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Benutzer:Catou/Hausbau im Neolithikum

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Der Hausbau im Neolithikum ist geprägt durch Bautechnik A, B, C. Heutige archäologische Befunde erlauben Rückschluss auf D, E, F. Durch die Methode der experimentellen Archäologie wurde darüber hinaus gezeigt, dass X, Y, Z.

Einführung

Vor ca. 7.500 Jahren wanderten über Südosteuropa kommend erste Bauerngesellschaften auch in den süddeutschen Raum ein. Sie verdrängten oder integrierten, die bis dahin hier lebenden Menschen, die nach alter Tradition vom jagen und sammeln lebten. Im Laufe der weiteren Verbreitung passten sich die eingewanderten Bauern den verschiedenen Umweltbedingungen an und bildeten eine eigenständige Kultur aus. Sie siedelten auf lößbedeckten Geländespornen, in der Nähe von Bächen, die ganzjährig eine gesicherte Wasserversorgung garantierten. Neben den, für die bäuerliche Lebensart wichtigen Gerätschaften, ist dies an den noch erhaltenen Befundspuren von Pfostensetzungen, die der sesshaften Lebensweise entsprechenden Hausbau dokumentieren, zu erkennen. Ausgehend vom südosteuropäischen Donauraum, im Verbreitungsgebiet der dortigen proto neolithischen Kultur von Lepenski Vir und der darauffolgenden bäuerlich geprägten Körös-Kultur,sind die ersten Häuser mit steilen Dachneigungswinkel errichtet worden. Ein steiler Dachneigungswinkel ist notwendig, um dem in Mitteleuropa herrschenden Klima entsprechend, Regen und Schnee, ohne Staunässe zu bilden abgleiten zu lassen. Rasch breitete sich eine weitere bäuerliche Kultur, die in mehreren Wellen die fruchtbaren gut durchwässerten Lößgebiete in Mitteleuropa besiedelten, aus.

Wegen der Art der Verzierung ihrer Tongefäße, wird sie die bandkeramische Kultur genannt. Neben der Keramik, ist es der Bau von vierschiffigen Häusern, deren systemgleiche, parallell angeordnete Pfosten, ein weiteres signifikantes Erkennungsmerkmal dieser Kultur ist.[1] In allen handwerklichen Fähigkeiten, so auch im Hausbau, konnten sie entsprechend der schon zuvor bekannten Holzständerbauweise, auf vor ihrer Zeit gemachten Erfahrung und Fertigkeiten aufbauen. Diese sich weiterentwickelnde Bautradition setzt sich über das gesamte Mittelneolithikum fort, wo sie mit dem Langhausbau der Rössener Kultur endet.

Grundlagen

Die Hauptmerkmale , zum unterscheiden verschiedener Kulturepochen wie z.B. die Formgebung und Verzierung von Keramik, sind im Laufe der Zeit einem Wandel unterworfen. Die einzelnen Kulturgruppen können so zeitlich abgegrenzt werden. Neben den bekannten unterscheidbaren kulturspezifischen Indikatoren, ist begleitend dazu eine konstruktive und daraus folgernd, auch eine formgestalterische Änderung im Hausbau zu beobachten.

Unter Beachtung von baulichen Gesetzmäßigkeiten, speziell in der Höhentwicklung von Pfostensetzungen, im Verhältnis zu gleichmäßig geneigten Dachflächen, hat dies entsprechende Auswirkungen auf Form, und Konstruktionsart der Häuser. Die bislang anerkannte Unterscheidung der Häuser in Haustypen, wird durch die flächige zweidimensionale Anordnung von systemgleichen Pfostenspuren definiert. Es wurden dabei nur Befundspuren mit einbezogen deren fünf Pfostenreihen parallel verlaufen. Weiterhin wird nach Größe der Häuser, markanten Pfostenstellungen und zweidimensionalen Raumeinteilungen, in eine ältere und jüngere Phase der Bandkeramik getrennt ( siehe Bandkeramische Kultur 3.Siedlungswesen) Konstruktiv, sind durch die parallele Anordnung der Pfostenreihen die Häuser in Form und Aufbau nicht zu unterscheiden.

