Gott
Unter Gott/Pedram P. (TrabbI) versteht man entweder allgemein ein (meist) unsterbliches, übernatürliches und mit großer Macht ausgestattetes Wesen (im Polytheismus), oder im besonderen ein einziges höchstes personales Wesen (im Monotheismus), das zugleich als der unendliche Grund allen Seins verstanden wird.
Weniger personalisiert lässt er sich auffassen als das Bestehen überindividueller Zusammenhänge (vgl. Gregory Bateson, Ökologie des Geistes).
Der gemeinschaftliche Glaube an die Existenz eines oder mehrerer Götter wird als Religion bezeichnet. Davon unterscheiden sich die Verneinung der Existenz eines Gottes (Atheismus, Brights) und die Unentschiedenheit bezüglich dieser Frage (Agnostizismus).
Die polytheistische Vorstellung von Göttern manifestierte sich u.a. in den Mythologien der Antike und prägt bis heute schamanistische oder Naturreligionen in Afrika und Asien, etwa den japanischen Shintoismus. Der Monotheismus, der sich zuerst im Aton-Kult des Echnaton und im Judentum ausgebildet hat, wird vor allem von den relativ jungen Religionen wie Christentum und Islam repräsentiert.
Verschiedene Formen monotheistischer Gottesvorstellungen sind:
- der Theismus, der Glaube an einen persönlichen Gott, der die Welt erschaffen hat, sie erhält und lenkt;
- der Deismus, nach dem Gott zwar Schöpfer der Welt ist, aber seit der Schöpfung nicht mehr in das Geschehen der Welt eingreift und sich nicht mehr offenbart;
- der Pantheismus, dessen Anhänger glauben, dass das gesamte Universum Gott und Gott in allem ist;
- der Theokratismus, der Glaube, dass Gott Herrscher aber nicht Schöpfer des Universums ist (Theologie).
Historisch fand in vielen Kulturkreisen eine Entwicklung vom Polytheismus zum Monotheismus statt. Im Abendland erfolgte im Zuge der Aufklärung eine weitgehende Säkularisierung, eine Trennung von Staat und Kirche (Laizismus). Religion und Gottesglaube werden seither als Privatsache gesehen. Im 19. Jahrhundert formulierte Ludwig Feuerbach in Umkehrung des biblischen Schöpfungsberichts die These, der Mensch habe Gott nach seinem Bilde geschaffen. Friedrich Nietzsche lehnte schließlich jede Gottesvorstellung ab mit dem Ausspruch „Gott ist tot“.
Vorstellungen im Juden- und Christentum
Das hebräische Wort „El“, das wahrscheinlich „mächtiger“, oder „starker“ bedeutet, wird in der Bibel neben dem Gottesnamen Jahwe in der Pluralform „Elohim“ in Bezug auf den Allmächtigen, und im Singular auch auf andere Götter und sogar auf Menschen gebraucht. Oftmals wird der Begriff jedoch für eine „höchste Erscheinung“ verwendet.
„Theos“, das griechische Wort für Gott, entstammt wohl dem Verb „theo“, platzieren. „Theos“ ist demnach wörtlich ein Platzierer, ein Unterordner. Im Neuen Testament kommt es daher auf den Kontext an, um zu erkennen, wer damit gemeint ist. Jesus als Herrscher auf dem Thron wird Gott genannt (Heb. 1:8) und Paulus (Ap. 28,6), als durch ihn ein Wunder gewirkt wurde. Auch der eigene Körper kann ein Gott sein (Phil. 3,19). Jesus wird „einziggezeugter Gott“ (Joh. 1,18) genannt. Sein Vater ist aber der Gott aller (Eph. 4,6, 1. Kor. 8,4).
Dem jüdischen und christlichen Gott werden (wie auch dem Gott des Islam und der Baha'i) die Attribute Allmacht (Omnipotenz), Wissen (Allwissenheit), Güte, Liebe, Ewigkeit, Unveränderlichkeit und Unendlichkeit zugeschrieben. Siehe auch: Monotheismus
Der jüdische und christliche Gott trägt den Eigennamen Jahwe (bzw. Jehova), der – alter jüdischer Praxis folgend – auch in modernen Bibeln oft durch den Titel „HERR“ ersetzt ist. Außerdem werden einige weitere Namen und Namenszusätze für Jahwe verwendet. Unter anderem Zebaot (auch Sabaoth, Herr der Heerschaaren).
Jesus Christus wird im Neuen Testament als „Sohn Gottes“ bezeichnet. Die Evangelien berichten, dass er diesen Titel auch für sich selbst beansprucht habe. Die christliche Reflexion führte zur Lehre von der Dreieinigkeit Gottes: Der eine Gott ist Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist; der Sohn hat Menschenschicksal bis zum Tod am Kreuz geteilt (Menschwerdung Gottes) und nimmt durch seinen Tod und die Wiederauferstehung alle, die unter der Macht des Todes stehen und ihm vertrauen, in die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott auf.
