ARIS
Das ARIS-Konzept (Architektur integrierter Informationssysteme) von Prof. August-Wilhelm Scheer (Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes) soll erreichen, dass ein betriebliches Informationssystem vollständig seinen Anforderungen gerecht werden kann.
Es geht von einer Aufteilung des Modells in Beschreibungssichten und -ebenen aus, die eine Beschreibung der einzelnen Elemente durch dafür speziell vorgesehene Methoden ermöglicht, ohne das gesamte Modell einbeziehen zu müssen.
Beschreibungssichten
ARIS stützt sich hauptsächlich auf seine eigene Vier-Sichten-Architektur (ARIS-Haus). Diese vier Sichten sind die Organisations-, Daten-, Steuerungs- und Funktionssicht auf einen Prozess. In verschiedener Literatur wird auch noch eine fünfte, die so genannte Leistungssicht zu Sichten hinzugezählt. Die Einteilung in Sichten erfolgt unter anderem, um die Komplexität das Modells in vier/fünf Facetten aufzubrechen und so die Prozessmodellierung einfacher zu gestalten.
Jede Sicht des ARIS-Konzeptes gibt das Modell eines Geschäftsprozesses unter einem bestimmten Aspekt wieder:
- Funktionssicht: Alle funktionalen Elemente
- Organisationssicht: Alle Ressourcen (Menschliche Arbeitskräfte, Maschinen, Hardware), d. h. alle Organisationseinheiten
- Datensicht: Alle Ereignisse (die Daten generieren) und Umfelddaten sowie Schriftverkehr, Dokumente etc.
- (Leistungssicht: Alle Dienst-, Sach- und finanziellen Leistungen)
- Steuerungssicht: Integration der vorangegangenen Sichten in einen logischen und zeitlichen Ablaufplan
Beschreibungsebenen
Jede Facette des ARIS-Hauses ist in drei Ebenen eingeteilt: Fachkonzept, Datenverarbeitungskonzept (=DV-Konzept, IV-Konzept) und Implementierungsebene:
- Fachkonzept: Strukturierte Darstellung eines Prozesses mittels DV-fremden Beschreibungsmodellen (je nach Sicht z. B.: ERM, EPK, Organigramm, Funktionsbaum)
- DV-Konzept: Umsetzung des Fachkonzeptes in DV-nahe Beschreibungsmodelle (je nach Sicht z. B.: Relationen, Struktogramme, Topologien)
- Implementierungsebene: DV-technische Realisierung der beschriebenen Prozessteile (je nach Sicht z. B. mittels Erstellung von Programmcode, Datenbanksystemen, Einsatz von Protokollen)
Das ARIS-Konzept wurde die Grundlage verschiedener Software-Produkte, insbesondere für das bekannte ARIS-Toolset.
ARIS-Toolset
Das ARIS-Toolset ist ein Software-Werkzeug der deutschen Firma IDS Scheer AG zum Erstellen, Pflegen und Optimieren von Geschäftsprozessen, das auf dem ARIS-Konzept basiert.
Es wird häufig bei der Implementierung von SAP-Systemen genutzt, das Produkt ist aber auch für andere Einsatzgebiete geeignet. So kann das ARIS-Toolset auch Verwendung finden, wenn im Rahmen einer ISO 9000-Zertifizierung ein Qualitätshandbuch erstellt werden muß. In diesem Fall kann die Software verschiedene Teile dieses Qualitätshandbuches automatisch aus der Prozessdatenbank erstellen.
Technisch gesehen, ist das ARIS-Toolset ein datenbankbasiertes Softwareprodukt, das kollaborativ Beschreibungen von Wertschöpfungsketten ("grob") bis hinunter zu feingranularen "ereignisgesteuerten Prozessketten" (EPKs) ermöglicht. Dabei wird die Modellierung von Prozessen insbesondere durch den in ARIS integrierten Methodensupport vereinfacht, d.h. jedes Modellierungselement in ARIS entspricht einem methodisch definierten Objekt, welches nur zu den Modellierungselementen eine semantische Beziehung aufbauen kann, welche auch sinnvoll und erlaubt sind.
Die Bedienung weist Ähnlichkeiten mit Microsoft Visio auf.
Löschgrund -- 84.184.54.40 11:37, 17. Mär 2005 (CET)
==Literatur==
- Stahlknecht, P. / Hasenkamp, U.; Einführung in die Wirtschaftsinformatik; Springer; Berlin; 2001; ISBN 3540419861
- Scheer, August-Wilhelm / Jost, Wolfram; ARIS in der Praxis; Springer; Berlin; April 2002; ISBN 3540430296
- Scheer, August-Wilhelm; Architektur integrierter Informationssysteme; Springer; Berlin/Heidelberg et al.; 1992; ISBN 3540554017