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Aserbaidschanische Sprache

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Die aserbaidschanische Sprache (Eigenbezeichnung: Azərbaycan dili beziehungsweise Azärbaycan dili) ist seit 1994 die Bezeichnung für die in der Republik Aserbaidschan gesprochene Sprache. Kurzformen sind: Azərbaycanca und Azärbaycanca (Aserbaidschanisch) sowie Azərice beziehungsweise Azärice (Aseri).

1994 wurde die heutige Sprachbezeichnung eingeführt.

Allgemeines

Die aserbaidschanische Sprache lässt sich in zwei große Hauptblöcke einteilen, das Nordaserbaidschanische und das benachbarte Südaserbaidschanische. Es handelt sich dabei um eine Turksprache, die mit dem benachbarten Türkischen eng verwandt ist. Ferner ist Aserbaidschanisch die wichtigste Minderheiten-Sprache Südaserbaidschans im heutigen Iran.

Aserbaidschanisch gehört zur südtürkischen Sprachgruppe.

Sprecherzahl

In der heutigen Republik Aserbaidschan gaben bei der Volkszählung (1979) 5,7 Millionen Menschen Aserbaidschanisch als Muttersprache und rund 27 % der Minderheiten als Zweitsprache an. Rund 860.000 Aserbaidschaner leben auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR. Davon 300.474 in Georgien, 282.713 in Russland (davon 90 % in Dagestan), 84.590 in Armenien und 78.460 in Kasachstan. Im benachbarten Iran werden offiziell 9,8 Millionen Sprecher des Aserbaidschanischen angegeben. Die auf rund 2,5 Millionen geschätzten „Turkomanen“ des Irak sind mehrheitlich als Sprecher des Aserbaidschanischen anzusehen.

Bis zum Jahre 1992 wurde von den Russen und auch von den Aserbaidschanern die ältere Sprachbezeichnung Azəri Türkçesi beziehungsweise Azäri Türkçesi (Aseri-Türkisch) für die Amtssprache Aserbaidschans verwendet, die heute allerdings nur noch von der türkischen Turkologie weiter verwendet wird.

Datei:Aserbaidschanisches Sprachgebiet.PNG
Verbreitungsgebiet der aserbaidschanischen Mundarten

Mit der Übernahme des Neuen Türkischen Alphabetes (1992) wurde nun die Bezeichnung Türkçe auf das Aserbaidschanische angewandt. Endziel der damaligen aserbaidschanischen Regierung war die Vereinigung des Landes mit der benachbarten Türkei.

In der Türkei können die ostanatolischen Dialekte ab Erzurum als Aserbaidschanisch angesehen werden.

Der Language Code ist az bzw. aze (nach ISO 639).

Nordaserbaidschanisch

Nordaserbaidschanisch (Eigenbezeichnung: Türkçe beziehungsweise Türkler) ist die Bezeichnung für die Variante des Aserbaidschanischen im Kaukasus und der Ost-Türkei. Es gehört heute zur südtürkischen Gruppe innerhalb der Turksprachen. Es ist heute Staatssprache der Republik Aserbaidschan.

Sprecherzahl und Dialekte

Nordaserbaidschanisch ist die Muttersprache von rund 6,8 Millionen Menschen, weitere 4 Millionen sind zweisprachig. Das Nordaserbaidschanische zerfällt in zahlreiche Dialekte, die auch weit nach Süden und in den Westen ausstrahlen: Kuba, Derbent, Baku, Şemaxa, Salianı, Lənkoran oder auch Länkoran, Qazaq, Airym, Borcala, Terekeme, Kızılbaş, Nuqa, Zakatalı (Mugalı), Kutkasen, Erevan, Naxçevan, Ordubad, Kirovabad, Susa (Qarabaq), Karapapak.

Geschichte und Alphabete

Das Nordaserbaidschanische bildete einst mit dem Südaserbaidschanischen die Sprachgruppe des Alt-Aserbaidschanischen.

Das Altaserbaidschanische gilt als unmittelbarer Erbe des Oghusischen und hat, neben dem Türkischen, die turkmenische Sprache als engere Verwandte. Es ist damit eine der südtürkischen Sprachen.

Die Sprache ist seit dem 11. Jahrhundert Schriftsprache und wurde mit dem arabischen Alphabet geschrieben.

Ab dem 12. Jahrhundert begann die Trennung des eigentlichen Aserbaidschanischen vom Türkeitürkischen, die bereits um 1450 vollzogen war.

1828 wurde das altaserbaidschanische Sprachgebiet zwischen Russland und Persien geteilt: das nördliche Sprachgebiet kam an das russische Zarenreich, während das südliche an den persischen Schah fiel. Aus dem nördlichen Sprachgebiet ging in der Folgezeit das "Neu-Aserbaidschanische" – eben die als "Nordaserbaidschanisch" bekannte Sprache – hervor, während das südliche Sprachgebiet im Wesentlichen auf dem Lautstand des Alt-Aserbaidschanischen verblieb. Infolge der Grenzziehung zwischen Russland und dem Osmanischen Reich fiel ein großer Teil des nordaserbaidschanischen Sprachgebietes an die heutige Türkei.

1923 wurde in Baku den Turkvölkern ein lateinisch-basiertes Alphabet vorgestellt, das so gut entwickelt war, dass es schließlich von allen nichtslawischen Völkern Russlands übernommen wurde: Das „Einheitliche türkische Alphabet“. 1930 wurde dieses Alphabet verbindlich für Aserbaidschan übernommen, doch musste die Landessprache ab 1940 in einem angepassten kyrillischen Alphabet geschrieben werden.