Ab der Spätphase der Bandkeramik, treten durch das trapezartige bis rundlichen wegstreben der Aussenwandpfosten konstruktiv und formgebend Veränderungen im Hausbau auf, die durch die bislang für gültig betrachtete Einteilung nicht berücksichtigt wird. Gleichermaßen bilden diese Häuser Übergangsstufen zum Hausbau nachfolgender Kulturen auf.

Was aus allen Befundformen gleichermaßen abgeleitet werden kann ist, dass aus der veränderten Pfostenanordnungen im Befund, für die tragenden Pfosten, keine Änderung in der konstruktiv bestimmenden Maßfestlegung erforderlich ist. Dies bezeugt, dass die Bauleute der nachfolgenden Kulturepochen, wegen der Anwendung gleicher Aufbauprinzipien den Hausbau nicht neu erfinden mussten. Spätbandkeramische Häuser bilden konstruktiv den Übergang zum Hausbau späterer Kulturgruppen. Diese konnten deshalb auf die zuvor gemachten Erfahrungen und überlieferten zimmereitechnischen Fähigkeiten der spätbandkeramischen Zeit aufbauen und diese weiterentwickeln. Individuelle Ausführungen wie sie aus den Befundspuren im Hausbau nachfolgender Kulturgruppen abzuleiten sind, bezeugen dies.

Hausbau der Bandkeramik

In dem Versuch die Häuser in der dritten Dimension darzustellen, müssen neben einer plausiebel erklärbaren Maßfindung in der Gebäudehöhe, die Befunde zur Bestimmung der konstruktiven Vorgehensweise nicht nur maßlich, sondern speziell nach konstruktiven Gesetzmäßigkeiten ausgewertet werden. Rekonstruktiv müssen sowohl die zimmereitechnischen Möglichkeiten der Zeitstellung, ein sinnvoller Bauablauf und daraus folgernd, ein individuell bestimmtes Konstruktivmaß angewendet werden. In den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass die Kopfstoßhöhe des größten Bewohners eines zu errichtenden Hauses, Grundlage der Maßfindung war. Dies gewährleistet, dass die Häuser von allen Bewohnern bequem begangen werden konnten. Unterscheidbare Körperabmessungen zum bestimmen der Konstruktivhöhen, müssen aus Abstandsmessungen im Befund erkennbar sein. Das bedeutet einerseits, dass die Häuser nach individuell bestimmten Maßfestlegungen errichtet worden sind und zum anderen, wegen der in ganz Mitteleuropa bekannten, systemgleichen (nicht maßgleichen) Anordnung der Pfostensetzungen eine gleiche Methode beim Aufbau der Häuser angewendet wurde.

Zum übertragen von Körpermaßen z.B. auf einen Stock, ist es nicht notwendig, ein wie auch immer benanntes Maßsystem zu kennen. Dieses Stockmaß überall dort, wo gleiche Abstände oder Höhen bestimmt werden müssen eingesetzt, ergibt eine auf das Quadratmaß bezogene Konstruktivstruktur.

Dadurch ist gewährleistet, dass beim Holzeinschlag von geeigneten Pfosten und Pfetten und beim Aufbau der Häuser, die gleiche maßliche Sprache gesprochen werden konnte. So können die Abmessungen sowohl in der Fläche als auch in der Gebäudehöhe, trotz dem fehlen von Holzteilen im Aufgehenden, indirekt auch über einen vorhandenen Befund bestimmt werden. Indirekt deshalb, weil zwischen dem, auf das Quadratmaß ausgerichteten Pfetten und dem im Befund feststellbaren Pfostenabstand in Querrichtung, Maßdifferenzen auftreten.