Kritische Sicht des jüdischen und christlichen und islamischen Gottes
Solange es Religion gibt, gibt es kritische Äußerungen zu ihr. Die unterschiedlichen Philosophien und Glaubensarten, die sich mit der Kritik am jeweiligen Gottesbild auseinandersetzen, werden unter dem Begriff Religionskritik behandelt.
Im Licht der Aufklärung lässt sich die „Natur Gottes“ auch als die Glaubensbewegung erkennen, die ihn jeweils verehrt. Er ist insoweit die Manifestation des transzendenten (über die Wahrnehmung des Einzelnen und des Gegenwärtigen hinausreichenden) Wesens der „kulturellen Masse“ und ihres gemeinschaftlichen Sinngefüges (vergleiche: Gesetz; Weltbild; Sitte; Gruppengefühlsordnung; oftmals verbunden mit dem Anspruch auf Universalität und absoluter Wahrheit).
Aus der Sicht einiger Religionswissenschaftler und Atheisten steht das Verhalten Jahwehs teilweise im Gegensatz zu seinen Eigenschaften: Das Alte Testament berichtet von Situationen, in denen Gott Bruder- und Kindermord und in Kriegen sogar Völkermord angeordnet hat, da die Völker okkulte Praktiken ausübten die "der HERR verabscheut" ( 5. Mose 18, 12 )
In der Religionswissenschaft wird der Jahwe-Glaubens manchmal auf externe Quellen zurückgeführt: als Wurzeln bezeichnet werden u. a. Babylon (Inanna; heutiger Irak, die Heimat Abrahams), Ägypten (die Heimat des Mose), Persien (starker Dualismus Gott – Teufel, Ahura Masda – Ahriman), phönizisch (El, Baal (hebr. ba-al zevuv „Herr der Fliegen“), und schließlich Kanaan (Fruchtbarkeitsgottheiten Aschera/Astarte/Ashtaroth und Dagon, sowie Moloch/Melech hebr. „Herr“, der Kinderopfer fordert). Konservative Theologen bestreiten eine solche Abhängigkeit. Das Alte Testament bezeugt eine kritische Auseinandersetzung mit und eine Absetzung von diesen Gottheiten, z. B. das Land Kanaan: In dem 5ten Buch Mose wird das Volk Israel von Gott aufgefordert Kanaan einzunehmen und die Bewohner umzubringen da sie okkulte Praktiken und Unzucht treiben.
Für Gläubige und Atheisten stellt sich die essentielle Frage, warum ein allmächtiger Gott Leiden und Unglück auf der Welt nicht verhindert. Dieses Theodizee-Problem beschäftigt seit Jahrhunderten die Theologen und gilt als ein Argument der Atheisten. (siehe Leibniz)
Wie auch gegen andere religiöse Phänomene oder allgemein den Glauben an übersinnliche Wesen oder Gegebenheiten, wird auch gegen den monotheistischen Gottesglauben religionskritisch eingewendet, es handele sich dabei um bloße Projektion.
Sprachwissenschaftliche Bedeutung
Vorlage:Wiktionary1 Der sprachliche Ausdruck Gott ist nicht nur sehr alt, sondern ausschließlich im germanischen Raum entstanden. Bezeichnungen sind mittelhochdeutsch, althochdeutsch Got, gotisch Guth, englisch God, schwedisch Gud. Sämtliche Bezeichnungen gehen auf das germanische *guda- (Anruf) Gott zurück, welches ursprünglich sächliches Geschlecht hatte, weil es männliche und weibliche Gottheiten zusammenfaßte.
Nach der Christianisierung wurde das Wort umgedeutet und im gesamten germanischen Sprachbereich als Bezeichnung des männlichen Christengottes verwendet. Seitdem ist es nur noch unter Der Gott bekannt und würde dem Ursprung nach Das Gott heißen.
Die Herkunft des germanischen Wortes ist bis heute nicht völlig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass der Begriff aus dem substantivertem zweitem Partizip des indogermanischen *ghuto-m der Verbalwurzel *ghau (= [an]rufen) entstanden ist. Nach dieser These wäre Gott das [durch Zauberwort] angerufene Wesen. Weiter kann es auf die indogermanische Wurzel *gheu- (= gießen) zurück geführt werden, wonach Gott als das, dem [mit] Trankopfer geopfert wird zu verstehen wäre.
Vgl. Deutsches Wörterbuch von Jakob Grimm, siehe http://www.dwb.uni-trier.de/index.html
Wortverwendung im allgemeinen Sprachgebrauch
Das Wort Gott findet im deutschen Sprachgebrauch auch außerhalb der Religion Verwendung, z. B. in Ausrufen wie „Oh Gott!“, „Gott sei Dank!“, „Um Gottes Willen!“ oder Grußformeln wie „Grüß Gott!“. Im Niederländischen und Bairischen findet es gar Verwendung in Schimpfwörtern.
