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Freiberg

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Wappen Karte
Wappen der Stadt Freiberg Deutschlandkarte, Lage der Stadt Freiberg
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Chemnitz
Landkreis: Freiberg
Geographische Lage: 50° 55' n. B.
13° 22' ö. L.
Höhe: 400 m ü. NN
Fläche: 48,05 km²
Einwohner: 42.566 (08. Februar 2005)
Bevölkerungsdichte: 918 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 09599 (alt: 9200)
Vorwahl: 03731
Kfz-Kennzeichen: FG
Gemeindeschlüssel: 14 1 77 150
Stadtgliederung: 12 Ortsteile bzw.
Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
Obermarkt 24
09599 Freiberg
Offizielle Website: www.freiberg.de
E-Mail-Adresse: pressestelle@freiberg.de
Politik
Bürgermeister(in): Dr. Uta Rensch (SPD)

Freiberg ist eine Universitätsstadt und Große Kreisstadt in der Mitte des Bundeslandes Sachsen zwischen Dresden und Chemnitz sowie die größte nicht kreisfreie Stadt in Sachsen, deren gesamter historischer Stadtkern unter Denkmalschutz steht.

Geographie

Geographische Lage

Die Stadt liegt an der nördlichen Abdachung des Erzgebirges mit dem Großteil des Stadtgebietes westlich der Östlichen oder der Freiberger Mulde. Die Stadt ist zum Teil eingebettet in die Täler des Münzbaches und des Goldbaches und liegt mit dem Zentrum in etwa 412 m NN (Bahnhof). Tiefster Punkt ist der Münzbach beim Verlassen des Stadtgebietes mit 340 m über NN, höchster Punkt bei 491 m über NN auf einer ehemaligen Bergbauhalde. Freiberg liegt innerhalb einer alten, durch den Bergbau genutzten und von ihm geprägten Rodungslandschaft und ist im Norden, Südosten und Südwesten von Wäldern, in den übrigen Richtungen von Feldern und Wiesen umgeben. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist mit den Städten Nossen im Landkreis Meißen, Roßwein im Landkreis Döbeln, der neuen Stadt Großschirma, den Städten Freiberg und Brand-Erbisdorf eine Zone der Verstädterung tendenziell im Entstehen. Diese umfasst 2004 etwa 75.000 Einwohner.

Die Keimzelle der Stadt - das ehemalige Waldhufendorf Christiansdorf - liegt im Tal des Münzbaches. An beiden Hängen dieses Tales und auf dem westlich davon gelegenen Höhenrücken entwickelte sich der ummauerte Stadtkern. Dies hat u.a. zur Folge, dass die östlich der alten Hauptstraßenachse, die als heutige Erbische Straße und Burgstraße vom ehemaligen Erbischen Tor am Postplatz zum Schloss Freudenstein führt, abgehenden Straßen, die zum Teil bis auf den Gegenhang des Münzbachtals führen, sehr steil sind. Der östlich der Hauptstraßenachse gelegene Teil wird als Unterstadt mit dem dazugehörigen Untermarkt bezeichnet. Das westlich gelegene Gebiet ist die Oberstadt mit dem Obermarkt. Der Stadtkern wird von den so genannten "Ringanlagen", die entlang der alten Stadtmauer verlaufen, umschlossen. Im Westen verbreitern sich diese Ringanlagen, in die die Kreuzteiche eingebettet sind, parkartig. Unmittelbar nördlich des Stadtkerns befinden sich neben dem Schloss Freudenstein alte Stadtmauerreste mit mehreren Mauertürmen und dem Schlüsselteich. Diese Stadtmauerreste laufen mit Durchbrüchen im Uhrzeigersinn weiter nach Osten bis zum Donatsturm. In diesem Bereich ist der historische Wallgraben dominierend. Die Südgrenze des Altstadtkerns schließlich wurden im 19. Jahrhundert durch zum Teil Bauten aus der Gründerzeites geprägt. Die B 101 flankiert als Wallstraße den Westen, die B 173 als Schillerstraße und Hornstraße den Süden der Altstadt.