Bautyp I

Wegen der nicht gleichen Anordnung der Pfosten, im Verhältnis zu einer gleichmäßig geneigten Dachfläche, kann nur auf den Befund bezogen, eine Pfette deshalb weder seitlich, noch in der Höhe gerade verlaufen. Diese Aussage entspricht den "Gesetzen am Bau", von Wandhöhen (Pfostenhöhen),im Verhältnis zu gleichmäßig geneigten Dachflächen. Es ist deshalb nicht möglich, dass Pfetten mittig über zimmereitechnisch bearbeitete Pfostenköpfe gelegt, befestigt werden. Es müssen aber die Pfetten (längsverlaufende Rundbalken zum tragen einer Dachkonstruktion), um eine gleiche Dachneigung zu erreichen, in der Höhe und seitlich gerade verlaufen. Das gelingt nur, wenn die Pfetten nicht mittig auf den Pfosten, sondern in seitlich austreibenden asymetrischen Astgabeln eingelegt werden. Durch drehen der Pfosten um 180° können die im Befund feststellbaren Maßdifferenzen der Pfosten aus der quadratischen Maßstruktur, zu der tatsächlichen Lage der Pfetten, ausgeglichen werden.

Bautyp II

Ab der mittleren Phase der Bandkeramik bis zu deren Ende sind erste Veränderungen in der Anordnung der Ständerpfosten zum tragen des Daches zu erkennen. Die Außenwände streben trapezartig oder rundlich aus der Mittelflucht (Firstlinie) weg. Nur die mittleren Pfostenreihen sind noch paralell zur Firstlinie angeordnet.

Konstruktiv ist hier der Grundsatz zu beachten:

Je weiter die Außenwandpfosten aus der Firstlinie abweichen, je niedriger wird die Traufhöhe (Pfostenhöhe) der Außenwand.

Es entsteht bei der tarpezförmigen Abweichung der Pfosten, entsprechend den erwähnten Gesetzmäßigkeiten am Bau, eine "fallende Traufhöhe". Gleiche Pfostenhöhen in der Aussenwand sind bei diesem Haustyp auszuschließen und es können deshalb auch keine Pfetten auf die Wandpfosten aufgelegt werden.

Die Verbindung zwischen dem Dach und Außenwand, wird durch Aufbindehölzer hergestellt. Beim rundlichen wegstreben fällt die Traufhöhe zunächst ab, um ab ca. der Mitte des Gebäudes wieder anzusteigen. Es ändert sich dadurch nicht nur die Vorgehensweise beim Aufbau der Häuser, sondern auch das äußere Erscheinungsbild, gegenüber den Häusern, der frühen bis mittleren Phase der Bandkeramik (Bautyp I), wo die Pfostenreihen parallel verlaufen. Bautyp II bildet konstruktiv betrachtet, den Übergang zum Hausbau späterer Kulturen. Wichtig ist, dass auch bei den neuen Hausformen, die gleiche auf auf das Quadratmaß bezogene Aufbaumethode angewendet wurde.

Die Bauweise der Großgartach-Rössener Kultur

Beim Übergang am Ende der Bandkeramik zum Mittelneolithikum, ist ein weiterer Wandel in der Konstruktivtechnik aus den Befunden abzuleiten. Es sind zunächst Kurzbauten ausgeführt worden, deren Innere Konstruktion und die Aussenwände trapezartig aus der Mittelflucht wegstreben.[2] Konstruktiv bilden sie den Übergang von der späten Bandkeramik zur Hausform der Rössener Zeit.

Es gibt bei diesen Haustypen keine Mittelpfetten, sondern die äusseren Tragpfosten nehmen die Dachlast auf, während die Aussenwandpfosten, zusammen mit der nordöstlichen Giebelkonstruktion für die seitliche Stabilität zuständig sind. Sie üben deshalb keine tragende Funktion aus. Es entsteht so eine Mischung aus Pfetten und Sparrendach, wobei die konstruktiven Elemente einen Dreiecksverbund bilden.