Zitate
- „Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung der Gnade rückhaltlos übergäben.“ (Ignatius von Loyola)
- „Der eigentliche Gott, den die Christenheit anbetet, ist sie darselbst.“ (Ludwig Feuerbach)
- „Es gibt nichts, was die Vorstellung von einem persönlichen Gotte unterstützen könnte. Ich bin Atheist. Es gab große Evolutionsbiologen, die an Gott geglaubt haben. Aber ich habe nie verstanden, wie man im Gehirn zwei völlig getrennte Fächer haben kann, und in einem liegt die Wissenschaft und im anderen die Religion.“ (Ernst Mayr)
- „Gott ist tot, aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch Jahrtausende lang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt, und wir, wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen.“ (Friedrich Nietzsche)
- „Erhaben, unermeßlich erhaben bist Du über das Bemühen der Sterblichen, Dein Geheimnis zu enträtseln, Deine Herrlichkeit zu schildern oder die Art Deines Wesens auch nur anzudeuten.“ (Baha'u'llah)
- „Gott muß tot sein.“ (Michail Bakunin)
- „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ (Ludwig Feuerbach)
- „Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits müde; das erklärt manches.“ (Mark Twain)
- „Gott ist ein Komödiant, der vor einem Publikum spielt, das zu ängstlich zum Lachen ist.“ (Voltaire)
- „Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen.“ (Max Planck)
- „Gott würfelt nicht.“ (Albert Einstein)
- „Gott würfelt nicht nur mit dem Universum, sondern wirft die Würfel manchmal so, dass wir sie nicht sehen können.“ (Stephen Hawking)
- „Zufall ist vielleicht das Pseudonym Gottes, wenn er nicht selbst unterschreiben will“ (Anatole France)
- „Du hast uns auf dich hin geschaffen, Gott, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ (Augustinus)
- „Si comprehendis non est deus.“ („Wenn du es begreifst, dann ist es nicht Gott.“) (Augustinus)
- „Die Mathematik ist das Alphabet, mit dem Gott die Welt geschrieben hat.“ (Galileo Galilei)
- „Gott ist so groß, dass er es wohl wert ist, ihn sein Leben lang zu suchen.“ (Teresa von Avila)
- „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“ (Blaise Pascal)
- „Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu etwas Unzerstörbarem in sich, wobei sowohl das Unzerstörbare, als auch das Vertrauen dauernd verborgen bleiben können. Eine der Ausdrucksmöglichkeiten dieses Verborgenseins ist der Glaube an einen persönlichen Gott.“ (Franz Kafka)
- „Es gibt keine Liebe, außer in Gott.“ (Albert Camus)
- „Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“ (Edith Stein)
- „Was Gott an und für sich ist, wissen wir so wenig als ein Käfer weiß, was ein Mensch ist.“ (Ulrich Zwingli)
- „Gott ist der über den hinaus nichts Größeres gedacht zu werden vermag.“ (Anselm von Canterbury)
- "Ein sicher freundlicher, doch ziemlich unbekannter Herr mit ungesicherter Existenz" (Friedrich Dürrenmatt in "Justiz" )
Literatur
- Die Bibel
- Der Koran
- Markus Witte (Hrsg.): „Der eine Gott und die Welt der Religionen“. 1. Aufl. Religion & Kultur-Verlag, Würzburg 2003 ISBN 3933891140
- Campbell Joseph: „Die Masken Gottes, 4 Bde. – neuere Erkenntnisse aus Archäologie, Ethnologie und Anthropologie“ ISBN 3-423-59034-3
- Jack Miles: „Gott, eine Biographie“ [über den Gott des Alten Testamentes]. Das Alte Testament als eine Literaturschöpfung der Menschheit; ein Gott, der mit einer großen Verwandlungsfähigkeit in Erscheinung tritt. ISBN 3423307110
- Wolfgang Cramer: „Gottesbeweise und ihre Kritik – Prüfung ihrer Beweiskraft“, Frankfurt am Main 1967 ISBN 3525774109
- John A.T. Robinson: „Gott ist anders“, 1967, ISBN B0000BMW32
- Tilman Moser: „Von der Gottesvergiftung zu einem erträglichen Gott“
- Bandini: „Who's who im Himmel“ (Die Götterwelt von A-Z) ISBN 3-423-32539-9
- Pascal Boyer: „Und Mensch schuf Gott“, 2004, ISBN 3608940324
- Reinhard Schmidt: Der Gott der Liebe ist für Leid, Schmerz und Tod nicht verantwortlich. Texte und Gedichte im Spannungsfeld zwischen natürlicher Evolution und christlichem Glauben. Helmbrechts 2004 ISBN 3-8311-0704-1
Siehe auch
Weblinks
- Katholische Glaubensinformation zum Thema „Gott“
- Informationen der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Leben und Glauben
- Wo bist Du Gott? (Wege zur christlichen Glaubenerfahrung)
- Gott als Vater im katholischen Glauben
- Aktuelle Literatur zur Gotteslehre
- Wer ist Gott eigentlich? (Sicht der Zeugen Jehovas)
Contra Gottesglaube: