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Sender Gleiwitz

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Der Sender Gleiwitz war ein deutscher Radiosender in Gleiwitz, einer Großstadt im damals deutschen Oberschlesien. Heute gehört Gleiwitz (polnisch Gliwice) zu Polen.

Weltberühmt wurde der Rundfunksender nahe der damaligen Grenze zu Polen durch einen von der SS fingierten Überfall am 31. August 1939. Zusammen mit einigen anderen, ebenfalls von der der SS organisierten Aktionen zum selben Zeitpunkt lieferte dieser Zwischenfall Hitler-Deutschland den Vorwand zum Angriff auf Polen.
Allgemein gilt der Überfall auf den Sender Gleiwitz am Vorabend des Einfalls der Wehrmacht in Polen als der Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939. Organisiert und geplant wurden alle Aktionen vom Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich.

Der „Überfall“ auf den Sender Gleiwitz

Am Abend des 31. August 1939 dringt der SS-Sturmbannführer Alfred Naujocks zusammen mit fünf oder sechs SS-Leuten in den Sender Gleiwitz ein. Die gesamte Aktion wäre beinahe völlig gescheitert, da der Sender Gleiwitz kein eigenes Programm ausstrahlt, sondern sein Programm vom Sender Breslau übernimmt. Ein Rundfunkspezialist im SS-Kommando findet schließlich ein so genanntes „Gewittermikrophon“. Nur mit diesem Mikrophonanschluss sind Live-Durchsagen überhaupt möglich und dies ist eigentlich nur geplant, damit die Sendeleitung mitteilen kann, wenn eine Sendung – etwa bei Gewitter – gestört ist. Das laufende Programm konnte unterbrochen werden und über den Sender wurde ein angeblicher Aufstand der polnischen Minderheit ausgerufen:

Achtung! Achtung! Hier ist Gleiwitz. Der Sender befindet sich in polnischer Hand … Die Stunde der Freiheit ist gekommen!
Die vorbereitete Rede wird verlesen. Sie dauert knapp vier Minuten. Die Sendung endet mit dem Aufruf: Hoch lebe Polen!

Ein Toter – aus einem KZ herbeigeschafft und intern als „Konserve“ bezeichnet – wurde als „Beweis“ für den angeblichen polnischen Überfall in der Sendeanlage zurückgelassen. Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, dann verschwanden Naujocks und seine Männer wieder.

Nachtrag zur Kleidung

Immer wieder findet sich (auch in der Wikipedia) der Hinweis, die beteiligten SS-Angehörigen hätten polnische Uniformen getragen. Das ist falsch.

Richtig ist:

  • Im Vorfeld der Aktion hatte die SS polnische Armeeuniformen (von der Wehrmacht) besorgt.
  • In derselben Nacht fanden an der polnischen Grenze noch weitere Aktionen statt. Es ist nicht auszuschließen, dass einige der SS-Angehörigen dabei diese Uniformen auch trugen.

Die Beteiligten am Sender Gleiwitz waren jedoch definitiv in Zivil gekleidet — Sie „spielten“ schließlich polnische Zivil-Aufständische.

Einziger noch erhaltener Sendeturm aus Holz

Der 118 Meter hohe Sendeturm des Gleiwitzer Senders ist heute noch erhalten. Er ist aus sächsischen Fichtenholz gebaut und dürfte heute nach dem Abriss des hölzernen Sendeturms in Ismaning am 16. März 1983, der höchste Holzturm der Welt (und der einzige noch erhaltene Sendeturm aus Holz) sein. Er trägt eine Sendeantenne für Mittelwelle. Der Sender Gleiwitz war nach dem Zweiten Weltkrieg als Mittelwellensender für den polnischen Rundfunk in Betrieb. Heute findet kein Sendebetrieb mehr von diesem Standort statt. Die Anlagen dürften aber noch funktionsfähig sein.

Museum

Seit dem 2. Januar 2005 ist der Sender Gleiwitz ein Museum. Das Museum zeigt die alte Rundfunktechnik des Senders und dokumentiert den Überfall von 1939.

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