Foucaultsches Pendel


Ein foucaultsches Pendel ist ein langes Fadenpendel mit einer großen Pendelmasse, mit dessen Hilfe die Erdrotation anschaulich nachgewiesen werden kann.
Versuche und Beschreibung
Am 3. Januar 1851 führte der französische Physiker Jean Bernard Léon Foucault im Keller seines Hauses einen Versuch durch, bei dem er ein 2 Meter langes Pendel in Bewegung setzte. Es pendelte dicht über dem Boden und schien dabei im Verlauf der Zeit seine Richtung zu ändern. Da eine äußere auf das Pendel einwirkende Kraft auszuschließen war, war es nicht das Pendel, sondern der Boden (also die Erde), der seine Richtung änderte.
Später führte Foucault den Versuch in der Pariser Sternwarte mit einem 12 Meter langen Pendel und im Panthéon mit einem 67 Meter langen Pendel mit einem 28 kg schweren und 60 cm Durchmesser umfassenden Pendelkörper der Öffentlichkeit vor. Am unteren Ende des Pendelkörpers befand sich eine Spitze, die mit jeder Schwingung eine Spur in einem Sandbett am Kirchenboden markierte. Hiermit wurde ein laientauglicher Nachweis der Erdrotation vorgelegt. Seit diesem Zeitpunkt wird dieser Versuch foucaultscher Pendelversuch genannt, obwohl vergleichbare Versuche bereits 1661 vom italienischen Physiker Vincenzo Viviani durchgeführt worden waren.
Die aufsehenerregenden Experimente wurden später von Garthe im Kölner Dom und von Schwerd im Dom zu Speyer wiederholt. Die Ergebnisse waren qualitativ nicht zufriedenstellend. Heike Kamerlingh Onnes wies in seiner Dissertation von 1877 auf alle Fehlerquellen hin, die bei diesen Versuchsanordnungen aufgetreten waren.
Foucaultsche Pendel hängen noch heute in verschiedensten naturwissenschaftlichen Museen, unter anderem im großen Hauptturm des Deutschen Museums in München und im Museo de las Ciencias Príncipe Felipe – Teil der Ciudad de las Artes y de las Ciencias zu Valencia.
Am Äquator dreht sich die Schwingungsebene des Pendels überhaupt nicht. Je weiter man sich vom Äquator entfernt, desto stärker ist die Drehung, an den geographischen Polen beträgt sie genau 360 Grad pro Tag. Dieser Wert erklärt sich daraus, dass sich am geographischen Pol (Austrittspunkt der Rotationsachse) die Erde einfach unter dem Pendel wegdreht, ohne dass das Pendel seine Position verändert (außer durch den Umlauf um die Sonne).
Eine andere Interpretation ist, dass mit Bezug auf ein erdfestes Koordinatensystem – d. h. vom natürlichen Standort des Menschen aus betrachtet – auf das schwingende Pendel mit Ausnahme am Äquator quer zur Schwingungsrichtung eine Corioliskraft einwirkt, die auf der nördlichen Halbkugel eine Abweichung nach rechts, auf der südlichen Halbkugel eine Abweichung nach links bewirkt. Die Schwingungsebene dreht sich infolgedessen um die Senkrechte durch den Aufhängepunkt mit der Winkelgeschwindigkeit ωv = ωE sin φ, wenn ωE die Winkelgeschwindigkeit der Erde und φ die geographische Breite des Aufhängepunktes ist.
An den Polen dauert eine volle Umdrehung einen Sterntag (23 h 56 min 4 s bzw. 23,93 h), in München (φ etwa 48°) etwa 32,2 Stunden. Verallgemeinert kann man den Drehwinkel innerhalb eines Sterntages durch Multiplikation von 360° mit dem Sinus der geographischen Breite errechnen und damit die Dauer durch Division eines Sterntages durch den Sinus der geographischen Breite.
Der Weg, den der Pendelkörper beschreibt, ist eine so genannte Rosettenbahn.
Ebenso bewegt sich ein Auto, das auf der Stelle wendet: Lenkung voll nach rechts, vorwärts fahren, Lenkung voll nach links, rückwärtsfahren. Diese Rückwärtsfahrt ist in Wirklichkeit auch eine Rechtskurve.
Konkrete Gleichungen
Berechnung des Drehwinkels innerhalb eines Sterntages:
δ = sin φ * 360°
Berechnung der Dauer für eine ganze Umdrehung:
D = Sterntag/sin φ
Liste vorhandener Pendel

Einige Standorte Foucaultscher Pendel sind:
Deutschland
- Schulen
- Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen (wird jedoch nur für den Physikunterricht genutzt)
- Innenhof der Regelschule Berlingerode
- Gymnasium am Waldhof (ehemals Bavink-Gymnasium) in Bielefeld (meist nur für den Physikunterricht der Oberstufe betriebsbereit)
- Glasverbinder des Liborius-Gymnasiums in Dessau
- Eingangshalle des Schloss-Gymnasiums Benrath in Düsseldorf
- Physiksaal des Enztalgymnasiums
- Albert-Einstein-Schule in Groß-Bieberau
- Treppenhaus des Harsefelder Gymnasiums
- Treppenhaus des Helmholtz-Gymnasiums in Heidelberg
- Treppenhaus des Gymnasium Georgianum in Hildburghausen
- Gelände des Léon-Foucault Gymnasiums in Hoyerswerda
- Treppenhaus des Christoph-Scheiner-Gymnasiums in Ingolstadt
- Treppenhaus der Freien Montessori Schule Landau
- Berufsschule für IT-Berufe in Langwied
- Foyer des Gymnasiums der Stadt Lennestadt
- Aula des Copernicus Gymnasiums in Löningen
- Gisela-Gymnasium München
- Treppenhaus des Technischen Gymnasiums in Offenburg
- Oscar-Picht-Gymnasium Pasewalk
- Treppenhaus des Hittorf-Gymnasiums in Recklinghausen
- Lichthof des Georg-Büchner-Gymnasiums Rheinfelden
- Treppenhaus der Domschule Schleswig
- Treppenhaus des Hennebergischen Gymnasiums „Georg Ernst“ in Schleusingen
- 1. OG des Schwetzinger Hebelgymnasiums.
