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Bukowina

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Bukowina (zu deutsch etwa Buchenland) ist eine historische Landschaft in Südosteuropa. Die nördliche Hälfte gehört zur Ukraine und ist Teil der Oblast Czernowitz. Die südliche Hälfte um die Stadt Suceava gehört zu Rumänien. Hier liegt auch der Klosterarchipel der Moldauklöster die im Unesco-Welterbe aufgenommen sind. Östlich der Bukowina liegt die historische Landschaft Bessarabien, deren Hauptteil der Staat Moldawien bildet, nordwestlich davon Galizien.

Geographie

Die Landschaft grenzt im Süden an die Karpaten, den Übergang nach Siebenbürgen bildet der aus dem Dracula-Roman bekannte Borgo-Pass. In den Karpaten entspringen die Flüsse Siret und Moldova (siehe auch Erklärung Moldau), nach letzterem sind Landschaft und Fürstentum Moldau benannt. Im Norden geht das Land in die Ebene über und reicht bis an den Dnestr. Auch der Pruth, der östliche Grenzfluss Rumäniens, fließt durch die Bukowina.

Bevölkerung

Historische Hauptstadt ist Czernowitz. Das Herzogtum Bukowina erstreckte sich im Jahr 1900 auf 10.041 km² und hatte 730.000 Einwohner. Die Bevölkerung war sehr stark gemischt, wobei neben Ukrainern und Rumänen der Anteil der Juden vor allem im Gebiet um Czernowitz sehr bedeutend war. Sie waren auch die Träger deutscher Kulturüberlieferungen in diesem Landstrich.

Geschichte

Im Mittelalter Teil des Fürstentums Moldau kam es mit diesem 1514 unter osmanische Herrschaft. 1776 kam es nach dem Frieden von Küçük-Kajnarca an Österreich, das sich so für seine "Vermittlerdienste" zwischen dem Osmanischen Reich und Russland "belohnen" ließ. Ursprünglich wurde es als Teil Galiziens verwaltet und erst 1849 zum selbständigen Kronland. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zur Gänze an Rumänien, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zwischen Rumänien und der Sowjetunion aufgeteilt. Die Juden wurden in den 40er Jahren größtenteils ermordet (siehe Transnistria). Die Geschichte der Bukowina hat Gemeinsamkeiten mit der Geschichte von Galizien.

Kulturblüte und Untergang

Aus geographischen und historischen Gründen entstand in der Bukowina eine multikulturelle, deutschsprachige Literatur. Czernowitz wurde ein Zentrum intensiven Handels- und Kulturaustausches zwischen den benachbarten Ländern. Der Mittelpunkt bildete die 1875 in Czernowitz gegründete Franz-Joseph-Universität. Der berühmteste Autor der Bukowina des späten neunzehnten Jahrhunderts war Karl Emil Franzos (1848–1904), der erste Herausgeber der Gesammelten Werke Georg Büchners (1813–1837). Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Bukowina Teil des rumänischen Königreiches wurde, sollte die deutschsprachige Kultur eine zweite, letzte Blüte unter Alfred Margul-Sperber (1898–1967), Rose Ausländer (1901–1988), Alfred Kittner (1906–1991) sowie Paul Celan (1920–1970) erleben, um nur einige wenige, klingende Namen von Lyrikern aus der Bukowina deutsch-jüdischen Ursprungs zu nennen. Auch Ninon Hesse, geb. Ausländer, die dritte Ehefrau Hermann Hesses wurde 1895 in Czernowitz geboren. Der wachsende Nationalismus setzte dem Prozess dieser jüdischen Akkulturation jedoch ein jähes Ende. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten in Vernichtungslager deportiert. Heute spricht man aus diesem Grund von der Versunkenen Literaturlandschaft der Bukowina.

siehe auch