Im Rössener Hausbau, mit z.T. extremen Baulängen, sind die Häuser in zwei Bauabschnitte (BA) zu unterteilen. BA I, entspricht im Aufbau dem zuvor beschriebenen Kurzbau.

Im Zweiten Bauabschnitt (BA II) verläuft die Innenkonstruktion und die Firstlinie über die gesamte Restlänge des Gebäudes,im selben Maßraster parallel.

Alle bislang beschriebenen Haustypen wurden nach der selben Vorgehensweise bei der Maßfindung und der dadurch festgestellten Konstruktionsprinzipien (quadratische Struktur) errichtet. Durch die Verwendung von gleichen, individuell bestimmten Konstruktivlängen für Pfosten und Pfetten können auch die Gebäudehöhen und Dachformen beschrieben werden. Aus den Befunden abgeleitet, ist auch zu erkennen, dass mehr und mehr individuell bestimmte Zimmereitechniken die Konstruktion und Hausform bestimmend haben. Erkennbar ist dies hauptsächlich an den Giebelseiten der Häuser. Nur an der Schmalseite der Gebäude ausgeführt, sind sowohl aufsteigende Firstedächer sowie Walmdächer ausgeführt worden. Es gab frei überdachte Vorbauten und konstruktiv notwendige Windaussteifungen. Mit dem Beginn der Mettallzeiten wurden im Dorfverbund zusammenhängende Zweiraumhäuser errichtet. Sie entsprechen nicht mehr der zuvor beschriebenen traditionellen Bauweise.

Die Rekonstruktion eines mittelneolithischen Hauses der Rössener Kultur.

Siehe Photofolge

Literatur

Der Verfasser hat in einem Aufsatz die technischen Voraussetzungen für den Wandel in der Konstruktivtechnik beschrieben und veröffentlicht. Experimentelle Archäologie in Europa Bilanz 2003, Heft 2, "Bautechnische Entwicklung frühneolithischer Häuser in Mitteleuropa unter Berücksichtigung einer quatratischen Maßstruktur als Traditionselement" ISBN 3-89995-102-6

1999 hat der Autor, nach der dort festgelegten neolithischen Baumethode, ein Haus der Rössener Kultur im Kurpark von 79189 Bad Krozingen im Maßstab 1:1 rekonstruiert. Es wurde dort der Beweis dafür erbracht, dass mit Anwendung der schon in den Häusern der Bandkeramik festgestellten auf individuell festgelegten Abmessungen gestützte Baumethode, diese über die gesamte Zeit des frühen bis mittleren Neolithikum angewendet worden ist. Leider wurde dieses Haus im Jahre 2003 durch Brandstiftung zerstört. Es war das erste mittelneolithische Haus derRössener Kultur, das nicht nach Vorgaben eines vorhandenen Befundes nachgebaut wurde, sondern dieser entstand durch die Anwendung der traditionellen Vorgehensweise beim Aufbau von selbst. Nach der Zerstörung des Hauses, ist ein systemgleicher Befund übrig geblieben, wie ihn die neolithischen Bauleute beim Aufbau ihrer Häuser auch erzeugt haben. Äußere Form und Konstruktion des Hauses stimmen überein und können entsprechend den Bestimmungen der experimentellen Archäologie nachgebaut werden. --Catou 16:57, 28. Jul. 2008 (CEST)

Einzelnachweise

  1. Edward Sangmeister: Urgeschichte in Baden Württemberg. 1983, ISBN 3-8062-0217-6. S. 447 f.
  2. Sepp Albrecht: Experimentelle Archäologie in Europa Bilanz 2003, Heft 2, "Bautechnische Entwicklung frühneolithischer Häuser in Mitteleuropa unter Berücksichtigung einer quatratischen Maßstruktur als Traditionselement" ISBN 3-89995-102-6