Gutmensch
Der Begriff Gutmensch wird seit etwa den 1980er Jahren als sarkastische Verunglimpfung verwendet. Er wurde wahrscheinlich von Wiglaf Droste erfunden, jedenfalls erstmals öffentlich benutzt.
Mit der Verwendung dieses Begriffes wird dem politischen Gegner übertriebene politische Korrektheit oder ein völliger Realitätsverlust unterstellt, was auf ein persönliches Defizit wie z.B. ein mangelndes Reflexionsvermögen zurückzuführen sei. Gelegentlich- wenn seitens des politischen Gegners etwa von Visionen und vom Glauben an Utopien gesprochen wird- sei auch schlicht Kitsch im Spiel. Dies wiederum sei ein Beweis für die Sachlichkeit der eigenen Argumente, denen sich der Kontrahent nur zu entziehen versuche, um die hohen moralischen Ansprüche für sich und Andere vertreten zu können.
Die so Angegriffenen sind dagegen der Meinung, Mitglieder des politisch-rechten Spektrums verwendeten den Begriff, um Bestrebungen nach Humanität, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit ins Lächerliche zu ziehen. Damit solle zudem eine Diskussion zur Sache (lat. ad rem) auf eine persönliche Ebene gezogen werden, um ihr damit auszuweichen. Durch eine polemische Herabsetzung der oppositionellen Meinung werde versucht, die eigene Position zu stärken.
Umstritten ist, ob das Wort auf den französischen Ausdruck bonhomme, zu Deutsch etwa gutmütiger Trottel, zurückzuführen ist, das manchmal in ähnlicher Bedeutung genutzt wird, das jedoch keinerlei ideologischen Aspekt hat.
Siehe auch: Philanthrop, Altruismus
Literatur
- Das Wörterbuch des Gutmenschen, Edition Tiamat 1998, ISBN 3492226957
- Das Wörterbuch des Gutmenschen Bd. 2, Edition Tiamat 2001 ISBN 3923118643
- Gerhard Henschel: Das Blöken der Lämmer. Die Linke und der Kitsch, Edition Tiamat, 1994 ISBN 3923118732