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Michèle Pierre-Louis

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Michèle Pierre-Louis (* um 1947) ist eine haitianische Politikerin. Sie ist seit Ende Juli 2008 designierte Premierministerin des Landes.

Leben

Pierre-Louis ist gelernte Ökonomin. Sie war seit 1995 Exekutivdirektorin der Knowledge and Freedom Foundation (FOKAL), einer großteils von dem US-Milliardär George Soros finanzierten Nichtregierungsorganisation. In dieser Funktion hat Pierre-Louis eine landesweiten Alphabetisierungskampagne ins Leben gerufen und den Bau von 40 Bibliotheken initiiert. In den bürgerkriegsähnlichen Zuständen während der letzten Phase der Präsidentschaft von Jean-Bertrand Aristide leistete sie Anfang 2004 Widerstand gegen Polizisten, die ihre Mitarbeiter mit Waffen bedrohten.[1]

Am 23. Juni 2008 wurde sie von Premierminister René Préval als haitianische Premierministerin nominiert. Ihr Amtsvorgänger Jacques-Édouard Alexis war am 12. April 2008 vom Parlament entlassen worden, nachdem überhöhte Lebensmittelpreise im Zuge der Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008 Unruhen hervorgerufen hatten. Danach waren bereits zwei andere Nominierte (Ericq Pierre und Robert Manuel) von der Abgeordnetenkammer abgelehnt worden, was zu einer dreimonatigen Regierungskrise geführt hatte.

Am 17. Juli 2008 stimmte die Abgeordnetenkammer der Nominierung von Pierre-Louis zu (mit 61 Stimmen Pro, einer Kontra und 21 Enthaltungen), am 31. Juli 2008 auch der Senat (zwölf Prostimmen, fünf Enthaltungen, keine Gegenstimme). Senatoren der Opposition bezweifelten ihre Eignung für das Amt aufgrund von anonymen Gerüchten, sie sei lesbisch. Evangelikale forderten – allerdings erfolglos – eine parlamentarische Untersuchungskommission dazu. Öffentlich bestätigt ist lediglich, dass Pierre-Louis von ihrem Mann getrennt lebt und eine bereits erwachsene Tochter hat. Pierre-Louis gilt auch als Gegnerin eines Neuaufbaus einer eigenen Armee des Landes.

Pierre-Louis ist die zweite Frau in diesem Amt nach Claudette Werleigh. Beide Häuser müssen noch ihrem Kabinett und Regierungsprogramm zustimmen, bevor sie vereidigt wird. Da Präsident Préval im Parlament Haitis keine eigene Mehrheit hat, ist dabei mit Schwierigkeiten zu rechnen.

  1. Haitis neue Hoffnung, www.domradio.de, 18. Juli 2008