Den Norden der Stadt prägt der Campus der TU Bergakademie. Dieser ist in seinen wesentlichen Teilen beiderseits der Leipziger Straße (als B 101 wichtigste Verkehrsverbindung in diesem Gebiet) in den 1950er und 1960er Jahren entstanden. Weiterhin sind hier die Stadtteile Loßnitz, Lößnitz und Kleinwaltersdorf, welches nicht unmittelbar an die städtischen Bebauungsgrenzen reicht, eingebunden. Zwischen Kleinwaltersdorf und Loßnitz liegt als Waldgebiet der Nonnenwald. Östlich der Leipziger Straße befindet sich ein Gewerbegebiet.

Der Osten Freibergs umfasst den rechten, östlichen Hang des Münzbachtales, das Tal der Freiberger Mulde und Teile der östlich davon gelegenen Hochfläche. Da hier über Jahrhunderte intensiver Bergbau umging, ist dieses Gebiet vor allem von den dazugehörigen Anlagen, Bergbauhalden und Industrieanlagen, von denen auch bis in die Gegenwart hinein neue errichtet wurden, gekennzeichnet. Große Flächen der Bergbauhalden sind ab den 1960er Jahren begrünt worden und zeigen sich als Wald. Der Stadtteil Halsbach an der B 173 ist eine alte Streusiedlung, in der vor allem Bergleute mit ihren Familien wohnten, am Osthang der Mulde. Zwischen den 1960er und 1990er Jahren befand sich hier (zusammen mit den Schornsteinen in Muldenhütten) ein "Ensemble" von insgesamt sechs Schornsteinen (zwischen 120 m und 200 m Höhe), die weithin die Freiberger Stadtsilhouette prägten. In Richtung Osten läuft die Sachsen-Franken-Magistrale zuerst in einem tiefen Einschnitt dann in einem, nach Norden offenen Bogen aus der Stadt, um nach Passieren des Muldenhüttener Eisenbahnviadukts die Richtung nach Dresden einzuschlagen. In Richtung Südosten läuft die Landstraße in Richtung Osterzgebirge und Tschechien aus der Stadt. Die geschlossene Wohnbebauung im östlichen Stadtgebiet stammt im Wesentlichen aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nördlich der Dresdner Straße befindet sich zwischen Donatsturm und ehemaligen Bahnhof Freiberg (Ost) der mehrere Jahrhunderte alte Donatsfriedhof. Weitere Friedhöfe befinden sich nördlich davon.

Freibergs Süden ist in erster Linie von der in Ost-West-Richtung verlaufenden Eisenbahntrasse, die auf hohen Dämmen die nordwärts verlaufenden Täler von Münzbach und Goldbach queren, bestimmt. Diese Eisenbahntrasse mit ihrem ehemals sehr bedeutendem Güterbahnhof schneidet im Süden bereits die steiler werdenden, ins Erzgebirge führenden Hänge an. Zwischen Bahnhof und Altstadt befanden sich ehedem auch alte Grubenbaue. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts nimmt das Terrain die Bahnhofsvorstadt ein. Um den Bahnhof herum gibt es alte Industrieflächen und am Wernerplatz befindet sich der Busbahnhof. In ihrem westlichen Teil ist die Wohnqualität der Bahnhofsvorstadt höher als im Osten, wo sich der alte Jüdenberg (jüdische Vorstadt) und mehrere Vorwerke befanden. Südwestlich des Stadtkerns schließt sich südlich der Chemnitzer Straße (B 173) Freibergsdorf an. Südlich der Bahntrasse befindet sich ein in den 1930er Jahren angelegtes Siedlungsgebiet. Zwischen diesem und der Bahntrasse und dem Stadtteil Zug wurden zwischen den 1960er und 1980er Jahren die Wohngebiete Seilerberg und Wasserberg angelegt, die kreissegmetförmig den Ring bis fast zur Chemnitzer Straße im Westen schließen. Durch diese Wohngebiete läuft auch eine Straßentangente von West nach Ost, die die Innenstadt vom Fernverkehr entlasten kann. Zug ist sehr von kleineren Bergwerkshalden geprägt, dient heute überwiegend als Siedlungsgebiet mit vielen Einfamilienhäusern. An der B 101, der Annaberger Straße, befinden sich Einkaufszentren und Gewerbegebiete. Fast unmerklich geht das Gebiet von Zug in das Stadtgebiet von Brand-Erbisdorf über. Der Stadtteil Langenrinne im Südosten im Tal der Münzbach war ehemals landwirtschaftlich geprägt und ist heute auch Wohngebiet in aufgelockerter Bauweise. Zwischen Langenrinne und dem Seilerberg hat die Solarindustrie einen Standort gefunden.

