Mimoyecques (V3-Bunker)


Der unterirdische V3-Bunker von Mimoyecques liegt westlich der Ortschaft Landrethun-le-Nord zwischen Boulogne-sur-Mer und Calais, 8 km von der Kanalküste entfernt. Von hier sollte im Zweiten Weltkrieg das etwa 160 km entfernte London aus den fünf 140 m langen V3 Geschützrohren beschossen werden.
Baugeschichte
Geplant war, fünf solcher Batterien zu je fünf Rohren zu bauen. Ein fortgeschrittenes Baustadium erreichte jedoch nur die noch heute zugängliche östliche Batterie, zur westlichen waren die Bahnlinien und Zugänge gebaut. Die anderen drei blieben im Planungsstadium.
Die Organisation Todt begann im September 1943 mit der Anlage der unterirdischen Stollen im Kreidegestein. Neben Tausenden von Zwangsarbeitern waren hier auch etwa 450 Bergleute aus dem Ruhrgebiet als Fachkräfte tätig. Sie legten zunächst einen 600 Meter langen Hauptstollen mit einem Eisenbahngleis an. Von dort aus trieben sie Querstollen zu einem weitern 300 Meter langen Verbindungstunnel. Die vier Abschusskanäle begannen auf einer 80 Meter tieferen Ebene, die über Aufzugsschächte in den Verbindungstunnel reichten.
Noch vor ihrem ersten Schuss wurde der Bunker am 6. Juli 1944 durch drei Tallboy-Fliegerbomben zerstört. Eine Bombe fiel in einen, zu diesem Zeitpunkt nicht durch eine Betonabdeckung verschlossenen Aufzugschacht. Die 80 m tiefe, 9 Stockwerke unter den Boden reichende Anlage wurde erheblich beschädigt. Die Pumpen fielen sofort aus und es gab zahllose Tote. Aufgrund des schnell ansteigenden Grundwasserspiegels konnten diese nie geborgen werden.
Bislang wurde davon ausgegangen, dass die Anlage niemals fertig gestellt wurde. In den vergangenen Jahren berichteten britische Quellen von möglichen V3 Einschlägen während des Zweiten Weltkriegs. Diese Berichte sind bislang jedoch nicht gesichert.
Ende August 1944 gaben die Deutschen das Projekt auf. Nach der Befreiung der Region durch kanadische Truppen wurde die Anlage von Colonel Sanders untersucht und aufgezeichnet. Im Mai 1945 sprengten britische Pioniere Teile der Bunkeranlage.
Museum
Seit den 80er Jahren sind der Hauptstollen sowie mehrere Verbindungsstollen der ersten Ebene zugänglich und museal erschlossen. In den Stollen sind mehrsprachige Erklärungstafeln angebracht. Am Eingang werden Infomationsbroschüren und eine Dokumentation von Zeitzeugenaussagen angeboten. Dort befindet sich auch ein kleines Café. 2009 soll das privat getragene Museum vom V2-Anlagemusem La Coupole in Helfault übernommen werden.
Gedenkstätte

An die Toten der alliierten Luftstreitkräfte, darunter Joseph P. Kennedy junior, dem älteren Bruder des späteren US-Präsidenten, sowie die zahllosen zu Tode gekommenen Zwangsarbeitern aus 18 Nationen erinnern verschiedene Gedenkstätten im Stollen.
Weblinks
Koordinaten: 50° 51′ 11″ N, 1° 45′ 32″ O