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Bahnhof

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Datei:Goerlitzer bahnhof.jpg
Historischer Kopfbahnhof: Görlitzer Bahnhof in Berlin, 1928

Ein Bahnhof ist eine Verkehrs- und Betriebsanlage der Eisenbahn. Laut strenger Definition muss ein Bahnhof über mindestens eine Weiche verfügen, und Züge müssen beginnen, enden, kreuzen, überholen oder wenden dürfen. Somit ist eine Zugangsstelle ohne Weiche kein Bahnhof, sondern ein Haltepunkt. Gibt es mehrere Bahnhöfe an einem Ort, von denen einer den anderen betrieblich übergeordnet ist oder das zumindest historisch einmal war, wird dieser häufig als Hauptbahnhof bezeichnet.

Umgangssprachlich versteht man unter einem Bahnhof in der Regel eine Anlage, an der Reisende Züge besteigen oder verlassen können (also auch den Haltepunkt), Güter auf Züge ver- oder von diesen entladen oder Züge neu zusammengestellt oder umgruppiert werden. Häufig wird darunter umgangssprachlich auch nur das Bahnhofsgebäude selbst verstanden, das jedoch in der Fachsprache als Empfangsgebäude (in der Schweiz: Aufnahmegebäude) bezeichnet wird.

Bahnhofsarten

Güterbahnhof in Luzern
Keilbahnhof in Gießen

Man unterscheidet verschiedene Arten von Bahnhöfen nach ihrer baulichen Anordnung sowie nach ihren Funktionen.


Nach der Relation unterschieden werden Endbahnhöfe, Unterwegsbahnhöfe und Knotenbahnhöfe.


Aufbau eines Bahnhofes

Durchgangsbahnhof: Fürther Hauptbahnhof

Ganze Bahnhofsanlagen können aus mehreren Bahnhofsteilen verschiedener Funktion zusammengesetzt sein: so liegt z. B. der Güterbahnhof oft neben dem Personenbahnhof, was besonders bei den meisten kleinen Bahnhöfen bis zur Stillegung ihrer Güterverkehrsanlagen der Fall war. Vielen größeren Bahnhöfen ist oder war ein Bahnbetriebswerk angeschlossen. In den größten Eisenbahnkomplexen sind jedoch meistens Bahnhöfe unterschiedlicher Funktion getrennt voneinander angelegt, zum Beispiel in Mannheim der Hauptbahnhof, der Rangierbahnhof sowie verschiedene kleine und mittlere Bahnhöfe.

In den Anfangsjahren der Eisenbahn wurden Bahnhöfe in Deutschland vorzugsweise an den großen Flüssen in Festungen eingebunden. Ein sehr anschauliches Beispiel für diese Art der Architektur ist der Bahnhof innerhalb der Festung Minden an der Weser. Nachdem innerhalb dieser Vorgaben die ersten Knotenpunkte der Eisenbahnen entstanden, wurde die Forderung nach der Projektierung der Bahnhöfe unter logistischen Gesichtspunkten gestellt. Der Ingenieur und Direktor der sächsischen Eisenbahnverwaltung Max Maria von Weber stellte dazu die ersten verbindlichen Regeln auf, die später allgemein anerkannt wurden. Auf ihn geht weiterhin die rote Dienstmütze der Aufsichtsbeamten (bei Deutscher Bundesbahn und Vorgängerbahnen) bzw. Aufsichten (bei der Deutschen Reichsbahn nach 1945) und heutigen Bahnmitarbeitern auf den Bahnsteigen zurück.

Die Gleisanlagen vieler in- und ausländischer Bahnhöfe sind nach deren Teilstilllegung besonders nach der Privatisierung von Eisenbahnen wie zum Beispiel bei der Deutschen Bahn AG stark verkleinert beziehungsweise vom Bahnhof zum Haltepunkt zurückgebaut worden.

Superlative

Bahnhof Minden

Der größte Personenbahnhof der Welt ist nach Passagierzahlen der Bahnhof Shinjuku in Tokio, praktisch ein reiner Pendlerbahnhof mit täglich 1 bis 4 Millionen Passagieren.