Ab dem 22. Dezember 1992 wurde von Aserbaidschan das türkeitürkische Alphabet übernommen, das um 5 Zusatzzeichen ergänzt wurde. Dieses Alphabet heißt nun – wie auch ursprünglich in der benachbarten Türkei – „Neues türkisches Alphabet“. Die Vertreter der Turkstaaten der ehemaligen UdSSR beschlossen, dieses Alphabet bis 2005 zu übernehmen.

Gegenüberstellung der lateinischen und kyrillischen Buchstaben Nordaserbaidschans

(Aa Аа), (Əə Әә), (Bb Бб), (Cc Ҹҹ), (Çç Чч), (Dd Дд), (Ee Ее), (Ff Фф), (Gg Ҝҝ), (Ğğ Ғғ), (Hh Һһ), (Xx Хх), (Iı Ыы), (İi Ии), (Jj Жж), (Kk Кк), (Qq Гг), (Ll Лл), (Mm Мм), (Nn Нн), (Oo Оо), (Öö Өө), (Pp Пп), (Rr Рр), (Ss Сс), (Şş Шш), (Tt Тт), (Uu Уу), (Üü Үү), (Vv Вв), (Yy Јј), (Zz Зз).

Am 1. Januar 2003 wurde allein das lateinische Alphabet für den amtlichen Schriftverkehr verbindlich und die kyrillische Schrift – gegen den Protest Russlands und der russischen Minderheit im Lande – endgültig abgeschafft.

Der Language Code ist AZE.

Südaserbaidschanisch

Südaserbaidschanisch (Eigenbezeichnung: Turki beziehungsweise Turk dili) ist die Bezeichnung für die meistvertretene türkische Sprachgruppe im Iran. Es gehört ebenfalls zur südtürkischen Gruppe innerhalb der Turksprachen. Als Alternativbezeichnungen gelten „Aseri“ oder auch „Aseri-Türkisch“.

Sprecherzahl und Dialekte

Die gesamte Sprecherzahl beläuft sich auf rund 13.865 Millionen. Ungefähr 13 Millionen Menschen oder 20 % der Bevölkerung geben im Iran dann auch „Turki“ als Muttersprache an, und von diesen sind dann auch rund 9,8 Millionen als „aserbaidschanische Minderheit“ von der schiitischen Regierung anerkannt. Umstritten ist jedoch die sprachliche Zugehörigkeit der sogenannten „Chorassan-Türken“ im nordwestlichen Iran. Von der Wurzel her ist sie jedoch als (Süd-)Aserbaidschanisch anzusehen, weist aber zahlreiche Übergänge in die benachbarten Turksprachen Turkmenisch und Usbekisch auf.

In dieser Zahl sind auch die rund 290.000 Afşar, 5.000 Aynallu, 7.500 Baharlu, 1.000 Moqaddam, 3.500 Nafar, 1.000 Pişagçi, 3.000 Qajar, 2.000 Qaragozlu und 65.000 Şahsavani (1978) enthalten.

Rund 5.000 Sprecher des Südaserbaidschanischen leben heute in Afghanistan. Die Volksgruppe der irakischen Turkomanen (die auf eine Kopfzahl zwischen 900.000 (UNO-Angabe) und 2,5 Millionen (Eigenangabe) geschätzt werden) und die 30.000 „Türken“ in Syrien (1961) gelten im Allgemeinen als Sprecher des Südaserbaidschanischen. Die erste freie Wahl des Irak ergab nun mit dem Stimmenanteil von 1,1 % der abgegebenen Stimmen für die Vertreter der turkomanischen Parteien, dass die turkomanische Volksgruppe tatsächlich um 180.000 Menschen umfasst.

Rund 530.000 Aserbaidschaner leben offiziell in der Türkei, doch dürfte ihre Zahl dort aber wesentlich höher sein.

Einige Hundert Südaserbaidschaner leben auch in Jordanien, und werden dort den „Türken“ zugerechnet, während sie sich selbst als „Turkmenen“ bezeichnen.

Südaserbaidschanisch zerfällt in zahlreiche Dialekte: Aynallu (Inallu, Inanlu), Karapapak, Tabriz, Afşari (Afşar, Afsar), Şahsavani (Şahseven), Moqddam, Baharlu (Kameş), Nafar, Qaragozlu, Pişagçi, Bayat und Qajar.

Als eigenständige aseri-türkische Dialekte gelten auch die Sprachen der Teimurtaş, das auch als „Teimuri“, „Timuri“ oder „Taimouri“ bekannt ist, in Mazandaran. Dieser entstammt usbekisch-turkmenischer Wurzel, und die rund 7.000 Sprecher führen sich auf den Mongolenherrscher Timur zurück. Die Volksgruppe der Salçug (Provinz Kerman) gelten als Nachfahren der Seldschuken, während die Herkunft der Qaşqai noch nicht ganz geklärt ist.

Geschichte und Schrift

Südaserbaidschan teilte bis 1828 die Geschichte der späteren Republik Aserbaidschan. Mit der nun erfolgten Trennung mit den nördlichen Dialekten des Aserbaidschanischen – aus ihnen ging in der Folgezeit das „Neu-Aserbaidschanische“ hervor – verblieb das südliche Sprachgebiet auf dem Lautstand des Altaserbaidschanischen.

Seit alters her wird für das Südaserbaidschanische das persisch-arabische Alphabet verwendet.

Doch in neuerer Zeit gehen viele Südaserbaidschaner dazu über, das Lateinalphabet Nord-Aserbaidschans als Schriftsprache zu verwenden.