Der Westen schließlich stellt die bevorzugte Wohngegend dar. Man findet hier den Stadtpark, ein Freizeitzentrum und einen Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der ebenfalls in den 1980er Jahren erbaut worden ist. Ausgangs des 19. Jahrhunderts entstanden hier größere Villen und auch während der DDR-Zeit wurden hier Einfamilienhäuser errichtet. Der Stadtteil Friedeburg ist eine Mischung von Villenkolonien, Wohngebiet aus den 1980er und 1990er Jahren und neuerer aufgelockerter Bebauung. Hier läuft die Landstraße in Richtung Hainichen und Mittweida aus der Stadt. Im Südwesten wird die Stadt vom Hospitalwald, in dem sich ein Freibad und ein Campingplatz befinden, begrenzt. Durch diesen Wald läuft die Eisenbahntrasse Richtung Westen.

Siehe dazu: Übersichtskarte

Nachbargemeinden

Nördlich wird Freiberg von Großschirma und Halsbrücke, östlich von Hilbersdorf (Sachsen), südöstlich von Weißenborn (Erzgebirge), südlich von Brand-Erbisdorf und westlich von Oberschöna begrenzt.

Stadtgliederung

ist ein ehemaliges Dorf und jetziger Stadtteil. Es liegt nordwestlich des Stadtkerns und ist durch Eigenheimbebauung geprägt.

Geschichte

Das Gebiet von Freiberg lag im Miriquidi, einem Urwald, der sich über große Teile Sachsens (vor allem über seine südlichen Grenzregionen) erstreckte. Hier wurde um 1168 in Christiansdorf mit der Donatikirche als Dorfkirche auf dem Gebiet des Klosters Altzella an der Handelsstraße Halle-Leipzig nach Prag gediegenes Silber im Bleiglanz gefunden. Es handelte sich hierbei um die berühmteste Ganglagerstätte von Edel- und Buntmetallen der Erde. Daraufhin kamen der Sage nach Bergleute aus Goslar, das damals gerade verwüstet wurde, und siedelten sich in der nach ihrer Herkunft benannten, zweiten Siedlung, der Sächsstadt, an. Sie zog die Kunde, dass der "Berg frei" sei, an. Die in der Literatur immer angegebene Stadtgründung 1186 ist nicht belegbar - vielmehr müssen die Stadtanfänge deutlich früher -spätestens um 1170 - angesetzt werden. Um 1170/80 wurde der markgräfliche Herrenhof als Burg, die Markgraf Otto der Reiche von Meißen erbauen ließ, errichtet (seit dem 16. Jh. Schloß "Freudenstein"). Der Markgraf hatte sich zu diesem Zweck von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) das Bergregal verleihen lassen. In der Umgebung der Sächsstadt entstand die dritte Vorläufersiedlung, die Stadt Freiberg mit der Jakobikirche als Bergleutekirche.

Freiberg, Südwestfront des Obermarktes mit Petrikirche und Brunnendenkmal 2004
Freiberg, Untermarkt mit Dom, 1917
Freiberg; Dom St. Marien mit Stadt- und Bergbaumuseum am Untermarkt im Jahre 2004

1180 bis 1185 wurde die Marienkirche, der spätere Dom (Kollegiatsstift 1480), begründet. Um 1220/40 (Dendrodatum 3. Turmgeschoss 1224/25) entstanden die Türme der Nikolaikirche als letzter oberirdisch erhaltener Rest der zweiten romanischen steinernen Nikolaikirche, die nach Abbruch der ersten, wohl um 1170 entstandenen ersten Steinkirche (Saalbau) seit dem ausgehenden 12. Jh. erbaut wurde. Die Stadt kann auf eine ereignisreiche Geschichte, die vor allem durch den Bergbau bestimmt wurde, zurückblicken. Im hohen Mittelalter war Freiberg die größte Stadt in der Mark Meißen, bis sie im 15. Jahrhundert von Leipzig übertroffen wurde.