- Treppenhaus des Friedrich-Eugens-Gymnasiums in Stuttgart
- Hertzhaimer Gymnasium Trostberg
- Gymnasium Verl
- Verwaltungsgebäude des Abend-Gymnasium des Kreises Viersen
- Hochschulen
- Foyer des Gebäudes NW I der Universität Bremen
- Gang des N-Gebäudes der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden vor den Physiklaboratorien
- Treppenhaus des Studiendepartments Maschinenbau und Produktion der HAW Hamburg
- Treppenhaus der Fakultät für Physik der Georg-August-Universität Göttingen
- IfP der Universität Greifswald
- Institut für Physik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg
- Innenhof des Curie-Baus der TU Ilmenau
- Gebäude G der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz
- Hörsaal 1 des Physikalisches Institut der Universität zu Köln
- Naturwissenschaftliche Bibliothek der Universität Konstanz
- Bibliothek der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
- Treppenhaus des Fachbereichs Physik der Universität Osnabrück
- Physik-Hauptgebäude der Universität Rostock
- Sektion Geophysik der Universität München
- Treppenhaus des Campus II der Universität Trier
- Treppenhaus der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar
- Eingangsbereich der Bergische Universität Wuppertal, Campus Grifflenberg
- Rundbau der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Abteilung Schweinfurt
- Bibliothek der Westsächsische Hochschule Zwickau
- Sonstige
- Foyer des Cornelsen-Verlages (Haus 2) in Berlin
- Deutsches Technikmuseum Berlin
- Industriemuseum Brandenburg an der Havel
- Treppenhaus des Braunschweigischen Landesmuseums
- Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe Dresden
- Treppenhaus des Essener Weiterbildungsinstituts Haus der Technik
- Treppenhaus der Stadtwerke Hannover
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen
- Vorbau des AZM Erfurt
- Kinderakademie Fulda
- Treppenhaus des Hansa Kollegs in Hamburg
- Treppenhaus des Zürichhauses in Hamburg
- Astronomisch-Physikalisches Kabinett mit Planetarium in der Orangerie in Kassel
- Jahrtausendturm im Elbauenpark Magdeburg
- Deutsches Museum in München
- Dynamikum Science Center in Pirmasens
- Volkssternwarte Adolph Diesterweg Radebeul
- Westfälischen Volkssternwarte Recklinghausen
Norwegen
- Foyer des Physikgebäudes der Universität Oslo
- Realfagbygget der Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens in Trondheim
Niederlande
Österreich
- Technisches Museum Wien in Wien
- Marktplatz in St. Ruprecht an der Raab
- Campus Wels der FH-Oberösterreich Wels
Polen
- Dom zu Frauenburg
- Collegium Physicum in Posen
- Peter-und-Paul-Kirche in Krakau
- Schloss der Herzöge von Pommern in Stettin
- Nikolaus-Kopernikus-Universität in Thorn
- Schlesisches Planetarium in Chorzów
Schweiz
- Eigenständiger Pendelturm, Lycée cantonal in Porrentruy; 1993
- Foyer des ABB Forschungszentrums in Baden-Dättwil; ca. 1980
- Naturhistorisches Museum in Solothurn
- Uhrenmanufaktur Omega in Biel-Bienne
- Physikabteilung, Kantonsschule Im Lee in Winterthur
USA
- Lobby des United Nations Building, New York City, New York
- Griffith Observatory auf dem Mount Hollywood, Los Angeles, Kalifornien
- Eingangshalle des National Museum of American History in Washington, D.C.
Frankreich
- Panthéon in Paris
- Musée des Arts et Métiers in Paris
- Musée du Temps in Besançon
- Rathaus von Tours
- Parc du Près la Rose in Montbéliard
Spanien
- Treppenhaus der Facultad de Ciencias, Campus Fuentenueva, in Granada
- Museo de las Ciencias Principe Felipe, Ciutat de les Arts i les Ciències, Valencia
- Museo CosmoCixa in Barcelona
- Mathematikfakultät der Universitat Autònoma de Barcelona
Luxemburg
- Treppenhaus des „Bâtiment des Sciences“ der Universität Luxemburg
Großbritannien
- Science Museum in London
- Princes Square in Glasgow
Island
- Lobby der Hauptverwaltung von Orkuveita Reykjavikur (Energieversorgung Reykjavik)
Bilder
-
Pendel in der Orangerie in Kassel
-
Pendel an der Universität Koblenz
-
Pendel im Deutschen Museum, München
-
dasselbe Pendel (von oben)
-
Pendel in Frauenburg (Polen)
Weblinks
- Foucaultsches Pendel live - Übersicht der Webcams mit einer Liveansicht
- mathematische Behandlung