sprichworte ist eine (englische, französische usw..) Übersetzung angegeben, sofern es ein äquivalentes Sprichwort gibt.

Alle Wege führen nach Rom. (eng.: All roads lead to Rome.) (fr.: Tous les chemins mènent à Rome.)
Aller guten Dinge sind drei. (eng.: Third time is a charm.) (fr.: Jamais deux sans trois.)
Alter schützt vor Torheit nicht. (eng.: There's no fool like an old fool.) (fr.: On fait des sottises à tout âge.)
Andere Länder, andere Sitten. (eng.: When in Rome, do as the Romans do.) (fr.: Vérité en deçà des Pyrénées, erreur au-delà.)
Auf jeden Topf gehört ein Deckel. (fr.: Il n'est si méchant pot qui ne trouve son couvercle.)
Besser ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach. (eng.: A bird in the hand is worth two in the bush.) (fr.: Un tiens vaut mieux que deux tu l'auras / Il ne faut pas lâcher la proie pour l'ombre.)
Der Zweck heiligt die Mittel. (eng.: The end justifies the means.) (fr.: Qui veut la fin veut les moyens.)
Die Tat wirkt mächtiger als das Wort. (eng.: Actions speak louder than words.)
Die Welt will betrogen sein. Ursprung: Sebastian Brant, Narrenschiff (1494). Die lateinische Form "mundus vult decipi" erstmals bei Sebastian Franck, Paradoxa (1533).
Eile mit Weile. (eng.: Haste makes waste.) (fr.: Rien ne sert de courir, il faut partir à temps.) Ursprung: zunächst ein altgriechisches Sprichwort, später ein Lieblingswort des Kaisers Augustus. ("Festina lente" - nach Sueton: Augustus)
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Ursprung: Hieronymus im Kommentar zum Epheserbrief: "Schau dir nicht die Zähne eines geschenkten Pferdes an."
Ein rollender Stein setzt kein Moos an. / Rollender (Wälzender) Stein wird nicht moosig. / Wer rastet, der rostet. (eng.: A rolling stone gathers no moss.) (fr.: Pierre qui roule n'amasse pas mousse.)
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. (fr.: Une hirondelle ne fait pas le printemps.)
Ein Sturm im Wasserglas. (eng.: A tempest in a teacup) (fr.: Une tempête dans un verre d'eau.)
Ein Unglück kommt selten allein. (eng.: It never rains but it pours.) (fr.: Un malheur ne vient jamais seul.)
Ende gut, alles gut. (eng.: All's well that ends well.) (fr.: Tout est bien qui finit bien.)
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. (eng.: All that glitters is not gold.) (fr.: Tout ce qui brille n'est pas d'or.)
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. (fr.: Apprenti n'est pas maître.)
Es ist noch nicht aller Tage Abend. (fr.: Il ne faut jurer de rien.)
Es heißt friss oder stirb. (eng.: It's do or die.)
Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird.
Früher Vogel fängt den Wurm.(eng.: The early bird picks the worm.)
Gebranntes Kind scheut das Feuer. (eng.: Once bitten, twice shy.) (fr.: Chat échaudé craint l'eau froide.)
Gleich und gleich gesellt sich gern. (eng.: Birds of a feather flock together./ Great minds think alike, fools seldom differ.) (fr.: Qui se ressemble s'assemble.)
Hochmut kommt vor dem Fall. (eng.: Pride goes before a fall.) (fr.: Il n'y a pas loin du Capitole à la roche Tarpéienne.)
In der Kürze liegt die Würze. (fr.: Les plaisanteries les plus courtes sont les meilleures.)
In der Not frisst der Teufel Fliegen. (fr.: Faute de grives on mange des merles.)
Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Jeder ist seines Glückes Schmied. (fr.: Chacun est l'artisan de son bonheur.) Ursprung: ein Appius Claudius Caecus, dem römischen Konsul der Jahre 307 und 296 v. Chr. zugeschriebenes Gedicht, dort heißt es "fabrum esse suae quemque fortunae" - jeder sei der Schmied seines Glücks.
Kommt Zeit, kommt Rat.(eng.: Time will tell)
Kümmere dich nicht um ungelegte Eier (eng.: Don't cross your bridges until you come to them.)
Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen (eng.: You can´t have ones your cake and eat it, too.)
Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. (eng.: Strike while the iron is hot / Make hay while the sun shines.) (fr.: Il faut battre le fer tant qu'il est chaud. / Il faut puiser tant que la corde est au puits.)
Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor man ihn erlegt hat. (eng.: Don't count your chickens before they are hatched.)
