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Taiwan (Insel)

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中華民國
Zhōnghuá Mínguó
Republik China

Datei:Flagge von Taiwan.png

(Details) (Details)
Amtssprache Mandarin
Hauptstadt Taipei
Präsident Chen Shui-bian
Premierminister Yu Shyi-kun
Fläche 35.980 km²
Einwohnerzahl 22.749.838 (Stand 2004)
Bevölkerungsdichte 627 Einwohner pro km²
Währung Neuer Taiwan-Dollar
Zeitzone UTC + 8 = MEZ + 7
Nationalhymne San Min Chu-i
inoffiziell auch: Flaggenlied
Kfz-Kennzeichen RC
Internet-TLD .tw
Vorwahl +886
Lage Taiwans
Karte Taiwans

Taiwan (traditionell: 臺灣 oder 台灣; vereinfacht: 台湾; Táiwān), das sich offiziell Republik China nennt, im Westen früher manchmal auch als National-China bezeichnet wurde, (traditionell: 中華民國; vereinfacht: 中华民国, Wade-Giles: Chūnghuá Mínkuó, Pinyin: Zhōnghuá Mínguó), ist eine Insel im Pazifik östlich vor der Küste des chinesischen Festlandes, die international nur von wenigen Regierungen als Staat anerkannt wird, de facto aber unabhängig ist. Die frühere deutsche Bezeichnung ist Formosa (nach „Ilha formosa“, portugiesisch für „schöne Insel“). Die Volksrepublik China sieht Taiwan als abtrünnige Provinz an. Taiwan war 1949 das Rückzugsgebiet der Kuomintang-Regierung, die im Bürgerkrieg den Kommunisten unter Mao Zedong unterlegen war, und wurde damit zum letzten Rest der ehemals ganz China umfassenden Republik China. Die USA gelten als Schutzmacht des Landes.

Die Bezeichnung der gesamten Insel mit dem Namen Taiwan kam erst gegen 1885 auf; früher wurde der Name Taiwan (wörtlich „Terrassenbucht“) nur für eine Bucht in der Nähe des heutigen Tainan im Süden verwendet, an der die Holländer 1623 das Fort Zeelandia errichtet hatten. Die Chinesen, die für die Insel im Laufe der Geschichte verschiedene Bezeichnungen hatten, übernahmen in der Folge allmählich diesen Namen für die ganze Insel.

Die Pan-Green Coalition, die zur Zeit die Politik Taiwans beherrscht, strebt die Anerkennung als selbstständiger Staat an, während die Volksrepublik China auf ihrer Ein-China-Politik beharrt und nach wie vor auf eine Eingliederung in die Volksrepublik drängt. Mit Rücksicht auf die guten Beziehungen zur Volksrepublik verweigern die meisten Staaten Taiwan die Anerkennung als eigenständiger Staat. Ungeachtet dessen ist Taiwan z.Z. de facto völlig unabhängig von der Volksrepublik und verfügt über eine selbstständige Regierung, die die volle Souveränität über Taiwan hat.


Geographie

Taiwan hat eine Fläche von 35.900 km². An der längsten Stelle ist die Insel 377 km lang, die maximale Breite beträgt 142 km. Die Insel wird von China durch die Straße von Taiwan getrennt und von den Philippinen durch die Straße von Luzon. Östlich begrenzt das Philippinenbecken Taiwan.

Taiwan und zugehörige Inseln

Die Republik China auf Taiwan umfasst noch die Pescadores (Penghu), Matsu (Mazu) und Quemoy (Jinmen) sowie einige weitere kleine Inseln.

Im Norden herrscht ein subtropisches Klima, das Zentrum und der Süden sind vorherrschend tropisch. Im Winter weht ein kräftiger Monsun aus Nordosten, im Sommer ein starker Monsun aus Südwest, der starke Regenfälle mit sich bringt. Von Mai bis Oktober wird die Insel auch häufig von Taifunen heimgesucht.