Datei:FGNikolaikirche.jpg
Nikolaikirche Freiberg

Freiberg gilt als die Mutter der sächsischen Bergstädte und war die erste freie Bergstadt Deutschlands. Die Stadt war im hohen Mittelalter der wirtschaftliche Mittelpunkt und zugleich die bevölkerungsreichste Stadt der Markgrafschaft Meißen sowie jahrhundertelang Münzstätte. Wie archäologische Ausgrabungen und die dendrochronologische Bestimmung mehrere Holzstraßen belegen, war die plan- und regelmäßig angelegte Oberstadt um Obermarkt und Petrikirche seit den 1180er Jahren in Bau. Der Name "Freiberg" läßt sich erstmals 1201 belegen. Stadt- und Bergverfassung, das "ius Freibergensis", das in der Kulmer Handfeste 1233 erwähnt wurde, stellte eine Einheit dar und die bürgerliche Autonomie hatte einen hohen Stand. Ab 1227 wurde das romanische Stadtsiegel, das älteste der Mark Meißen, verwendet. Frühzeitig wurden moderne Produktions- und Handelsformen in Gruben, Schmelzhütten, im Fernhandel und Geldgeschäft geschaffen. 1230 entstand die Goldene Pforte, 1236 wurde ein Dominikanerkloster und etwa gleichzeitig ein Franziskanerkloster gegründet. 1248 ist ein Kloster der Magdalenerinnen nachgewiesen. 1260 wurde eine Stadtschule eingerichtet, die 1515 zur Lateinschule umgewandelt worden war. Im 14. Jahrhundert kam es zu einer ersten Krise im Bergbau. 1400 wurde die erste Knappschaft genannt. Nach der Leipziger Teilung 1485 kam Freiberg mit seinen Erzgruben zur Linie der Albertiner. Zur Zeit der Reformation wurde es 1505 Fürstensitz und damit sächsische Residenz, hier herrschte der Wettiner Heinrich der Fromme. Seine Frau Katharina von Mecklenburg förderte den protestantischen Glauben. In dieser Zeit, nach dem letzten großen Stadtbrand von 1484 entstanden bis 1512 der Dom, mit der Tulpenkanzel von Hans Witten um 1510, der Domherrenhof 1484/88, das spätgotische Rathaus 1470 bis 1474, 1401 bis 1440 die spätgotische Nikolaikirche sowie Bürgerhäuser im Stil von Spätgotik und Renaissance. Der Dom war von 1541 bis 1694 (Übertritt Augusts des Starken zum katholischen Glauben) Begräbnisstätte der Wettiner. Im 15. Jahrhundert verlor Freiberg wegen der Abwanderung von Kapital seine führende wirtschaftliche Stellung innerhalb Sachsens an Leipzig. Im 16. Jahrhundert blühte der Silberbergbau erneut auf, es wurden neue Bergbauanlagen und Hüttenwerke angelegt. Dies schlug sich in der Metallverarbeitung und im Kunsthandwerk (Hillingersche Glockengießerei) und in der Wissenschaft durch das Wirken des Arztes und Montanwissenschaftlers Ulrich Rülein von Calw nieder. Die erste Druckerei ist 1550 nachgewiesen. Bergbauliche Wasseranlagen der heutigen so genannten Revierwasserlaufanstalt Freiberg, die auf Betreiben des Bergmeisters Martin Planer um 1550 entstanden, ziehen sich mit Teichen und Kunstgräben weiter südlich bis nach Sayda hin. Die ober- und unterirdischen Anlagen dienten in niederschlagsarmen Zeiten mit ihren Teichen und Gräben vor allem der Überbrückung der Versorgung mit Brauchwasser, da sonst der Bergbau zum Erliegen gekommen wäre. Auch konnte damit in Teufen über 400 m vorgedrungen werden. Das Sprengen mit Sprengstoff im Bergbau ist 1613 durch Martin Weigel oder Weigold in Freiberg erfunden worden und wurde auch in Sachsen erst seit 1643 allgemeiner gebräuchlich.