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. (eng.: There's many a slip 'twist cup and lip.)
Mit Speck fängt man Mäuse. (fr.: On n'attrappe pas les mouches avec du vinaigre.)
Morgenstund hat Gold im Mund. (fr.: À qui se lève matin, Dieu donne la main.)
Neue Besen kehren besser.
Ohne Fleiß, kein Preis.
Pech im Spiel, Glück in der Liebe.
Quantität ist nicht gleich Qualität
Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. (eng.: Rome wasn't built in a day.)
Schuster, bleib bei deinen/deinem Leisten. (fr.: À chacun son métier, les vaches en sont mieux gardées.) Ursprung: geht auf eine antike Anekdote zurück. Danach hätte der Maler Apelles einen Schuster zurechtgewiesen, der sein Bild kritisiert hätte.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Ursprung: beim griechischen Dichter Choirilos von Samos, ca. 400 v. Chr. Später bei Ovid und viel später bei Giordano Bruno: "Gutta cavat lapidem".
Stille Wasser gründen tief. (fr.: Il n'est pire eau que l'eau qui dort.) Ursprung: vielleicht nach dem Titel der Komödie "Stille Wasser sind tief" (1786) von Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816).
Trau, schau, wem. Vertraue, aber schau erst, wem. [Der Berliner fügt hinzu: Kee'm] (lat.: fide sed cui vide!; eng.: Try before you trust.)
Trautes Heim, Glück allein. (eng.: Home, sweet home.)
Übung macht den Meister. (fr.: C'est en forgeant qu'on devient forgeron.)
Viele Köche verderben den Brei. (eng.: Too many cooks spoil the broth.) (fr.: Trop de cuisiniers gâtent la sauce.)
Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. (eng.: not to see the wood for the trees)
Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.(eng.: Don´t put off for tomorrow what you can do today.) (fr.: Ne remets pas au lendemain ce que tu peux faire le jour même.)
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Ursprung: Die Rezeption im europäischen Kulturkreis geht auf die Goldene Regel in Matthäus 7, 12 zurück ("Alles, was Ihr für Euch von den Menschen erwartet, das tut Ihnen auch.") Ähnlich wie im Sprichwort ist die Regel in Tobias 4, 16 formuliert. Es gibt Vorläufer und Parallelentwicklungen dieser fundamentalen Regel in anderen Kulturkreisen und Religionen, wie China, Indien, Persien, Griechenland, vgl. Auflistung bei: Goldene Regel.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. (eng.: You can't teach an old dog new tricks.)
Was man sich eingebrockt hat, das muss man auch auslöffeln.
Was nicht ist, kann noch werden. (fr.: Qui vivra verra.)
Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. (fr.: À parti pris point de conseil.)
Wenn der Fuchs predigt, bewahr' man die Gänse. (fr.: Quand le renard prêche, gardez les poules!)
Wenn man vom Teufel spricht, kommt er gerannt. (fr.: Quand on parle du loup, on en voit la queue.)
Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.
Wer A sagt, muss auch B sagen. (fr.: Quand le vin est tiré, il faut le boire.)
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. (fr.: Tel est pris qui croyait prendre.)
Wer mit der Katze geeggt hat, weiß, wie sie zieht.
Wer Pech angreift, besudelt sich. Ursprung: Altes Testament, Jesus Sirach, Kap. 13, Vers 1.
Wer wagt, gewinnt. (eng.: Nothing ventured, nothing gained.) (fr.: La chance sourit aux audacieux.)
Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Ursprung: Altes Testament, Hosea, Kap. 8, Vers 7.
Wer zuletzt lacht, lacht am besten. (eng.: He who laughs last, laughs longest.) (fr.: Rira bien qui rira le dernier.)
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Wie man sich bettet, so liegt man. (fr.: Comme on fait son lit on se couche.)
Willst du ohne Sorgen leben, lass kein Ehrenamt dir geben. (Wilhelm Busch)
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. (fr.: On ne fait pas d'omlette sans casser des œufs.)
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. (fr.: Faire d'une pierre deux coups.)

Siehe auch:

Literatur

  • Karl Simrock (Hrsg.): Die deutschen Sprichwörter. Neuausgabe Stuttgart 1988 (reclam). 630 S. Enthält alphabetisch geordnet zahlreiche deutsche Sprichwörter, diese sind durchnumiert (bis Nr. 12396).