Der Westen der Insel bildet eine flache Ebene. Richtung Osten steigt diese auf, bis zur zentralen Gebirgskette im Zentrum, die über 200 Gipfel über 3.000 m hat. Der Yu Shan ist mit 3.997 m über dem Meer der höchste Berg der Insel. An der Ostküste befindet sich ein weiterer, etwas weniger hoher Gebirgszug.

Die größte Stadt ist die Hauptstadt Taipei.

Siehe auch: Liste der Städte in Taiwan

Bevölkerung

Als Niederländer und Spanier im 17. Jahrhundert mit der Kolonisation begannen, lebten bereits geschätzte 25.000 Han-Chinesen auf der Insel, die Bevölkerungsmehrheit stellten jedoch austronesische indigene Völker dar (circa 250.000). Die Sprachen der Ureinwohner Taiwans gehören der Austronesischen Sprachfamilie an. Im Einzelnen sind dies: Rukai, Yami, Tsou, Saisiyat, Atayal, Paiwan, Bunun, Amis, Puyuma, Pazeh, Kanakanavu, Saaroa, Seediq und Kavalan. Heutzutage sprechen nur 2 % der taiwanischen Bevölkerung diese Sprachen.

Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert begann eine massive Zuwanderung von Han-Chinesen aus der chinesischen Provinz Fujian. Im Jahr 1919 wurde die Bevölkerung auf ungefähr 3 Millionen Han-Chinesen, 100.000 Japaner und 120.000 Angehörige indigener Völker geschätzt.

Heute hat sich das Verhältnis von Han-Chinesen zu Angehörigen indigener Völker auf fast 60:1 verschoben: Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Han-Chinesen; daneben existieren noch zehn offiziell anerkannte indigene Volksgruppen, nach anderen Zählungen bis zu dreizehn (Gesamtzahl 2004: 400.000). Das ist ein Anteil an der Gesamtbevölkerung von unter 2 %.

Siehe auch: Indigene Völker Taiwans

Verwaltungsgliederung

Taiwan ist in 16 Kreise und sieben kreisfreie Städte gegliedert (s. Tabelle), worunter Taipei und Kaohsiung als unmittelbar der Zentralregierung unterstellte Städte eine Sonderstellung einnehmen.

  • Städte
Name chinesisch Pinyin Einwohner
Taipei 台北市 Táiběi Shì
2.621.000
Kaohsiung 高雄市 Gāoxióng Shì
1.510.000
Taichung 台中市 Táizhōng Shì
1.114.000
Tainan 台南市 Táinán Shì
751.000
Keelung 基隆市 Jīlóng Shì
392.000
Hsinchu 新竹市 Xīnzhú Shì
384.000
Chiayi 嘉義市 Jiāyì Shì
270.000

Stand: 2004

  • Kreise
Name chinesisch Pinyin Einwohner
Taipei 台北縣 Táiběi Xiàn
3.694.608
Taoyuan 桃園縣 Táoyuán Xiàn
1.834.045
Yilan 宜蘭縣 Yílán Xiàn
462.614
Hsinchu 新竹縣 Xīnzhú Xiàn
461.566
Miaoli 苗栗縣 Miáolì Xiàn
560.597
Taichung 台中縣 Táizhōng Xiàn
1.522.986
Changhua 彰化縣 Zhānghuà Xiàn
1.316.321
Nantou 南投縣 Nántóu
539.721
Yunlin 雲林縣 Yúnlín Xiàn
738.158
Chiayi 嘉義縣 Jiāyì Xiàn
559.329
Tainan 台南縣 Táinán Xiàn
1.105.983
Kaohsiung 高雄縣 Gāoxióng Xiàn
1.237.501
Pingtung 屏東縣 Píngdōng Xiàn
902.639
Taitung 台東縣 Táidōng Xiàn
241.676
Hualien 花蓮縣 Huālián Xiàn
350.468
Penghu 澎湖縣 Pénghú Xiàn
91.840
Chinmen 金門縣 Jīnmén Xiàn
61.614
Lienchiang 連江縣 Liánjiāng Xiàn
11.002