Übertagelehrschacht und Schaubergwerk "Alte Elisabeth" in Freiberg
Freiberg, Schwedendenkmal

1632 nahm während des Dreißigjährigen Krieges das kaiserliche Heer die Stadt - Sachsen stand auf schwedischer Seite - ein. Nachdem der Kurfürst von Sachsen mit dem Kaiser Frieden geschlossen hatte, und damit Sachsen die Seite gewechselt hatte, konnten Schwedische Belagerungen während des Dreißigjährigen Krieges 1639 und 1642 bis 1643 erfolgreich abgewehrt werden. Schloss Freudenstein wurde im Stil der Renaissance umgebaut. Der Bergbau wurde aber durch diesen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen und konnte erst ab 1700 wieder an Aufschwung gewinnen. Der Orgelbauer Gottfried Silbermann wirkte ab 1711 in Freiberg. In der Schlacht bei Freiberg, dem letzten Gefecht des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763), besiegte Heinrich von Preußen, ein Bruder Friedrichs des Großen, am 29. Oktober 1762 die Österreicher. 1765 wurde die Bergakademie als zweite (nach der in Schemnitz/Banská Stiavnica in der Slowakei) montanwissenschaftliche Hochschule der Welt gegründet. Nordischer Krieg, Schlesischer Krieg und Siebenjähriger Krieg fügten der Stadt und dem Bergbau wiederum beträchtliche Schäden zu. 1724 und 1728 kam es innerhalb der stadt noch einmal zu zwei lokalen Stadtbränden. 1790 wurde das Stadttheater eröffnet.

Freiberg, Untermarkt mit Dom, 1917

1848 und 1849 kämpften Freiberger auf den Barrikaden in Dresden. Im 19. Jahrhundert wurden erhebliche Teile der Stadtbefestigung mit ihren ehemals fünf Stadttoren abgetragen. 1862 erfolgte der Eisenbahnanschluss nach Dresden, 1869 nach Chemnitz, 1873 nach Nossen und 1875 nach Mulda. Die Anbindung an das deutsche Eisenbahnnetz und die Anlage eines sehr großzügigen Bahnhofs begünstigte eine beschleunigte industrielle Entwicklung. 1886 fand der so genannte Freiberger Geheimbundprozess gegen August Bebel und andere statt. Anfang des 20. Jahrhunderts mussten fast alle Erzgruben ihren Betrieb einstellen. Am 27. Oktober 1923 forderte das Vorgehen der Reichswehr im Rahmen der Reichsexekution 26 Todesopfer. Während der Zeit des Nationalsozialismus befand sich in Freiberg ein Außenlager des KZ Flossenbürg. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am 7. Mai 1945 die Stadt im Wesentlichen unzerstört an die Rote Armee übergeben.

Durch die Aufnahme von vielen ausgebombten Menschen der umliegenden Großstädte und von Vertriebenen wuchs die Einwohnerzahl von Freiberg sprunghaft. Freiberg gehörte mit ganz Sachsen zur Sowjetischen Besatzungszone. Bemühungen der SDAG Wismut in der Nachkriegszeit, spaltbares Material in Form von Uranerz im Freiberger Bergbaurevier zu finden, waren nicht erfolgreich. Ab 1952 wurde in der DDR im Rahmen einer Verwaltungsreform die Stadt dem Bezirk Karl-Marx-Stadt zugeschlagen. In den 1950er und 1960er Jahren wurden große Teile des jetzigen Campus der TU errichtet. Der Bergbau auf Zink und Blei lief bis 1969 weiter, bevor er endgültig eingestellt wurde. Durch den massiven Ausbau der Hüttenindustrie in und um Freiberg zum Zentrum der Nicht-Eisen-Metallurgie (Zinn, Zink und Blei) und wegen der unbefriedigenden Lösung des Problems der Abwasser- und Abgasreinigung entstanden enorme Schäden an der Umwelt in der näheren und weiteren Umgebung. Im Süden, Südwesten und Westen der Stadt entstanden zwischen 1964 und 1990 größere Wohngebiete. Um 1970 überstieg die Einwohnerzahl 50.000.