Der verkehrsreichste Bahnhof der Welt ist Clapham Junction im Süden Londons. Über 2.400 Züge passieren den Bahnhof täglich. Während der Hauptverkehrszeiten fährt durchschnittlich alle 20 Sekunden ein Zug in den Bahnhof ein.

Der größte Personenbahnhof Deutschlands ist seit dem Umbau des Leipziger Hauptbahnhofs und dem damit verbundenen Abbau einiger Gleise der Frankfurter Hauptbahnhof in Frankfurt am Main. Die Stadt Vienenburg (Niedersachsen, Landkreis Goslar) hat das älteste Bahnhofsgebäude Deutschlands aus dem Jahre 1840 vorzuweisen, gefolgt von Niederau (Freistaat Sachsen), dessen Bahnhofsgebäude am 15. Mai 1842 in Betrieb genommen wurde.

Der größte Rangierbahnhof Europas ist der Bahnhof Maschen Rbf bei Hamburg.


Zitat

  • Auf einer Spazierfahrt, bei der man nach Belieben aussteigen kann, gibt es keine Ankunft, bei der Eisenbahnfahrt aber wird der Unterschied von Ankunft und Abfahrt geheimnisvoll schematisiert durch eine Operation, die sich in den Bahnhöfen, diesen ganz besonderen Stätten, vollzieht, die sozusagen kein Teil der Stadt sind und doch die Essenz ihrer Persönlichkeit so deutlich enthalten wie sie auf dem Signalschild ihren Namen tragen.Marcel Proust (Im Schatten der jungen Mädchen, ISBN 3-51857875-8, S. 219)

Redewendungen

Ich verstehe nur Bahnhof bedeutet im Sprachgebrauch, etwas nicht zu verstehen. Vermutlich kommt diese Redensart von den früher aufgrund der Qualität der Technik und wegen des herrschenden Lärms sehr schlecht verständlichen Lautsprecherdurchsagen.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Blum: Personen- und Güterbahnhöfe. Zweite neubearbeitete Auflage von Dr.-Ing. habil. Kurt Leibrand. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer-Verlag, 1961. (= Handbuch für Bauingenieurwesen).
  • Prof. Berthold Grau: Bahnhofsgestaltung. Bände 1 und 2. Berlin (Ost): Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, 1968.
  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe Europas. Ihre Geschichte, Kunst und Technik. Stuttgart: Franckh'sche Verlagshandlung 1969.
  • Jean Dethier: Die Welt der Bahnhöfe. Herausgeber: Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou/Centre de Création Industrielle und Staatliche Kunsthalle Berlin. Ausstellungskatalog. Berlin (West): Elefanten-Press-Verlag, 1980. (= EP: 47). ISBN 3-88520-047-3.
  • Jean Dethier, Paul Delacroix und François-Xavier Bouchard (Fotos): Gares d'Europe. Boulogne-sur-Mer: Neuilly S. E. (Denoël), 1988. ISBN 2-207-23505-X. (Hervorragender Bildband in Französisch, auch für Leserinnen und Leser ohne französische Sprachkenntnisse informativ.)
  • Dr. Gérard Blier: Nouvelle géographie ferroviaire de la France. Paris: La Vie du Rail. Tome (Band) I: Le réseau: structure et fonctionnement. 1991, ISBN 2-902808-34-8, Tome II: L'organisation régionale du trafic. 1993, ISBN 2-902808-43-7. (Hervorragendes Werk in Französisch unter anderem über französische Bahnhöfe aller Art mit schematischen Übersichtsplänen und vielen Fotos.)
  • Bahnhöfe. München: GeraNova Verlag. (= Bahn Extra Nr. 53: 4/2001 August/September).
  • Erich Preuss (Hrsg.): Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe. München: GeraNova Zeitschriften-Verlag. Loseblattausgabe. ISSN 0949-2127
  • Beatrice Sendner-Rieger: Die Bahnhöfe der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn 1841-1853. Zur Geschichte des bayrischen Staatsbauwesens im 19. Jahrhundert. Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V., 1989, ISBN 3-921700-57-4

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