Stand: 2004

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Taiwans

Anfangs war die Insel von einer malaiisch-polyneschen Urbevölkerung besiedelt. 1590 entdeckten die Portugiesen die Insel. Aus dieser Zeit stammt der Name "Ilha Formosa" bzw. "Formosa", er bedeutet schöne Insel. 1642-1662 kontrollierten die Niederländer die Insel. Während die chinesische Ming-Dynastie (1368-1644) auf dem Festland untergeht, beherrschen japanische Piraten (Wokou) die Insel und nutzen sie als Stützpunkt. 1683 erobern die in China siegreichen Mandschu die Insel. 1895 muss China die Insel an Japan abtreten. 1912 wurde China vom Kaiserreich zur Republik; Taiwan sieht sich heute als Fortsetzung dieser Republik. 1945 kommt Taiwan unter die Verwaltung der Alliierten und wird ohne Volksabstimmung Republik China zugesprochen. Jedoch wurde auf der Friedensvertragskonferenz von San Francisco 1951-52 bestimmt, dass für die Zukunft Taiwans das Selbstbestimmungsrecht der Taiwanesen berücksichtigt werden müsse. 1949 zieht sich jedoch die Kuomintang unter Chiang Kai-shek, nach ihrer Niederlange im chinesischen Bürgerkrieg auf die Insel zurück und rufen dort 1950 erneut die Republik China aus. Die Republik China auf Taiwan nimmt danach noch bis in die 70er Jahre den chinesischen Sitz im UN-Sicherheitsrat ein. Am 16. Dezember 1978 brechen die USA, die als Schutzmacht des taiwanesischen Staates fungieren, ihre offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab. Dies geschieht im Zuge der Annäherung der USA an die Volksrepublik China. Viele andere Staaten tun das gleiche. Republik China tritt aus der UNO aus, bevor die Volksrepublik 1971 aufgenommen wird und den Sitz im Sicherheitsrat als Atommacht übernimmt. 1987 hebt die KMT das Kriegsrecht auf, die erste Oppostionspartei, die Demokratische Fortschrittspartei; DPP) entsteht und die lange unterdrückte "taiwanesische" Kultur und Sprache dürfen wieder ausgeübt werden. Anfang der 90er Jahre gibt die Kuomintang ihre Alleinherrschaft auf und die Demokratie wird eingeführt. 1992 werden erstmals freie Parlamentswahlen und 1996 direkte Präsidentschaftswahlen durchgeführt.

Politik

Taiwan ist im Gegensatz zur Volksrepublik China seit einigen Jahren eine Demokratie, der Präsident und die Abgeordneten des Einkammer-Parlaments werden in freien, gleichen und geheimen Wahlen gewählt. Lange Zeit zuvor wurden die Mandate aus den „Provinzen“, die nun zur Volksrepublik China gehören, nicht neu vergeben, da dort keine neuen freien Wahlen veranstaltet werden konnten. Dies führte dazu, dass die Kuomintang Republik China (Taiwan, etc.) praktisch als alleinige Partei regierte.

Verhältnis zur Volksrepublik China

Das Verhältnis Taiwans zur Volksrepublik China ist recht kompliziert. Nach chinesischer Sichtweise ist Taiwan eine abtrünnige Provinz und gehört gemäß der Ein-China-Politik zur VRC. Am 14. März 2005 hat der Chinesische Volkskongress fast einstimmig (von 2869 Delegierten enthielten sich zwei der Stimme) das umstrittene Anti-Sezessions-Gesetz abgesegnet, welches militärische Schritte gegen Taiwan legalisiert, sollte dieses sich unabhängig erklären.