Siehe auch: Geschichte Sachsens

Eingemeindungen

Als erstes wurden 1907 die Vorstädte Freibergsdorf und 1908 Friedeburg eingemeindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte 1957 das Waldhufendorf Loßnitz und die Streusiedlung Lößnitz. Das östlich der Freiberger Mulde liegende Halsbach wurde 1979 dem Freiberger Stadtgebiet zugeschlagen. Den vorläufigen Abschluss fanden die Eingemeindungen 1994 mit Zug und Kleinwaltersdorf.

Einwohnerentwicklung

Bevölkerungsentwicklung
vor 1471 4.845 1870 etwa 21.600 1966 etwa 48.400
1474 4.112 1880 etwa 25.300 1972 50.549
1499 5.603 1885 etwa 26.000 1984 50.964
1515 6.380 1890 etwa 29.000 1988 etwa 51.600
1533 8.480 1905 etwa 30.600 2002 etwa 44.533
1546 9.228 1910 etwa 36.200 2003 44.105
1776 etwa 7.800 1946 42.278

Quelle: unter anderem Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, Schriftenreihe 6, 1986

Politik

Das Rathaus von Freiberg zu Weihnachten

Stadtrat

Ergebnis der Stadtratswahl vom 13. Juni 2004:

Partei Stimmenanteil Sitze
Haus/Grund 24,8% 9
CDU 24,1% 9
PDS 17,9% 6
SPD 9,4% 3
AUW 8,0% 3
IFS 5,4% 2
NPD 5,3% 2
FDP 2,6% 0
Grüne 2,4% 0

Die Wahlbeteiligung betrug 47,1 % Prozent.

Bürgermeister

Oberbürgermeisterin ist Dr. Uta Rensch (SPD).

Wappen

Historische Wappendarstellung der Stadt Freiberg über der Nikolaikirche in Freiberg
Historische Wappendarstellung der Stadt Freiberg an einem Erker des Rathauses in Freiberg
Historische Wappendarstellung der Stadt Freiberg über dem Eingangsportal des Rathauses in Freiberg

Das Wappen der Stadt Freiberg zeigt in Blau eine von Zinnen gekrönte, in der Mitte erhöhte silberne Bossenmauer mit offenem Tor und hoch gezogenen Fallgatter, dahinter drei silberne Rundtürme mit roten Dächern und goldenen Fähnchen auf goldenen Knäufen, der Mittelturm höher und stärker, das Tor belegt mit einem goldenen Schild, darin ein schwarzer Löwe. Es ist erstmals 1227 als Siegel belegt und damit das älteste Stadtsiegel der Mark Meißen. Die Stadtfarben sind gelb und schwarz.

Städtepartnerschaften

Freiberg unterhält insgesamt neun Städtepartnerschaften, in Deutschland allein mit drei Städten mit Amberg, Clausthal-Zellerfeld und Darmstadt, in den Niederlande mit Delft, in Frankreich mit Gentilly, in Israel mit Ness-Ziona, in Tschechien mit Příbram, in Russland mit Ust-Ilimsk und in Polen mit Wałbrzych.

Wirtschaft und Infrastruktur

Geschichte:

Der Freiberger Silberbergbau, der zur Stadtgründung führte und der spätere Erzbergbau, die Aufbereitung der Erze und deren Verhüttung, das damit in enger Verbindung stehende Handwerk, die Dienstleistungen und weiter verarbeitende Industrien sowie die Wissenschaft, insbesondere die Montan- und Geowissenschaften prägten über 800 Jahre die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. In der Stadt waren neben dem Bergbau die Aufbereitung und Verhüttung fast aller Nichteisenmetalle, der Spurenmetalle und Edelmetalle zu Hause. Freiberg und Muldenhütten waren Münzstätten. Weiterhin wurden in Freiberg Halbleiterwerkstoffe hergestellt und Siliziumkristalle gezüchtet. Der Maschinenbau (Papiermaschinen), der Metallleichtbau, die Elektronik, die feinmechanische und optische Industrie, die Lederindustrie, die Textilherstellung, die Porzellanindustrie und die Lebensmittelindustrie waren vertreten

Gegenwart:

Verkehr

Freiberg ist über die Autobahn A 4, Abfahrt Siebenlehn über die Bundesstraße 101, aus Richtung Dresden und aus Richtung Chemnitz über die Bundesstraße 173, welche sich in Freiberg kreuzen, zu erreichen. Aus Richtung Leipzig wird die Stadt über die Autobahn A 14, Abfahrt Nossen-Ost über die Bundesstraße 101 erreicht. Freiberg ist Kreuzungs- und Ausgangspunkt mehrerer Staatsstraßen in Richtung Reinsberg, Halsbrücke, Dippoldiswalde, Frauenstein, Altenberg (Sachsen), Brand-Erbisdorf, Kleinschirma und Hainichen.

Freiberg liegt an der Sachsen-Franken-Magistrale, einer wichtigen Eisenbahnverbindung in Deutschland etwa mittig zwischen Dresden und Chemnitz. Von Freiberg aus führt die Nossen-Brüxer Eisenbahnstrecke ins Erzgebirge auf ihrem in Betrieb befindlichen Teilabschnitt bis nach Holzhau. Der Abschnitt nach Nossen ist stillgelegt.

Die nächst gelegenen Flughäfen sind Dresden-Klotzsche (45 km) und Leipzig/Halle (110 km). In der Nähe von Großschirma beziehungsweise Langhennersdorf verfügt die Stadt über einen Verkehrslandeplatz.

Der ÖPNV erfüllt durch ein 7 Linien umfassendes Stadtbusnetz, in das Brand-Erbisdorf und Oberschöna integriert sind, seine Funktion.

Medien

Fernsehen: Stadtfernsehen Freiberg "eff3" [1]
Presse: Freie Presse - Lokalteil


Bildung und Forschung

TU Bergakademie Freiberg:

Die Technische Universität Bergakademie Freiberg ist die älteste montanwissenschaftliche, d.h. auf den Bergbau bezogene Bildungseinrichtung der Welt. Sie wurde 1765, in der Zeit der Aufklärung, durch Prinz Xaver als Ausbildungsstätte für Bergleute in Freiberg gegründet, als Sachsen nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg den Bergbau forcieren musste, um Reparationen zu zahlen.

Siehe auch: Technische Universität Bergakademie Freiberg.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Freiberg verfügt über 1.250 technische, kunstgeschichtliche und kulturelle Denkmäler verschiedenster Art und Größe, deren Auflistung und Beschreibung den enzyklopädischen Rahmen weit übertrifft.

Der Donatsturm in Freiberg

Theater

Museen

Bauwerke

Regelmäßige Veranstaltungen

Kulinarische Spezialitäten

  • Freiberger Bauerhase - ehemals ein spezielles Fastengebäck
  • Freiberger Magenwürze - ein Kräuterlikör
  • Freiberger - ein Pilsener Bier
  • Freiberger Eierschecke - ein Gebäck

Persönlichkeiten

die in der Stadt gewirkt oder mit ihr auf andere Weise verbunden sind.

Silbermannorgel im Freiberger Dom

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstiges

Dialekt:

Freiberg liegt an einer Grenze von zwei Formen des Sächsischen Dialektes: östlich das Südostmeißnische und westlich das Südmeißnische, welche beide den fünf Meißnischen Dialekte zuzurechnen sind.

Literatur

  • Hanns-Heinz Kasper / Eberhard Wächtler (Hrsg.), Geschichte der Bergstadt Freiberg, Hermann Böhlaus Nachfolger: Weimar 1986, ISBN 3-7400-0051-1
  • Otfried Wagenbreth / Eberhard Wächtler (Hrsg.), Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie: Leipzig 1988, 2. Aufl.
  • Yves Hoffmann / Uwe Richter (Hrsg.), Denkmale in Sachsen: Stadt Freiberg. Beiträge I-III. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Freiberg: Werbung & Verl., 2002-2004, ISBN 3-936784-00-0.
  • Manfred Bensing u. A. / Heinz Göschel (Hrsg.), Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik, VEB Bibliographisches Institut: Leipzig: 1985, 3. Aufl.
  • Fritz Siefert und Manfred Weisbrod, Das Lexikon der deutschen Städte, XENON Verlagsgesellschaft mbH Hamburg: Lizenzausgabe 1993, ISBN 3-8212-1258-6.
  • Lutz Heydick, Günther Hoppe, Jürgen John (Hrsg.), Historischer Führer. Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Urania-Verlag: Leipzig Jena Berlin 1981, 1. Aufl.

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