Taiwan vermeidet eine offizielle Unabhängigkeitserklärung und wird daher auch nur von 27 Staaten diplomatisch anerkannt. Nach taiwanischer Sichtweise ist eine Unabhängigkeitserklärung unnötig, da die chinesische Republik bereits 1912 gegründet wurde und die Insel de facto unabhängig ist.

Auch als Beruhigung der Volksrepublik China definierte Präsident Chen Shui-bian die Politik der fünf Neins (四不一沒有). Solange Taiwan nicht akut militärisch von China bedroht wird, wird Taiwan:

  • keine Unabhängigkeit erklären
  • nicht den Namen des Staates ändern
  • keinen Artikel in die Verfassung aufnehmen, der die Beziehungen zur VRC als „zwischenstaatliche Beziehungen“ bezeichnet
  • kein Referendum über die Änderung des Status quo in der Frage Unabhängigkeit oder Wiedervereinigung abhalten
  • die bestehenden taiwanesischen Richtlinien für die „Nationale Wiedervereinigung“ nicht ändern (sprich: Wiedervereinigung nur durch Verhandlungen mit der Volksrepublik China und unter demokratischen Vorausetzungen auf dem chinesischen Festland).

Diplomatische Beziehungen

Folgende 26 Staaten pflegen offizielle diplomatische Beziehungen mit Taiwan:

Am 20. Januar 2005 nahm Grenada seine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China wieder auf und brach die seit 1989 bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab.

Die anderen Staaten haben offiziell keine diplomatischen Beziehungen, trotzdem wird der Kontakt aber durch sogenannte Taipei Wirtschafts- und Kulturbüros aufrechterhalten, ohne diesen Einrichtungen (mit Rücksicht auf die Volksrepublik China) den Status einer Botschaft zuzuordnen (siehe auch Ständige Vertretung).

Feiertage

Nationalfeiertag

Tag der chinesischen Revolution, 10. Oktober, auch «Doppelzehnfest» genannt. Der Tag erinnert an den Aufstand von Wuchang (武昌), heute Wuhan (武漢市), am 10. Oktober 1911, der schließlich zur Gründung der Republik China führte.

andere staatliche Feiertage

Feiertage nach dem Mondkalender Die folgenden staatlichen Feiertage richten sich nach dem traditionellen Chinesischen Kalender:

  • 4., 5. selten auch 6. April - Qingming bzw. Totenfest (2005: 5. April; 2006: 5. April)
  • Januar oder Februar - Chinesisches Neujahrsfest oder Frühlingsfest, etwa 4 Tage frei (2005: 9. Februar; 2006: 29. Januar)
  • Mai oder Juni - Drachenbootfest (2005: 11. Juni; 2006: 31. Mai))
  • September oder Oktober - Mondfest; (2005: 18. September; 2006: 6. Oktober)

Wirtschaft

Taiwan hat ein kapitalistisches Wirtschaftssystem, welches stark von seinen Exporten abhängig ist. Das Land zählt zu den am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Der taiwanische Investitionsfluss in die VR China beträgt im Jahre 2002 an die 40,8 Mrd. US-Dollar und übertrifft damit das aller anderen Länder. Taiwan ist der größte Produzent von Halbleiter-Anwendungen wie Hauptplatinen, Notebooks und WLAN-Komponenten, die unter verschiedensten (konkurrierenden) Marken weltweit abgesetzt wurde.

Zeitrechnung

Die offizielle Zählung der Jahre richtet sich in Taiwan nach dem Gründungstag der Republik China am 1. Januar 1912. So wird das Jahr 2005 (nach dem gregorianischen Kalender) als 94. Jahr der Republik China gezählt. Im Alltag und im Handel ist die westliche Jahreszählung ebenfalls gebräuchlich.

Siehe auch

Literatur

  • Weggel, Oskar: Die Geschichte Taiwans. Vom 17. Jahrhundert bis heute. Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 1991, ISBN 3-412-02891-6
Commons: Taiwan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien